verwendet G. Oesten jetzt dazu einen gewöhnlichen
Badeschwamm, den
er an einem Ende der
Schnur befestigt und dann von durchfließendem
Wasser durch die Rohrstrecke treiben läßt. Der Verlauf der
Arbeit bei der
Reinigung ist folgender: In
Abständen von 100-150
m wird das
Rohr aufgegraben und frei gelegt und an jeder
Stelle ein
StückRohr von
ca. 1 m
Länge herausgeschnitten.
An dem Ende, von welchem der Spülwasserzufluß stattfinden soll
[* 1]
(Fig. 4), wird ein Spülkasten
a zeitweilig eingedichtet, in welchen die Schnurrolle und eine
Leitrolle für die
Schnur eingesetzt werden.
Das Ende der
Schnur mit dem
Schwamme wird in die zu reinigende
Strecke bc gesteckt, der Spülkasten durch
einen Deckel geschlossen u.
Wasser eingelassen, welches den
Schwamm wie einen
Kolben vorwärts treibt. Je enger das
Rohr wird,
desto mehr preßt er sich zusammen; wo das
Rohr sich wieder erweitert, quillt er auch wieder auf, so daß er zuverlässig
und sicher mit einer
Geschwindigkeit von 1-2 m die Rohrstrecke durchläuft, die
Schnur hinter sich herziehend.
Aufhalten kann ihn nur eine vollständige Sperrung des
Rohres, welche mit
Hilfe eines auf Messingrollen laufenden Gliedergestänges
durchstoßen werden muß.
Ist nun der
Schwamm am andern Ende c der Rohrstrecke angelangt, so wird er abgenommen und das Ende eines
Taues an die
Schnur gehängt. Der Spülkasten wird wieder geöffnet, die
Schnur wieder aufgewickelt und dadurch das Tauende
nach dem Anfangspunkt h hingezogen. Hier wird daran das Ende einer
Kette gehängt, welches durch Wiederaufwinden des
Taues
durch das
Rohr nach c befördert und dann mit dem erstenRaumer verbunden wird, der beim Zurückziehen
der
Kette ein zweites Kettenende durch das
Rohr hinter sich herzieht.
Die
Ketten liegen auf zwei fahrbaren Kettenwinden d und e, welche über den beiden Arbeitsgruben aufgefahren sind. Durch
Hin- und Herwinden der
Ketten werden die verschiedenen
Werkzeuge,
[* 2] zuerst
Raumer, dann
Bürsten, in der Rohrstrecke
hin und her gezogen. Dabei läßt man stets
Wasser durch das
Rohr fließen, welches die losgerissenen Ansatzteile herausspült.
Damit das
Wasser die genügende Druckhöhe erhält, wird auf den Spülkasten, bevor die
Kette eingebracht ist, eine
Erhöhung
f von Zinkblech aufgesetzt. Statt der Führungsrolle für die
Schnur ist zugleich eine Kettenrolle g eingesetzt,
ebenso ist am andern Rohrausschnitt eine Kettenrolle h befestigt.
Haben die
Werkzeuge genügend gewirkt, so werden sie ausgelöst
und die
Ketten zurückgezogen. Der Spülkasten wird noch einmal geschlossen und nun
Wasser mit dem vollen
Drucke hindurchgelassen,
wodurch alle Unreinigkeiten hinausgespült werden. Dabei wird aus der untern Baugrube
[* 1]
(Fig.
5) das
Wasser mittels einer Baupumpe herausgehoben. Sobald es klar fließt, ist die
Reinigung beendet. Die Rohrlücken werden
durch
Einsetzen neuer Rohrstücke wieder geschlossen.
Die Ausführung der beschriebenen
Operationen
geht sehr schnell von statten. Bisher sind in
Berlin
[* 3] im Betriebsjahr 1887/88: 1590 m,
in 1888/89: 18,282
m und 1889 bis Anfang
Februar 1890: 20,100 m Leitungsrohre, im ganzen rund 40,000 m
Rohr von 75-100
mm Weite gereinigt, welche 25-34 Jahre im Betrieb waren. Die
Kosten der
Reinigung belaufen sich einschließlich
des
Materials an neuen Rohrstücken und
Dichtungen sowie der
Werkzeuge auf 70-100
Pfennig für das laufende
Meter.
