mit glühendem
Eisen
[* 2] kommt heute nicht mehr in
Frage, die gelindere Tättowierung ist nicht untrüglich,
da man, wie es scheint,
ausreichenden
Methoden auf der
Spur ist, dieselbe zu beseitigen (Einreiben von
Milch in die durch Nadelstiche zugänglich gemachte
Haut
[* 3] der tättowierten
Stelle), Viel zuverlässiger erscheint Bertillons
»anthropometrisches Signalement« (s. den
folgenden
Artikel), welches in
Frankreich sich gut bewährt hat und auch bei uns eingeführt werden dürfte. Dabei sind gewisse
Einflüsse zu berücksichtigen, welche
Körpermaße, namentlich die Körperlänge ändern und von Simulanten benutzt werden
können.
Morgens ist der
Mensch gewöhnlich größer als abends, weil nach längerer Beschäftigung in aufrechter
Stellung die
zwischen den
Wirbeln liegenden
Scheiben zusammengedrückt werden. Auch durch nachlässige
Haltung kann man sich kleiner machen.
Wer nur wenig mehr als
Militärmaß besitzt und die
Nachtvor der Messung stehend und gehend verbracht hat, auch sich nachlässig
hält, kann leicht als zu klein für den Militärdienst befunden werden. Sombathy -
Wien
[* 4] sprach über
die Auffindung einer
Bronze-Situla vom
Typus derer von
Bologna und
Match.
Die neue
Situla wurde bei
Göttweih in
Niederösterreich entdeckt und ist demnach die nördlichste unter sämtlichen ihresgleichen.
Der dorische
Typus ihrer getriebenen
Ornamente
[* 5] weist auf südliche Abstammung hin.
Dorr -
Elbing
[* 6] berichtete über seine Forschungen
an den zahlreichen Steinkistengräbern in der Gegend von
Elbing und knüpfte an die
Beschreibung der
FundeErörterungen über die vormalige Besiedelung der
Elbinger Gegend. Dabei erwähnte er eine
Stelle des
Plinius, wo
Pytheas von
den
Goten erzählt, daß sie die
Küste des aestuarium oceani bewohnten, da, wo die Bernsteininsel
Abalus zu
Schiffe
[* 7] leicht in einem
Tag erreicht werden könne.
Vortragender wandte sich gegen die Deutung, daß die Bernsteininsel nach der
Nordsee zu verlegen sei, weil aestuarium das
der
Ebbe und
Flut ausgesetzte Land bedeutet, und führte aus, daß man wohl auch annehmen könne, es habe der häufige, durch
Nordwind verursachte Aufstau des Haffwassers, welcher in früherer Zeit jedesmal zur Überflutung des
damals noch nicht durch die
Dämme geschützten
Landes führte,
Anlaß zu der Anwendung des
Wortes Ästuarium
[* 8] geboten. An der
Nordseegab es nun einmal keinen
Bernstein
[* 9]
(Olshausen hat dieser
Annahme gegenüber darauf hingewiesen, daß die
Nordsee keineswegs
völlig
frei vonBernstein ist, und daß anderseits die
Elbinger Gegend zu wenig
Funde ergeben hat, um als
das von
Plinius gemeinte Land gelten zu können).
Grempler -
Dresden
[* 10] sprach über die
MerowingerFibel. Er suchte nachzuweisen, daß der sogen.
MerowingerTypus eigentlich als
gotischer
Typus bezeichnet werden müsse. Auf der
Krim
[* 11] hat er nämlich in
KertschFibeln
[* 12] gefunden, welche
ihrem Aussehen nach zu dem merowingischen
Typus zu rechnen sind. Lissauer sprach über den Formenkreis der slawischen
Schläfenringe.
Er erörterte zunächst die verschiedenen
Formen, welche diese
Ringe an andern
Orten, hauptsächlich aber in
Ungarn,
[* 13]
Böhmen
[* 14] und
Polen zeigen.
