Schale der Auster,
[* 2] die er nach allen
Richtungen hin durchzieht und dadurch mürbe und zum Verpacken der
Tiere untauglich macht,
teils dringt er zwischen den
Schalen ein und verursacht hier eine unnatürlich massige Perlmutterbildung, wodurch der Innenraum
der
Schalen so verkleinert wird, daß die Auster abstirbt. Als der größte Feind der Auster erscheinen
aber stets
Seesterne;
[* 3] so wird der
Schade, welchen die
Seesterne auf den neu angelegten Austernbänken in der
Buzzard Bay, am
äußersten Ende der
LongIsland-Enge in
Nordamerika,
[* 4] angerichtet haben, auf 200,000
Doll. geschätzt. Die
Seesterne greifen hauptsächlich
die jungen
Austern an, umfassen sie mit ihren
Armen und brechen den noch schwachen Muschelrand weg, um
so zu dem
Tier zu gelangen, dann drängen sie ihren
Magen
[* 5] in die
Muschel und saugen so allmählich den ganzen
Körper des
Tieres
heraus.
Für rationelle Austernzucht in
Triest
[* 8] bat sich daselbst ein
Komitee mit einem Gründungskapital von 4000
Gulden gebildet, welches
bei Zaule eine Austernzucht anlegen will. Für die Austernbänke
[* 9] auf
Helgoland
[* 10] ist mit Übernahme der
Insel durch die deutsche
Regierung von dieser ein neuer
Pachtvertrag abgeschlossen worden, der Art, daß für die ersten 10,000
Stück gefischte
Austern je 10 Mk. für das
Tausend gezahlt werden; jedoch müssen auch bei keinem Fangergebnis mindestens 30 Mt.
gezahlt werden.
Die Pachtabgabe beträgt 4 ½
Öre für das
Stück, doch nicht unter 22,500
Kronen
[* 11] jährlich. Eine
Statistik des jährlichen
Gesamtverbrauchs der
Austern in der ganzen
Welt ist schwer zu ermitteln. Aus
Seeland inHolland betrug beispielsweise
die Austernausfuhr 1888 im ganzen 2,581,844 kg; hiervon entfallen auf holländische
Märkte 232,368 kg, auf
Deutschland
[* 12] 665,236
kg, auf
Belgien
[* 13] und
Frankreich 730,317 und auf
England 953,923 kg. Da 1200 holländische
Austern im
Durchschnitt 85 kg wiegen,
so betrug die Ausfuhr ungefähr 36,145,816
Stück im Gesamtwert von 2,542,370 Mk. Von
Seeland aus wird
auch eine künstliche Austernbank bepflanzt, die mit
Genehmigung der preußischen
Regierung an der
Südostküste von
Borkum
angelegt werden soll.
Einen bedeutenden Aufschwung hat die Austernzucht und die Austernausfuhr in
Ostende
[* 14] erfahren, von wo die Hauptfirma im J.
1888/89 z. B. 2,173,136
StückAustern versandt hat. Die Austernparke in
Ostende sind übrigens nur Durchgangsorte,
indem die
Austern nicht von
Ostende stammen, sondern alle englischen Ursprungs sind und in die
Bassins von
Ostende nur zur
Mästung,
Aufbewahrung und zum Versand gelangen. In
Frankreich beschäftigt nach der Zusammenstellung von Nonsauty der
Fang und die
Zucht
der
Austern ungefähr 300,000
Personen.
Die der
Regierung unterstellten oder von ihr verpachteten Austernparke nehmen eine
Fläche von ungefähr 13,000
Hektar ein.
Von
Privaten wird auf 1940
Hektar Austernwirtschaft getrieben. Die neueste offizielle Zusammenstellung des Austernverbrauchs
in
Frankreich bezieht sich noch auf das Jahr 1887. Demnach wurden in diesem Jahr auf den natürlichen Austernbänken
erbeutet im ganzen 155,646,278
StückAustern im Wert von 1,317,996
Franken; aus
Parken,
Bassins etc. kamen zum Verkauf 604,284,350
Stück, die einen
Preis von 11,087,873
Fr. erzielten.
[* 15] Der bereits seit einer
Reihe von
Jahren die Bewohner des Australkontinents und
Neuseelands beschäftigende
Gedanke einer Vereinigung aller australischen
Kolonien zu einem
Bundesstaat hat nach den bisher fruchtlos
verlaufenen Zusammenkünften endlich einen bedeutenden
Schritt zur Verwirklichung gemacht. Eine von sämtlichen sieben
Kolonien
beschickte Föderationskonvention trat in
Sydney
[* 16] zusammen und faßte 10. April folgende Beschlüsse: Die
Verfassung des
Commonwealth of Australia soll sechs
Monate nach ihrer
Genehmigung durch das Reichsparlament in
London in
Kraft
[* 17] treten, nachdem sie vorher von den
Legislaturen der einzelnen hier in
Frage kommenden
Kolonien angenommen wurde.
Das Repräsentantenhaus geht alle drei Jahre aus Volkswahlen der einzelnen
Staaten hervor, ein Mitglied
auf 30,000 Einw. Die Mindestzahl der Abgeordneten für jeden
Staat beträgt vier.