Die
Kosten einer solchen
Reinigung müssen sich bei einem Rohrnetz, welches von vornherein durch
Einsetzen
von leicht herausnehmbaren und wieder einzubindenden Rohrstücken an den geeigneten
Stellen auf eine spätere
Reinigung eingerichtet
ist, erheblich niedriger stellen. Deshalb dürfte es sich empfehlen, künftig anzulegende Rohrstrecken mit entsprechenden
Einrichtungen zu versehen.
[* 4] Um
Wasserräder
[* 5] im
Falle der
Not schnell abstellen zu können, wendet die Maschinenfabrik für Mühlenbau
vormals Kappler in
Berlin eine schwingende
Schütze an, welche in erhobener
Stellung durch eine Sperrklinke
festgehalten wird und dem
Wasser den Zutritt zum Wasserrad gestattet. Wird nun die plötzliche Abstellung des
Wasserrades erforderlich,
so braucht man nur an einem Kettenzug zu reißen, um die Sperrklinke auszulösen, worauf die
Schütze sofort niederfällt
und den Wasserzufluß abschneidet. - Zur Litteratur:
Ludewig, Allgemeine
Theorie der
Turbinen (Berl. 1890).
Ein neueres
System von
Wassersäulenmaschinen, welches von M.
Ch.
Roux angegeben ist, soll gestatten, ohne Anwendung eines
Schwungrades,
mehr als viermal soviel (50) Doppelhübe in der
Minute zu machen. Die
Maschine
[* 8] kann daher für gleiche
Leistung viel kleiner gebaut werden und bedarf eines bedeutend geringern
Anlagekapitals. Eine neuere Ausführung der Wassersäulenmaschine von
Roux findet sich in der Kohlengrube des
Creusot. Hier liegt die gemeinschaftliche Sammelstelle der
Grubenwasser 351,69 m unter
Tage. Ein großer Teil derselben kommt aus einer 266,52 m unter
Tage befindlichen
Sole. Das
Gefälle dieses
Wassers (351,69-266,52 = 85,18m) ist dazu benutzt, mittels Rouxscher Wassersäulenmaschine den zehnten Teil der gesamten
Grubenwasser zu
Tage¶
mehr
zu fördern, also 351,69 m hoch zu heben. Die verwendete Wassersäulenmaschine hat zwei
wagerecht liegende Pumpenzüge, die zu beiden Seiten eines großen Windkessels liegen und einzeln oder gleichzeitig betrieben
werden können (in
[* 9]
Fig. 1 ist einer derselben dargestellt). Jeder derselben ist hinreichend groß,
um das ganze Aufschlagwasser ausnutzen zu können. Der Kraftkolben hat 352 mmDurchmesser und 255 mmHub,
die Pumpenkolben haben bei gleichem Hub 136 mmDurchmesser. Der schnelle Gang
[* 10] der Maschine wird, abgesehen von einem WindkesselE, der etwanige Wasserstöße mildert, durch die besondere Art der Steuerung gewährleistet.
Diese besteht aus zwei übereinander liegenden hydraulischen Kolbensteuerungen. Die erste derselben (die
der Wasserzuleitung zunächst gelegene Vorsteuerung) veranlaßt die Bewegung der andern (der Hauptsteuerung), diese die Bewegung
des Kraftkolbens und dieser wiederum die Bewegung der ersten Steuerung. Das Trieb- oder Aufschlagwasser fällt durch das RohrG ein, durchstreicht das Zulaßventil V sowie den Windkessel E und wird dem Kraft- oder Treibkolben M, welcher
sich auf der Kolbenstange T befindet, zugeführt.
Die Kolbenstange trägt an ihren Enden die Kolben C, welche sich in den Cylindern Q hin und her bewegen. Das zu fördernde Wasser
wird dem Windkessel E entnommen und durch die Rohrleitung RFO unter den SaugventilenS u. S1 zugeführt,
tritt beim Zurückgehen der Kolben durch diese in die Pumpe
[* 11] und beim Vorgehen der Kolben durch die Druckventile J u. J1 in
den großen (in der
[* 9]
Figur nicht gezeichneten) Windkessel, von welchem es in das Steigrohr gelangt. Die Steuerung wird durch
Vermittelung des Treibkolbens vom Aufschlagwasser selbst wie folgt bewirkt: Bei der in
[* 9]
Fig. 1 gezeichneten
Stellung strömt das Wasser des Windkessels E in die Kanäle p. An der rechten Seite wird es durch die Kolben a3 und a4
der Vorsteuerung und durch b3 und b4 der Hauptsteuerung an der Weiterbewegung nach h, bez.
eg gehindert.
