diplomatique« veröffentlichte Pallain zwei weitere
Bände: »Le
[* 2] ministère de Talleyrand-Périgord sous le Directoire«
(1890) und
»Ambassade de à
Londres 1830-34« (1891).
Seine sehr interessanten
Memoiren (in 5
Bänden, hrsg. vom
Herzog von
Broglie)
erscheinen seit 1891, gleichzeitig in deutscher Übersetzung von A.
Ebeling
(Köln).
[* 3]
Vgl. auch Komtesse deMirabeau,
Le prince de et la maison d'Orléans, Briefwechsel mit König
LudwigPhilipp u. a. (Par. 1890).
Siegbert,Schachspieler, geb. zu
Breslau,
[* 4] studierte in
Berlin
[* 5] und
Halle
[* 6]
Medizin, wurde 1885 zum
Doktor
promoviert und übt gegenwärtig die ärztliche
Praxis in
Nürnberg
[* 7] aus. SeineStärke
[* 8] im
Schachspiel entwickelte
sich während der Studienjahre, besonders zu
Halle, von wo aus er sich 1883 nach
Nürnberg begab, um als Abgesandter seines
Klubs am deutschen Hauptturnier teilzunehmen. Er gewann den ersten
Preis und trat demzufolge für die Zukunft in die Meisterturniere
ein. In diesen erkämpfte er wider sein eignes Erwarten schon 1885 zu
Hamburg
[* 9] wie 1887 zu
Frankfurt
[* 10] a. M.
eine höchst ehrenvolle
Stellung unter den Preisträgern.
Noch nicht dagewesene
Siege waren ihm aber 1889 und 1890 in den internationalen
Turnieren von
Breslau und
Manchester
[* 11] beschieden,
wo er beide
Male mit gutem Vorsprung vor allen Mitbewerbern, vom
Glück begünstigt, den ersten
Preis davontrug,
ohne eine einzige
Partie zu verlieren. Tarrasch'
Spiel trägt keinen bestimmt ausgeprägten
Charakter, läßt aber immer den
begabten Rechenmeister erkennen, welcher auch verwickelte
Stellungen im
Kopfe weit hinaus analysiert und kleine Blößen des
Gegners kräftig und beharrlich ausnutzt. Dem
Streben nach
Angriff von vornherein und mit allen Wagnissen,
wie es früher seinem Landsmann
Anderssen und jetzt dem
Russen Tschigorin eigen, scheint Tarrasch abgeneigt zu sein; er behandelt
seine Anzugspartien nicht lebhafter als die Nachzugsspiele.
Eduard, Männergesangskomponist, geb. zu
Glatz,
[* 12] wirkte als
Kapellmeister an verschiedenen
Orten, zuletzt in
Prag,
[* 13] wo er seit 1863 pensioniert lebt und den Sängerverein Tauwitz leitet.
Außer zahlreichen Männerchören
(von denen
»Singe, Vöglein, singe« allgemein gesungen wird) und Kirchenstücken schrieb Tauwitz auch einige
Opern und viele
Lieder
für eine
Singstimme.
(spr. teckjo),Sebastiano, ital. Staatsmann, geb. zu
Vicenza, studierte die
Rechte, wurde
Advokat in seiner Vaterstadt und beteiligte sich lebhaft an den Unabhängigkeitsbestrebungen
der venezianischen
Patrioten. 1848 wurde er von den Vicentinern nach
Turin
[* 14] geschickt, um die
Erklärung ihres Anschlusses an
das
HausSavoyen zu überbringen. Tecchio ließ sich in
Turin definitiv nieder und gehörte seit dem
Erlaß der
sardinischen
Verfassung der Abgeordnetenkammer an, wo er bald eine so hervorragende
Stellung gewann, daß er schon im
Dezember 1848 zum
Minister der öffentlichen
Arbeiten ernannt wurde. Im März 1849 zurückgetreten, mehrfach Vizepräsident und während eines
Teils der achten Legislaturperiode
Präsident der
Kammer, wurde Tecchio nach dem
Kriege von 1866 zum
Präsidenten
des Appellationsgerichts in
Venedig
[* 15] und zum
Senator ernannt. 1867 war im
MinisteriumRattazzi einige
Monate Justizminister, wurde
er zum
Präsidenten des
Senats erwählt, welches
Amt er wegen einiger irredentistischer Äußerungen,
die er gebraucht
hatte, niederzulegen sich veranlaßt sah.
Schon zwei Jahre vorher hatte er sich von seinem richterlichen
Amte zurückgezogen; er starb in
Venedig.
Zu den Kulturumwandlungen, welche in der
Landwirtschaft zur
Durchführung gelangen, gehört unter anderm die
Trockenlegung von Fischteichen, wo die
Bedingungen für den Teichwirtschaftsbetrieb nicht gegeben sind
und eine größere Rentabilität des
Landes durch Umwandlung in
Acker- und Wiesenland erreicht werden kann. Bei der Trockenlegung
hat man vor allem die Teichdämme zu erhalten, um sich unnötige
Kosten zu ersparen und die Möglichkeit offen zu lassen,
bei günstigen Preiskonjunkturen für
Fische
[* 16] den Teichbetrieb wieder aufnehmen zu können.
