(Berichte über diese
Reisen in den »Mitteilungen der K. K. geographischen
Gesellschaft«, 1884 und 1890),
ging er 1890 im Auftrage
der Deutschostafrikanischen
Gesellschaft nach
Ostafrika zur Erforschung
Usambaras und seiner Nebenländer. Als
Frucht dieser
Reise veröffentlichte er
»Usambara und seine Nachbargebiete« (Berl. 1891). Gegenwärtig unternimmt Baumann eine
dritte Forschungsreise nach
Ostafrika.
Die Zunahme der
Bevölkerung ist im Zeitraum 1885-90 mit jährlich 0,63 Proz.
stärker gewesen als in den
Jahren 1880-85 (0,51 Proz.), aber erheblich
geringer als in den beiden vorhergehenden
Perioden (1875-80: 1,02 Proz. und 1871-75: 0,80
Proz.). Das Wachstum der Gesamtbevölkerung ist gegenüber 1885 lediglich durch die Zunahme der
Bevölkerung in den elf größern
Städten der
Rheinpfalz und den unmittelbaren
Städten des übrigen
Landes hervorgerufen; ihre
Bevölkerung stieg um 15,5 Proz., während
die in den kleinern
Städten und auf dem
Lande sogar um 0,02 Proz. sich verminderte.
DieFinanzenBayerns haben in der letzten Rechnungsperiode 1888/89 den namhaften Überschuß von mehr als 68 Mill.
Mk. aufzuweisen, der zum überwiegenden Teil durch unvorhergesehene höhere
Einnahmen und wirtschaftlichen Aufschwung hervorgerufen
wurde. Von den Überschüssen treffen allein 25,4 Mill. auf Mehreinnahmen der Verkehrsanstalten,
12,7 Mill. bei den
Zöllen (insbesondere
Getreidezölle), 6,2 Mill. im
Etat der
Ökonomien und Staatsgewerbe, 5 Mill.
bei der
Forst-,
Jagd- und Triftverwaltung.
Einen erheblichen Überschuß lieferten ferner die
Gebühren; so stieg z. B. der
Wert der umgesetzten
Immobilien in der Stadt
München von 52 Mill. (1883) auf 192 Mill. im J. 1889. Die
Reichsstempelabgaben lieferten ein
Mehr von 13 Mill.
Diese erheblichen Überschüsse erlaubten anstatt des im J. 1889 bewilligten Staatsanlehens zum
Ausbau der Staatseisenbahnen
und des Fahrmaterials im Betrage von 42,6 Mill., diesen aus den
Einnahmen zu decken; weitere 14 Mill. wurden auf Bauten in
den verschiedenen
Ressorts verwendet.
Angesichts der bedeutenden Mehreinnahmen tritt übrigens die
Frage der
zu lange hinausgeschobenen Aufbesserung
der im
Vergleich zu andern
Staaten sehr niedrigen
Gehalte der Beamten sowie eine Ermäßigung
verschiedener
Gebühren und
Steuern in den
Vordergrund. Der Budgetvoranschlag für ein Jahr der
Finanzperiode 1892 und 1893 bilanziert
mit 300,8 Mill.
Mk. und im einzelnen wie folgt:
Der
Stand der
StaatsschuldenBayerns im
August 1891 ist folgender: Allgemeine
Staatsschuld 212,5 Mill., Eisenbahnschuld 967,5,
Grundrentenschuld 151,6 Mill. mit einer Verzinsung von 8,5, bez.
38,7 und 6,1 Mill. Mk. -
Die Sparthätigkeit der
Bevölkerung steigt fortwährend; 10 Proz. dieser sind Einleger. Im J. 1889 wurden 39 Mill.
Mk. eingelegt, 30 Mill. zurückgenommen und 3,5 Mill.
¶
mehr
Mk. an Zinsen gutgeschrieben; zu Ende dieses Jahreswar in den SparkassenBayerns ein rentierendes Vermögen von 172 Mill. Mk. niedergelegt.
