eine
Frucht derselben waren die »Excerpta ex registris
Clementis VI. et Innocentii VI. summorum pontificum historiam
s. r. imperii sub regimine
Karoli IV. illustrantia« (das. 1885).
JosephEduard, Kunstschriftsteller, geb. zu Welletau in
Böhmen,
[* 5] studierte auf
der
Universität zu
Prag, bildete sich gleichzeitig an der dortigen
Akademie, war seit 1869 am
Berliner
[* 6] Kupferstichkabinett,
zuletzt als Direktorialassistent angestellt und ist seit 1878 Museumsinspektor in
Braunschweig,
[* 7] wo er 1885 zum
Professor ernannt
wurde. Von seinen
Schriften nennen wir außer einerReihe von Kupferstechermonographien ( Wessely
Vaillant«, 2. Aufl.,
Wien 1881; »Jan de
VisscherundL.Visscher«, Leipz. 1866; »Abr.
Blooteling«, das. 1867; »J. ^[Jan] und P.
van Somer«, das. 1868; »J. ^[Jan] und N.
Verkolje«, das. 1868; »G.Fr,
Schmidt, R.
Earlom, J.
^[John]
Smith, A. v.
Ostade, J.
^[Jacob]
Gole«, Hamb. 1887-89 u. a.): »Altes und
Neues, Reisereminiszenzen« (Leipz. 1866);
Das
Gesetz bedeutet eine Entlastung der Bewohner der Reichshauptstadt um einen Steuerbetrag von fast 3 Mill.
Gulden, zugleich
aber, was noch wichtiger, eine
Hebung
[* 13] der Stadt selbst. Die bisherige
Differenz der
Verzehrungssteuersätze, in Wien pro
Kopf 12
Guld.,
in den
Vororten variierend zwischen 1-2
Guld. pro
Kopf, führte naturgemäß dazu, daß die Lebensverhältnisse
vor den
ThorenWiens sich günstiger gestalteten, daß also eine große Anzahl von
Personen vor die
Linien zog und infolgedessen
die
Nachfrage nach
Wohnungen draußen zunahm, die Bauthätigkeit dort wuchs, während Wien nicht nur keinen
Zuwachs aus seiner
Umgebung erhielt, sondern noch an diese von seiner
Bevölkerung
[* 14] abtrat.
Das
Fallen der
[* 15] Linienwälle, welches eine
Konsequenz der
Durchführung des
Gesetzes sein wird, bedeutet die
Befreiung von beengenden
Fesseln und wird hoffentlich den Anstoß zum Aufblühen der baulichen
Entwickelung und der Erwerbsthätigkeit
Wiens bilden.
Nach den Zusagen der
Regierung wird der durch die Abtragung der Linienwälle gewonnene
Grund auch zur
Anlage
einer
Stadtbahn benutzt werden. Was die
Vororte betrifft, so werden dieselben infolge der
Ausdehnung
[* 16] des
Wiener Verzehrungssteuergebiets
auf dieselben zunächst
Opfer zu bringen haben, da der
Staat auf sein bisheriges
Einkommen aus dem
Titel der
Verzehrungssteuer
nicht verzichten konnte und daher die Vorortbewohner für die Entlastung der Residenzbewohner aufzukommen
haben; dafür werden ihnen aber die mannigfachen Vorteile, welche die Vereinigung
Wiens mit den
Vororten für die letztern
mit sich bringt, die entsprechende
Entschädigung gewähren. Bei der
Enquete über die
Durchführung des neuen. Verzehrungssteuergesetzes
haben sich nämlich sowohl die Vertreter
Wiens als die der Vorortgemeinden einhellig für die sofortige
administrative Vereinigung der
Vororte mit der
Kommune Wien ausgesprochen. In diesem
Sinne wurde daher im niederösterreichischen
Landtag im
Oktober 1890 eine
Vorlage eingebracht, welche auch mit Gesetzeskraft erlangt hat.
Die
Grenzen
[* 18] des neuen Gemeindegebiets schließen nun auch den bewaldeten
Kranz von
Bergen,
[* 19] welcher die Kaiserstadt vom
Norden
[* 20] bis zum
Westen einsäumt, also denLeopolds- und Kahlenberg, den Hermannskogel und die
Ausläufer des
WienerWaldes an der Westbahn, ein. Das neue Gebiet von Wien wird in 19
Bezirke eingeteilt. Zu den bisherigen 10
Bezirken kommen nämlich 9 neue,
welche die nachfolgende Bezeichnung führen werden: 11.
