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photographischen Aufnahmen Abercrombys. Bei so unbestimmten und veränderlichen Gebilden wie die Wolken ist indessen eine Verständigung mit den Beobachtern durch bloße Beschreibungen unmöglich; die Worte sind zu vieldeutig und die Vorstellungen, welche sie erzeugen, entweder unklar oder bei verschiedenen Lesern ganz verschieden. Auch die bildliche Darstellung macht bedeutende Schwierigkeiten. Die Photographie, welche in andern Fällen das Höchste in Naturtreue leistet, versagt hier insofern, als durch die Entstellung des Verhältnisses zwischen blauem Himmel [* 2] und Wolke das Bild nur für geübte Augen verständlich ist. Man muß daher, namentlich wenn man sich an Nichtspezialisten wendet, zur farbigen Darstellung greifen. Diese Überlegungen liegen der Sammlung von Farbendruckbildern zu Grunde, welche Hildebrandsson, Neumayer und Köppen in Hamburg [* 3] kürzlich veröffentlicht haben und von der wir die wesentlichen Teile in verkleinerten Kopien in der Tafel »Wolkenformen« vorführen. Wir wollen nun zur kurzen Besprechung dieser Bilder übergehen.
1) Cirrus, Federwolken [* 1] (Fig. 1). Zarte Fäden, gewöhnlich weiß, auf blauem Grunde, sehr hoch, durchschnittlich etwa 9 km über dem Boden schwebend, welche bald in Locken gekräuselt, bald geradlinig oder in mehreren Richtungen gekämmt sind und als Windbäume, Katzenhaare etc. auch von Nichtmeteorologen beachtet werden. Büschel dieser Fäden sind häufig in Banden angeordnet, welche wie Meridiane einen Teil des Himmelsgewölbes überziehen und nach einem oder zwei entgegengesetzten Punkten des Horizonts perspektivisch konvergieren. An der Bildung solcher Banden nehmen oft auch Cirro-Stratus und Cirro-Cumulus teil.
2)
Cirro-Stratus (Fig. 2), feiner weißlicher
Schleier, und 5)
Alto-Stratus (Fig. 5), dichterer
Schleier von grauer oder bläulicher
Farbe, sind im Aussehen nicht sehr verschieden, nehmen aber eine so verschiedene
Höhe ein, daß ihre thunlichste
Unterscheidung wichtig ist. Denn die durchschnittliche
Höhe des erstern ist ebenso groß wie die des
Cirrus, nämlich 9 km,
die des letztern nur etwa halb so groß, etwa 5 km. Bei der
Annäherung schlechten
Wetters tritt gewöhnlich zuerst
Cirro-Stratus
auf, der nachher in
Alto-Stratus übergeht. In ersterm zeigen sich die charakteristischen weiten
Ringe
um
Sonne
[* 4] und
Mond,
[* 5] im letztern verschwinden sie wieder. Der
Cirro-Stratus ist zuweilen ganz diffus, dem
Himmel nur ein weißliches
Aussehen verleihend (Cirrus
dunst), zuweilen aber läßt er deutliche
Struktur von ineinander verworrenen
Fasern erkennen (Cirrusfilz
).
3) Cirro-Cumulus (Fig. 3), kleine weiße, und 4) Alto-Cumulus (Fig. 4), größere weißgraue Bällchen, in Herden gruppiert. Beide Wolkenarten werden als Schäfchen (Lämmergewölk) bezeichnet, erstere als feine, letztere als grobe. Sehr häufig sind die Bällchen in Reihen nach einer oder zwei Richtungen angeordnet; Formen mehr flockig oder mehr kugelig. Auch hier ist die Unterscheidung wegen der größern Höhe von 3) gegenüber 4) wünschenswert. Die durchschnittliche Höhe der erstern ist zwischen 6 und 7, die der letztern etwa 4 km.
6) Strato-Cumulus (Fig. 6) und 7) Nimbus (Fig. 7) gehören der untern Schicht der Atmosphäre in 1 oder 2 km Höhe über dem Boden an und stellen große Klumpen oder Schichten von unbestimmter Form dar. Strato-Cumulus ist eine Wolke des trocknen Wetters und bedeckt den Himmel häufig, namentlich im Winter, ganz mit Wülsten oder Ballen, welche ihm ein gewelltes Aussehen verleihen; in den Lücken erscheint blauer Himmel. Dagegen ist der Nimbus die Wolke der anhaltenden Regen- und Schneefälle; er zeichnet sich durch zerrissene Ränder und namentlich dadurch von dem Strato-Cumulus aus, daß er stets Alto-Stratus über sich hat, so daß durch seine Lücken kein blauer Himmel, sondern eine gleichförmige hohe, graue Decke [* 6] sichtbar wird.
