die
Höhe des
Hochwaldes erreicht ist; auch siedeln sich die Waldbäume gern hinter Wacholdergesträuch an. An den am meisten
der vorherrschenden Windrichtung ausgesetzten Küstenstrichen hört die Waldvegetation völlig auf; auch werden an zahlreichen
Orten vorhandene
Bäume durch landeinwärts wandernde
Dünen nach langem
Kampfe mit denselben begraben. Die Pflanzenwelt des
baltischen
Strandes besteht wie an der
Nordsee vorwiegend aus
Halophyten; auf den
Dünen herrschen die hohen
Litoralgräser vor, während auf den Strandwiesen die
Salzpflanzen mit
Gewächsen der mitteleuropäischen
Wiesen- und Triftformation
sich mischen und zahlreiche Strandvarietäten letzterer (z. B.
Euphrasia maritima,
Anthyllis maritima,
Trifolium maritimum,
Lotus microphyllus,
Erythraea litoralis u. a.) auftreten.
Die
Vegetation an der Ostküste
Schleswig-Holsteins zeigt schon baltischen
Charakter, ebenso
Mecklenburg
[* 2] und
Rügen, dessen Buchenwälder an seltenen
Orchideen
[* 3] reich sind. Für die
GestadePommerns und
Preußens
[* 4] ist entsprechend der
veränderten Küstengestaltung das allmähliche Überwiegen der Dünenflora sowie der Wasservegetation in Strandseen und
Haffs charakteristisch. Im ostbaltischen Gebiet herrscht ein auffallender Mangel an Strandwiesen,
die sich hier nur an den vor Südwest- und
Westwinden geschützten
Buchten entwickeln; auch die
InselÖsel, die außerdem durch
das Vorkommen einer
Reihe isolierter, südöstlicher Pflanzenarten berühmt ist, besitzt bei Jamma eine echte Strandwiese.
Die Blütenbestäubungsverhältnisse der S. sind bisher noch nicht hinreichend untersucht; doch liegen
Angaben darüber vor, nach denen auf den
Inseln derNordsee, welche den
Winden
[* 5] stark exponiert sind, die Zahl der windblütigen
oder auf Selbstbestäubung angewiesenen Pflanzenarten eine verhältnismäßig hohe ist; jedoch hängt das Zahlenverhältnis
der insektenblütigen
Spezies zu den windblütigen und den autogamen
Arten auch von zahlreichen andern
Faktoren und nicht
bloß von der
Armut an Blumenbestäubern auf jenen
Inseln ab. Anderseits wurde z. B. von
Krause am
StrandeMecklenburgs bei einer
ganzen
Reihe von Insektenblumen, wie Jasione montana,
Chrysanthemum inodorum,
Galium verum u. a., von Knuth bei
Viola tricolor
und canina auf
Sylt eine auffallende Vergrößerung der
Blumenkrone beobachtet, welche vielleicht mit der
verstärkten
Notwendigkeit von Insektenanlockung, ähnlich wie bei den alpinen oder hochnordischen
Blumen, zusammenhängt.
Ganz abweichende Verhältnisse bietet die tropische Strandvegetation dar, deren Küstenwaldungen vorwiegend der durch eigentümliche
Aussäungseinrichtungen merkwürdigen Mangroveformation (s.
Lebendiggebärende Pflanzen) angehören. Über die S. der
Nord-
und
Ostsee vgl.
Focke, Untersuchungen über die
Vegetation des nordwestdeutschen Tieflandes
(Bremen
[* 6] 1871);
(Geschichte der Verkehrsstraßen). Da die S. von jeher gemeinnützigen
Zwecken und der Vermittelung und
Förderung
der geistigen und materiellen Bedürfnisse der
Menschen und
Völker dienten, so ist ihre Kenntnis für die Beurteilung der
Kultur der einzelnen
Länder in den verschiedenen Zeitabschnitten notwendig. Je mehr ein
Volk das
Netz seiner öffentlichen
Wege ausgebildet hat, auf einer desto höhern Kulturstufe muß es gestanden haben. Zur Erleichterung einer Übersicht der
geschichtlichen
Entwickelung der S. kann man unterscheiden: die prähistorischen S., das römische Straßennetz, die mittelalterlichen
S. und die S. der Neuzeit.
Zu den prähistorischen oder vorgeschichtlichen S. rechnet man im allgemeinen solche Verkehrsverbindungen,
die
vor der Römerzeit bestanden haben. Die ältesten S. überhaupt treffen wir bei den Kulturvölkern
Kleinasiens und
Griechenlands.
