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Planeten [* 2] gepflogen hat. Bisher sind, wie Förster - Berlin [* 3] darlegte, die Bahnberechnungen sämtlicher Planetoiden mit den Mitteln des Berliner [* 4] »Astronomischen Jahrbuchs« ausgeführt worden. Die von Jahr zu Jahr wachsende Zahl dieser Körper hat aber die Arbeitslast derart vergrößert, daß sich dieselbe mit den dem Jahrbuch zu Gebote stehenden Kräften nicht mehr bewältigen läßt, und die Redaktion des Jahrbuchs hat sich daher entschließen müssen, die Bearbeitung zu beschränken auf diejenigen unter den kleinen Planeten, welche entweder der Erde nahekommen und sich daher zu Parallaxen-Bestimmungen eignen, oder die dem Jupiter nahekommen und zur Berechnung der Masse desselben dienen können, oder die ihrer größern Helligkeit halber sich zu photometrischen Messungen eignen.
Anderseits ist aber eine genaue Kenntnis des Systems der kleinen Planeten noch nach vielen Seiten hin von so hoher Wichtigkeit, daß die Astronomen nicht nur in Deutschland, [* 5] sondern auch in Frankreich (von seiten des Pariser Längenbüreaus) und Nordamerika [* 6] auf Mittel gesonnen haben, wie die Berechnung dieser Körper in Zukunft zu ermöglichen sei. Allgemeinen Anklang fand unter diesen Umständen der Antrag des Vorstandes der Gesellschaft, eine internationale Kommission zu ernennen, welche die Ansichten der Fachgenossen über die zukünftige Behandlung zu sammeln und namentlich auch die nötigen Schritte zur Erlangung der erforderlichen Geldmittel zu thun hätte.
Nachdem noch Tisserand - Paris [* 7] und Gould - Cambridge über den Stand der Frage in Frankreich und den Vereinigten Staaten [* 8] berichtet hatten, wurden in diese Kommission gewählt: Tietjen - Berlin, Tisserand, Weiß, Gould, Backlund - St. Petersburg, [* 9] Lorenzoni - Padua [* 10] und Thiele - Kopenhagen. [* 11] Darauf folgten Mitteilungen über Beobachtungen zur Ermittelung von Polhöheschwankungen seitens der Astronomen Becker - Straßburg, [* 12] Förster und Gyldén, und zuletzt berichtete noch Schur - Göttingen [* 13] über die Neuherausgabe der Werke des Astronomen Olbers.
Am 8. Aug. wurden zwei ziemlich lange dauernde Sitzungen abgehalten. In der Vormittagssitzung legte zunächst Seeliger Studien des Münchener Universitätsprofessors Hommel über die Astronomie [* 14] der Chaldäer vor. Es folgte dann die Neuwahl für die ausscheidenden Vorstandsmitglieder, die sämtlich wiedergewählt wurden; an Stelle des verstorbenen Schönfeld wurde Lehmann-Filhés - Berlin als Schriftführer in den Vorstand gewählt, welcher gegenwärtig besteht aus dem Vorsitzenden Gyldén, dessen Stellvertreter van de Sand-Bakhuyzen - Leiden, [* 15] Auwers, Tisserand, Weiß, den Schriftführern Seeliger und Lehmann-Filhés und dem Rendant Bruns.
Weiterhin sprach die
Gesellschaft auf Anregung von
Schur ihr
Interesse für die Bemühungen
Schillings -
Bremen
[* 16] um Schilderung
des
Bebens und der wissenschaftlichen
Werte
Olbers' aus. Der
Abbé
Graf
Spee -
Brüssel,
[* 17] berichtete dann über die von ihm in
Nizza
[* 18] ausgeführte Fortsetzung der Thollonschen
Arbeit über das Sonnenspektrum, und
Förster machte Mitteilungen über die
Gründung
einer neuen »Vereinigung von
Freunden der
Astronomie und kosmischen
Physik«, mit
Berlin als Verwaltungsmittelpunkt, welche die
Mitwirkung der
Laien bei astronomischen
und geophysikalischen
Beobachtungen organisieren und besonders Kolonialbeamten und
Missionaren die
Anstellung und Veröffentlichung ihrer
Beobachtungen erleichtern soll.
Die Vereinigung gibt in zwanglosen Zwischenzeiten erscheinende Hefte »Mitteilungen«, redigiert von Förster, heraus, deren erste Anleitung geben zur Beobachtung der sogen. leuchtenden Wolken, Sternschnuppen und Meteore sowie des Zodiakallichtes. Ferner fügte Förster noch einige Bemerkungen bei über wolkenartige Gebilde an den Grenzen [* 19] unsrer Atmosphäre. Mitteilungen von Wolf - Heidelberg [* 20] nach scheint es, als wenn in den obersten Höhen unsrer Atmosphäre außer den in den letzten Jahren besonders von Jesse fleißig beobachteten leuchtenden Wolken auch noch sehr zarte, lichtschwache Wolkengebilde vorhanden sind, die nur mit Hilfe photographischer Daueraufnahmen (bis zu 20 Min. Dauer) sichtbar werden und wahrscheinlich noch höher schweben als jene. Schließlich zeigten noch Wolf - Heidelberg und Weiß - Wien [* 21] äußerst gelungene Photographien von Sterngruppen und Mondlandschaften [* 22] vor.
In der Nachmittagssitzung sprach die Versammlung auf
Försters Anregung der von
Krüger und
Kreutz in
Kiel
[* 23] geleiteten Zentralstelle
für astronomische
Telegramme ihren Dank aus. Dann berichtete Deichmüller -
Bonn
[* 24] über seine Bearbeitung
von
Argelanders Sonnenbeobachtungen und
Brendel –
Berlin über die von ihm in Aussicht genommenen Tafeln der kleinen
Planeten.
Dem letztern Unternehmen vermag die
Gesellschaft, wie
Gyldén mitteilte, eine Unterstützung von 500
Doll. zu gewähren, die
aus einer amerikanischen
Stiftung stammen.