8) Cumulus (Haufenwolke, [* 1] Fig. 8). Dichte im beständigen Emporwachsen begriffene Wolke, deren Gipfel kuppelförmig und mit Zapfen [* 7] besetzt, während die Basis horizontal ist.
9)
Cumulo-Nimbus (Gewitterwolke, Schauerwolke,
[* 1]
Fig. 9). Mächtige Wolkenmassen, die sich wie
Berge auftürmen, gewöhnlich
oben mit
Schleier oder
Schirm von faseriger
Textur und unten mit nimbusähnlichen Wolkenmassen (dem Wolkenkragen) umgeben, aus
deren Mitte gewöhnlich
Schauer von Platzregen oder
Hagel
(Graupeln) fallen. Die Ränder
oben sind entweder
von festern
Umrissen nach Art von 8) und bilden gewaltige Cumulusgipfel, von zarten »falschen
Cirren« umschwebt, oder diese Ränder fließen selbst in eine zarte, cirrus
artige Zerfaserung aus. Die letzte Form
ist besonders beim »Aprilwetter« gewöhnlich.
Howard hat den regnenden
Cumulo-Nimbus und unsern
Nimbus zusammen
als
Nimbus bezeichnet, den nichtregnenden
Cumulo-Nimbus aber als Cumulo-Stratus.
10) Stratus (gehobener Nebel, [* 1] Fig. 10). Howard hat mit dem Worte Stratus die Nebeldecken bezeichnet, die entweder dem Boden direkt aufliegen oder in geringer Höhe über demselben schweben, nicht selten so niedrig, daß die Spitzen von Kirchtürmen und niedrigen Bergen [* 8] bereits hineinragen. In neuerer Zeit hat man dagegen vielfach sich gewöhnt, als Stratus horizontale, gleichmäßige Wolkenlagen von geringer Dicke auch in andern Höhen der Atmosphäre zu bezeichnen, welche am Horizont, [* 9] von der Seite gesehen, als dünne Streifen sich zeigen.
Diese sind indessen teils als Alto-Stratus, teils als Strato-Cumulus zu bezeichnen; ja auch die Herden von Alto-Cumulus erscheinen von ferne als solche Streifen. In der Klassifikation von Hildebrandsson und Abercromby ist ein Mittelweg befolgt, indem Nebel, die auf dem Boden aufliegen, als Nebel, solche aber in einer Höhe von einigen Hundert Metern über dem Boden als Stratus bezeichnet sind, sofern sie bei trocknem Wetter [* 10] auftreten; die zerrissenen Wolkenfetzen, welche bei Regenwetter zuweilen gleichfalls bis unter 1000 m herabhängen, werden als Fracto-Nimbus bezeichnet.
Wie in diesem Falle Fetzen von Regenwolken als Unterart mit dem Namen Fracto-Nimbus belegt sind, so werden die Fetzen von Haufenwolken als Fracto-Cumulus, soweit es nötig erscheint, unterschieden. Der echte Cumulus zeigt oben und unten scharfe Begrenzung, diese hält aber nur so lange an, als die aufsteigende Bewegung in ihm fortdauert. Stets und besonders bei windigem Wetter unterliegen seine Teile fortwährender Auflösung. Solche zerrissene Haufenwolken, Cumulusfetzen, fehlen an einem Cumulushimmel nie ganz und sind, ebenso wie der echte Cumulus, charakteristisch für den Sommerhimmel, besonders über festem Lande. Inseln werden in den tropischen Meeren sehr oft aus größter Entfernung kenntlich durch die über ihnen liegenden Cumuli, lange bevor das Land selbst gesehen werden kann.
