begann daher neue
Versuche mit dem gewöhnlichen Pfefferpulver u. zwar an weißen Italiener-Hühnern, bei
denen auf der weißen
Feder die
Spuren der Gelbfärbung schon früher erkennbar werden mußten. In der That ließen sich bei
einem jungen
Huhn schon am zehnten
Tage die ersten gelben
Federn auf der
Brust entdecken; nach einigen
Tagen
wurde der
Spiegel
[* 2] gelbrot, die
Brust noch tiefer rot, und diese Teile hoben sich durch tiefere Färbung auch bei dem ausgewachsenen
über und über gelbroten
Tiere hervor.
Bei einem andern färbte sich nur die
Brust rot, während das übrige
Gefieder weiß blieb, bei noch andern nur dieFüße,
und alle diese Färbungen wurden in feuchter
Luft lebhafter, so daß diese
Tiere eine Art
Psychrometer abgaben und nahenden
Regen schon einige
Stunden im voraus anzeigten. Bei alten Hühnern trat keine andre Veränderung ein, als daß sich das
Eigelb
nach einigen
Tagen rot färbte und selbst durch 10
Minuten langes
Kochen nicht mehr zum
Gerinnen gebracht
werden konnte, augenscheinlich infolge einer
Vermehrung ihres flüssigen Fettstoffes durch das Trioleïn.
Dadurch wird nun auch der Nutzen des Fischfettes bei der von den
Indianern geübten Umfärbung der
Papageien verständlich,
und Sauermann hat sich durch
Versuche mit
Anilinfarben überzeugt, daß diese, in
Alkalien gelöst und unter
das
Futter gemengt, weder
Eigelb noch
Federn färbten, wohl aber wurden weiße
Tauben
[* 3] zart rot gefärbt, wenn ihnen in verdünntem
Glycerin gelöstes Methyleosin gereicht ward. Auch das in
Öl lösliche
Alkannarot scheint
so denFedern mitgeteilt werden zu
können, während die ohne Fettzusatz unter das
Futter gemengteAlkannawurzel nur die
Knochen
[* 4] rot färbt.
Aus diesen Untersuchungen wird nun deutlicher, weshalb die gelben und roten Fettfarbstoffe in der Färbung der
Federn eine
besondere
Rolle spielen. Auch manche Naturfarben scheinen ein besonderes
Futter vorauszusetzen, aus welchem der Vogelkörper
die
Farbe allein bereiten kann. So hat man seit langem bemerkt, daß die rote Brustfarbe der
Dompfaffen 1 m
Käfig nicht wiederkehrt, und dasselbe soll bei
Hänflingen der
Fall sein. Erfahrene Vogelzüchter versichern aber, daß, wenn
man den
Dompfaffen im Frühjahr junge Nadelholztriebe reiche, die rote
Farbe ebenso lebhaft wie in der freien
Natur sich wiederherstelle.
Übrigens darf nicht behauptet werden, daß sämtliche gelbe und rote Vogelfarben Fettfarben seien, es
gibt darunter solche von sehr verschiedenartiger chemischer und wahrscheinlich auch von körniger
Beschaffenheit. Aus den
Schwanzfedern der roten
Bananenfresser oder Turakus, die schon am lebenden
Vogel abfärben, wenn man sie mit feuchten
Fingern
berührt, läßt sich beispielsweise mit
Alkalien ein purpurroterFarbstoff
(Turacin) ausziehen, dessen
Asche beinahe 6 Proz. vorher fest gebundenen
Kupfers enthält.
Mit der Grundfarbe der
Federn hat der
Glanz und das Farbenspiel der
Federn nichts gemein; dies sind optische, durch besondere
Oberflächenbeschaffenheit der
Federn und durch die
Beugung des
[* 5]
Lichtes an denselben hervorgebrachte
Eigenschaften. So wird der
Metallschimmer der Kolibrifedern durch Längsrillen und Längsstreifen auf den
Fiedern zweiter
Ordnung,
die man mit dem
Mikroskop
[* 6] wahrnehmen kann, hervorgebracht, und ähnlich verhält es sich mit dem Farbenspiel der Taubenhalsfedern
und entsprechenden
Erscheinungen.
Eine ausführlichere Besprechung des gegenwärtigen
Standes der Volksschulfrage und des Volksschulwesens,
namentlich in
Preußen,
[* 10] erscheint wegen des im März 1891 erfolgten
Wechsels im preußischen
Kultusministerium und seiner für
den
Augenblick noch unübersehbaren
Folgen gegenwärtig nicht rätlich. Wir beschränken uns daher im nachfolgenden
auf die Mitteilung des im
Artikel
»Höhere Lehranstalten« (S. 424) angekündigten, daselbst ausgelassenen ersten Teils der
Vorschläge des
Staatsministeriums vom zur Ausführung der dort mitgeteilten Kabinettsorder vom welche
KaiserWilhelm II. als König von
Preußen30. Aug. d. J. genehmigte.
