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[Tafel VII, Karte 3, Stoßvogel, Wehrvögel, Kurzflügler.] [* 2] Von den Stoßvögeln, von denen die Raubvögel [* 3] auf eigner Karte behandelt sind, sind die Ruderfüßer kosmopolitisch; am weitesten verbreitet von diesen sind die Scharben, während Pelikane und Fregattvögel nur die wärmern Striche aller Erdteile bewohnen. Die zweite Gruppe, die der Schreitvögel, fehlt nur dem hohen Norden. [* 4] Von ihnen sind Ibisse, Reiher, Störche in der Alten und Neuen Welt verbreitet (Störche fehlen nur Nordamerika). [* 5]
Schattenvögel und Schuhvögel sind durch nur je eine Art einzig in Afrika [* 6] vertreten. Die Flamingos bewohnen die wärmern Breiten Europas, Asiens, Afrikas und Amerikas. Von den ebenfalls zu den Stoßvögeln gehörigen Steißfüßern bewohnen die Seetaucher die nördlichen Meere, von da an die Küsten kommend, die Lappentaucher stehende Binnengewässer aller Erdteile in allen Breiten. Sehr weit verbreitet sind die Entenvögel und unter ihnen wiederum die echten Enten; [* 7] vorwiegend altweltlich sind die Tauchenten, ausschließliche Meeresbewohner die Eiderenten, die Baumenten fehlen Europa. [* 8]
Auch die Gänse bewohnen alle Erdteile und alle Zonen. Die Feldgänse bewohnen zum Teil die Meeresküsten (Meeresgänse), zum Teil das Binnenland beider Erdhälften; die Sporengänse nur Afrika, die Höhlengänse die östliche Halbkugel bis Neuseeland, die Hühnergänse Australien. [* 9] Die Schwäne gehören der Alten und der Neuen Welt an. Die Ordnung der Wehrvögel ist auf Südamerika [* 10] beschränkt. Von der Ordnung der Kurzflügler gehört die Gattung Emu Australien zu; ebenfalls in Australien, ferner in Neuguinea, Ceram und Neubritannien finden sich die Kasuare; die Nandus (Rhea) [* 11] bewohnen Südamerika vom 30.° südl. Br. bis zur Magelhaensstraße, und der afrikanische Strauß [* 12] endlich findet sich in den Wüstendistrikten Afrikas und den sandigen Steppen des südwestlichen Asien. [* 13]
[Tafel VIII, Karte 1, Reptilien.]
Schildkröten, [* 14] Krokodile, [* 15] Eidechsen, [* 16] Kammeidechsen, Schlangen. [* 17] Die Schildkröten (Chelonia) bewohnen die heißen und gemäßigten Zonen beider Erdhälften, es sind europäisch die Sumpfschildkröte, die griechische Landschildkröte und kaspische Schildkröte; reich vertreten sind Schildkröten in der äthiopischen, der orientalischen Region und in Nord- und Südamerika. In Australien leben nur Lurchschildkröten. Die Seeschildkröten sind über die wärmern Teile aller Ozeane verbreitet.
Die Ordnung der Krokodile (Crocodilia) gehört vorwiegend der heißen Zone an. Auf Amerika [* 18] beschränkt ist die Gattung Kaiman (Alligator Cuv.), auf die orientalische Region die Gattung Gavial (Gavialis Cherr), während die Gattung Crocodilus Cuv. (Krokodil) sowohl der östlichen Halbkugel (Afrika, orientalische Region, Nordküste Australiens) als auch der westlichen (Amerika und Westindien) [* 19] angehört. Die Ordnung der Eidechsen (Sauria) ist kosmopolitisch, meidet jedoch die kältern Zonen und geht nicht über den Polarkreis;
sie ist am meisten verbreitet in der neotropischen Region;
zum Teil vikarieren Familien in ihrer Verbreitung (altweltliche Agamen und neuweltliche Iguanen);
die kosmopolitischen Geckos gehen selbst auf entlegene Inseln, andre sind in ihrem Vorkommen beschränkt, so die Teju-Eidechsen auf Amerika und viele Scinciden-Gattungen auf die australische Region.
