herausgegebenen biographischen Sammelwerk »Führende
Geister« die
Biographie:
»LudwigAnzengruber. Der Mann, sein Werk, seine
Weltanschauung«
(Dresd. 1881). Bettelheim war ein langjähriger vertrauter
FreundAnzengrubers, nach dessen
Tode ihm im
Verein mit zwei
andern die Aufgabe zufiel, die Gesamtausgabe seiner Werke zu besorgen. Gegenwärtig arbeitet
er an einer
BiographieBertholdAuerbachs auf Grundlage des gesamten litterarischen
Nachlasses. Bettelheim ist als
Kritiker ein Anhänger der Sainte-Beuveschen
Richtung und mit der französischen Litteratur unsers
Jahrhunderts nicht minder als mit der deutschen vertraut.
[* 4] Der Futtersaft der Bienenlarven zeigt, je nachdem es sich um die
Larven einer
Königin, von Arbeitern oder von
Drohnen handelt, einen sehr wesentlichen Unterschied in der
Zusammensetzung, wie analytische Untersuchungen von A. v.
Planta-Reichenau
ergeben. Die Königinlarve erhält während der ganzen Dauer ihres Larvenzustandes (sieben
Tage) nur fertig
vorverdautes, aus den besten
Nährstoffen bereitetes
Material, bestehend durchschnittlich aus 45 Proz. stickstoffhaltigen
Stoffen,
aus 13 Proz.
Fett und aus 20 Proz.
Zucker;
[* 5] es ist
frei von jeder Pollenhülse und wird der
Larve in verschwenderischer
Menge in
die Wiege gelegt.
Honig wird dem Futterbrei nicht zugesetzt; an Trockensubstanz insgesamt enthält das
Futter der Königinlarve
im
Mittel 30,60 Proz. Auch bei der
Fütterung derLarven, die zu Arbeiterbienen werden, wird wie bei der Königinlarve das
Futter
während der ganzen Larvenzeit von den fütternden
Bienen vollständig vorverdaut, allein in der
Zusammensetzung desFutters
herrscht eine wesentliche Verschiedenheit, je nachdem die zu fütternde
Larve unter oder über vier
Tage alt ist.
In der ersten
Periode enthält der Futterbrei der Arbeiterlarven 53 Proz. stickstoffhaltige
Stoffe, 8 Proz.
Fett und 18 Proz.
Zucker;
in der zweiten
Periode dagegen sinkt der
Gehalt an stickstoffhaltigen
Stoffen aufca. 27 Proz., das
Fett auf 3 Proz., während der
Zucker auf 44 Proz. steigt;
das Steigen des
Zuckers hat seinen
Grund darin, daß im zweiten Larvenstadium
der Futterbrei starke Honigzusätze erhält;
der
Gehalt an Trockensubstanz beläuft sich beim Arbeiterbrei auf 28,3 Proz.
Die
Ernährung der
Larven, aus welchen
Drohnen entstehen, ähnelt der
Ernährung der Arbeiterlarven, indem
auch hier mit dem
Alter von vier
Tagen die
Ernährung eine andre wird;
der Unterschied in der Ernährungsweise zeigt sich aber
nicht nur in der andern
Zusammensetzung des
Futters, sondern ganz besonders darin, daß die Drohnenlarven vom vierten
Tage an
nur noch einen Teil des
Futters vorverdaut erhalten, während ihnen im übrigen unverdauter Vollen geliefert
wird. Im ersten
Stadium enthält der Futterbrei der Drohnenlarven an stickstoffhaltigen
Stoffen 56 Proz., an
Fett 12 Proz.,
an
Zucker 9 Proz., im zweiten 31 Proz. stickstoffhaltige
Stoffe, 4 Proz.
Fett und 38 Proz.
Zucker;
auch hier ist die
Steigerung des Zuckergehalts eine
Folge von Honigzusätzen zum Futterbrei;
an Trockensubstanz enthält der Drohnenfutterbrei
27,2 Proz. Die
Ursache der
Verschiedenheit in der
Ernährung der Arbeitersowie Drohnenlarven je
nach dem
Lebensalter liegt jedenfalls darin, daß es zweckmäßig
ist, in der ersten
Periode das Wachstum der
Larven durch gut vorverdautes
Futter rasch zu fördern, während
in der zweiten
Periode der
Selbsthilfe bei erstarktem
Magen die
[* 6]
Arbeit für die fütternden
Bienen dadurch ganz bedeutend abgekürzt
und erleichtert wird, daß sie nur einen sehr geringen Teil
Pollen zu verarbeiten und zu enthülsen brauchen und dafür massenhaft
mit
Honig nachhelfen.