Meist genügt es, die Teichdämme der
Länge nach aufzupflügen oder als
Weide
[* 17] zu benutzen. Der Teichgrund
selbst ist mit
Hilfe offener
Gräben oder bei festerm
Grunde mit Röhrendrainage zu entwässern,
Rohr und Schilfwurzeln, Buschholz
an den Teichrändern ist auszuhacken und zu verbrennen oder noch besser zu kompostieren.
Größere Schlammablagerungen sind
durch Brachehaltung,
Mergel- oder Kalkdüngung oder auch durch
Brennen zu entsäuern. Nach der Abtrocknung
und der Umwandlung des sauren in gutartigen
Humus wird der trocken gelegte
Boden im Spätherbst mit
Raps oder im Frühjahr mit
Raps,
Hanf,
Pferdebohnen,
Kartoffeln,
Runkelrüben u. dgl. bestellt. In aufgelassenen
Teichgründen werden selbst
Zuckerrüben mit großen Massenerträgen kultiviert.
Will man das Teichland in Wiesenland umwandeln, so muß dasselbe vorher durch
Bodenbearbeitung und Hackfruchtbau vor dem massenhaft
aufschießenden Unkraut frei gemacht werden, bevor man zur Wiesenanlage mit Ansaat passender Grasgemische schreitet. Sehr
empfehlenswert ist es, die ehemaligen Teichzuflüsse nunmehr zur
Bewässerung der
Wiesen zu verwenden.
In der ersten
Jugend ernähren sich nach Susta alle für die Teichwirtschaft in Betracht kommenden
Fische von der
kleinen Wasserfauna, späterhin wird jedoch die
Ernährung sehr verschieden, weshalb je nach der
Nahrung
die Teichfische in Raubfische, Kleintierfresser und pflanzenfressende (Grünweide-)
Fische unterschieden werden können. Die
Nahrung der ausgewachsenen Raubfische besteht vornehmlich in
Fischen und deren
Brut, größern Wassertieren und selbst warmblütigen
Tieren.
Die Kleintierfresser ernähren sich von der kleinen Wasserfauna, besonders von
Gliederfüßlern und
Weichtieren, welche
sie massenhaft zu erhaschen vermögen. Die pflanzenfressenden
Fische verzehren Teichpflanzen, Stalldünger und sonstige vegetabilische
Substanzen.
Speziell als Hauptnahrung des
Karpfens dienen von den
Krebstieren die
Hüpferlinge (Cyclopidae),
Wasserflöhe (Daphnidae),
Linsenkrebs (Lynceus) etc.;
von den
Weichtieren die
Muscheltiere, die
Schnecken
[* 20] etc., welche ihrerseits wieder zumeist von
Infusorien,
Jauche, Feldschlamm, Tierexkrementen, vegetabilischen und animalischen
Überresten sich nähren.
Nächst der
Aufklärung über die Art und
Beschaffenheit der Fischnahrung verdient in der Karpfenteichwirtschaft
die
¶
mehr
Ersetzung der Brutteiche durch ein neues Aufzuchtverfahren hervorgehoben zu werden. Bei demselben werden kleine, durchsömmerte
Streichteiche verwendet, die Brut 5-8 Tage nach der Geburt abgefischt und allsogleich noch im Geburtsjahr unter Anwendung künstlicher
Fütterung gestreckt. Die einjährigen Streckfische treten dann mit weit höherm Gewicht in die nächstjährige Strecke als
bei dem ältern Aufzuchtverfahren in Brutteichen. In den Streckteichen kommt man heute immer mehr von der
Zugabe dreijähriger Karpfen als Leitfische als unzweckmäßig ab. Die Leistung besonders der nicht gesömmerten Hauptteiche
wird bei verdoppelter Besatzung durch künstliche Fütterung derKarpfen zweimal die Woche wesentlich erhöht. Zu letzterer werden
Fleischmehl, Rapskuchenmehl, Weizenkleie, gekochte Hülsenfrüchte, Biertrebern u. dgl. verwendet.
Zur Zeit rechnet man pro Hektar Wasserfläche bei schlechten Teichen 20-35 kg, mittlern Teichen 40-60 kg, guten großen Teichen
60-80 kg, kleinen reichen Teichen 120-190 kg, Dorfteichen mit reichlichem Jauchezufluß 200-400 kg jährlichen Karpfenzuwachs.
Eine sehr empfehlenswerte Teichmelioration vor der Sömmering ist das Schlammaufführen im Winter aus den
zu tief mit Wasser bedeckt gewesenen Schlammablagerungen an den tiefsten Teichstellen auf die sandigen Teichränder unter
Zuhilfenahme von transportabeln Schienenbahnen.
Durch die Sömmerung in Verbindung mit Düngung mit Stallmist, menschlichen Exkrementen, Jauche, Kalk (6-12 Ztr. pro Hektar),
Superphosphat etc. erhält die nachfolgende Fischbesatzung einen um so
wertvollern Zufluß von Nahrung, je besser der Stand der Feldfrüchte war. Durch das Trockenliegen und Beackern während des
Sommers werden Rohr, Schilf, Binsen und ähnliche hartstengelige Pflanzen zerstört, welche das Gedeihen der Karpfen erheblich
beeinträchtigen.