Ganz isoliert steht in der heutigen Lebewelt die Ordnung der Rhynchocephalen, welche nur durch die Kammeidechse (Hatteria) repräsentiert wird; sie findet sich einzig auf Neuseeland, Die Ordnung der Schlangen (Ophidia) hat eine ähnliche Verbreitung wie die der Eidechsen, fehlt jedoch Neuseeland und vielen Inseln. Auch hier vikarieren verwandte Formen, so die Riesenschlangen der Alten und Neuen Welt (Python und Boa). Von Giftschlangen sind nur altweltlich die Vipern, in beiden Hemisphären heimisch dagegen die Grubenottern. Sehr verbreitet sind die Nattern, zu denen die Ringelnatter gehört; die Meer- oder Seeschlangen finden sich im Südlichen oder Stillen Ozean.
[Tafel VIII, Karte 2, Amphibien.]
Froschlurche, Molche, Fischlurche, Schleichenlurche. Von den Amphibien haben die weiteste Verbreitung die Froschlurche (Anura), Frösche, [* 20] Kröten, Laubfrösche etc., sie sind auf unsrer Karte alle zusammengefaßt mit Ausscheidung der durch den Mangel der Zunge charakterisierten Aglossa; sie sind fast universell, doch haben nur die Familien der eigentlichen Frösche und der Polypedatidae die annähernd gleiche kosmopolitische Verbreitung der ganzen Gruppe; sie finden sich auf Madagaskar [* 21] und den polynesischen Inseln, fehlen jedoch in Neuseeland.
Die Mehrzahl gehört den wärmern Gegenden an. Die Unken sind neotropisch und paläarktisch. Die Laubfrösche gehören sämtlichen Subregionen der neotropischen und nearktischen Region an, außerdem der paläarktischen Region mit Ausnahme Japans, ferner der indochinesischen Subregion, der austromalaiischen Subregion und dem australischen Festland an. Fast universell sind die Kröten. Von der durch den Mangel der Zunge ausgezeichneten Unterordnung der Froschlurche (Aglossa) ist die eine Gattung, Dactylethra, auf Afrika, soweit es der äthiopischen Region angehört, beschränkt, die andre, die bekannte Pipa, [* 22] findet sich in Guayana und Brasilien. [* 23]
Die zweite Ordnung der Amphibien, die Schwanzlurche [* 24] (Urodela), teilt sich ebenfalls in zwei Unterordnungen: Molche und Fischmolche. Die Molche (Salamandrina) sind charakteristisch für die nördlichen gemäßigten Regionen, sie fehlen völlig der äthiopischen und australischen Region und finden sich in der orientalischen nur in der indochinesischen Subregion; auf der westlichen Halbkugel sind die Molche charakteristisch für Nordamerika, nur einige wenige Arten gehen längs der Andes in die neotropische Region ein Stück weit hinein.
Die Fischlurche, die zweite Unterordnung der Schwanzlurche bildend, haben eine sehr versprengte Verbreitung. Japan [* 25] und Nordwestchina ist eigen der Riesensalamander, in den Flüssen Pennsylvaniens und Virginias lebt die Gattung Menopoma Hart., in den südlichen Vereinigten Staaten [* 26] von New Orleans bis Carolina die Gattung Amphiuma, im Schlamme der Sümpfe von Carolina die Gattung Siren L., endlich die Gattung Proteus Hm. in den unterirdischen Höhlengewässern Dalmatiens und Krains. Die letzte Ordnung der Amphibien, die Schleichenlurche umfassend, ist ebenfalls eigentümlich verbreitet; ihre Glieder [* 27] finden sich vereinzelt in den drei großen tropischen Regionen. Die Gattung Blindwühle im weitern Sinn lebt in der neotropischen, äthiopischen und orientalischen Region, Ceylon [* 28] gehört die interessante Gattung Fühlerwühle an, während die Lochwühle eigentümlich für Brasilien und Mexiko [* 29] ist.