Die öffentlichen Stiftungen haben ein rentierendes Gesamtvermögen von 422 Mill. Mk. erreicht. - Die neuen sozialpolitischen
Gesetze haben auch in Bayern einen segensreichen Erfolg aufzuweisen. Der Stand der Krankenversicherung ergab
Ende 1889: 530,687 Versicherte. Die Zahl der Krankenkassen betrug 4541, mit einem Aktivüberschuß von 4,2 Mill. Mk.
Die Einnahmen des Jahres beziffern sich auf 7,7 Mill. Mk. (hierunter 5,8
Mill. von den Arbeitgebern und Arbeitern), die Ausgaben auf 7 Mill. (hiervon 1,8 Mill. für ärztliche Behandlung und Arzneien, 2 Mill.
ausbezahlter Krankengelder, 1,3 Mill. Kur- u. Verpflegungskosten).
Geschichte.
Da der Landtag im Winter 1890/91 nicht versammelt war, so war die Zeit vom Frühjahr 1890 bis zum Herbst 1891 arm an politischen
Ereignissen. Die politische Stille wurde nur unterbrochen durch die Feier des 70. Geburtstags des Prinzregenten,
bei der die Liebe und Dankbarkeit aller Kreise
[* 19] der Bevölkerung gegen den greisen Fürsten in glänzendster Weise zum Ausdrucke
kamen. Der Regent nahm Gelegenheit, in seinem Dankschreiben für die Glückwunschadresse des Ministeriums seinen Wunsch zu betonen,
daß die Grundsätze, welche zu dem jetzigen Ansehen und der Blüte
[* 20] Bayerns geführt hätten, von der Regierung
auch ferner beibehalten würden; er habe volles Vertrauen zu der gesamten Staatsverwaltung und wolle solches veröffentlicht
wissen. Im September folgten die großen Manöver beider bayrischen Armeekorps zwischen München und Augsburg, denen KaiserWilhelm
II. beiwohnte, und bei denen trotz der strengsten Wahrung der bayrischen Selbständigkeit sich zeigte,
wie sehr Bayern schon in das Deutsche Reich
[* 21] hineingewachsen war, in dem es den ihm gebührenden Rang einnahm.
Die Abgeordnetenkammer hielt nach abgelaufener Vertagung wieder ihre erste Sitzung, in welcher der Finanzminister
v. Riedel den zweijährigen Staatshaushaltsentwurf für die 21. Finanzperiode 1892/93 vorlegte. Die Einnahmen und Ausgaben
waren auf js 300 Mill. Mk. für das Jahr (20 Mill. mehr als in der 20. Finanzperiode) veranschlagt. Die erheblichen Überschüsse
aus den Jahren 1888/89 (68½ Mill.), welche hauptsächlich dem Mehrertrag der Eisenbahnen, der Stempel und Gebühren und den
Überweisungen von Reichseinnahmen zu danken waren, sollen für Eisenbahnbauten und andre Anlagen, aber
auch für Erhöhung der Gehalte der Beamten und Lehrer verwendet werden.
Für die Anlegung von Doppelgeleisen auf den Staatsbahnen
[* 22] und die Beschaffung von Eisenbahnfahrmaterial wurde die Bewilligung
eines Kredits von 40 Mill. Mk. von der Regierung beantragt und von der Kammer anstandslos bewilligt. Eine Abänderung des Heimatsgesetzes
von 1868 mit rückwirkender Kraft
[* 23] erwies sich als notwendig, um Konflikte mit der Gesetzgebung andrer deutscher
Staaten über das Recht der Eheschließung zu vermeiden. Einmütig sprach sich 4. Nov. die Kammer für Aufrechterhaltung der Öffentlichkeit
und Mündlichkeit in der neuen deutschen Militärstrafprozeßordnung aus, und der Kriegsminister v.
Safferling versprach, für dieselbe im Bundesrat einzutreten. Das Selbstbewußtsein und die wachsenden Ansprüche
der Ultramontanen, deren Macht im Reichstag von der Regierung des Reiches und Preußens
[* 24] durch großes Entgegenkommen und schwerwiegende
Zugeständnisse anerkannt war, machten sich auch im bayrischen Landtage geltend, indem
die Patrioten bei der Beratung des Kultusetats
ganz offen die Freiheit der Wissenschaft und ihrer Lehre
[* 25] auf den Universitäten bekämpften.