Obgleich seit dem Jahr 1877, wo Sophus
Müller diese
Ringe bereits für slawischen Ursprungs erklärte,
etwa sechsmal soviel wie in frühern
Jahren gefunden worden sind, hat man dennoch bisher keine
Ursache gehabt, von dieser
Anschauung
abzuweichen. Von großer Bedeutung sind die
Funde, welche bei
Keszthely in
Ungarn gemacht wurden; man brachte hier unter anderm
Schläfenringe zu
Tage, welche 3-5mal schlangenförmig
gewunden waren, also von der gewöhnlichen Form
vollkommen abwichen. Allerwärts, wo
Slawen herrschten, sind von der Zeit der
Völkerwanderung an diese schlangenförmigen
Ringe bis zu Anfang dieses Jahrtausends deutlich nachzuweisen. Buschan -
Kiel
[* 15] legte eine Sammlung von
Samen
[* 16] prähistorischer
Kulturpflanzen vor. Bedeutend sind unter diesen besonders spanische
Funde, welche von den Gebr. Siret gemacht
wurden und Aufschlüsse über den Zeitpunkt des ersten Auftretens gewisser
Kulturpflanzen in
Spanien
[* 17] gaben.
Signalement. Die photographische
Aufnahme der Verbrecher und die Anlegung von Verbrecheralbums hat
sich zur Identifizierung von Verbrechern als unzureichend erwiesen, da teils absichtlich hervorgerufene, teils zufällig
entstandene Veränderungen in dem Aussehen der Verbrecher, verbunden mit dem kolossalen Anwachsen der
Photographien (in
Paris
[* 18] 100,000
Stück), leicht zu Irrtümern Veranlassung geben. Bertillon hält die photographische
Aufnahme für ganz entbehrlich,
wenn am
Körper jedes Verbrechers einige
Maße genommen werden, die er als das anthropometrische Signalement bezeichnet. Es
ist festzustellen die Körperhöhe, die Oberkörperhöhe, die Schädellänge, die Schädelbreite, die
Länge des Mittelfingers, des linken
Fußes, die Armspannweite und die
Farbe der
Augen.
Aus den gewonnenen
Maßen wird je nach
Kategorien eine
Gruppe von
Zählkarten hergestellt, welche je in drei Untergruppen (groß,
mittel, klein) zerlegt wird. Es gelingt sehr schnell, mit diesen
Zählkarten zu arbeiten. Das
Notieren
der besondern Merkmale unterstützt die Identifizierung. Der Gesamtbetrag der bis 1890 in
Paris durch das
System Bertillon
erkannten Verhafteten, welche sich einen falschen
Namen beigelegt hatten, beträgt 2800. Das
Verfahren wird bereits praktisch
ausgeführt in
Paris,
Lyon,
[* 19]
Versailles,
[* 20]
Poissy etc.
Vgl. Bertillon, Das anthropometrische Signalement (deutsch,
Berl. 1890).
in prähistorischen
Bronzen, s.
Anthropologenkongreß, ^[= Die 21. allgemeine Versammlung der Deutschen Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und ...] S. 30.
Shuzô, japan. Staatsmann, geb. 1844 in Chôshû,
studierte
Rechts- und
Staatswissenschaften, seit 1868 in
Deutschland,
[* 21] wo er 1873 zum Legationssekretär bei der japanischen
Gesandtschaft in
Berlin
[* 22] ernannt wurde. Nach einem vorübergehenden Aufenthalt in
Japan
[* 23] kehrte er 1874 als
Gesandter nach
Berlin zurück und vermählte sich 1875 mit der
Baronesse v.
Rahden. 1885 wurde er nach
Japan zurückberufen und
zum Vizeminister des Äußern ernannt; 1889 übernahm er, nachdem Ôkuma infolge des auf ihn verübten
Attentats zurückgetreten
war, das
Ministerium des Äußern und brachte die
Verhandlungen über die
Revision der
Verträge mit den fremden Mächten aufs
neue in
Fluß, konnte sie aber nicht zu Ende führen, da 1891 bald nach dem
Attentat auf den russischen Thronfolger ein allgemeiner
Ministerwechsel stattfand, bei dem auch von seinen:Amte zurücktrat. 1889 zum
Viscount erhoben, gehört
er seit 1890 dem
Herrenhaus an.
ihm geführte Partei der gemäßigten Opposition in eine ungarische Nationalpartei, welche die rücksichtslose und vollständige
Magyarisierung Ungarns zu ihrem Programm machte.