Tilsit
[* 2] und studierte 1875-79 an den
UniversitätenKönigsberg
[* 3] und
Berlin
[* 4] Geschichte, Litteratur und moderne
Philologie. Er entschloß
sich, unter manchen innern
Kämpfen und äußern Bedrängnissen, sich der Litteratur zu widmen, war eine Zeitlang in der Redaktion
eines kleinen Volksblattes beschäftigt, zu anderer Zeit
Hauslehrer im
Hause des Dichters
HansHopfen.
[* 5] Er
schrieb in dem ersten Jahrzehnt seiner litterarischen Laufbahn eine große Zahl von
Novellen, die in
Zeitschriften erschienen,
ohne besonders beachtet zu werden, und von
Dramen, die nicht aufgeführt wurden.
Erst mit dem außerordentlichen Erfolg des bürgerlichen
Schauspiels
»Ehre« (1888), das auf der
Mehrzahl der deutschen
Bühnen
aufgeführt ward, und mit dem sich S. der naturalistischen
Richtung anschloß, ohne die äußersten
Konsequenzen
derselben zu ziehen, änderte sich die litterarische
Stellung des Schriftstellers, insofern auch seine neuern novellistischen
Arbeiten, wie: »Der Katzensteg« (Berl. 1889),
nunmehr Würdigung und weite Verbreitung fanden.
Sein neuestes
Schauspiel ist
»Sodoms Ende« (1890),
dem durch ein unmittelbar
vor der Aufführung erfolgtes Verbot der
Berliner
[* 6] Theaterzensur, das übrigens bald wieder zurückgenommen
ward, eine
Reklame bereitet wurde, die über den Wert des übrigens talentreichen
Dramas hinauszugehen scheint.
im J. 1889 beliefen
sich die
Einnahmen auf 69,765,492
Fr., die
Ausgaben auf 32,552,671
Fr., so daß ein Überschuß von 37,212,821
Fr. verblieb. Im
J. 1889 betrug das Aktienkapital 197,542,000
Fr., und waren außerdem
Obligationen etc. im Betrag von 211,890,551
Fr. ausgegeben worden.
(Fettpflanzen),
Pflanzen mit fleischigen Blättern (Blattsukkulenten oder Dickblattgewächse) oder mit anscheinend
blattlosen, fleischigen
Stämmen
(Nopalgewächse), bilden einen hervorragenden
Bestandteil der Pflanzenwelt trockner Klimate
und schützen sich gegen
Verdunstung in vielen
Fällen durch Verringerung ihrer Oberfläche und durch
Anlage
von Wasserspeichern in ihrem Innern (vgl.
Schutzeinrichtungen der
Pflanzen u. Wüstenpflanzen, Bd.
17). Bei den wüstenbewohnenden S. treten mannigfach ausgebildete Schutzbekleidungen von
Dornen oder
Borsten auf, während
andre, meist epiphytisch lebende
Arten eines solchen
Schutzes nicht bedürfen; manche
Arten der Kakteengattung Rhipsalis besitzen
daher rudimentäre oder gar keine
Dornen.
Doch läßt sich in letzterm
Falle aus dem Auftreten von
Dornen an Keimpflanzen und durch Rückschlagsbildungen beweisen, daß
hier die
Dornen, welche bei sämtlichen
Kakteen
[* 11] umgebildete Blattorgane darstellen, ursprünglich vorhanden gewesen sind. Außer
mechanischen Schutzmitteln entwickeln viele S. auch chemische, wie
Bitterstoffe
(Aloe),
Alkaloide
(Sedum) oder giftigeMilchsäfte
(Euphorbia-Arten). Fleischige
Blätter oder
Stengel
[* 12] kommen in unsrer heimatlichen
Flora vorzugsweise bei
Strandpflanzen oder
Gewächsen des Salzbodens
(Halophyten) vor, an denen auch die Salzsteppen Südrußlands und
Asiens reich sind; der aus dem
Boden
stammende Salzgehalt ihres Zellsaftes scheint eine gesteigerte Saugkraft der
Zellen und damit eine erhöhte Fähigkeit der
Wasserspeicherung zu bedingen.
