kommt im
Altertum als aus dem
Griechischen nicht zu erklärender
Name an sechs
Stellen in der Südhälfte des
Ägäischen
Meeres vor: außer der jetzt
Astropalia genannten
Insel für
Orte auf
Samos,
Kos und
Rhodos und für
Vorgebirge in
Attika
und
Karien.
HeinrichKiepert hat nachgewiesen, daß diese sämtlichen Lokalitäten in ihrer äußern Gestaltung
insofern übereinstimmen, als sich stets zwischen zwei
Bergen
[* 3] eine tiefe
Einsattelung findet, und erklärt den
Namen aus der
semitischen Verbalwurzel spl als
»Erniedrigung«. Offenbar sind es Phöniker gewesen, denen diese wie so manche andre
Namen
an den griechischen
Küsten ihren Ursprung verdanken.
des Seelenlebens. Als geistigen Atavismus bezeichnet
Mantegazza die Wiederkehr von psychischen
Charakteren der anthropomorphen
(menschenähnlichen) Vorfahren bei
Menschen höherer
Rasse. Dieses regressive
Phänomen des
Denkens und Empfindens kann sich
äußern:
1) durch Stehenbleiben der psychischen
Entwickelung in ihrem kindlichen
Stadium;
2) durch Auftreten von geistigen
Eigenschaften, die eine Anzahl von
Generationen übersprungen haben und
unter begünstigenden Umständen nun auf einmal wieder zum Vorschein kommen.
Letzteres ist insbesondere dann der
Fall, wenn
die Hemmungszentren (d. h. die im menschlichen
Gehirn
[* 4] enthaltenen
Apparate, welche die Beherrschung der niedern sinnlichen
Regungen durch die höhern
Instinkte ermöglichen) durch außergewöhnliche Verhältnisse außer
Kraft
[* 5] gesetzt
werden und nunmehr jene bestialischen
Triebe, wie sie zweifelsohne dem Urmenschen eigentümlich waren, wieder die Oberhand
gewinnen.
Als ein solcher der unter außergewöhnlichen, das
Gleichgewicht
[* 6] der Zentren im
Gehirn störenden Umständen zu stande kommt,
ist es z. B. zu betrachten, wenn beim
Schiffbruch vom
Hunger gepeinigte
Angehörige von Kulturvölkern zu
Menschenfressern werden. Je nach der Erscheinungsform unterscheidet
Mantegazza verschiedene
Arten von psychischem Atavismus, nämlich:
1) Atavismen der
Ernährung, die am deutlichsten im Kindesalter zu
Tage treten und sich z. B. darin äußern, daß der
Mensch,
wenn er sich selbst überlassen wird, in den ersten
Jahren seines
Lebens vegetabilische
Nahrung
(Obst, saure
oder süße
Speisen u. dgl.) bevorzugt.
2) Atavismen der
Muskelbewegung und
Mimik
[* 7] (Vorliebe der
Kinder für Herumwälzen auf der
Erde, Klettern und Schaukeln auf
Bäumen,
unbewußtes Beißen von
Gras, Knabbern an Strohhalmen u. dgl.).
3) GeschlechtlicheAtavismen
(Bisse und sonstige automatische Thätlichkeiten, wie sie die gegenseitigen Liebkosungen beider
Geschlechter nicht selten begleiten).
4) Atavismen der Grausamkeit (blutdürstige
Neigungen, die dem
Menschen noch von der Urzeit her anhaften und auf der
Jagd, im
Kriege, im
Duell, bei den spanischen
Stiergefechten, den in
England beliebten
Hahnenkämpfen u. dgl. sich gegenwärtig noch
bethätigen).
