Neuere Untersuchungen des
Ingenieurs G.
Schumacher machen es sehr wahrscheinlich, daß die von
Herodes gegründete
Stadt nicht genau an der
Stelle des heutigen Tabarije, sondern südlich davon lag. Südwestlich der heutigen Stadt, aber noch
nördlich von den warmen
Bädern (heute
HammâmIbrahîm Pâscha oder
Hammâm Tabarije, wahrscheinlich das
Hammath des
BuchesJosua) erhebt sich ein isolierter
Berg etwa 175 m über den
See (absolute Meereshöhe -30 m), dessen Oberfläche
rings ummauert und mit
Türmen versehen war; heute
Kasr Bint el
Melek
(»Schloß der Königstochter«) genannt, diente
er der Herodianischen Stadt zur
Akropolis.
[* 9]
Sein östlicher Abhang und die
Ebene zwischen ihm und dem
See ist heute mit
Ruinen bedeckt und trug einst die Stadt Tiberias, welche
durch
Mauern mit der
Burg inVerbindung stand und auch nach der Seeseite hin von solchen umgeben gewesen zu sein scheint.
(Vgl. »Palestine exploration fund«, 1887.) Das nahe bei Tiberias gelegene
Emmaus oder Ammaus, welches in den Kriegszügen Vespasians eine
Rolle spielt und bisher mit jenen Warmbädern südlich von
Tiberias gesucht wurde, verlegt
Guthe jetzt nach dem
Wâdi Amwâs oder
WâdiAbû elAmîs, 3 km nördlich von Tiberias am Seeufer,
wo gleichfalls warme
Quellen sprudeln.
»Babylonisch-assyrische Geschichte« (in deutscher
Sprache,
[* 14] Gotha
[* 15] 1886-87,2 Bde.);
den umfangreichen
Artikel
»Religion« in der »Encyclopaedia Britannica«.
Auch veröffentlichte er außer einer Anzahl von
Vorträgen
und Festreden einen
Band
[* 16] Gedichte (2. Aufl.,Harl. 1874) und drei
BändePredigten sowie zahlreiche
Aufsätze
in der von ihm mitbegründeten
»Theologisch Tijdschrift«, deren Mitredakteur er noch jetzt ist.
Nachdem die Art und
Weise der Färbung und
Zeichnung im
Tierreich lange Zeit als bedeutungslos und zufällig gegolten,
ist besonders durch
Eimer die in der Mannigfaltigkeit derZeichnungen herrschende Gesetzmäßigkeit und
ihre Bedeutung für die Stammesgeschichte der
Tiere nachgewiesen worden.
Eimer studierte zunächst die
Varietäten der Mauereidechse,
von denen eine gestreifte (striata), gefleckte (maculata), ungezeichnete,
oben braungelbe, unten farblose (modesta) und grüne
(elegans)
Varietät unterschieden werden; die Übergänge, die sich finden, führen alle zur gestreiften
Varietät, so daß
die gestreifte als die Stammform aller andern anzusehen ist; hierfür spricht auch, daß die
Jungen aller dieser
Eidechsen
[* 17] mehr oder weniger gestreift sind.
Aus der gestreiften
Zeichnung entsteht die gefleckte in der
Weise, daß sich die
Streifen in
Flecke auflösen, und indem sich
die
Flecke quer verbinden, entsteht Querstreifung, welche demnach die jüngste, letzt entstandene Form
der
Zeichnung ist. In der Umwandlung von einer
Zeichnung in die andre schreitet das Männchen voran; unter gestreiften
Formen
beobachtet man namentlich bei alten Männchen eine
Auflösung der Längsstreifen in
Flecke, beim Weibchen dagegen zeigen sich
die
Eigenschaften der Stammform länger und deutlicher als beim Männchen.
Mit zunehmendem
Alter tritt eine neue
Zeichnung zuerst am hintern Ende des
Körpers auf, zieht sich von da nach vorn und wird
hinten durch eine neu auftretende wieder verdrängt
(Gesetz der wellenförmigen
Entwickelung). Am besten läßt sich die allgemeine
Gültigkeit dieses
Gesetzes in der
Zeichnung der
Raubtiere
[* 18] verfolgen; neue
Eigenschaften in der
Zeichnung
treten hier zuerst an den Seiten auf und ziehen sich nach dem
Rücken hin, so daß die Mittellinie des
Rückens die alten
Eigenschaften
am längsten bewahrt.
die afrikanische und asiatische Viverre zeigen bereits
eine beginnende Querstreifung.
