aufgeweicht, darauf in einem Reißwolf aufgelockert, auf besonders eingerichteten Krempeln nach Art der
Hede gekrempelt und
in ein
Band
[* 2] verwandelt, welches durch fortgesetztes
Strecken und
Drehen allmählich verfeinert und in
Garn übergeführt wird.
Um diesem mehr Halt zu geben, findet auch mitunter im Reißwolf ein Vermischen mit
Baumwolle
[* 3] statt, während
dickere
Garne durch
Zwirnen gewonnen werden. Aus dem
Garn erzeugt man auf gewöhnlichen
WebstühlenGewebe
[* 4] auf dreierlei Art:
2) AusBaumwollkette und Asbestschuß; diese
Gewebe sind zwar von größerer Haltbarkeit, aber von geringerer Unverbrennlichkeit.
3) AusMetalldrahtkette und Asbestschuß; solche
Gewebe sind äußerst widerstandsfähig gegen
Wärme,
[* 6] Druck,
Wasser u. dgl. Die Fabrikation von
Platten mittels Verfilzung geschieht, wie bei den
Pappen, nach einem Zerkleinerungsprozeß
auf
Pappen- oder Papiermaschinen mit Anwendung starker
Pressen, weil das
Material das
Wasser sehr fest hält. Die
Dicke dieser
Asbestpappen beträgt 1-10
mm, ihre
Länge und
Breite
[* 7] gewöhnlich 1 m. Die dünnsten
Formen von 0,3 - 0,75mmDicke und beliebiger
Länge werden Asbestpapier genannt und in langen
Bahnen erzeugt.
Eine besondere Verarbeitung des
Asbestes mit
Kautschuk findet statt, um dadurch auch ein für
Dampf,
[* 8]
Wasser u. dgl. bei hoher
Temperatur und hohemDruck undurchlässiges
Gewebe zu erzeugen. Die Verarbeitung besteht wesentlich darin,
daß man Asbestgewebe oder
-Platten mit einer Kautschuklösung in beliebigen
Lagen zusammenklebt oder noch zweckmäßiger mit
einem Kautschukschwefelteig vereinigt und vulkanisiert (Asbestkautschukplatten). Die Hauptverwendung finden diese Asbestfabrikate zu
feuersichern Vorhängen in
Theatern, Anzügen zum
Schutz gegen herumspritzendes flüssiges
Metall inGießereien,
Stahlfabriken etc., ferner als Dichtungsmaterial in
Dampfmaschinen,
[* 9]
Kompressoren
(Stopfbüchsen),
[* 10]
Dampfleitungen;
als
Filter und Schlammpreßtücher für Wasserreinigung, in Zuckerfabriken,
zur Bierklärung etc. In Pulverform, mit
Wasserglas oder
Mineralfarben vermischt, liefert der
Asbest einen feuersichern
Anstrich
(Asbest-Email).
Aus dem Jahr 1890 sind noch einige Expeditionen hier nachzutragen. Kusnetzow unternahm 1890 im Auftrag der
Russischen geographischen
Gesellschaft seine dritte
Reise, welche hauptsächlich dem westlichen
Transkaukasien (Karthalinien) galt und
Studien über
Gletscher und
Flora zum
Zweck hatte. Im Juli 1890 bestieg der Topograph Pastuchow behufs topographischer
Aufnahmen den
Elbrus,
konnte aber den Abstieg infolge eingetretenen Schneesturms nur unter großen
Gefahren vollenden.
Von Engländern unternahm G. G.Baker eine
Tour durch den weniger erforschten und niedrigern östlichen
Kaukasus, wo
er den zu 4830 m
anzeigenden Basardschusi erklomm. In der Zentralkette war
Holder thätig, die
Gletscher und die
Orographie der Adai
Choch-Gruppe
an den
Quellen des
Rion aufzuhellen, während der
ItalienerSella
[* 17] drei
Monate lang ebendort reiste und photographierte. Im
Sommer 1891 erschienen
auch Deutsche
[* 18] auf diesem
Felde wissenschaftlicher Thätigkeit: Ende
Juni gingen Merzbacher aus
München
[* 19] und Purtscheller aus
Salzburg
[* 20] zu Gletscherforschungen nach dem zentralen
Kaukasus, wo sie trotz schlechten
Wetters eine
Reihe
von Bergbesteigungen und wissenschaftlichen
Beobachtungen ausführten.