Psychische Atavismen äußern sich ferner noch in der Vorliebe für bestimmte Beschäftigungen;
dieselben können unter Umständen sogar
ein Charakteristikum bestimmter
Völker oder der Anhänger von gewissen religiösen
Bekenntnissen abgeben. So sind z. B. die furchtsamen und angstvollen
Bewegungen vieler
Juden als eine auf die langjährigen
Verfolgungen von seiten der
Christen zurückzuführende besondere Form des psychischen Atavismus aufzufassen; der würdevolle Gesichtsausdruck
des heutigen
Römers erinnert an ein
Volk, das während vieler
Jahrhunderte den Erdkreis beherrschte etc.
dient in einem bedeutenden Teil
Irlands, vorwiegend in dem von
Protestanten bewohnten nördlichen Teil
der
Insel, als Berauschungsmittel. Erst etwa 30 Jahre besteht die Unsitte des Äthertrinkens; sie soll die
Folge der von dem
PriesterMatthews eingeführten Temperanzreform sein. Die Leute entsagten dem
Branntwein und griffen zum
schneller berauschenden billigern
Äther, der von Apothekern, Kaufleuten, Hausierern massenhaft verkauft wird. Die jedesmalige
Dosis schwankt zwischen einem Theelöffel und einem Weinglas.
Man wäscht sich mit
Wasser den
Mund aus, gießt den
Äther in ein Weinglas, klemmt die
Nase
[* 8] fest zu und
schlingt das
Getränk schnell hinunter. Die Berauschung macht verschiedene Stadien durch. Das
Gesicht
[* 9] rötet sich, es tritt
eine unterdrückte Aufregung ein, die
Muskeln
[* 10] erschlaffen, seltsame
Träume stellen sich ein, und schließlich kommt die
Bewußtlosigkeit.
Diese ist jedoch nicht von langer Dauer, jedenfalls nicht so anhaltend wie bei der alkoholischen Berauschung.
Auch die Nachwirkungen sind von denen des Alkoholrausches verschieden. Kopfweh und
Übelkeit bleiben aus, dagegen stellen
sich Verdauungsstörung, Dahinbrüten, Trübsinn und bei Mädchen hysterische Anfälle ein. Bei Gewohnheitstrinkern bemerkt
man lange anhaltende
Bewußtlosigkeit, Zerstörung der Willenskraft,
Halluzinationen und Unfähigkeit, zwischen
Vision und
Thatsachen
zu unterscheiden. Das schlimmste ist, daß
Kinder bereits dem
Laster frönen; körperlicher und geistiger
Ruin ist die
Folge. Ein
Ausschuß unter
Playfairs Vorsitz hat viele dieser Übelstände ans
Licht gebracht, wie ihnen aber abzuhelfen
ist, darüber gehen die
Ansichten auseinander.
Elektrizität.
[* 11] Die Erwägung, daß der
Blitz nur durchGröße, aber nicht im
Wesen
der
Erscheinung verschieden sei von dem künstlich erzeugten elektrischen
Funken, führte dazu, daß man die in der
Luft vermutete
Elektrizität durch geeignete Vorrichtungen zum Erdboden herabzuleiten und hier wahrnehmbar zu machen suchte.
Abbé Mazeas
(1751),
BenjaminFranklin (1751),
DeRomas (1752) stellten zuerst solche
Experimente an, indem sie
Drachen
an leitenden
Schnüren aufsteigen ließen und bei
Gewittern das Vorhandensein erheblicher elektrischer
Spannungen in den höhern
Luftschichten nachwiesen.