Daß die
Bienen nicht auch bei den Arbeiterlarven, wie bei den Drohnenlarven, den
Pollenin natura in die
Zelle
[* 7] stecken, hat seinen
Grund wohl darin, daß die
Zellen der Arveiterlarven eng und klein sind, sie gestatten nur sehr wenig
Futter um die
Larve herum einzulegen, auch werden diese
Larven am spärlichsten gefüttert, und so ist es
um so notwendiger, daß das bißchen Futterbrei ganz
frei vonRaum einnehmenden Pollenkörnern sei. Daß eine
Abkürzung der
Arbeit des
Fütterns durch die erwähnte
Methode für die
Bienen von hohem Vorteil sein muß, ist sicher, wenn man erwägt, daß
in einem volkreichen
Stock, der bis an 100,000 Einzelbienen enthalten kann, während der
MonateMai und
Juni täglich 15-20,000
Maden zu füttern und noch
ca. 3000
Zellen zuzudeckeln sind. Für die
Praxis sind die Futlerbreiuntersuchungen
v.
Plantas wichtig zur
Entscheidung der
Frage, ob man Königinnen ebenso kräftig und gut zu erziehen vermöge, wenn sie aus
sogen. Nachschaffungszellen herstammen, oderob eineKönigin nur dann zu empfehlen fei, wenn sie aus einer
sogen. Schwarmzelle, d.h. einer von vornherein als Königinzelle erbauten
Zelle, herstamme.
Da die
Ernährung der Arbeiterlarven bis zum
Alter von vier
Tagen eine ebenso gute ist wie die der Königinlarve, so ist anzunehmen,
daß die aus Arbeiterlarven unter vier
Tagen künstlich erzogenen Königinnen den in Schwarmzellen erbrüteten
vollständig ebenbürtig sein werden, eine
Theorie, die mit den in der
Praxis gemachten
Erfahrungen übereinstimmt, nach welchen
die aus ältern Arbeiterlarven erzogenen Königinnen sehr häufig gegenüber solchen zurückblieben, die aus jüngern Arbeiterlarven
erzogen wurden.
Letztere erwiesen sich den in ursprünglichen Königinnenzellen aufgewachsenen ebenbürtig.
Ferner ist
durch die erwähnten Untersuchungen unwiderlegbar bestätigt worden, daß die Werkstätte für
Bildung des Futtersaftes der
Chylusmagen ist und nicht die
Speicheldrüsen. Für die große
Energie, mit welcher der Chylusmagen der Biene die
Stoffe verändert
und umsetzt, geben
Versuche, die v.
Planta mit den Pollenkörnern der
Haselnuß angestellt,
Beweise. Pollenkörner,
[* 8] die mit verdünnter
Salzsäure oder
Schwefelsäure
[* 9] in starke Glasröhren eingeschmolzen und mehrere
Tage einer
Temperatur von
100° ausgesetzt wurden, blieben völlig intakt; das gleiche
Resultat ergab sich bei
Pollen, der zwei
Monate hindurch täglich
am Rückflußkühler sowohl mit starkem
Alkohol als auch mit
Äther gekocht wurde, und ebensowenig war
ein Zerreißen der
Hülle durch Verreiben zwischen zwei rotierenden gerippten Stahlplatten zu erzielen. Erst sechstägiges
Kochen mit einprozentiger
Kalilauge ergab eine Zertrümmerung der Pollenkörner, die der Chylusmagen der in kurzer Zeit verdaut
und umwandelt. Eine ähnlich starke chemische
Energie zeigt auch der
Speichel der Biene; durch ihn bringt
die Biene beim Deckeln der Honigzellen den starken sechseckigen
Rand der
Zelle in
Lösung und macht ihn flüssig, und v.
Planta
war im stände, mit Bienenspeichel, den er durch Verreiben von 150
¶
Der Brutdeckel, mit welchem die Zelle der Larve geschlossen wird, wenn sich diese einspinnt, zeigt, unter dem Mikroskop
[* 13] gesehen,
ein körniges Gefüge mit Wachs als Bindesubstanz und enthält ganze und geplatzte Pollenkörner von verschiedenen
Pflanzen; eine chemische Analyse ergab auf 100 Gewichtsteile lufttrockner Brutdeckel 57,60 Proz.