Die oft angeführte
Straße dieser Art, welche
Semiramis gebaut haben soll, läßt sich nicht mehr nachweisen. In
Vorderasien
kennt J.
^[Julius]
Euting aus eigner
Anschauung nur eine einzige uralteStraße, nämlich die am
Nahr el Kelb, 3
Stunden
nördlich von
Beirut, auf der alle alten Eroberer bis herunter zu den modernen gezogen sind. (Vgl.
Delaborde,
Voyage en
Orient,
1837-62.) Die alten
Monumente an dieser
Straße sollen von
Sesostris
(Ramses II.) herrühren. Tiefer unten liegt die römische,
noch heute imGebrauch befindliche, mit
Inschriften von
AntoninusPius versehene
Heerstraße. Weil das Libanongebirge
hier schroff an das
Meer vortritt, waren alle Heereszüge genötigt, diesen Weg zu nehmen. Für die spätere Zeit der
Kalifen
dient das
Buch von A.
Sprenger (»Die
Post- undReiserouten des
Orients«, Leipz. 1864) zur geeigneten Belehrung. Die alten
Griechen, namentlich die
Athener, hatten gut gebaute S. zwischen ihren Hauptstädten, worunter namentlich auch die für die
heiligen
Züge nach
Delphi hergestellten, sodann die von
Athen
[* 17] zur Hafenstadt
Piräeus. In
Phönikien und
Ägypten
[* 18] fehlte es nicht
an kunstgemäß angelegten S., welche die Zufuhr der gewaltigen
Baumaterialien zu den
Tempel- und Pyramidenbauten
vermittelten.
Aber auch der
NordenEuropas hatte schon
vor der Römerzeit seine Handelsverbindungen mit den griechischen und italienischen
Kulturvölkern, deren Kenntnis für uns von großem
Interesse ist, da gerade diese schon bestehenden Wege von den
Römern bei
ihren Eroberungszügen benutzt und in ihr strategisches Straßennetz eingereiht wurden. J.
^[Jakob]
Schneider
(»Die alten
Heer- und Handelswege der
Germanen,
Römer
[* 19] und
Franken im
DeutschenReich«, Heft 6, Düsseld. 1888) gibt ein Verzeichnis
solcher vorgeschichtlicher Handelsverbindungen an und zwar:
Handelsweg wurde in seiner ganzen Ausdehnung von den Römern übernommen und als Hauptmarschroute benutzt. Die zur Römerzeit
unwirtlichen Zustände des obern rechtsseitigen Rheinthals zwischen Basel
[* 26] und Mainz erforderten die Anlage einer neuen römischen
Militärstraße längs des linksseitigen Hochgestades des Rheines. (Vgl. Näher, Die römischen Militärstraßen und Handelswege
in der Schweiz
[* 27] und Südwestdeutschland, Straßb. 1887.) 3) Ein ebenso wichtiger vorgeschichtlicher
Handelsweg war der von Genua
[* 28] nach der Elbemündung, über die Apenninen nach Mailand
[* 29] (Mediolanum), den Splügen überschreitend,
nach Bregenz.
[* 30]
5) und 6) Von der Ems aus sollen noch zwei vorgeschichtliche Handelswege in östlicher Richtung zur Elbe geführt haben; der
eine von Lathen aus, der als eine rein germanische Völkerstraße zu betrachten ist und auch urkundlich 788 den
Namen Falkweg führte; der andre Weg ging von Bingen
[* 45] aus ab, überschritt bei Minden
[* 46] die Weser und zog über die Gegend von Braunschweig
[* 47] nach Magdeburg
[* 48] an die Elbe. Einzelne Strecken dieses Weges sind noch unter den Namen: Kriegerstraße, Heerstraße
bekannt.