Diese
Versuche erregten vielfaches
Interesse und fanden zahlreiche Ergänzungen durch andre
Forscher. Le
[* 12]
Monnier (1752) und bald
darauf
Musschenbroek (1756) entdeckten, daß beständig und nicht bloß zur Zeit von
GewitternElektrizität
in der
Luft vorhanden sei, und der erstere vermochte bereits eine regelmäßig mit der Tageszeit stattfindende Änderung in der
Stärke
[* 13] der elektrischen
Erscheinungen zu erkennen. Weil aber der an leitender
Schnur aufgestiegene
Drache
[* 14] zwar ganz deutliche
elektrische
Funken hergab, Messungen hingegen bei der Veränderlichkeit seiner
Stellung nicht wohl zuließ,
so wurde zum Aufsammeln der
Elektrizität von
Beccaria (1758) ein fest und isoliert in der
Luft ausgespannter
Draht
[* 15]
¶
mehr
angewandt, von welchen durch einen Verbindungsdraht die Ladung dem Meßapparat zugeführt wurde. Cavallo (1777) verwandte zum
Aufsaugen die in veränderlicher Höhe anzubringende Spitze einer Metallstange, mit welcher auch Saussure (1786) viele Versuche,
namentlich auf Reisen, anstellte. Durch Volta (1788) wurde das Strohhalmelektroskop eingeführt, welches eine wirkliche exakte
Messung gestattete, und zugleich ersetzte er die Metallspitze durch eine brennende Lunte oder Flamme,
[* 17] von
welcher ein Draht isoliert zum Elektroskop
[* 18] führte.
Bei diesen und vielen andern Versuchen, so z. B. den bekannten von Schübler in Tübingen,
[* 19] ging man von der Meinung aus, daß
es wirklich die Luft selbst sei, deren elektrische Ladung man zu bestimmen suchte. Daß dies irrig sei,
zeigte Erman (1803) durch folgende Thatsachen: Wird der Aufsaugapparat (Lunte, Flamme) zuerst zur Erde abgeleitet, dann isoliert
und nun eine kleine Strecke emporgehoben, so zeigt das Elektroskop eine Ladung an, und zwar bei klarem, ruhigem Wetter
[* 20] von positivem
Vorzeichen;
letzteres ist negativ, wenn der Apparat auf gleiche Weise nicht gehoben, sondern gesenkt wird.
Die Wirkung blieb indessen aus, wenn der Apparat nur horizontal verschoben und weder dem Boden, noch einem darauf stehenden
Gegenstand (Haus, Baum) genähert oder davon entfernt wurde. War der ganze Apparat in eine Glashülle eingeschlossen und somit
völlig vor einem Kontakt mit der äußern Luft bewahrt, so zeigte sich der Verlauf hierdurch nicht beeinflußt.
Demnach konnte nicht eine elektrische Ladung der Luft die beobachteten Erscheinungen hervorrufen, sondern dieselben waren als
Folge der Induktion
[* 21] seitens des elektrisch geladenen Erdballes zu betrachten.
Ähnlich beobachteten Peltier (1836), Quetelet (1849), Dellmann (1853), Palmieri (1854), Secchi (1861),
Hankel (1856), W. Thomson (1856), Mascart (1883),Dufour (1883), Roiti (1884) u. a.
Thomson führte neue exaktere Meßapparate sowie den Wasserkollektor ein, bei welchem aus einem isolierten Gefäß
[* 22] ein sehr
feiner Wasserstrahl austritt und durch seine aufsaugende Wirkung das im Gefäß befindliche Wasser sowie den damit verbundenen
Meßapparat ladet. Pellat (1885) fand, daß von den verschiedenen Aufsaugapparaten
die Flammen am besten, Lunten am schlechtesten wirken.
Wie Erman, so sprach auch Peltier die Meinung aus, daß die Erde eine, und zwar negative, elektrische Ladung habe, und daß
man deshalb beim Emporheben des Aufsaugapparats denselben positiv elektrisch im Vergleich zur Erde finden
müsse. Dellmann dagegen behauptete (1861), es sei die Erde nur elektrisch durch Influenz von seiten der Wolken und der Luft.
In den letzten Jahren sind zahlreiche Messungen der atmosphärischen ElektrizitätdurchL.Weber, F. Exner, Elster
[* 23] und Geitel
u. a. ausgeführt worden, und es ist hierdurch eine beträchtliche Menge von Erfahrungen gewonnen, aus
denen ein wenn auch noch lückenhaftes Gesamtbild hergeleitet werden kann.