An der linken Seite dagegen lassen die Kolben a1 und a2 das Wasser in den Kanal
[* 12] h1, dasselbe wirkt
hier einseitig auf den Kolben b1, der nach rechts getrieben wird, so daß das Aufschlagwasser zwischen b1 und b2 hindurchstreichen
und durch e1 und g1 hinter den Treibkolben M treten kann. Derselbe verdrängt alsdann das im Raume
L befindliche, bereits ausgenutzte Aufschlagwasser und drückt gleichzeitig mittels des Kolbens C eine entsprechende Druckwassermenge
zu Tage.
Kurz vor dem Ende des Hubes gibt der Treibkolben M
die Öffnung m frei, durch dieselbe und den Kanal ma5 gelangt das Aufschlagwasser
hinter den Kolben a4 und treibt die vier Kolben der Vorsteuerung nach links. Dies wird jedoch erst dadurch
ermöglicht, daß gleichzeitig der innere Teil des Kolbens M, welcher mit dem außer Druck befindlichen Abflußwasser in Verbindung
steht, die Öffnung n und damit die Leitung na frei macht, so daß das vorher hinter a1 befindliche gespannte Wasser seinen
Druck verliert und mit dem verbrauchten Wasser aus L durch den Kanal A B entweichen kann.
Nach der Verschiebung der Vorsteuerung von rechts nach links wiederholen sich die eben für die linke Seite geschilderten
Vorgänge auf der rechten und umgekehrt. Zahlreiche Versuche mit der vorstehenden von Crozet u. Komp. in Chambon
ausgeführten Maschine lieferten nachstehende Ergebnisse: Bei 50minutlichen Doppelhüben sind in 24 Stunden 1783 cbmWasser erforderlich
und werden 248 cbm gehoben, so daß, um ein Raumteil Wasser 280 m hoch zu fördern, sieben Raumteile Wasser mit 70 m Gefälle
erforderlich sind, entsprechend einer Nutzleistung von 55 Proz. Die Kosten der ganzen Anlage betragen:
für die eigentliche Maschine von 10,200 kg Gewicht 21,805 Frank, für die Rohrleitung 22,728 Fr., für Montage und Nebeneinrichtungen
17,391, also im ganzen 61,924 Fr. Die Betriebskosten betrugen für 17 Monate rund 587 Fr. Aufsicht ist fast gar nicht erforderlich,
auch hat die Maschine bei vorkommenden Reparaturen unter einem Wasserspiegel von 7-8 m Höhe mehrere Tage
anstandslos gearbeitet.
In origineller Weise wird eine Wassersäulenmaschine von Kley zum Betrieb von Fahrkünsten (s. d., Bd.
5) benutzt. Hierzu war es erforderlich, die Wassersäulenmaschine so einzurichten, daß sie auch bei großer und schneller
Veränderlichkeit in der Belastung der Gestänge sich derart selbst reguliert, daß sie stets eine bestimmte
Hubzahl macht. Bei den Fahrkünsten werden nämlich schnelle Belastungsänderungen der Gestänge dadurch herbeigeführt, daß
sie einmal ganz leer gehen, ein andermal mit Bergleuten, die aus- oder einfahren wollen, teilweise oder voll besetzt sind.
Im erstern Falle hat die Maschine nur die Reibung
[* 13] des Apparats zu überwinden, im zweiten Falle (beim Ausfahren)
hat sie bei jedem Hube eines Gestänges dazu noch das ganze Gewicht der aufgetretenen Mannschaft zu heben, und im dritten Falle
(beim Einfahren) wird sie von dem Gewicht der niederfahrenden Bergleute getrieben und muß daher nicht nur keine Arbeit verrichten,
sondern viel-
[* 9]
^[Abb.: Fig. 1. Wassersäulenmaschine von Roux.]
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