Durch sonderbare Wuchsformen sind die stammbildenden S. ausgezeichnet, von welchen die in
Amerika
[* 14] einheimischen
Kakteen, zahlreiche
in der alten
Welt verbreitete
Euphorbiaceen
[* 15] und einzelne
Gattungen der
Asklepiadeen
(Stapelia,
Arten von
Ceropegia) weitaus das
Hauptkontingent bilden; trotz ihrer systematischen Verschiedenheit bewegen sich die
Formen aller dieser
S. in fast durchweg parallelen
Reihen, so daß z. B. auch unter den
Asklepiadeen durch Höckerbildungen und
Rippen ausgezeichnete
Arten neben solchen mit langgestreckten, stielrunden, an Rhipsalis erinnernden
Sprossen auftreten, desgleichen wiederholt sich
die
Mehrzahl der bekannten kugeligen, säulenförmigen oder blattartigen Kakteengestalten auch bei den
Euphorbiaceen.
Höchst überraschende Gestaltungsvorgänge sind von Göbel zunächst bei der
GattungMesembryanthemum
[* 16] gefunden worden, von
welcher einige sehr winzige
Formen, z. B. M. minutum und obconellum, fleischige Körperchen von
Erbsen- oder Bohnengröße
darstellen;
die letztgenannte Art hat die Gestalt eines umgekehrten
Kegels, der sich aus einem untern, sehr kurzen, cylindrischen
Teil erhebt;
an der Oberfläche des
Kegels zeigen sich zwei stumpfe Hervorragungen mit einem dazwischenliegenden, sehr engen
Spalt, in dessen Tiefe ein
Vegetationspunkt verborgen liegt;
der Fleischkörper wird außen von einer trockenhäutigen, zerrissenen
Scheide umgeben.
Die
Entwickelungsgeschichte
[* 17] dieser merkwürdigen Gebilde zeigt, daß in ihnen ein kurzer
Sproß mit zwei der
Länge nach miteinander verschmolzenen Blättern vorliegt; zwei andre, mit letztern sich kreuzende
Blätter verkümmern, und
ihre
Achselsprosse entwickeln sich zu der später zerreißenden
Scheide. Der
Vegetationspunkt kann sich zu einer weißen Nachtblume
entwickeln, welche sich durch den engen
Spaltins Freie drängt. Es zeigt sich hier also die Umformung einer
ihrem sonstigen Verwandtschaftskreis nach blattbildenden
Fettpflanze in eine stammbildende; eine vermittelnde
Stellung nehmen
andre
Arten der
Gattung ein, welche gegenständige
Blätter mit untereinander verwachsenden, die Stammknospe röhrenartig umgebenden
Blättern besitzen; die Verschiedenheit beruht nur darin, daß bei den stammartigen
Formen der freie Teil der ursprünglichen
Blattanlagen sich nicht weiter entwickelt, während er bei den andern
Arten¶
mehr
fortwächst. Bei manchen Arten der Gattung bildet sich ein auffallender Schutz der ebenfalls sehr versteckt liegenden Wachstumsscheitel
in Gestalt ineinander greifender Zähne
[* 19] aus, die an den Rändern der aufeinander liegenden Blätter angebracht sind und einen
dichten Schluß des zwischen ihnen liegenden Spaltes bedingen. Auch die Samenverbreitung vieler Mesembryanthemum-Arten weicht
von der andrer Pflanzen ab, indem sich ihre Kapseln
[* 20] nur bei Benetzung durch Wasser und nicht wie sonst durch
Austrocknung öffnen.