[Tafel VIII, Karte 3, tiergeographische Meeresregionen und marine Nutztiere.] Den auf der Karte eingetragenen Meeresregionen ist die Verbreitung der Küstentiere zu Grunde gelegt, die von andern Faktoren abhängig ist als die der frei schwimmenden Scharen (s. Meeresfauna, Bd. 17). 1) Nordpolarregion. ¶
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Umfaßt das nördliche Zirkumpolarmeer und die nördlichsten Teile des Atlantischen und Stillen Ozeans; das zu diesem Gebiet gerechnete Beringsmeer kann auch als selbständige Provinz aufgefaßt werden.
2) Nordatlantischer Ozean. Verdankt seine Abtrennung von der Nordpolarregion und seine Ausdehnung [* 31] in hohe Breiten an der europäischen Küste dem Golfstrom, ist der Hauptplatz deutscher und amerikanischer Hochseefischerei. Auf der Karte ist zu diesem Gebiet auch das Mittelmeer gerechnet, welches auch als eigne Region betrachtet werden kann.
3) Atlantische Region. Umfaßt den übrigen Atlantischen Ozean bis zum 40.° südl. Br.; diese Region zerfällt in zwei Unterregionen, den Mittelatlantischen Ozean mit dem Karibischen Meer und den Südatlantischen Ozean.
4) Die Indo-Pacifikregion. Die größte aller Meeresregionen, die sich über drei Viertel aller Längengrade erstreckt. Zu ihr gehören der Indische und der größere Teil des Stillen Ozeans bis zum 40.° südl. Br.; die zahlreichen Inseln und Inselgruppen, die sich im Indischen Ozean finden und über den mittlern Teil des Stillen Ozeans hin bis 120° westl. L. vertreten sind, ermöglichen leicht durch ihre relative gegenseitige Nähe die Besiedelung mit einer gleichartigen Küstenfauna, deren Larven durch die Strömungen über das ganze Gebiet hin verschleppt werden. Der inselfreie Teil des Stillen Ozeans nördlich des Wendekreises des Krebses und östlich des 120. Längengrades bis in die Nähe der Westküste Amerikas kann eigentlich nicht zu diesem Gebiet gerechnet werden, da diese Teile keine Inseln enthalten, an deren Küsten sich eine Küstenfauna aufhalten könnte.
5) Japanische Region. Umfaßt nur das japanische Inselreich, ausgezeichnet durch eine von den Bewohnern der nahen Teile des Stillen Ozeans sich mannigfach unterscheidende Fauna; auf unsrer Karte ist zu diesem Gebiet auch das Ochotskische Meer gerechnet, welches auch als eigne Region betrachtet werden kann.
6) Australische Region. Umfaßt die Süd- und einen Teil der Südostküste Australiens mit den Inseln Tasmania und Neuseeland.
7) Westamerikanische Region. Nur eine schmale Küstenzone an der Westküste Amerikas in sich schließend, erstreckt sich diese Region von Vancouver Island [* 32] im N. bis zur Insel Chiloe im S. und kann auch in drei Regionen, nord-, mittel- und südamerikanische Region, eingeteilt werden.
8) Südpolarregion. Umfaßt das Südliche Polarmeer und hat ihre Nordgrenze am 40.° südl. Br., umschließt somit auch die Südspitze Amerikas.
Auf der gleichen Karte sind auch noch die Namen einiger Fische [* 33] und wirbelloser Seetiere eingetragen, die für den menschlichen Haushalt von besonderer Bedeutung sind. Die Eintragung der Namen soll kein vollständiges Bild von der Verbreitung geben, sondern dieselben finden sich stets da verzeichnet, wo das betreffende Nutztier hauptsächlich gewonnen wird. Der Nordatlantische Ozean ist, wie erwähnt, gegenwärtig der Hauptplatz der von Europa und Amerika betriebenen Hochseefischerei, deren Haupterträgnis die drei Familien der Heringe, Schellfische und Plattfische liefern.
Von der Familie der Heringe wird der Hering selbst besonders an der englischen, norwegischen und deutschen Nordseeküste gefangen, die Sprotten ebenfalls, während Sardinen und Sardellen an der Westküste Frankreichs und Spaniens das Haupterträgnis der Fischerei [* 34] liefern. Ein sehr großer Hering, der Silberkönig oder Tarpon, bildet an der Küste Floridas neuerer Zeit einen Gegenstand der Sportfischerei. Von den Schellfischen wird der Kabeljau hauptsächlich auf der Bank von Neufundland und in Norwegen [* 35] gewonnen, der Schellfisch ist der Nordsee eigen.