Der vorjährige
Bericht (vgl. Bd. 18, S. 337) hatte die
Brüder Grum Grshimailo auf ihrer zentralasiatischen
Reise bis zu dem
Vorstoß von
Turfan südwärts nach dem
Lop-Nor zu begleitet. Anstatt dort durch ein von den bisherigen
Karten verzeichnetes Dünengebiet zu kommen, stießen sie auf ein
Gebirge, Tageta, von 2700-3000 m
Höhe; den
Lop-Nor selbst
erreichten sie nicht. Doch konstatierten sie auf diesem Ausflug, welcher hauptsächlich unternommen worden war, um eine
Herde
wilder
Kamele
[* 23] zu verfolgen, bei dem
Ort Lukschin kyr (in etwa 42½° nördl.
Br. und 89½° östl. L. v. Gr.)
das Vorhandensein einer ungeahnten
Depression
[* 24] von 50 m unter der Oberfläche des
Ozeans, deren genauere Untersuchung der
Generalmajor
Asien v. Tillo plant.
Die beiden
Brüder, der eine,
Gregor, Naturforscher, der andre,
Michael,
Offizier, gingen dann über Chami
durch die
WüsteGobi nach
Sutschou, durch das
GebirgeNanschan nach dem Westufer des
Kuku-Nor, überschritten südöstlich desselben
den obern
Huangho und drangen jenseit desselben noch etwa 100 km südwärts bis zum
GebirgeUlan vor.
Ihre Rückreise führte
sie über Kantschou,
Sutschou und Chami nach
Kuldscha.
IhreResultate sind namentlich in zoologischer und
botanischer Hinsicht bedeutend; sie brachten unter anderm drei
Exemplare des Wildpferdes mit heim. Aber auch für die
Geographie
haben sie gearbeitet, indem sie an 40
Punkte astronomisch bestimmten, ihre
ca. 8000 km langen
Routen auf chinesischem Gebiet
krokierten und einige hundert
Photographien aufnahmen, und diese
Arbeiten sind um so wichtiger, als sie
es sich angelegen sein ließen,
¶
mehr
möglichst Wege einzuschlagen, welche ihr Vorgänger Prschewalskij nicht betreten hatte. Der großen Expedition unter Oberst
Pewzow ist es dagegen nicht gelungen, von Nia aus in Tibet einzudringen, wie das Mitglied Prof. Bogdanowitsch meint, weil das
tibetische Randgebirge im W. viel größere Schwierigkeiten darbietet als weiter im O., so daß die ohnehin
schon besser mit Waffen
[* 26] und Munition als mit Geld ausgerüstete Expedition unnütz Kraft
[* 27] und Mittel im W. verschwendete.
Immerhin sind die Ergebnisse ansehnlich: 8000 km topographische Aufnahmen, 50 astronomische Ortsbestimmungen, magnetische Beobachtungen
von zehn Punkten, umfangreiche zoologische, botanische und geologische Sammlungen, zu deren Fortschaffung es nicht weniger
als 40 Kamele bedürfte. Der englische Offizier Younghusband ging 1890 in Begleitung des als Dolmetsch dienenden
Mac Cartney von Indien über Ladak nach Jarkand, überwinterte in Kaschgar und gedachte im Frühling über Tschitral nach Indien
zurückzukehren.
Obwohl mehr zu politischen als wissenschaftlichen Zwecken reisend, stellt er doch auch astronomische und geographische Beobachtungen
an. Nachrichten vom September 1891 zufolge hatte er sich nach Pamir
[* 28] begeben, um das Vordringen der Russen zu beobachten, war
aber von denselben ausgewiesen worden. Von Indien aus besuchten gleichzeitig Beech und Lenard Kaschgar. Zunächst einen praktischen
Zweck hatte die Reise des englischen RittmeistersBower: sie galt der auch glücklich durchgeführten Ergreifung
des Mörders des englischen Reisenden Dalgleish (vgl. Bd. 17, S. 57) und damit der Aufrechterhaltung
englischen Prestiges in Innerasien;
daneben aber hat Bower sich nicht geringe Verdienste um die Erforschung des Berglandes im
W. der Ebene von Kaschgar erworben.
Während so von englischer Seite verhältnismäßig wenig in diesem
Gebiete geschieht, kommt dasselbe seitens der Franzosen mehr in Aufnahme. Die Reise von Littledale über Pamir, von Chokand bis
Kaschmir,
[* 29] im J. 1890, ist weniger wegen ihrer Resultate, als dadurch bemerkenswert, daß der Reisende stets von seiner Frau
begleitet wurde. E. Blanc, welcher im Auftrag des französischen Ministeriums die transkaspische Bahn u.
die Produkte von Russisch-Turkistan studiert hatte, hat diese Reise von Ferghana über den 3730 m hohen Terek-dawan bis nach Kaschgar
ausgedehnt und kehrte, nachdem sich ihm dort der schwedische Geolog Hedin angeschlossen hatte, über den Issyk-kul auf russisches
Gebiet zurück.