Wachs, 40,27 Proz. in kochendem Äther unlösliche Teile und 2,12 Proz. Wasser. Das Schicksal der Brutdeckel nach dem Ausschlüpfen
der jungen Biene ist noch nicht ganz sicher festgestellt; vielleicht werden sie wieder von den
Arbeitern verwendet, die vom Wachs und den ganzen PollenGebrauch machen und die Pollenhüllen als Exkremente von sich geben.
Der Brutdeckel ist porös genug, um der für den Atmungsprozeß der Nymphe nötigen Luft den Durchtritt zu gestatten, während
der über die Honigzellen gezogene sehr feine Wachsdeckel absolut hermetisch schließt. Das Wachs ist
bei den Brutdeckeln und Honigzellendeckeln das gleiche. Was die Entstehung des Wachses betrifft, so ist der Hauptfaktor bei
Zubereitung der feinen Wachsblättchen seitens der Arbeitsbienen der Honig; es findet sich jedoch das Wachs nicht fertig in
demselben, sondern es entsteht durch Umsetzung des Zuckers; außer dem Honig kommt gleichzeitig zur Wabenbildung
Pflanzenpollen in Form von Bienenbrot zur Verwendung, und den verschieden gefärbten Pollen der verschiedenen Pflanzen verdankt
das Wachs seine verschiedene Färbung, während der Honig keine abscheidbaren Farbstoffe enthält. Je nach der Widerstandsfähigkeit
des Pollenfarbstoffes den Einwirkungen der Atmosphäre und dem Licht
[* 14] gegenüber wird das Wachs an der Luft
mehr oder weniger stark und rasch entfärbt.
Die Abscheidung des Wachses, welches bekanntlich an den vier letzten Bauchringen hervortritt, erfolgt nach Untersuchungen von
Carlet nicht durch die Kutikularschicht der Bauchringe, auch nicht, wie bisher angenommen, durch intraabdominale Drüsen, sondern
durch Zellen einer epithelialen Membran, welche Carlet die Wachshaut nennt. Diese Membran liegtzwischen zwei
Blättchen, deren äußeres eine Kutikularschicht ist, während das innere die innere Bekleidung des vorderseitigen Teiles
des Bauchringes darstellt. Die Wachssubstanz dringt, wie der Beobachter experimentell nachgewiesen hat, durch die Kutikularschicht,
um sich an der äußern Seite dieser Schicht anzuhäufen, wo sie eine durch den vorhergehenden Bauchring
bedeckte Lamelle bildet.
Bezüglich des Einsammelns der Biene ist die Frage, ob jede Biene beim Pollensammeln nur eine Blumenspezies besucht oder mehrere,
durch mikroskopische Untersuchung der sogen. Höschen dahin gelöst worden, daß die Bienen jeweilen nur an einer Blumenspezies
sammeln, indem sich die Höschen stets fast völlig aus Pollen einer und derselben Pflanze zusammengesetzt
zeigen. Wahrscheinlich verfährt die Biene ebenso bei der Sammlung des zur Honigbereitung dienenden Nektars, so daß man in der
Praxis mit Recht nach den verschiedenen Pflanzen verschiedenen Honig unterscheidet, z. B. Esparsette-, Akazien-, Buchweizenhonig
u. a. Die geringe Menge von Ameisensäure, die sich im Honig der Biene findet, wird von den Arbeitern jeder
Zelle vor dem Deckeln derselben aus der Giftdrüse zugesetzt und dient als Antiseptikum, indem sie eine Gärung des Honigs verhindert.
Im Gegensatze Zu den
Höschen stellt sich das
ebenfalls aus Pollen bestehende Bienenbrot als gemischte Pollenmasse dar. Da die Bienenbrotzellen in der Weise
durch die mit der Hausarbeit beschäftigten Bienen eingefüllt werden, daß sie das Material der mit Höschen beladenen Flugbienen
von neuem mit Honig und Speichel befeuchten und mit dem Kopfefest in die Zellen einstampfen, läßt sich der Polleninhalt oft
schon schichtenweise an der wechselnden Farbe erkennen.