Es ist zu hoffen, daß die Klassifikation von Hildebrandsson und Abercromby eine allgemeine internationale Verbreitung finden und mit Unterstützung einheitlicher, verständlicher Abbildungen das Ziel ¶
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erreichen lassen wird, daß jeder, der Wolkennamen anwendet, mit diesen einen und denselben bestimmten Begriff verbinden wird. Zur Erreichung dieses Zweckes soll auch die hier gelieferte auszugsweise Kopie aus dem oben erwähnten Wolkenatlas beitragen. Bereits hat eine Reihe von meteorologischen Instituten diese Klassifikation angenommen. Darunter auch die Deutsche [* 12] Seewarte. Das bis dahin von derselben eingehaltene System unterschied sich, abgesehen von minder bestimmten Definitionen, hauptsächlich dadurch, daß die Formen 2) und 5) als Cirro-Stratus, 3) und 4) als Cirro-Cumulus und 6) und 7) als Strato-Cumulus zusammengefaßt waren, also die Formen Alto-Stratus, Alto-Cumulus und Nimbus fehlten; Cumulo-Nimbus war, Howard folgend, als Cumulo-Stratus bezeichnet, da aber dieser Ausdruck von andrer Seite in wesentlich anderm Sinne gebraucht wurde oder auch ganz bekämpft worden ist, erscheint das neue Wort Cumulo-Nimbus entschieden vorteilhafter. Die Definition des Stratus war unbestimmt.
Neben den angedeuteten Näherungen zwischen 2) und 5),3) und 4),6) und 7) gibt es auch manche andre zwischen den aufgeführten Formen, abgesehen davon, daß zwischen allen die mannigfaltigsten Übergänge vorkommen. So sind 3),4) und 6) Wolken, welche in Lagern von großer horizontaler und geringer vertikaler Ausdehnung [* 13] vorkommen und aus Bällchen oder Ballen bestehen, die in Herden und zum Teil in Reihen zusammengeordnet sind; von den zarten Flöckchen bei 3) bis zu den massigen Wülsten bei 6) treten allerlei Zwischenformen auf.
Anderseits sind einige der unterschiedenen Wolkenformen aus Elementen gebildet, welche, getrennt auftretend, eine besondere
Klasse bilden. So lassen die Schleier des Cirro-Stratus meistens eine Zusammensetzung aus Cirrus
fäden mehr oder weniger erkennen,
und noch deutlicher ist der Cumulo-Nimbus als zusammengesetzte Wolke charakterisiert. Das oberste Stockwerk
dieses häufig so großartigen Wolkenkomplexes findet sich durchschnittlich in der Höhe von 3-5 km und wird von Schleiern
oder Fäden von Alto-Stratus oder »falschem Cirrus« gebildet, während der echte Cirrus doppelt so hoch zu schweben pflegt. Das
mittlere Stockwerk zeigt Cumulusgipfel meist in viel schönerer Entwickelung als bei dem isolierten Cumulus.
Die Beobachtung der Wolken, welche zuerst im Anfang dieses Jahrhunderts durch die Arbeiten von Howard und besonders durch seine Klassifikation einen Anstoß erhielt, ist eins der wenigen Mittel, um über die Zustände und Vorgänge in den höhern Schichten des Luftmeeres uns Aufschlüsse zu verschaffen. Es ist aber leicht begreiflich, daß es ein hoffnungsloses Unternehmen ist, durch alleinige Untersuchung der aller untersten, die Erdoberfläche berührenden Schicht in das Wesen der atmosphärischen Erscheinungen einzudringen.
Ist doch diese Schicht nicht nur ein sehr kleiner, sondern auch ein an der Grenze befindlicher und durch die feste Erdoberfläche besonders ungünstig beeinflußter Teil der Atmosphäre! Möglichst häufige und ausdauernde Beobachtung der Wolken, ihres Zuges und ihrer Wandlungen ist deshalb für den Fortschritt der Meteorologie ein höchst wichtiges Bedürfnis. Dabei sind besonders zwei Punkte hervorzuheben. Einmal ist die Kenntnis der Höhe der betreffenden Wolken eine ebenso wichtige wie leider schwer zu erfüllende Forderung. Es sind also Messungen, wie sie in Upsala [* 14] unter Hildebrandssons Leitung von Ekholm und Hagström oder in Berlin [* 15] von Vettin ausgeführt wurden, höchst wünschenswert.
Auch die Geschwindigkeit der Wolken läßt sich nur bestimmen, wenn deren Höhe bekannt und deren Winkelgeschwindigkeit bestimmt ist. Doch kann aus der letztern einigermaßen Brauchbares schon dadurch gewonnen werden, daß für die Höhe durch einen Analogieschluß nach der Form der ein wahrscheinlicher Wert angenommen wird, wozu schon die obigen Angaben benutzt werden können. Der zweite wichtige Punkt ist die anhaltende Beobachtung einer und derselben Wolke in günstiger Lage eine Reihe von Minuten hindurch, da nur dadurch eine sichere Auffassung der Vorgänge in den Wolken gewonnen werden kann. Für beide Zwecke kann dabei die Photographie wertvolle Dienste [* 16] leisten.