Man bedient sich nach Exner eines mit zwei dünnen Aluminiumblättchen versehenen Elektrometers, um aus der Divergenz der Blättchen
die elektrische Spannungsdifferenz zwischen dem Boden und einem höhern Punkt oder auch zwischen zwei verschieden hohen Stellen
in der Luft zu messen. Dabei werden die isoliert im Gehäuse des Elektrometers hängenden Blättchen mit
einer Flamme oder einem Wasserkollektor verbunden und das Gehäuse mit dem Boden oder eventuell mit einem zweiten in andrer
Höhe befindlichen Aufsaugapparat.
Die
Divergenz der Blättchen ist dann ein Maß für die Spannungsdifferenz an den beiden zu vergleichenden
Stellen und ergibt das »Potenzialgefälle« am Beobachtungsort, d. h.
die Zunahme der Spannung mit wachsender Höhe über dem Boden. Ist z. B. ein Spannungsunterschied von 3000 Volts in 5 m Höhe
gegen den Boden gefunden, so beträgt das Potenzialgefälle für je 1 m 600 Volts; man sagt alsdann, es sei
gleich 600 »Voltmeter«. Es wird als positives oder negatives Potenzialgefälle bezeichnet, je nachdem die höhern Stellen positiv
oder negativ elektrisch gegen die tiefern erscheinen.
Die bisherigen ältern und neuern Messungen stimmen nun darin überein, daß das Potenzialgefälle bei normalem Wetter, d. h.
bei klarem Himmel
[* 24] und ruhiger Luft, stets positiv zu sein pflegt, entsprechend der erwähnten Annahme, nach
welcher die Erde negative Ladung besitzt und also beim Entfernen von ihr ein Körper der abnehmenden Wirkung jener negativen
Ladung unterliegt und positiv elektrisch erscheinen muß. Untersucht man die Flächen gleicher Spannung (Niveauflächen), so
sind sie über ebenem Boden diesem parallel; den Unebenheiten schmiegen sie sich derartig an, daß z. B.
eine Erhebung (Fels, Haus) von einer lokalen Emporwölbung der Niveauflächen begleitet ist.
Da aber solche Wirkung nur bis zu einer gewissen begrenzten Höhe hinaufreicht, so müssen über dieser Höhe die Niveauflächen
in regelmäßiger Form verlaufen und sich der Umgebung anschließen. Demnach sind die untern und lokal
aufwärts verschobenen Niveauflächen dichter aneinander gerückt als in der Umgebung; mit andern Worten: es erscheint das
Potenzialgefälle über einer solchen Erhöhung größer, weil mehr Niveauflächen in der gleichen Höhenschicht liegen, als
in der Ebene. So fand Exner auf der Spitze des 1780 m hohen, isoliert stehenden Schafbergs ein Potenzialgefälle
von 318 Voltmeter, während nahe dabei am Ufer des St. Wolfgangsees nur 68 Voltmeter gemessen wurden. An einer steilen Felswand
von etwa 200 m Höhe überzeugte er sich gleichfalls davon, daß die Niveauflächen hier der Bodenform folgten, denn dicht
neben dem Fels, in 5 m Abstand, war ein Potenzialgefälle überhaupt nicht zu bemerken, weil die Niveaufläche
hier der Wand parallel und also senkrecht verlief, so daß man in verschiedenen Höhen immer die gleiche Spannung fand. In 35 m
seitlichem Abstand betrug am Boden das Potenzialgefälle 2, in 100 m Abstand 10 Voltmeter. Zu diesen Versuchen dienten kleine,
mit Wasserstoff gefüllte Ballons, welche, mit einer Lunte versehen, an einem sehr feinen Messingdraht aufstiegen,
während das untere Drahtende mit einem Elektrometer
[* 25] verbunden war.