Für stammbildende S., welche übrigens durch keine scharfe Grenze von den blattbildenden geschieden sind, erscheint die Kugelform
behufs Oberflächenverringerung und Wasseranhäufung als die denkbar günstigste. Jedoch leistet dieselbe für die
vom Licht
[* 21] abhängigen Assimilationsvorgänge zu wenig, und es wird daher bei zahlreichen Kakteen, Euphorbien und bei Stapelia-Arten
eine bedeutende Oberflächenvergrößerung dadurch herbeigeführt, daß sich warzenartige Hervorwölbungen (z. B.
bei Mamillaria), vorspringende Rippen, Leisten oder Flügel (viele Arten von Cereus und Euphorbia)
[* 22] oder Flachsprosse (Opuntia) bilden,
welche die Funktion der verloren gegangenen Blätter wieder aufnehmen; die blattlosen Sprosse von Rhipsalis
mesembryanthemoides gleichen z. B. den Blättern von Mesembryanthemum durch ihre cylindrische Form vollkommen.
In der GattungEuphorbia kommen zunächst bei den Formen mit ausgebildeten Blättern Arten mit unterirdischen, wohlentwickelten
Knollen
[* 23] (E. tuberosa) vor, aus denen eine Blattrosette hervortreibt. Auch kann sich die Sproßachse als
Wasserspeicher, z. B. bei E. bupleurifolia, ausbilden, deren cylindrischer Stamm mit einem Panzer schwärzlicher kurzer Schuppen
bedeckt ist und während der Vegetationszeit eine endständige Blattkrone trägt; die Schuppenblätter bilden sich aus den
stehen bleibenden Blattbasen, welche nach dem Abfallen der Blattflächen etwas weiter wachsen und den Stamm vor Verdunstung
schützen.
Bei den Euphorbien mit verkümmerten Blättern bilden sich teils cylindrische oder abgeplattete Sprosse, teils ein kurzer,
z. B. bei E. caput Medusae faustgroßer, Hauptsproß, der am Ende eine große Anzahl fingerdicker, langer Seitensprosse trägt;
letztere dienen mehrere Jahre hindurch als Assimilationsorgane, fallen dann aber ab, und ihre Assimilate wandern in den
als Reservespeicher dienenden Knollenstamm; behandelt man einen solchen Seitensproß als Steckling, so erlangt er die Fähigkeit
der Verzweigung.
Bei andern Arten entstehen durch stärkere Entwickelung der in Reihen stehenden BlattkissenRippen, durch welche der Stamm einen
sternförmigen Querschnitt (E. polygona, heptagona u. a.) erhält. Bisweilen sinkt an den Seitensprossen
die Zahl der Rippen bis auf zwei, wodurch zweikantige, an Phyllocactus erinnernde Flachsprosse sich bilden.
Einen kugeligen Vegetationskörper mit trichterartig eingesenktem Wachstumsscheitel besitzt E. meloformis, während E. globosa
aus einem Haufwerke kugeliger Sprosse und Sproßglieder besteht.
Noch reichhaltiger sind die Gestaltungsvorgänge bei den Kakteen. Die GattungPeireskia zeigt noch die gewöhnliche Gliederung
in Stamm und Blätter; letztere sind fleischig und tragen Dornbüschel in ihren Achseln. Entfernt man nach Göbel die Stammspitze
oberhalb junger Blätter, so wachsen die Achselsprosse derselben aus und erzeugen Blätter an Stelle der Dornen, womit die Blattnatur
derselben bewiesen ist. Auch manche Arten von Opuntia haben cylindrische grüne Blätter; bei andern, z. B.
bei
O. cylindrica, treten letztere aber wenig hervor und fallen frühzeitig ab. Das Streben nach Oberflächenvergrößerung
zeigt sich nun bei den Opuntien teils in der Bildung von hervorragenden Vorsprüngen der Stammoberfläche, teils in der Ausbildung
von Seitentrieben als Flachsprosse; die junge Pflanze von O. brasiliensis besteht aus einem einfachen,
bestachelten Stamme, welcher an der Seite dünne, alljährlich abfallende und erst nach völliger Erstarkung des Hauptstammes
sich verästelnde Flachsprosse treibt; behandelt man flache Seitensprosse als Stecklinge, so liefern sie wieder cylindrische,
mit dem Hauptsproß übereinstimmende Sprosse.
