gehen z. B. bei dem häufig kultivierten
Cereus speciosissimus von unten nach
oben von fünf auf drei zurück. Dagegen besitzt
C. triangularis, eine epiphytische, kriechende Art, in der
Regel nur drei breite
Flügel, aber ihre Keimpflanzen sind kantig.
Gleiches gilt für die
Keimlinge mehrerer
Phyllocactus-Arten, welche mit denen von
Cereus fast vollkommen
übereinstimmen. Auch kommen kantige und bestachelte Rückschläge an den Flachsprossen von
Phyllocactus vor, und zwar treten
dieselben an der Sproßspitze
oder an der
Basis eines ganzen Sproßsystems auf.
Auch bei
Epiphyllum und Rhipsalis, deren
Arten größtenteils epiphytisch leben, sind ganz ähnliche Umbildungen eingetreten,
welche sich sämtlich von einer kantigen, kriechenden,
Cereus-artigen Grundform ableiten lassen. Die wegen
ihrer klebrigen, weißen
Beeren (ähnlich wie bei uns die
Mistel) durch
Vögel
[* 2] verbreitete und außer in
Amerika
[* 3] auch in Südafrika,
[* 4] auf
Mauritius undCeylon
[* 5] beobachtete Rhipsalis Cassytha hat einen vierkantigen, auf den
Kanten mit Stachelbüscheln besetzten
Keimling, der mit dem von
Cereus grandiflorus und
Phyllocactus völlig übereinstimmt; ähnlich keimt auch
das flachgliederige
Epiphyllum truncatum.
Bei allen diesen Kakteenkeimpflanzen ist übrigens das unter den
Keimblättern stehende (hypokotyle) Stengelglied stark fleischig
verdickt und daher von eigenartiger Gestalt. Auch die bisweilen vorkommenden Rückschlagssprosse unbestachelter Rhipsalis-Arten
zeigen eine viel stärkere Borstenbekleidung und eine größere Kantenzahl als die Grundform. Die so
große Mannigfaltigkeit in der äußern
Gliederung derKakteen
[* 6] läßt sich somit auf wenige oder vielleicht eine einzige Grundform
zurückführen, aus welcher durch stärkeres Wachstum bestimmter Teile und Verkümmerung andrer die heterogensten Gestaltungen
hervorgehen.
Die Grundanlage besteht darin, daß der am
Vegetationspunkt innerhalb eines Tragblattes erzeugte
Achselsproß teilweise
mit jenem verschmolzen auftritt und
Dornen (d. h. Blattäquivalente) in bestimmter Reihenfolge anlegt; die
Vegetationspunkte
sind durch dichte Haarbekleidungen und außerdem durch Versenkung in tiefe
Gruben sowie durch Umwallungsbildungen außerordentlich
geschützt.
Letztere können z. B. bei Rhipsalis-Arten so weit gehen, daß die zu den Sproßanlagen
führende Vertiefung völlig geschlossen wird und daher der
Sproß beim
Austreiben das
Gewebe
[* 7] durchbrechen
muß.
Alle diese Wuchsverhältnisse werden nur bei Rücksicht auf die Keimungsvorgänge und die Rückschlagsbildungen der
Kakteen
verständlich, mit deren
Kultur und
Entwickelungsgeschichte
[* 8] sich in jüngster Zeit Göbel eingehend beschäftigt hat. Die Verbreitung
der
Kakteen erfolgt durch Beerenfrüchte, deren saftiges
Fleisch von
Tieren gern gefressen wird. Das
Fruchtfleisch
entwickelt sich bei ihnen merkwürdigerweise aus den Stielen der Samenanlagen; manche
Arten (z. B. Mamillaria gracilis,
Opuntia
fragilis) verbreiten sich auch auf vegetativem Wege durch
Ablösung kugeliger oder sehr spröder, leicht abbrechender Sproßglieder,
deren Bewurzelung wie auch die von
Stecklingen verhältnismäßig leicht erfolgt.
Vgl. Göbel, DieS. (in
»Pflanzenbiologische Schilderungen«, 1. Teil, Marb.
1889).
(Thiooxydiphenylamin) entsteht, wenn man auf eine
Lösung der
Salze des Metaoxydiphenylamins in geeigneter
WeiseSchwefel einwirken läßt. Es bildet ein hellgelbes, geruch- und geschmackloses
Pulver, ist unlöslich in
Wasser, leicht
löslich in
Alkalien, schwerer in kohlensauren
Alkalien, auch
von
Alkohol undEssigsäure wird es aufgenommen.
Es bräunt sich beim Erhitzen und schmilzt bei etwa 155°. In Berührung mit den Körpersäften zerfällt es in
Schwefel und
Phenol, und hierauf gründet sich seine Anwendung als antiseptisches
Mittel, welche durch die
Eigenschaften des
Präparats sehr
begünstigt wird. Es ist unschädlich für den
Menschen und hat sich z. B. bei
Eiterungen in der
Kieferhöhle
ebenso brauchbar wie
Jodoform erwiesen, vor welchem es sich durch seine
Geruchlosigkeit sehr vorteilhaft auszeichnet.
Nachdem sie mit den beiden
Bänden: »Fleurs du rêve« (1879),
»Les Printanières« (1882) als
französische Dichterin aufgetreten war, veröffentlichte sie in ihrer Muttersprache die
Dichtungen: »Eenzame
bloemen« (1884),
»Blauwe bloemen« (1884),
»Beelden en stemmen« (1887) und »Aquarellen«
(1888), die wie jene Anklang fanden.
(spr. ssilādji),Desider von, ungar.
Justizminister, geb. 1840 zu
Großwardein,
[* 27] beendigte die Rechtsstudien in
Pest, wo er auch die Advokatenpraxis begann und sich
daneben mit Journalistik beschäftigte. Im J. 1867
Sekretär,
[* 28] bald Sektionsrat im
Justizministerium, machte er 1870 eine längere
amtliche Studienreise nach
England und war als
Ministerialrat namentlich mit kodifikatorischenArbeiten¶
mehr
betraut. Seit 1871 gehörte er dem Abgeordnetenhaus an und übernahm 1874 die Lehrkanzel für Strafrecht und Politik an der
BudapesterUniversität. Als Parlamentarier zeichnete sich S. bald durch eine ungewöhnliche Beredsamkeit aus; seine Reden sind
überdies Muster dialektischer Gewandtheit und scharfer logischer Beweisführung. Bis 1877 war er Mitglied der Regierungspartei,
wurde dann mit dem GrafenAlbertApponyi (s. d.) Führer der vereinigten Linken, von der er jedoch 1886 ausschied, um eine Zeitlang
außerhalb der Parteien zu bleiben. 1889 übernahm er das Justizportefeuille und schloß sich wieder der Regierungspartei
an. Der Minister S. gilt im jetzigen ungarischen Kabinett als der Hauptträger der administrativen und
judiziellen Reformen im modernen freiheitlichen Sinn und genießt bei allen Parteien des Parlaments großes Ansehen. Seine Reformarbeiten
hat er auf dem Gebiete der Gerichtsreorganisation bereits kräftig in Angriff genommen.