Titel
Tiergeographie
(hierzu die Tafeln »Verbreitung der
Tiere V-VIII«, mit 12 Kärtchen). Beifolgende Tafeln, deren
Erklärung
hier folgt, bilden die Fortsetzung der im 17.
Bande veröffentlichten tiergeogra
physchen
Karten zur Verbreitung der
Säugetiere.
[Tafel V, Karten, Baumvögel 1.]
Schreivögel, Nageschnäbler, Sitzfüßler, Raken, Nachtschwalben. Von den vier Familien der Schreivögel leben die Schmuckvögel in den Tropen Amerikas, zwei Arten jedoch gehören Madagaskar [* 2] an;
die Tyrannen finden sich in Amerika, [* 3] von den arktischen Gebieten bis Patagonien;
die Baumsteiger bewohnen Mittel- und Südamerika; [* 4]
die Wollrücken sind ebenfalls neotropisch, finden sich ferner in Australien [* 5] (Leierschwänze), Neuseeland (Nadelschnäbel) und in der orientalischen sowie zum Teil äthiopischen Region (Sittas).
Die Nageschnäbler bewohnen das tropische Amerika, die orientalische Region und Afrika. [* 6] Von den Sitzfüßlern sind die Königsfischer Charaktervögel der Tropengebiete, eine Art (Eisvogel) [* 7] bewohnt das gemäßigte Europa; [* 8] den östlichen Tropen gehören an die Nashornvögel und größtenteils die Hopfe sowie Bienenfresser. Von den Raken sind die Sägeraken südamerikanisch, die Tagraken altweltlich, meist tropisch, ebenso die Nachtraken mit Ausnahme des merkwürdigen Guacharo, der Felsenhöhlen in Venezuela, [* 9] Trinidad, Columbia [* 10] und Peru bewohnt. Die Nachtschwalben sind fast kosmopolitisch, fehlen nur der arktischen und antarktischen Region sowie Neuseeland und den entferntern Pacific-Inseln.
[Tafel V, Karten Baumvögel 2.]
Singvögel 1. Diese Karte umfaßt die Sänger, Timalien, Meisen, Baumläufer, Zuckervögel, Blumensauger, Honigfresser, Kurzfußdrosseln, Lerchen und Waldsänger. Die Sänger sind kosmopolitisch, gehören jedoch überwiegend den gemäßigten Breiten Europas und Asiens an. Altweltlich sind von ihnen die Grasmücken (Grasmücke, Heckenbrannelle, Buschsänger, Goldhähnchen), kosmopolitisch die Erdsänger (Kramtsvogel, Singdrossel der Alten Welt, amerikanische Wanderdrossel, Steinschmätzer, Rotschwänze und Nachtigall Europas und Asiens).
Ähnlich verbreitet sind die Timalien; den Tropen beider Erdhälften gehören an die Droßlinge, altweltlich sind die Grasschlüpfer, amerikanisch die Buschschlüpfer mit Ausnahme des europäisch-asiatischen Zaunkönigs, in Amerika und Australien leben die Schleimdrosseln. Die Meisen bevorzugen die gemäßigten Breiten, es gehören an die Buschmeisen Afrika, Australien, Neuseeland; die Beutelmeisen Europa, Afrika und Nordamerika; [* 11] die Papageimeisen Indien und Südchina.
Die artenarmen Baumläufer sind nahezu kosmopolitisch; von den Zuckervögeln sind neotropisch die Pitpits und Honigmeisen, altweltlich die Blütenpicker (orientalisch-australisch), die Panthervögel (australisch), die Finkenpitpits, Kleidervögel und Papageipitpits (sämtlich den Sandwichinseln eigen). Die Blumensauger bewohnen die Tropen der östlichen Halbkugel. Die Honigfresser gehören der australischen Region bis zu den Sandwichinseln an mit Ausnahme der abweichenden Gattungen der Brillenvogel (auch orientalisch-äthiopisch) und der Blattvögel (rein orientalisch).
Die Kurzfußdrosseln mit der bekanntesten Gattung Bulbus gehören der äthiopischen und orientalischen Region an. Von den Lerchen finden sich drei Arten in Amerika, eine in Australien, die übrigen zahlreichen in Europa, Asien [* 12] und Afrika. Die Waldsänger sind kosmopolitisch, teilen sich jedoch in rein neuweltliche Unterfamilien (Ruderfinken, Tangaren und Waldsänger im eigentlichen Sinn) und solche, welche die östliche Halbkugel bevorzugen und allein hier vorkommen (Pieper und Bachstelzen).