Der bereits durch eine Reise von der Lena nach dem Amur bekannte FranzoseJosephMartin verließ im Frühling 1889 Peking,
[* 30] um durch die ProvinzKansu nach Hochasien vorzudringen; doch wurde er von Mißgeschick verfolgt, indem seine Begleiter ihn betrogen
und er in Langtschou und Sutschou monatelang krank daniederlag. Wiederhergestellt, bereiste er das Gebiet des Kuku-Nor, wo
er große botanische und zoologische Sammlungen anlegte, und zog dann über Chami und Karaschahr nach
dem Lob-Nor, Chotan und Kaschgar.
In denJahren 1889 und 1890 machte der Naturforscher Pratt, welcher vorher mit naturwissenschaftlichen
Studien am untern Jangtsekiang beschäftigt war, zwei Reisen nach Tatsienlu im W. der ProvinzJünnan und erforschte dann einen
Teil des großartigen Schneegebirges, welches sich unweit dieser Stadt in nordsüdlicher Erstreckung hinzieht. Weiter südlich
hat die Reise von Asien R. Agassiz von Haiphong in Tongking
[* 31] über Land nach Langson und Kanton
[* 32] uns die Handelsstraßen
dieses Teiles von Südchina näher kennen gelehrt. In neuester Zeit besuchte der deutsche Naturforscher Warburg mit einer
japanischen Regierungsexpedition die zu diesem Reich gehörigen Bonin- und VolcanoInseln imStillenOzean; die erstern haben sich
nach seiner Schilderung durch die japanische Kolonisation sehr gehoben, während die Kolonisierung der
Volcano -Inseln an dem Wassermangel und der Unwirtlichkeit derselben scheiterte. Das eigentliche Japan
[* 33] ist aus der Reihe derjenigen
Länder, wohin geographische Forschungsreisen sich richten, ausgeschieden; das beweist am besten die Thatsache, daß die provisorische
Karte des Landes in 1:200,000 und 77 Blatt
[* 34] schon fertig vorliegt. Auch von der definitiven in 1:20,000 (mit
japanischer Schrift; die in Arbeit begriffene geologische in 1:400,000 hat dagegen lateinische Schrift) befinden sich bereits
gegen 300 Blätter im Handel.
Aus den Jahren 1888 und 1889 ist noch die Reise des französischen Marineoffiziers RaoulHumann nachzutragen, welcher das
Gebiet des Flusses Donaï im südlichen Anam und der Moïs, deren Sprache
[* 35] er beherrscht, geographisch untersuchte, an der Ausführung
seiner weitern Pläne aber durch einen Unfall auf der Elefantenjagd verhindert wurde. Vom südlichen Tongking aus hat 1890 der
Missionar Guignard die wilden Meos am obern Ngan-Ca oder Sông-Mo (zwischen 19 und 20° nördl. Br.) besucht;
ihn begleitete eine kleine militärische Expedition, welche diesen Teil der Grenze gegen Siam näher erforschte.
Die Expedition Pavies, welche die Grenze zwischen den französischen Besitzungen und Siam ermitteln soll (vgl. Bd. 18, S. 338),
hat sich, am Mekhong angelangt, in mehrere Partien geteilt, welche auf verschiedenen Wegen die Wasserscheide
zum südchinesischen Meer überschreiten sollten. Zuerst ist dies dem Kapitän de Malglaive geglückt, welcher im Herbst 1890 von
Lakhon am Mekhong zwischen 17 u. 18° nördl Br. ostwärts nach Dong-Hoï an der Küste vordrang. Etwas südlicher, und zwar
von Huë aus, machte er dann die Reise in umgekehrter Richtung, wurde aber an den Quellen des Flusses von
Tschepon von seinen Trägern verlassen und ist im Dezember 1890 mit einer militärischen Begleitmannschaft zum zweitenmal von
Huë nach W. aufgebrochen. Eine andre Expedition unter Kapitän Cupet erreichte im Juni 1891 Luang-Prabang am Mekhong, blieb
dort während der Regenzeit, zog dann am Mekhong abwärts und
¶