Von den Plattfischen sind eingetragen: Seezunge (an der Küste Englands) und Scholle (in der Ostsee). Von sonstigen marinen Nutzfischen sind nur noch hervorzuheben der Thunfisch, dessen Jagd besonders an den Küsten von Sardinien [* 36] und Sizilien [* 37] betrieben wird; die Makräne und die Muräne, beides Fische des Nordatlantischen Ozeans, und der Mugil an der Westküste Afrikas. Ferner sind einige Süßwasserfische eingetragen. Die Salmoniden gehören bekanntlich sowohl dem Meere als dem süßen Wasser an; als Süßwasserfische bewohnen sie die gemäßigten und kalten Gegenden der nördlichen Erdhälfte, fehlen demgemäß in Afrika, mit Ausnahme seines nördlichsten Teiles, in Südasien, in Australien und Südamerika; eine Hauptrolle spielen von dieser Familie die Edelfische, der Lachs (Rhein, Kanada und Westküste Amerikas), Forelle und Saibling.
Die Hechte gehören ebenfalls der nördlichen Erdhälfte an. Dagegen finden sich die Welse (Siluridae) fast überall und fehlen nur in den nördlichern Gegenden beider Erdhälften und dem nördlichsten Teil Ostafrikas sowie Südwesteuropa. Ebenfalls weit verbreitet sind die Süßwasserbarsche; sie fehlen, von den nördlichern Teilen der Alten und Neuen Welt abgesehen, in Australien, dem Indischen Archipel und dem größern Teil Südamerikas; zu ihnen gehört auch der Zander (Norddeutschland und Donaugebiet).
Karpfen finden sich in Nordamerika, Afrika, Europa und Asien, mit Ausnahme von deren nördlichsten Teilen. Außerdem sind von Fischen auf der Karte noch eingetragen: Sterlett (Rußland, Schwarzes und Kaspisches Meer), Stör (West- u. Nordeuropa, westliches Nordamerika), Aal (in Europa bis zum 71.° nördl. Br.), Maräne (russische Seen), Knochenhecht (Nordamerika), Flößelhecht (Afrika), Protapterus ^[richtig: Protopterus] (Afrika), Lepidoserien (Amazonas), Ceratodus (Queensland), Zitteraal (Venezuela). [* 38]
Von den allgemein wichtigsten wirbellosen marinen Tieren findet sich die Auster [* 39] besonders in der Nordsee, an der Westküste Afrikas (Baumauster), im Mittelmeer, in Vorderindien, an der West- und Ostküste Amerikas. Die Perlmuschel wird hauptsächlich gefischt im Persischen Meerbusen, bei Ceylon, an der Küste Japans, an den Küsten Westindiens, im Mexikanischen Meerbusen, bei der Karibeninsel Margarita und im Meerbusen von Kalifornien; die Flußperlmuschel findet sich in Gebirgsbächen und Flüssen Nordeuropas und Nordamerikas.
Die unter dem Namen Trepang in den Handel kommenden Seewalzen stammen hauptsächlich von den Molukken, Philippinen, Neuguinea und den Südseeinseln. Die Edelkoralle wird besonders gewonnen an der Küste von Algerien [* 40] und Tunis, an der sardinischen und sizilischen Küste und an den Balearen. Die Riffkorallen sind beschränkt auf einen Gürtel [* 41] ungefähr zwischen dem 32.° nördl. Br. und 29.° südl. Br., innerhalb dessen die Wassertemperatur nicht unter 20° C. zu sinken pflegt. Der Badeschwamm wird gefischt im Mittelmeer, der Pferdeschwamm hauptsächlich auf den Antillen und an der afrikanischen Mittelmeerküste, während der schöne Gießkannenschwamm bei der Tiefe von 100 Faden [* 42] an den Philippinen, der Glasschwamm an der Küste Japans in Tiefen von 300 bis 400 Faden lebt.