[Tafel V, Karten, Baumvögel 3.]
Singvögel 2. Umfaßt die Finken, Weber, Stärlinge, Stare, Kurzfußstare, Raben, Paradiesvögel, [* 13] Würger, Stachelwürger, Fliegenfänger und Schwalben. Die Finken fehlen nur Australien völlig, bevorzugen die gemäßigten Regionen und gehen in die höchsten Polarregionen (Schneeammer), von den wichtigern Unterfamilien sind altweltlich die Sperlinge (in Amerika eingeführt), die typischen Finken u. typischen Gimpel, alt- und neuweltlich Zeisige, Kreuzschnäbel, Ammern, hauptsächlich afrikanisch die Girlitze mit dem Kanarienvogel, rein amerikanisch die Kernknacker mit den Kardinälen.
Die Weber mit den Prachtfinken sind afrikanische Charaktervögel, doch auch Australien und den Tropen Asiens angehörend. Die Stärlinge und Stare vertreten einander gegenseitig; erstere sind ausschließlich neu-, letztere ausschließlich altweltlich, nur auf dem australischen Festland fehlend; ebenfalls altweltlich sind die Kurzfußstare, die in erster Linie der äthiopischen und orientalischen Region angehören. Die Familie der Raben ist kosmopolitisch, doch keine der Gattungen.
Ins arktische Gebiet geht der Kolkrabe, [* 14] altweltlich sind Nebelkrähe, Rabenkrähe, Dohle, Felsenrabe, Alpendohle (sämtlich in gemäßigten Breiten), Kittas, Schweifkrähen (orientalisch) und Stelzenkrähen (afrikanische Goldkrähe), neuweltlich die Blauraben, alt- und neuweltlich Elstern und Häher. Die Paradiesvögel gehören an: Neuguinea, Nord- und Nordostaustralien und den Molukken (echte Paradiesvögel und die Laubenvögel Neuguineas), ferner Neuseeland (Lappenvogel) und in Einer Art Madagaskar.
Die Würger und Stachelbürzel sind Charaktervögel der östlichen Halbkugel; von erstern finden sich jedoch auch abweichende Gattungen in Amerika; das Gleiche gilt von den Fliegenfängern, die auf der östlichen Halbkugel vom hohen Norden [* 15] bis Neuseeland und den Sandwichinseln gehen und nur in wenig Arten Amerika angehören. Die Schwalben sind ausgeprägt kosmopolitisch; sie überschreiten in Europa und Amerika den Polarkreis. Die Hausschwalbe findet sich in allen Kontinenten sowie auf den Molukken, Neuseeland, den Fidschi- und andern polynesischen Inseln.
[Tafel VI, Karte 1, Baumvögel 4.]
Mausvögel, Kolibri, Segler, spechtähnliche Vögel, [* 16] Glanzvögel, Kuckucksvögel. Die Mausvögel mit nur einer Gattung sind rein äthiopisch, mit Ausnahme Madagaskars. Die Familie der Kolibris [* 17] gehört ausschließlich Amerika, besonders den Tropen Südamerikas, an, doch geht eine Art nördlich bis Labrador, eine andre südlich bis Kap Horn. Die Segler sind fast kosmopolitisch, am häufigsten jedoch in der neotropischen und orientalischen Ragion.
Von den vier Familien der Spechtvögel finden sich die auch in den einzelnen Unterfamilien und Gattungen nur wenig lokalisierten echten Spechte in fast allen Regionen und Unterregionen, doch betreten sie die australische nur mit dem Vorkommen auf Celebes und Floris und fehlen ferner auf Madagaskar. Die Spähvögel finden sich teils im tropischen Asien und Afrika (Honigsauger), teils in der äthiopischen, paläarktischen und einem Teil der orientalischen Region (Wendehälse). Die dritte Familie der Spechtvögel, die Bartvögel, gehören an der äthiopischen Region mit Ausnahme Madagaskars, der orientalischen mit Ausnahme der Philippinen und der neotropischen von Costarica bis Ecuador und Cayenne; die Pfefferfresser sind ausschließlich tropisch-amerikanisch. Die ¶
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Glanzvögel, in Glanzvögel im engern Sinn und Faulvögel zerfallend, gehören ebenfalls ausschließlich den Tropen Amerikas an, fehlen jedoch westlich der Andes. Von den Kuckucksvögeln sind die Pisangfresser mit den Turakos, Bananenfressern, Helmvögeln u. a. rein äthiopisch mit Ausnahme Madagaskars, die echten Kuckucke dagegen kosmopolitisch; doch gehören sie überwiegend der heißen Zone an und erscheinen nur sehr spärlich in kalten und gemäßigten Strichen als Sommergäste.
