erfolgreichen Wirken jenes
Streifkorps zu verdanken, das 1882 zur Ausrottung des Räuberwesens errichtet wurde. Das aus 600 Mann
und 12
Offizieren bestehende
Korps vollzog in 6 Abteilungen den Streifdienst an der montenegrinischen
Grenze, und zwar unter
Nachahmung der den
Räubern eignen
Taktik, bei der es hauptsächlich auf gegenseitiges Überlisten ankam.
Mit Rücksicht auf die erzielten
Resultate ist 1888 die eine Hälfte des
Korps und April 1891 auch die zweite Hälfte desselben
aufgelöst worden. Während seines Bestandes hat das allgemein gefürchtete
Korps, das
man in Bosnien
[* 2] »Strafuni« nannte, 46
Räuber
erschossen und 12 lebend gefangen. Was schließlich die finanzielle
Lage des
Landes anbelangt, so ist dieselbe
auch heute sehr günstig. Nach dem Staatsvoranschlag für 1892 betragen die
Kunstgewerbe. Vor wenigen
Jahren ist zum erstenmal ein neuer kunstgewerblicher
Artikel auf den
Markt gebracht
worden, dem sofort die unbeschränkte Billigung aller zu teil geworden ist, die die vornehme, wenn auch unauffällige
Wirkung
einer edeln und tadellos gehandhabten
Technik würdigen konnten. Es sind dies die Schmucksachen
[* 3] und Kleingeräte
aus
Holz
[* 4] mit eingelegten
Ornamenten aus Silberdraht, die in
Bosnien auf Anregung des kaiserl. königl. österreichischen
Museums für
Kunst und
Industrie gefertigt werden.
Etwas absolut
Neues sind sie genau genommen nicht. Denn die
Technik ist ein Überrest der seit dem frühen
Mittelalter im
Orient nachweisbaren Tauschierung oder Damaszierung auf
Metall. Als diese noch heute in
Persien,
[* 5]
Indien und in
Ostasien blühende
Industrie in der europäischen Türkei
[* 6] ausgestorben war, erhielt sich dort das gleiche Zierverfahren in
leichter zu behandelnden
Stoffen wie
Horn und
Holz. Die in diesen Materialien für den heimischen
Gebrauch
in
Bosnien gearbeiteten Gegenstände, wie
Bestecke, Zigarettenspitzen, Pistolengriffe und Ähnliches, veranlaßten den
Minister
für
Bosnien, v.
Kallay, das
Museum zu reformatorischem Eingreifen zu beauftragen.
Dieses bezweckte, die schöne, aber im
Verfall und
Absterben begriffene
Hausindustrie auch dem europäischen
Gebrauch dienstbar
zu machen und ihr durch ein größeres Absatzgebiet neues
Leben einzuflößen. Wie eine derartige
Reform
und Ausnutzung nicht gemacht werden durfte, zeigte zur Genüge das Vorgehen der
Engländer in
Indien.
Dort wurden den altorientalischen
Arbeitsweisen in vielen
Fällen europäische
Formen untergeschoben und hierdurch wie durch Einführung billiger
Farben das überlieferte
Formgefühl und der
Farbensinn geschädigt.
Davon hat man sich in
Österreich
[* 7] frei gehalten. Man hat nur so viel geändert, als nötig war, um den
bosnischen
Arbeiten weitere Verwertbarkeit zu verschaffen. Die alte Ornamentik blieb unberührt; auch die Entwertung durch
weniger sorgfältige Massenarbeit wurde verhütet. Man hat die besten
Arbeiter, die sich noch fanden, angehalten, als
Leiter
der Werkstätten von
Sarajevo,
Foca und
LivnoSchüler auszubilden und ihre
Kunst
auf Gegenständen des
europäischen
Gebrauchs auszuüben. So wurden zuerst an
Stelle der Rauchgeräts und
Waffen
[* 8] Mantelschließen,
Stock- und Schirmgriffe,
Manschettenknöpfe, Fächergestelle,
Bestecke und ähnliche Kleingeräte gefertigt. Außerdem wurden den
Ateliers edlere Holzsorten
zugeführt, und zwar nur solche, von deren rötlichem, dunkelbraunem, schwarzem oder olivengrünem
Grunde
sich das feine
Ornament in Silberfäden und
Tropfen geschmackvoll und deutlich abheben konnte.
Die
Motive der Ornamentik sind von alters her dem orientalischen Kunsthandwerk eigentümlich. Es sind dieselben, die überall
da zur Anwendung kommen, wo es sich um
Verzierung einer
Fläche mit einfachen
Linien handelt, also vornehmlich
in der Tauschierung und Filigranarbeit.
[* 9] Naturgemäß gestattet die leichtere
Technik im weichen
Material eine größere Mannigfaltigkeit
und reichere Entfaltung der
Formen. Die
Linien, Blättchen,
Tropfen und
Punkte des
Ornaments werden zumeist, namentlich bei den
kleinern Gegenständen, so eng zusammen komponiert, daß der Gegenstand völlig mit einem metallischen Schimmer
überdeckt wird.
Dabei wird das
Ornament keineswegs undeutlich. Denn was vor allem an den neuen bosnischen
Arbeiten aufs höchste zu bewundern
ist, ist die unübertrefflich feine, bis ins kleinste tadellose technische Ausführung. Das
Verfahren ist ziemlich einfach.
Die
Zeichnung wird auf dem
Holz mit
Zirkel oder
Nadel leicht vorgeritzt und dann mit feinen
Meißeln vertieft.
In die
Furchen werden die zurechtgebogenen, auf einer
Kante etwas angeschärften Silberfäden oder
Abschnitte von
Drähten mit
verschiedenem
Durchschnitt eingehämmert.
Das Ganze wird abgezogen und poliert. Mehrere Spezialausstellungen bosnischer
Industrie zeigten, daß in den letzten
Jahren
große Fortschritte gemacht worden sind. Außer dem Kleingerät erschienen auch Bildern. Spiegelrahmen,
Taburett-Tische, Schmuckkassetten,
Lampen
[* 10] und
Etageren, deren
Flächen ganz mit den feinen Linienverschlingungen in
Gold,
[* 11]
Silber
und
Kupfer
[* 12] bedeckt waren. Man war hier auch über die Filigranmotive hinausgegangen und hatte für die größern
Flächen dem
persisch-türkischen Flachmuster entnommene
Elemente mit bestem Erfolg verwertet. In
Deutschland
[* 13] haben diese bosnischen
Einlegearbeiten zum erstenmal auf der Karlsruher Fächerausstellung einen großen Erfolg davongetragen.
Auch zur Herstellung von getriebenen und gravierten
Arbeiten in
Silber und
Kupfer hat man die alte handwerkliche Geschicklichkeit
der bosnischen
Bevölkerung
[* 14] herangezogen. Den persischen Metallarbeiten stehen diese Erzeugnisse in keiner
Weise nach, sie
übertreffen sie vielmehr, weil auf Reinheit der
Ornamente
[* 15] und Sauberkeit der Ausführung genau geachtet
wird. Als drittes neues
Produkt des wiedererweckten bosnischen
Kunstgewerbes sind die
Teppiche und Vorhänge in
Wolle zu nennen.
Sie sind in Gobelintechnik ausgeführt und ähneln daher auch in der
Musterung am meisten den persischen und türkischen
Kilims;
nur in der etwas matten Färbung stehen sie hinter den letztern noch zurück.