Simmering, 12.
Meidling, 13.
Hietzing, 14.
Rudolfsheim, 15.
Fünfhaus, 16.
Ottakring, 17.
Hernals, 18.
Währing, 19.
Döbling.
Während die bisherigen 10
Bezirke ein
Areal von 55,4 qkm mit einem
Umfang von 38 km hatten, umfaßt das neue Gemeindegebiet
177,5 qkm, also mehr als dreimal soviel wie bisher, mit einem
Umfang von ungefähr 63 km. Die
Bevölkerung beträgt nach dem
vorläufigen Ergebnis der am ¶
mehr
vorgenommenen Volkszählung in dem bisherigen Gemeindegebiet von Wien, mit Einschluß des Militärs, 831,472 (1880: 725,459)
und in dem nunmehrigen Groß-Wiener Gemeindegebiet 1,364,548 (1880: 1,111,379) Einw. (darunter 22,651 aktives Militär). Nach
der Umgangssprache waren von der nach Österreich
[* 22] zuständigen BevölkerungWiens 1,146,568 Deutsche,
[* 23] 63,834 Tschechen und Slowaken, 2006 Polen
und 1955 Angehörige andrer Nationalitäten. Der künftige Gemeinderat zählt nach dem neuen Gemeindestatut 138 auf 6 Jahre
gewählte Mitglieder, welche den Bürgermeister, zwei Vizebürgermeister und 22 Mitglieder des Stadtrats auf 6 Jahre wählen.
Gegen die Krëierung des letztern Organs, welches bestimmt ist, den Gemeinderat von einer Reihe minder wichtiger Verhandlungsgegenstände
zu entlasten, hat sich freilich eine heftige Opposition seitens der Antisemitenpartei erhoben, welche
in diesem neuen Organ eine Schädigung der Gemeindeautonomie erblickt. Nach einem gleichzeitig vorgelegten Baugesetz wird
der Gemeinderat gewisse Gebiete festzustellen haben, in denen nur Villen mit Vorgärten errichtet werden dürfen, um den landschaftlich
schönsten und wegen der nahen Waldungen gesündesten Teil des erweiterten Gemeindegebiets dem Bau von
solchen Familienhäusern zu reservieren und sowohl Zinskasernen als Industrieetablissements hiervon fernzuhalten.
Von Wiener Neubauten ist
insbesondere die von König ausgeführte Börse für landwirtschaftliche Produkte in der Leopoldstadt,
mit großem Börsensaal, zu erwähnen. Auf der Ringstraße, vor der Mölkerbastei, wurde das
von Silbernagl entworfene Denkmal Liebenbergs, des um Wien während der Belagerung durch die Türken 1683 verdienten Bürgermeisters,
enthüllt. Von den beiden neuen Hofmuseen wurde das naturhistorische im August 1889 eröffnet. Das prächtige Treppenhaus
ist mit dem riesigen Deckengemälde Canons: der Kreislauf
[* 24] der Lebens, geschmückt.
Das Museum umfaßt die mineralogische, geologische, prähistorische, ethnographische, zoologische und
botanische Sammlung. Im kunsthistorischen Museum ist Ende 1889 die reichhaltige Hofwaffensammlung eröffnet worden, wogegen
die übrigen Abteilungen (Antikensammlung, Gemäldegalerie) erst im J. 1891 zugänglich gemacht werden sollen. Die Bauthätigkeit
in Wien umfaßte in den Jahren 1888 und 1889: 287, bez. 294 Neubauten und 378, bez. 332 Um-
und Anbauten. Gleichzeitig wurden in den Vororten 284, resp. 261 Neubauten und 325, resp. 332 An- u. Umbauten ausgeführt.
- Mit wenigen Ausnahmen ist in allen Verbrauchsartikeln eine Steigerung gegenüber den Vorjahren eingetreten. In Bezug auf
die Fleischversorgung ist der Transport frischen Fleisches aus Galizien hervorzuheben. Zum Export nach Frankreich
wur-