(spr. kiawatschi),Vincenz, Schriftsteller, geb. zu
Wien,
[* 2] wurde Eisenbahnbeamter, begann indes schon in dieser
Stellung litterarisch thätig zu sein. Als Mitarbeiter der
»Wiener
Allgemeinen
Zeitung« (seit 1883) brachte er allsonntäglich unter der
Maske der
Frau Sopherl, eines
»Weibes vom
Stande«, nämlich
dem
Stande auf demWiener Obstmarkt, heitere Betrachtungen in
WienerMundart über die Vorkommnisse in der
abgelaufenen
Woche, und diese
Maske wußte er mit so viel
Laune und Persönlichkeit auszustatten, daß die
Frau Sopherl vom Naschmarkt 1890 mit
ihrem ganzen Anhang von
Gevattern und Freundinnen auf die
Bühne der
Josephstadt gebracht wurde (vonL.Krenn
und Chiavacci) und viel Beifall errang.
Seine gemütvollen
Bilder aus dem
Wiener Volksleben hat Chiavacci in mehreren Bändchen gesammelt: »Aus dem Kleinleben der Großstadt«
(Wien 1886),
»Wo die alten
Häuser stehen«
(das. 2889). InGemeinschaft mit Chiavacci Karlweis hat Chiavacci auch ein Volksstück: »Einer vom alten
Schlag« (1886),
geschrieben, das sich aber auf der
Bühne nicht erhielt.
Mehr Erfolg hatte 1892 seine gemeinsam mitL.Krenn geschriebene
Posse:
»Die von der Burgmusik«. Er gehörte zur
Tafelrunde Amengrubers, an dessen
»Figaro« er auch mitschrieb. 1891 war Chiavacci
Redakteur
des
Wiener Witzblattes »Kikeriki«, gegenwärtig
ist er Mitredakteur des
»Wiener Tagblattes«.
Trognitz berechnet in
»Petermanns Mitteilungen« (1889, S. 96) das
Areal auf 776,000 qkm. Die Bevölkerungsziffer erhöht sich
auf 3,232,000, wenn man 50,000
Araukaner,
Indianer, Tschingo und
Feuerländer nebst solchen, welche sich der Zählung entzogen
haben, der obigen
Ziffer hinzurechnet. Die Zählung vom ergab 2,527,230 Bewohner, von denen
1,263,781 männlichen und 1,263,536 weiblichen
Geschlechts waren. Die Fremdenbevölkerung wuchs zwischen 1875 und 1885 von
26,635 auf 87,011
Personen (51,730 männliche, 35,281 weibliche). Nach
Nationalitäten verteilten sich diese auf 6808 Deutsche,
[* 6] 5303
Engländer, 4198
Franzosen,
Das Nationalinstitut, eine Art Gynmasium, zählte 1887: 1057 und die 22
Lyceen 3820
Schüler.
Andre höhere
Schulen für
Knaben über 14 Jahre
gab es 27 und für erwachsene Mädchen 13. Von
Elementarschulen bestanden 293 für
Knaben, 199 für
Mädchen, 418 für beide
Geschlechter. Diese
Elementarschulen wurden von 43,640
Knaben und 37,722 Mädchen besucht. 1888 wurden
noch mehr
Elementarschulen eingerichtet und für diese und die höheren
Schulen zusammen 1,406,000
Pesos
verwendet, 1889 wurden dafür 1,675,470
Pesos ausgesetzt. Das gesamte Erziehungswesen kostete dem
Staate 1888 6,325,255
Pesos.
Über 60 neue große
Schulen sind neuerdings eröffnet, eine noch größere Zahl projektiert. Die Nationalbibliothek in
Santiago
zählt 70,000, die des Nationalinstituts über 30,000
Bände.
Die meteorologische Zentralstation hat mehr als 30 über das ganze Land zerstreute Nebenstationen. Das
Unterrichtswesen steht unter einem aus 14
Gliedern bestehenden Unterrichtsrat, dessen Hauptaufgabe es ist, die vom
Staate unterhaltenen
Schulen und Lehranstalten mit geeigneten Lehrkräften zu versehen, die
Kandidaten prüfen zu lassen, die ihnen zukommenden
Titel zu verleihen u. a. Der
Schulzwang wird sich erst einführen lassen, wenn dem jetzigen Mangel an
Schulen
abgeholfen ist. Die Zahl deutscher
Schulen, auch höherer, ist keine geringe. An
Zeitungen und
Zeitschriften erscheinen 202 (2
deutsche); in
Santiago 7, in
Valparaiso 4 tägliche große
Zeitungen.