b) DieserUnterricht wird in der
Weise erteilt, daß die Seminaristen befähigt werden, in ihrer spätern Amtsthätigkeit ihre
Schüler, soweit dies durch die
Schule möglich ist, vor dem Einflusse sozialdemokratischer
Irrlehren und
Entstellungen zu bewahren und über das zu belehren, was wahr, was wirklich und was in der
Welt möglich ist.
c) DiesemUnterricht wird ein Leitfaden zu
Grunde gelegt, welcher in, der Form wie dem
Inhalt nach, mustergültigen
Aufsätzen
eine allgemeine Belehrung über die
Grundsätze erteilt, von deren Beachtung das Volkswohl abhängt, und
sodann eine
Reihe geschichtlicher Lebensbilder anschließt, aus welchen hervorgeht, wie
Preußens
[* 11] Herrscher bemüht gewesen
sind, in fortschreitender
Entwickelung die Lebensbedingungen der
Arbeiter zu heben, und wie die monarchische Staatsform die
Familie, die
Freiheit, das
Recht und den Wohlstand des Einzelnen am besten zu schützen vermag.
d) In dieses Heft werden auch diejenigen
Aufsätze, Schilderungen,
Erzählungen sozialpolitischen
Inhalts aufgenommen, welche
in den
Schulen selbst zur Behandlung kommen sollen.
B. a) Damit auch die jetzt schon im
Amte stehenden
Lehrer die erforderliche
Anweisung erhalten, wird eine Sammlung von guten
Werken belehrenden und geschichtlichen
Inhalts ausgewählt und jede Kreislehrerbibliothek mit einer solchen
Sammlung ausgestattet.
b) Außerdem werden die Schulaufsichtsbeamten angewiesen, bei
Revisionen und bei Abhaltung von Lehrerkonferenzen dem Gegenstand
ihre besondere
Aufmerksamkeit zuzuwenden.
c) Die Provinzialschulkollegien werden angewiesen, bei den
Prüfungen der
Seminar-Aspiranten, der Lehramtsbewerber und der
Lehrer besonders darauf zu achten, ob dieselben ausreichende Kenntnis der vaterländischen Geschichte,
namentlich auch nach der Seite der Kulturentwickelung,
¶
mehr
besitzen, und Bewerbern, welchen diese fehlt, die nachgesuchte Lehrbefähigung, bez.
die Aufnahme ins Seminar zu versagen.
C. a) In denSchulen werden die hier in Betracht kommenden Belehrungen im Religionsunterricht und im Geschichtsunterricht gegeben.
b) um denselben einen Anhalt
[* 13] zu gewähren, werden in die Lesebücher der verschiedenen Arten von Schulen
die dem Verständnis ihrer Schüler entsprechenden Lesestücke aus dem Leitfaden für den Seminarunterricht aufgenommen.
c) unter diesen Lesestücken müssen sich neben den vaterländisch-geschichtlichen auch solche finden, welche in leicht
faßlichen und leicht merksamen Sätzen die Hauptlehren und die Hauptthatsachen aus der Entwickelung des Staates und der Gesellschaft
enthalten.
d) Sowohl für den Religionsunterricht wie für den Geschichtsunterricht sämtlicher Arten von niedern
Schulen sind Verordnungen im Sinne der Allerhöchsten Order vom zu erlassen.
e) Die Verordnung bezüglich des Religionsunterrichts wird zunächst für die evangelischen Schulen erlassen, sie betrifft
vorzüglich die Lehrweise. Auch soll erwogen werden, ob die christliche Haustafel, welche dem kleinen
Katechismus beigefügt ist, in den Seminaren und in allen Schulen zur eingehenden Behandlung kommen kann. - Wegen Erlasses einer
entsprechenden Verordnung für den katholischen Religionsunterricht wird das Geeignete von der Unterrichtsverwaltung veranlaßt
werden.
f) Die Verordnung wegen des Geschichtsunterrichts schreibt für alle Schulen gleichmäßig vor:
1) die vaterländische Geschichte ist bis zum Regierungsantritt SeinerMajestät weiter Anführen;
2) der Unterricht ist sowohl alls der Mittel- als auch auf der Oberstufe zu geben;
3) in demselben sind auf der Oberstufe die Verdienste der preußischen Herrscher um das Volkswohl besonders hervorzuheben;
4) wo die besondern Verhältnisse einer Schule Kürzungen nötig machen, dürfen dieselben nicht auf Kosten
der Geschichte der neuesten Zeit geschehen, sondern es ist dann ein späterer Ausgangspunkt für die Geschichtserzählung
zu wählen.
g) In Ausführung dieser grundlegenden Bestimmungen werden besondere Lehrpläne erlassen für den vaterländischen Geschichtsunterricht
der höhern Mädchenschule, der Mittelschule, der mehrklassigen Volksschule, der Volksschule mit einem
oder zwei Lehrern.
Bis jetzt erschien von den hiernach zu erwartenden Lehr- und Lesebüchern ein starkes Heft: »Ergänzungen zum Seminarlesebuch;
I. Vaterländisches« (Berl. 1890), das mit Ostern 1891 in den Unterrichtsgebrauch der preußischen Lehrerseminare eingeführt
ward.