7) Eine bekanntere vorgeschichtliche Straße, welche die Römer später zu Kriegszwecken benutzten, ist die von Xanten am Rhein
bis zur Elbe bei Stade.
[* 49] Bedeutende römische Münzfunde sowie auch die Funde von Bronzegeräten, Bernsteinstücken längs dieser
Straße bekunden, daß hier schon vor den Römern ein Tauschhandel zwischen dem Norden und Süden stattgefunden
hat. Einen lehrreichen Überblick über diese vorgeschichtlichen Handelswege und über die von den Römern später übernommenen
und zu Kriegszwecken benutzten Strecken derselben in dem Tiefland zwischen dem Rhein und der Elbe gewährt die Karte in Heft 9 des
angeführten Werkes von Schneider.
Auch im Südwesten von Deutschland
[* 50] lassen sich zahlreiche vorgeschichtliche oder keltische Wegverbindungen
nachweisen. Sind doch gerade die in der neuesten Zeit
gemachten Funde an Bronzegeräten, Bein- und Thongeschirren sowie an
Steinbeilen bei den Pfahlbauten
[* 51] ein untrüglicher Beweis, daß schon vor den Römern Handelsverbindungen zwischen den keltischen
Niederlassungen an den Seen der Schweiz und des Binnenlandes von Schwaben bestanden haben, welche bestimmte
Wegrichtungen einhielten. Da die Lage der Ansiedelungen der ersten indogermanischen Stämme in Westeuropa bekannt ist, so kann
man auch mit Wahrscheinlichkeit auf die ersten Handelswege schließen.
Cäsar und Tacitus führen die Kelten als Urbewohner des Oberrheins an; diese behaupteten damals die Donauländer, die Schweiz
und Frankreich und standen, als die Römer sie kennen lernten, auf einer hohen Stufe der Kultur. Schon etwa 200-300 Jahre v. Chr.
singen die Einwanderungen der germanischen Stämme, der Sueven, Vangionen, Nemeter, Tribeker etc. an. Nur die erstern wurden
nach der Niederlage ihres FührersAriovist wieder nach Osten zurückgedrängt. Die zahlreichen keltischen
Städte, die schon Ptolemäus in den Gebieten des Rheins, Neckars, des Mains und der Donau angibt, ferner die Beibehaltung der
rein keltischen Benennungen für unsre meisten Berge, Flüsse,
[* 52] Gaue, Tiere, Pflanzen und Geräte etc. während der Römerherrschaft
beweisen zur Genüge, daß die Kelten in der Kultur nicht so weit zurück waren, wie die römischen Schriftsteller
sie schilderten.
Bär (»Chronik der S. im Großherzogtum Baden«)
[* 53] weist bei der Beschreibung mancher Straße auf den keltischen Ursprung derselben
hin und sagt ganz richtig: »Der beste Beweis, daß die römischen S. den keltisch-germanischen folgten, liefert der älteste
Verkehr zwischen Italien und dem Norden.« Alle diese Straßenzüge liefern mehr oder weniger Funde von Bernstein
[* 54] aus der Nordsee (der ostpreußische Bernstein kam erst im Anfang unsrer Zeitrechnung in den Handel), Zinn aus Britannien sowie
etruskische und keltische Bronzearbeiten. Am Oberrhein müssen wir namentlich die beiden sogen. Bergstraßen, welche einerseits
den Vorhügeln des Schwarzwaldes und Odenwaldes, anderseits ebenso dem Vogesen- und Hardtgebirge folgten,
auf keltischen Ursprung zurückführen. An diese schließen sich nach W. und O. Wege an, die längst vor der Römerzeit von
den Ureinwohnern benutzt wurden, so von der Gegend von Schaffhausen
[* 55] über Stockach nach Ulm,
[* 56] von Breisach über Freiburg
[* 57] nach Zarten (Tarodunum) und
von da über den sogen. Turner nach Villingen und dem obern Donauthal.