Die Kupferproduktion ist in den letzten 10
Jahren bedeutend zurückgegangen, 1879 betrug der
AnteilChiles an der Gesamtproduktion
der
Erde noch 35,5 Proz., 1889 nur noch 9,2
Proz. (24,250 gegen 49,000
Ton.); exportiert wurden 1889: 31,432,231 kg. Der
Export von
Gold
[* 7] wertete 1888:
748,596, der von Goldmineralien 1,213,834
Doll., von Silberbarren 7,723,957, von silberhaltigen
Mineralien
[* 8] 851,005
Doll. Von
Iquique wurden für 19,810,219, von
Pisagua für 14,547,363
Doll.
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findet, ist tertiäre Glanzkohle, welche der westfälischen Glanzkohle qualitativ gleichkommt. Weizenbau wurde 1885 auf 292,979
Hektar betrieben; 1888 betrug die Ernte
[* 14] 11 Mill. hl. Das Land brauchte selbst nur 6 Mill., konnte daher 5 Mill. ausführen,
nimmt demnach unter den Getreide
[* 15] exportierenden Ländern die fünfte Stelle ein. Die Ausfuhr von Weizen (meist
nach England) betrug 92,885,447 kg im Werte von 4,548,729 Pesos, die von Mehl
[* 16] (meist nach Ecuador)
[* 17] 3,152,553 kg, von Gerste
[* 18] (meist
nach England) 24,260,509 kg (vgl. auch Getreideproduktion). Der Weinbau umfaßt bereits 70,000
Hektar mit einer Jahresproduktion von 1 ½ Mill. hl, doch ist die Ausfuhr noch gering (1888 für 41,532
Pesos). Von sämtlichen Ausfuhrartikeln entfallen auf den Bergbau
[* 19] 91, auf den Ackerbau 6,3, auf die Industrie 2,7 Proz. Die Handelsbewegung
war in den beiden letzten nachgewiesenen Jahren folgende:
Die Eisenbahnen hatten 1890 eine Länge von 2709 km, davon 1068 km Staats- u. 1641 km Privatbahnen.
[* 23] Die Post beförderte 1889 durch 506 Anstalten
17,606,056 Briefe, 42,143 Warenproben, 1,114,001 offizielle Sendungen und 24,715,629 Zeitungen und Drucksachen.
Der südamerikanische Freistaat, welcher wegen der Ruhe und Ordnung im Innern und seiner Erfolge nach außen stets gepriesen
worden war, wurde 1891 durch einen langwierigen verderblichen Bürgerkrieg erschüttert. Der Präsident
Valmaceda, der als Führer der Liberalen 1886 zum Präsidenten gewählt worden war, stellte sich bald auf den bisher auch von
den frühern Präsidenten, namentlich von Montt, vertretenen Standpunkt, daß der vom Volke gewählte Präsident nicht von der
Mehrheit des Kongresses abhängig sei, daß er gleich dem Präsidenten der Vereinigten Staaten
[* 25] von Nordamerika
für die Zeit seiner Amtsdauer eine monarchische Gewalt, vor allem das Recht des Veto und der Ernennung der Minister nach seinem
Belieben habe.
Balmaceda rechnete besonders auf die Unterstützung der demokratischen Partei. Dagegen verlangte die aus der Aristokratie hervorgegangene
Mehrheit des Kongresses, daß der Präsident nur solche Ministerien ernenne, die ihr genehm seien. Der Konflikt wurde verschärft
durch die Günstlingswirtschaft Valmacedas. Zum neuen, 1891 zu erwählenden Präsidenten wünschte Balmaceda seinen Freund,
den Minister des Innern Sanfuentes, er nannt zu sehen. Um dies zu verhindern, beschloß der Kongreß ein Gesetz,
welches die Freiheit der Präsidentenwahl gegen den unberechtigten Einfluß der Regierung schützen sollte, Valmaceda ließ
nun Sanfuentes als Präsidentschaftskandidaten fallen, legte aber gegen jenes Gesetz sein Veto ein.
Der Kongreß verweigerte darauf seine Zustimmung zum Staatshaushaltsgesetz von 1890/91, und Balmaceda sah sich genötigt, 43 Tage
ohne Budget und ohne Steuern zu regieren, was große Verwirrung hervorrief, bis ein aus allen Parteien zusammengesetztes
Ministerium die Bewilligung des Staatshaushalts erlangte. Sobald dies erreicht war, berief Valmaceda wieder seine alten Freunde
in das Ministerium, und als der Kongreß die Ernennung eines ihm genehmen Kabinetts forderte, schloß er ihn im Oktober 1890,
noch ehe er das Budget für 1891/92 und das Gesetz über den Bestand der Kriegsmacht für 1891 genehmigt
hatte. Der Verfassung gemäß hatte nun ein parlamentarischer Ausschuß, die Comision
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