von der
Presse
[* 2] scharf getadelt wurde; weder über die Bedeutung der
Verträge mit der
Union und mit Argentinien, noch über
die Finanzlage wurden klare und bündige Aufschlüsse gegeben. Es kam daher bald zu einem
Konflikt zwischen dem
Präsidenten
und dem
Kongreß. Nach Art. 38 der neuen
Verfassung war das Vetorecht des
Präsidenten dadurch beschränkt,
daß eine Gesetzvorlage trotz des
Vetos des
Präsidenten Gesetzeskraft erhalten sollte, wenn sie zum zweitenmal durch eine
Zweidrittel-Mehrheit der
Kammern genehmigt sei, und daß der
Präsident des
Senats dann das
Recht habe, das
Gesetz zu verkünden.
Entrüstet über die verschwenderische Finanzwirtschaft und den
Nepotismus derRegierung, genehmigte der
Kongreß zwei
Gesetze, von denen das eine die
Verwaltung mehrerer
Ämter in der
Union oder in den
Staaten durch eine
Person für
unzulässig erklärte, das andre die Befugnisse der
Gouverneure verminderte.
Fonseca setzte beiden
Gesetzen sein
Veto entgegen,
da sie verfassungswidrig seien. Der
Kongreß stellte darauf beideGesetze zur zweiten Beratung.
Kurz entschlossen löste
Fonseca4. Nov. den
Kongreß auf,
weil er das Vetorecht des
Präsidenten zu beschränken versucht habe,
und verhängte denKriegszustand; alle Gegner der
Republik und Anhänger der
Monarchie wurden mit sofortiger
Deportation bedroht.
Fonseca erfand den sogen. Sebastianismus (monarchistische Bestrebungen), um seinen Gewaltstreich
zu rechtfertigen. Ein
Manifest vom 6. Nov. verkündete, daß der
Präsident die
Verfassung und die
Freiheit der
Wahlen schützen
sowie alle Geldverbindlichkeiten und auf
Gesetzen beruhenden Verpflichtungen erfüllen und nur solche
Gesetze zurücknehmen werde, die sich gegen das allgemeine
Wohl und die Sicherheit der
Regierung richteten; die
Neuwahlen für
den
Kongreß sollten bald stattfinden und der neugewählte
Kongreß eine
Revision der
Verfassung vornehmen. In welcher
Weise die
Diktatur sich
Geld verschaffen wollte, zeigte ein
Erlaß vom8. Nov., wonach die Staatsbahnen
[* 3] gegen Vorausbezahlung
der halben
Pacht in
Gold
[* 4] auf 33 Jahre verpachtet werden sollten.
Der
StaatsstreichFonsecas erregte in mehreren
Provinzen große Unzufriedenheit, und die große und wichtige Südprovinz
Rio Grande do Sul
[* 5] lehnte sich offen gegen die
Diktatur auf. Sehr bald kam es auch in der Hauptstadt zu einem Pronunciamiento
der
Kriegsflotte unter
Admiral Mello. Als dieselbe 23. Nov.Rio mit Beschießung bedrohte, dankte
Fonseca ab. Der als
Präsident
ausgerufene Vizepräsident,
General Peixoto, erließ 25. Nov. eine Bekanntmachung, daß die gesetzliche
Ordnung wiederhergestellt,
die
Auflösung des frühern
Kongresses für null und nichtig erklärt und derBelagerungszustand aufgehoben
sei. Der
Kongreß wurde zum 18. Dez. einberufen. Die neue Umwälzung vollzog sich wie die frühern ohne Blutvergießen, wirkte
aber beruhigend, und der
Aufstand in den
Provinzen machte keine Fortschritte. Der
Admiral Custodia de Mello trat an die
Spitze
eines neuen
Ministeriums. Die
Kammern vertagten sich bereits wieder
Außerdem hat Brauns auf dem Gebiet wissenschaftlich-stenographischer Forschung tüchtige
Arbeiten veröffentlicht, die zur Erwartung
weiterer hervorragender Leistungen dieser Art von ihm berechtigen. Die noch kleine Anhängerschaft seines Stenographiesystems
gibt ein Fachblatt heraus und bildet seit den Allgemeinen
Verband
[* 11] BraunsscherStenographen, der vier
Vereine mit 100 Mitgliedern
umfaßt. Brauns schrieb: »Welche Anforderungen sind an eine Schulkurzschrift zu stellen?« (Hamb.
1888);
»Entwurf und Begründung eines neuen Schulkurzschriftsystems« (das. 1888);
»Kurzschriftliches
Lesebuch nach eignem
System«
(das. 1889);
Die Zunahme war im Zeitraum 1885-90 mit einem jährlichen
Durchschnitt von 1,61 Proz. stärker als in
den drei vorhergehenden
Perioden (1880-85: 1,28, 1875-80: 1,29, 1871-75: 1,20
Proz.).
Mehr als die Hälfte des
Zuwachses entfiel jedoch auf den
Kreis
[* 14] Braunschweig, wo er fast ausschließlich durch die
Vermehrung der
Einwohnerschaft der Hauptstadt verursacht wurde. 1890 gehörten 201,428
Personen dem männlichen, 202,345
dem weiblichen
Geschlecht an; seit 1885 hat die weibliche
Bevölkerung etwas stärker zugenommen als die männliche (8,6 zu
8,2 Proz.). Die städtische
Bevölkerung, welche 1885 erst 39,9 Proz. der Gesamtbevölkerung
ausmachte, ist auf 42,3 Proz. gestiegen und hat um 14,9
Proz. zugenommen, während sich die ländliche
Bevölkerung nur um 4,1 Proz. vermehrte. Unter den 13
Städten
des Herzogtums besitzt nur Braunschweig (101,047) mehr als 100,000 Einw., zwei über
10,000 Einw.
(Wolfenbüttel
[* 15] 14,484 und Helmstedt 10,955). Der Staatshaushaltsetat für die
Finanzperiode 1890-92 (2 Jahre)
beträgt an
Einnahmen und
Ausgaben 24,225,200
Mark, also pro Jahr 12,112,600 Mk. Die Hauptposten des zweijährigen
Etats sind folgende:
¶
Die öffentliche Schuld betrug Ende 1890: 66,192,250 Mk., wovon auf die Kammerschuld 727,063 Mk. und auf
die Landesschuld 65,465,187 Mk. entfallen. An Aktiven bestanden 42,316,417 Mk. -
Zur Litteratur: Beste, Geschichte der braunschweigischen Landeskirche (Braunschw. 1889);
Koldewey, Geschichte des Schulwesens
im Herzogtum Braunschweig bis 1831 (das.