Die gefleckten Katzenarten, wie
Leopard,
[* 20] Panther,
Jaguar etc., entstanden aus längsgestreiften
dadurch, daß die
Streifen der letztern sich in
Flecke auflösten; der
Tiger ist vollkommen quergestreift,
er besitzt nächst dem
Löwen
[* 21] die am weitesten vorgeschrittene
Zeichnung; die
Löwen sind erwachsen einfarbig, aber in der
Jugend
gezeichnet. Die Hauskatze hat auf dem
Rücken Längsstreifen, an den Seiten Querstreifen, die vorn oft noch aus
Flecken bestehen;
die
Wildkatze hat eine weiter entwickelte
Zeichnung, indem die seitlichen Querstreifen weniger zahlreich
und im
Schwinden begriffen sind; es scheint demnach, daß die Hauskatze nicht von der
Wildkatze¶
mehr
abstammt, sondern daß sich beide aus der in ihrer Zeichnung der Hauskatze ähnlichen afrikanischen Falbkatze entwickelt haben.
Aus den Zibetkatzen sind außer den Katzenarten auch die Hyänen hervorgegangen. Die Übereinstimmung zeigt sich besonders
bei der gestreiften Hyäne, jedoch ist im allgemeinen die Zeichnung eine vorgeschrittenere; es ist bereits das Schwinden
der Zeichnung vorbereitet, welches bei den Hunden noch weiter gediehen ist, doch sind auch bei den hundeartigen Raubtieren noch
Spuren von Zibetkatzen- und Katzenzeichnung vorhanden, und zwar sind bei allen Teile von solchen Streifen zu erkennen, welche
auch bei den Hyänen besonders entwickelt sind, so daß die Zeichnung der hundeartigen Raubtiere sich wie
ein Überrest jener der Hyänen ausnimmt.
Auch bei andern Säugetieren läßt sich diese Gesetzmäßigkeit in der Zeichnung der Tiere nachweisen. So zeigt das Zebra Querstreifung,
auf der Mittellinie des Rückens aber und auf der Stirn Längsstreifung. BeimQuagga ist hinten schon Einfarbigkeit aufgetreten,
am Hals ist Querstreifung, auf der Stirn noch Längsstreifung. Auch Esel und Pferd
[* 23] haben häufig auf dem
Rücken eine dunkle Längsmittellinie. Unter den hirschartigen Tieren sehen wir beim Damhirsch Längsreihen weißer Flecke, die
beim Weibchen deutlicher erkennbar sind als beim Männchen; in der Jugend haben aber auch Edelhirsch und Reh,
[* 24] die erwachsen
einfarbig sind, Längsreihen von weißen Flecken, und eine ganze Reihe weiterer Tiere, welche im Alter keine
Zeichnung besitzen, trägt solche in der Jugend. So bei den Säugetieren die Jungen vom Tapir, Schwein
[* 25] und Wildschwein; auch bei
der überwiegenden Mehrzahl von Reptilien und Amphibien sind die Jungen längsgestreift, und das Gleiche findet sich
bei vielen Nacktschnecken und jungen Raupen.
Unter den Vögeln zeigen die geschilderte Umwandlung der Zeichnung besonders gut die Raubvögel.
[* 26] Die Jungen fast aller unsrer
einheimischen Raubvögel haben nach Abwerfen der Daunen ein Jugendkleid, welches braun gefärbt und mit schwarzen Längsspritzen
gezeichnet ist, die zuweilen so aneinander gereiht sind, daß sie schwarze Längslinien darstellen, später
aber in längsgestreifte Flecke sich auflösen. Die Weibchen behalten dieses Kleid häufig; zuweilen wird es aber auch bei
ihnen, wenigstens im Alter, in ein quergestreiftes umgewandelt.
Dies ist die Regel beim Männchen schon zur Zeit seiner Reife. Überall überhaupt zeigt sich bei den Vögeln die »Präponderanz
des männlichen Geschlechts«. Bei Amseln, Drosseln oder Würgern behalten die Weibchen das jugendliche Kleid, während die Männchen
selbst nahe verwandter Gattungen und Arten später weit mehr voneinander abweichen. Bei den Vögeln nimmt im Gegensatz zu den
Säugetieren die Rückenseite zuerst die neuen Eigenschaften an. Die Längsstreifung erhält sich am längsten
an der Unterseite.