[Tafel VI, Karte 2, Papageien und Taubenvögel.]
Von den Papageien sind auf Neuseeland beschränkt die Eulenpapageien. Fast sämtlich der australischen Region angehörend und nur in wenigen Ausnahmen in die orientalische übergehend, sind die Kakadu, Plattschweifsittiche, Zwergpapageien und Lori; letztere gehen von der australischen Region bis Hinter- und Vorderindien. Die Familie der Edelpapageien gehört der nordaustralischen, orientalischen und äthiopischen Region an, von den Salomoninseln bis zur Westküste Afrikas.
Rein äthiopisch sind die Graupapageien. Im Gegensatz zu allen andern Papageien sind die Keilschwanzsittiche mit den Aras, Sittichen und Sperlingspapageien sowie die Stumpfschwanzpapageien mit sehr wenigen Ausnahmen neuweltlich, sie bewohnen besonders Süd- und Mittelamerika. Von den Taubenvögeln sind die Zahntauben, repräsentiert durch die einzige, dem Aussterben entgegengehende Art Didunculus, auf die Samoainseln beschränkt. Die Fruchttauben haben ihre Heimat im S. der Alten Welt und auf den Südsee-Inseln.
Die Baumtauben verbreiten sich über fast alle Subregionen, fast kosmopolitisch ist die Hauptgattung Holztaube; altweltlich sind die Ringeltaube und Felsentaube. Die Turteltaube findet sich außer in der Alten Welt, wo sie weit verbreitet ist, auch noch in der nearktischen Region; daselbst ist auch die durch ihre Wanderungen bekannte Wandertaube heimisch. Die Heimat der Lauftauben ist Neuguinea, der Malaiische Archipel, die Philippinen und für eine kleine Anzahl auch Südamerika. Die Flughühner, die zu den Hühnern hinüberführen, sind ausgesprochene Wüstentiere der Alten Welt. Der außergewöhnlichen Wanderung des hierher gehörigen Steppenhuhns ist auf der Karte nicht Rechnung getragen.
[Tafel VI. Karte 3, Hühnervögel.]
Die größte Unterordnung bilden die echten Hühner- oder Scharrvögel. Von ihnen sind die Wallnister beschränkt auf Australien, Neuguinea und einzelne Inseln des Malaiischen und Polynesischen Archipels; die Hokkohühner sind ausschließlich neotropisch, westlich der Andes fehlend. Die Fasanenvögel, die Pfauen und Fasanen umfassend, sind charakteristisch für das mittlere und östliche Asien und die Sundainseln, finden sich jedoch in den Truthühnern auch in Zentral- und Nordamerika und in den Perlhühnern in Afrika.
Von der Familie der Perlhühner gehört die Unterfamilie Erdhühner (Rebhuhn, Bambahuhn, Steinhuhn, Klippenhuhn, Wachtel) der östlichen Halbkugel an, hauptsächlich Asien und Afrika, aber auch Europa und Australien bis Neuseeland; dagegen sind die Baumhühner (Virginische Wachtel, Haubenwachtel) ausschließlich amerikanisch. Die Familie der Rauhfußhühner hat ihre Heimat im N. der Alten und Neuen Welt; Auerhuhn und Birkhuhn gehören der Alten, Präriehuhn der Neuen Welt, Schneehuhn und Haselhuhn beiden Hemisphären an. Die zweite Unterordnung der Hühnervögel, [* 19] die Steißhühner (Pampashuhn, Steißhuhn, Perlsteißhuhn), findet sich ausschließlich in den Pampas Südamerikas von Mexiko [* 20] bis Patagonien. Als dritte Unterordnung betrachtet die heutige Systematik die Schnepfenstrauße oder Kiwi, die auf Neuseeland beschränkt sind.