Bei einer andern Reihe von Opuntien (O. vulgaris, Ficus indica u. a., zu denen auch der in Südeuropa verwilderte
Feigenkaktus gehört) bilden sich sämtliche Sprosse flachgliederig aus, aber ihre Keimpflanzen sind zuerst cylindrisch und
flachen sich erst später ab. Auch die blütentragenden Sprosse sind radiär gestaltet und tragen an ihrem Ende in einer konkaven
Einsenkung den mit dem Sproß verwachsenen Fruchtknoten, der außen mit Blättern und Stachelbüschen besetzt
erscheint und als Sproßteil die Fähigkeit hat, neue Blüten oder bei kräftiger Ernährung sogar Seitensprosse zu bilden.
In den bisher genannten Fällen entstehen die Flachsprosse aus einem allseitig mit Blattanlagen besetzten, durch einseitiges
Wachstum veränderten Sproß. In andern Fällen (z. B. bei Melocactus, Echinocactus, Anhalonium und Leuchtenbergia)
dagegen bilden sich blattartig gestaltete Organe aus, welche auf ganz andre Weise entstehen; es geschieht dies durch Bildung
von sogen. Mamillen, d. h. Höckerbildungen, welche nicht bloß
dem am Stamme angewachsenen Teile des Blattes (Blattkissen) entsprechen, sondern aus dem stark auswachsenden Blattkissen nebst
dem dazu gehörigen, aber mit dessen ganzem obern Teile der Länge nach verschmolzenen Achselsproß bestehen.
Die Mamillen sind in der Regel an der Spitze mit einem Stachelbüschel (d. h. mit Blattäquivalenten) versehen, jedoch fehlen
diese bei dem sonderbar gestalteten Anhalonium fissuratum aus Texas, das auf einer großen rübenförmig angeschwollenen Wurzel
[* 24] eine Rosetteoben abgeflachter, gefurchter und in der Furche dichtborstiger Blätter trägt. Daß jedoch
auch hier die Mamillen als Grundform anzunehmen sind, geht aus der Keimungsart der Pflanze hervor, indem auf die Kotyledonen
zunächst zwei dornentragende Mamillen folgen.
Die Rippen von Echinocactus und ähnlichen Formen kommen ferner entwickelungsgeschichtlich durch Verschmelzung reihenweise übereinander
stehender Mamillen zu stande; jedoch stammen nicht alle rippenbildenden Kakteen von mamillären Formen
ab, indem sich, z. B. bei Pilocereus-Arten, die am Vegetationspunkt auftretenden Sprossungen auch ohne Mamillenbildung zu Rippen
vereinigen können. Häufig kehren die blütenbildenden Sprosse der rippentragenden Kakteen, die sogen. Cephalien, wieder zur
Mamillenbildung zurück; die Cephalien genannter Gattung sind nämlich dadurch ausgezeichnet, daß die
blütentragende, mit einem dichten Haarschopf bekleidete Region nur einseitig am Stengel entwickelt ist und hier an Stelle der
Rippen zahlreiche, einzeln stehende, stachel-, woll- oder blütentragende Sproßanlagen in Form oben abgeflachter, polygonaler
Mamillen trägt. Aus den gerippten Kakteen (Cereus) bilden sich die mit geflügelten Sprossen, deren Blattrudimente und Stachelpolster
nur auf den Kanten stehen (Phyllocactus); es kommt dies durch Verminderung in der Zahl der Kanten zu stande;
letztere
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