AlleGesetze bedürfen der Zustimmung des
Generalgouverneurs, bez. der
Königin. Die der letztern innewohnende Vollzugsgewalt wird durch einen
Generalgouverneur ausgeübt,
welcher Oberkommandant des
Heeres und der
Flotte ist, und dem ein Ministerrat von sieben Mitgliedern zur Seite
steht.
zusammenfinden; Neuseeland wird sicher noch einige Zeit zurückstehen. Die KolonieWestaustralien erhielt als die
letzte der australischen Kolonien eine repräsentative Verfassung. Die Mitglieder des Oberhauses (LegislativeCouncil) werden
vom Gouverneur ernannt, das Unterhaus (Legislative Assembly) besteht aus 34 in 30 Wahldistrikten gewählten Mitgliedern, welche
Landeigentum im Wert von 500 Pfd. Sterl. besitzen müssen. Auch die
Wählerschaft ist von einem gewissen Besitz abhängig. Die Bevölkerung
[* 20] der sieben Kolonien betrug nach der Zählung vom
Nahrungszweige. Der Ackerbau nimmt stetig zu; am stärksten ist derselbe in Südaustraulien [^richtig:
Südaustralien], Victoria, Neuseeland und Neusüdwales (vgl. auch Getreideproduktion etc.). In Victoria hat man 1883 in verschiedenen
von Flüssen durchzogenen, der Bewässerung bedürftigen Distrikten 27 Behörden geschaffen, die für Aufstauung dieser Flüsse
[* 21] durch Dämme und für Bewässerung der anliegenden Ländereien sorgen sollen. Solche Anlagen sind vorgesehen
im Goulburn-Distrikt, am Loddon, Kow Swamp, Campaspe, Broken River, Wimmera, Werribee uud Murray. An dem letztgenannten Fluß
hat eine amerikanische Firma eine Konzession von 250,000 Acres (100,000 Hektar) erhalten, welche ihr als Eigentum zufallen, wenn
sie innerhalb 5 Jahren 35,000 Pfd. Sterl. darauf verwendet.
Sie verausgabte aber in 3 Jahren bereits 183,385 Pfd. Sterl., errichtete große Pumpwerke
und schuf einen vortrefflich gedeihenden Ort von 3000 Einw. Ähnliche Anlagen hat dieselbe Gesellschaft etwas weiter abwärts
am Murray auf südaustralischem Gebiet unter gleichen Bedingungen gemacht. Es sind unter Aufwendung von 50,000 Pfd. Sterl.
über 2400 Hektar bereits für
die Kultur von Cerealien vorbereitet worden. Großartige Anlagen zur Ansammlung
und Verteilung vorhandener Wasservorräte sowie zur Erschließung neuer durch Tiefbohrungen hatten auch in Südaustralien den
besten Erfolg.
Der Viehstand betrug 1889: 1,542,957 Pferde,
[* 22] 9,497,665 Rinder,
[* 23] 101,267,084 Schafe
[* 24] und 1,131,547 Schweine.
[* 25] Der Handel mit gefrornem
Fleisch hat außerordentliche Dimensionen angenommen: 1880 gelangten nur 400 Tiere in gefrornem Zustand
probeweise nach London, 1890 waren die australischen Kolonien mit mehr als der Hälfte an der englischen Einfuhr in Höhe von
3,104,590 Stück beteiligt, wobei auf Neuseeland allein 1,205,063 Stück kamen. Die mit Kältemaschinen versehenen Schiffe
[* 26] können
bis 30,000 Schafe in gefrornem Zustand fassen.
Durch dle Errichtung großer, mit allen Erfordernissen ausgestatteter Kühlräume hofft man diesem Handel
noch bedeutend aufzuhelfen. Die Kaninchenplage, welche in Victoria, Südaustralien, Neusüdwales und Neuseeland bereits ungeheuern
Schaden auf den Äckern und Weidegründen angerichtet hat, ist trotz aller Anstrengungen und Kosten noch nicht unterdrückt.
Allein Victoria hat seit 1879 über 160,000 Pfd. Sterl. für die Ausrottung dieser Plage
verausgabt; den in 11 Jahren angerichteten Schaden schätzt man auf 3 Mill. Pfd. Sterl. Vergebens hat man auch auf der Grenze
zwischen Victoria und Südaustralien mit großen Kosten einen Drahtnetzzaun errichtet. Frettchen, Wiesel
[* 27] und Ichneumons sind ohne
Erfolg importiert, und auch der Pasteursche Versuch, die Kaninchen
[* 28] durch eingeimpfte Hühnercholera zu vertilgen,
scheiterte. Man kann die Plage nur unter bedeutenden jährlichen Kosten in Schranken halten. Allerdings wird auch durch den
Verkauf der Kaninchenfelle ein nicht unbedeutender Gewinn erzielt.
Von der Gesamtausfuhr im Betrag von (1889) 57,6 Mill. Pfd. Sterl.
entfielen auf Wolle allein 22,2 Mill., die Gesamteinfuhr betrug 65,3 Mill.
Pfd. Sterl. In Queensland entwickelt sich der Zuckerrohrbau schnell; 1889-90 betrug die Produktion 44,411 Ton., Neusüdwales
produzierte dagegen nur verhältnismäßig kleine Mengen. Die Staatseinkünfte sämtlicher Kolonien betrugen 1889: 28,738,025,
die Ausgaben 28,126,353, die Schulden Anfang 1890: 175,164,207 Pfd. Sterl.