[Tafel VII, Karte 1, Rallenvögel, Kranichvögel, Suchvögel, Pinguine, Sturmvögel.] Von den Rallenvögeln ist die Gruppe der rallenartigen Vögel mit den überall verbreiteten Teichhühnern, Wasserhühnern, echten Rallen und den neotropischen Binsenhühnern kosmopolitisch, die Laufhühner sind dagegen auf die östliche Halbkugel, die Stelzenrallen auf Madagaskar beschränkt. Die Familien der Ordnung Kranichvögel haben eine sehr verschiedene Verbreitung.
Die Kraniche fehlen, von den polaren Regionen abgesehen, nur der neotropischen Region völlig. Die Schlangenstörche und Trompetenvögel sind dagegen beschränkt auf Südamerika bis Paraguay, [* 21] die Sonnenrallen auf Guayana und Kolumbien, die Rallenkraniche auf Neukaledonien. [* 22] Von den Suchvögeln gehören die Trappen den vier Kontinenten der östlichen Halbkugel an, die Regenpfeifer sind kosmopolitisch, die Dickfüße finden sich in Europa, Afrika, Südasien, Australien und dem nördlichen Südamerika;
die Brachschwalben verbreiten sich in der östlichen Hemisphäre;
die Reiherläufer bewohnen die Ostküste Afrikas, die Küsten Indiens und Arabiens;
die Scheidenschnäbel sind auf die Falklandinseln und Kerguelen beschränkt;
ebenfalls antarktisch, aber auch dem gemäßigten Süden Amerikas und den hohen Andes angehörig, sind die Sand lau fer.
Echt kosmopolitisch sind die Möwen, die die Meeresufer und Inseln aller Zonen bewohnen und sich auch auf Binnenseen finden. Die Schnepfenvögel kommen sämtlichen Erdteilen zu; kosmopolitisch sind von ihnen unter andern die Strandreiter, Wasserläufer, Sumpfschnepfen (Bekassine), auf die östliche Halbkugel beschränkt die Waldschnepfen. Die Familie der Blätterrallen findet sich in den Tropen aller Weltteile. Die letzte Familie der Suchvögel, die Flügeltaucher, hat ihre Heimat in den Nördlichen Eismeeren; auf der Karte ist die südliche Verbreitungsgrenze angegeben. Im Gegensatz hierzu ist die Ordnung der Pinguine auf die südlichen Teile der Weltmeere beschränkt. Die Sturmvögel haben ihre Heimat in den großen Weltmeeren und finden sich in allen Breiten von Pol zu Pol in verschiedenen Gattungen und Arten.
[Tafel VII, Karte 2, Fang- oder Raubvögel.]
Falken, Neuweltgeier, Altweltgeier, Bart- oder Lämmergeier, Kranichgeier, Eulen. [* 23] Die Falken, Geierfalken, Weihen, Habichte, Milane, Bussarde, Adler [* 24] und echte Falken einschließend, sind in sämtlichen Regionen und Subregionen vertreten; eine völlig kosmopolitische Art unter ihnen ist der Fischadler. Die Familie der Neuweltgeier, zu denen der Kondor der Andes Südamerikas gehört, ist beschränkt auf Amerika vom 49. ° nördl. Br. bis zu den Falklandinseln; die Altweltgeier bewohnen die östliche Hemisphäre und finden sich südlich des Polarkreises in Europa, Asien und Afrika mit Ausnahme Madagaskars, Ceylons und der Malaiischen Inseln.
Die Lämmergeier, durch nur eine Art vertreten, bewohnen die Hochgebirge Europas, Asiens und in Afrika den Atlas [* 25] sowie die Hochgebirge im O. und S. Die Kranichgeier, mit der einzigen Art Sekretär, [* 26] finden sich in Afrika. Die Eulen gehen über die ganze Erde, von den äußersten Nordpolarregionen (Schneeeule) bis zu den entferntesten ozeanischen Inseln. Altweltlich sind unter andern Steinkauz, Wüstenkauz, Zwergeule; charakteristische Eulen der Neuen Wett die Höhleneulen. ¶