Wenn sich die Zeichnung verliert, so geschieht dies zuerst auf dem Rücken und zwar wiederum zuerst bei den Männchen. Die
Querstreifung kann wenigstens in Form von Querbinden an der Unterseite des Schwanzes und der Flügeloder an der ganzen Unterseite
bestehen bleiben. Zuletzt wird dann auch die Unterseite einfarbig. Zuweilen trifft man alle Stufen der
Umbildung am Körper eines und desselben Vogels: Kehle längsgestreift, Brust längsgefleckt, nach unten in kurze, abgerissene
Fleckenzeichnung übergehend, welche den Übergang zur Querstreifung bilden, die am Schwanze ausgesprochen ist, während die
ganze Rückenseite schon einfarbig geworden.
1) Längsstreifung, 2) Fleckung durch teilweise Auflösung der Streifen, oft auch nur seitliche Verschmelzung
oder Verkürzung oder teilweises oder völliges Schwinden einzelner Binden, 3) Querzeichnung oder Querstreifung durch seitliche
Verbindung der Flecke oder auch der Längsstreifen, 4) Einfarbigkeit durch fast oder ganz vollständiges Zurücktreten der
Zeichnung oder auch durch Verbreiterung der Querverbindungen und der ursprünglichen Längsbinden, so daß die Grundfarbe
schließlich ganz oder bis auf Reste verdrängt wird.
Auch bei den Schmetterlingen läßt sich ein allmähliches Fortschreiten der Zeichnung von hinten nach vorn, eine postero-anteriore
Entwickelung verfolgen, und es treten auch neue Zeichnungen nur hinten auf. Das Undulationsgesetz jedoch, d. h. das bei den
Wirbeltieren geschilderte wellenförmige Vorrücken der hinten neu auftretenden Zeichnung nach vorn mit
zunehmendem Alter, kann bei den Schmetterlingen nicht in Betracht kommen, da diese die Puppe fertig verlassen.
Die große Mannigfaltigkeit der Zeichnung der Formen, Abarten und Arten wird weniger durch das Auftreten neuer Zeichnungen bedingt,
als durch Umbildung der alten, indem die eine, z. B. ein gewisser Streifen in einer Gruppe, schwindet,
in einer andern sich mehr ausbildet, oder indem beides zugleich vor sich geht, hier Fort-, dort Rückbildung, oder endlich,
indem an Vorder- und Hinterflügel, Ober- und Unterseite die Veränderung nicht in gleichem Maße vor sich geht.
Des weitern wird die Mannigfaltigkeit bedingt durch die Korrelation, indem mit Veränderung einer Zeichnung
häufig noch eine andre oder mehrere zugleich auftreten, z. B. steht mit der schönen Ausbildung der Afteraugenflecke beim
Segelfalter die Ausbildung der blauen Randbinde in Beziehung. Die Ursache kann in der ursprünglichen morphologischen und physiologischen
Gleichwertigkeit der betreffenden Teile liegen, wie auch die Symmetrie von gleicher stofflicher Zusammensetzung
und gleicher physiologischer Thätigkeit der beiden Körperhälften herrührt.
Solche korrelativ vor sich gehende, sprungweise Umbildung ohne Zwischenstufen bezeichnet Eimer als kaleidoskopische Umbildung.
Die Entdeckungen und BeobachtungenEimers über die gesetzmäßige Aufeinanderfolge der verschiedenen Zeichnungen wurden von
Weismann durch Untersuchungen an den Raupen von Schwärmern bestätigt. Nach diesem Forscher laufen alle
Daten der Entwickelungsgeschichte
[* 27] darauf hinaus, daß von den drei bei Sphingidenraupen vorkommenden Zeichnungsformen, der
Längsstreifung, den Schrägstrichen und den Flecken, die erstere die ältere ist.
Unter den Arten, welche mit Schrägstrichen oder mit Flecken geziert sind, finden sich viele, deren Jugendstadien längsgestreift
sind, das Umgekehrte aber findet sich nicht, niemals zeigt die junge RaupeFlecke oder Schrägstriche,
wenn die erwachsene Raupe nur längsgestreift ist; die erste und älteste Zeichnung der Sphingidenraupe war also die Längszeichnung.
Von Bedeutung ist, daß auch bei den Raupen die neuen Zeichnungen zuerst am hintern Teile des Körpers zu entstehen pflegen.
Durch diese Untersuchungen hat die Art und Weise der Zeichnung eine große Bedeutung für die Beurteilung
der Verwandtschaft der Tiere und für die Systematik gewonnen.
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