Drehspindeln mit Stahlstiften bilden, haben ebensowenig Erfolg gehabt wie diejenigen nach Art der
Storchschnabel
[* 2] konstruierten,
und sind im allgemeinen seit Einführung der Preßluftwerkzeuge (s.
Werkzeuge)
[* 3] wohl auch überflüssig geworden. Dagegen leisten
die
Sandstrahlgebläse zur Herstellung von
Figuren gute
Dienste,
[* 4] namentlich seitdem die
Thatsache feststeht, daß feingekörntes,
durch Abschrecken gehärtetesGußeisen besonders wirksam auf hartem
Gestein ist und statt
Sand gegen die
Oberfläche geschleudert letztere viel schneller bearbeitet.
Vgl.
Schwartze, Die Steinbearbeitungsmaschinen (Leipz. 1885).
wird aus
Sägespänen hergestellt, welche mit einem
Bindemittel unter sehr hohem
Druck zusammengepreßt
werden. Als
Bindemittel dient gebrannter, sehr fein gemahlener
Magnesit. Der rohe
Magnesit wird auf einem
Desintegrator
[* 12] gepulvert,
darauf gesiebt und in einer
Maschine,
[* 13] welche halb aus einem
Kollergang,
[* 14] halb aus einem
Pochwerk besteht, unter Zusatz einer
Flüssigkeit mit den
Sägespänen auf das innigste zu einem dicken Teig gemischt. Die dadurch entstandene
Masse gelangt in
Rahmen von höchstens 1 qm
Fläche in eine Vorpresse, um unter langsam gesteigertem
Druck in homogene
Platten
verwandelt zu werden, die unter der Hauptpresse mit einem
Druck von 1,5 Mill. kg die
Härte erhalten, wozu 8
Stunden erforderlich
sind.
Endlich werden sie durch eine mit Druckwasser betriebene Ausstoßpresse aus den
Formen gebracht und sind
dann zur Verwendung fertig. Diese beruht auf dem Umstande, daß die
Platten nicht nur feuerbeständig und politurfähig sind,
sondern auch eine außerordentliche
Festigkeit
[* 15] besitzen und kein
Wasser aufnehmen. Die Bruchfestigkeit beträgt nämlich auf 1 qcm
für Biegung 439, für Zug
251, für
Druck 854 kg. Das
spezifische Gewicht ist 1,553, der Härtegrad 6-7. Man
benutzt dasselbe als Baumaterial zu Fußböden, Wandbekleidung,
Dachdeckung
[* 16] sowie zu
Vasen,
[* 17]
Konsolen,
Schalen in
Nachahmungen
von
Marmor,
Granit, da es sich in beliebige
Formen pressen, nach dem Erhärten auf der
Drehbank
[* 18] etc. bearbeiten läßt.
Unter seinen
Schriften sind außer den genannten Abhandlungen hervorzuheben: »Die
Organisation der preußischen
Verwaltung nach
den neuen Reformgesetzen« (Leipz. 1884);
2)
Edmund, Philolog, geb. zu
Halle
[* 27] a. S., studierte daselbst und in
Bonn,
[* 28] wo er 1868 promovierte, und habilitierte
sich, nachdem er Studienreisen nach
Frankreich und
England, später auch nach
Italien
[* 29] unternommen hatte, 1870 an der
Universität zu Basel
[* 30] und wurde 1873 als ordentlicher
Professor der abendländischen
Sprachen und
Litteraturen an die
Universität zu
Marburg berufen. Außer seiner
Dissertation: »Vokalismus des lateinischen
Elements in den wichtigsten romanischen
Dialekten von
Graubünden
und
Tirol«
[* 31]
(Bonn 1868) und zahlreichen Beiträgen zu Fachzeitschriften veröffentlichte er: »Codicem manuscriptum
Digby 86 in Bibl. Bodleiana asservatum descripsit, excerpsit, illustravit«
(Halle 1871);
»Mitteilungen aus französischen
Handschriften der
Turiner Universitätsbibliothek« (das. 1873);
»Die beiden ältesten
provenzalischen
Grammatiken« (Marb. 1878);
»Die ältesten Anleitungsschriften zur Erlernung der französischen
Sprache«
[* 32] (in
Bd. 1 der von
Körting und Koschwitz herausgegebenen
»Zeitschrift für neufranzösische
Sprache und Litteratur«,
Oppeln
[* 33] 1879);
Das von ihm herausgegebene Sammelwerk:
»Ausgaben und Abhandlungen aus dem Gebiete der romanischen
Philologie«
(Marb. 1881 ff., bis jetzt 88 Hefte) enthält an eignen
ArbeitenStengels in Heft 1 und 11
»Ausgabe der ältesten französischen
Sprachdenkmäler mit einem Wortverzeichnisse« und in Heft 84:
Ausgabe von »Galïens li restorés«. In
weitern
Kreisen ist S. bekannt durch die Anregung, welche er zu dem Inslebentreten der Neuphilologentage gegeben hat (1886),
sowie durch sein Eintreten für die
Realschulen und die Schulreform.
hervorgegangen aus dem Bedürfnis, gewisse Isomerie-Erscheinungen (s. Isomerie, Bd. 9) auf dem Gebiete der organischen Verbindungen
befriedigend zu erklären. Während unter den anorganischen VerbindungenIsomerien sehr vereinzelt vorkommen, ist die Zahl
der Kohlenstoffverbindungen, welche Isomere besitzen, bedeutend größer als derjenigen, welchen die Isomeren fehlen. Weitaus
die Mehrzahl dieser Fälle von Isomerie ist auf die Verschiedenheit der Struktur zurückzuführen, d. h.
es ist nachgewiesen, daß bei gleicher Art und Zahl der das Molekül zusammensetzenden Atome die Reihenfolge verschieden ist,
in welcher sie miteinander verkettet sind.
Mit dem Nachweis derartiger Abweichungen in der Struktur ist die Ursache der Verschiedenheit der Eigenschaften bei gleicher
Zusammensetzungsformel in ganz bestimmter Weise ausgedrückt. Die Theorie von der chemischen Struktur verlangt demgemäß bei
gleicher Art und Zahl der Atome, aber verschiedener Reihenfolge der Verkettung Isomerie; sie läßt jedoch keine Isomeren voraussehen,
wenn die Reihenfolge der Verkettung gleichbleibt, und setzt demnach bei Strukturidentität auch wirkliche Identität, d. h.
die Existenz nur eines einzigen Körpers, voraus. Es gibt indessen nicht wenige Fälle, in welchen auch
die Reihenfolge in der gegenseitigen Bindung der Elementaratome ganz dieselbe ist und dennoch statt der erwarteten IdentitätIsomerie auftritt.
Die Verschiedenheiten derartiger Isomeren sind in chemischer Hinsicht zum Teil sehr geringe und äußern sich dann vorzugsweise
in dem Einfluß solcher Körper auf die Schwingungsebene des polarisierten Lichtes. Die gewöhnliche Milchsäure, welche bei
der Gärung des Milchzuckers, Rohrzuckers etc. entsteht, besitzt ein solches Isomere in der sogen.
Fleischmilchsäure. Diese von Liebig in der Flüssigkeit des Muskelfleisches entdeckte Säure verhält sich bei allen Umwandlungen
ganz wie die Gärungsmilchsäure und besitzt wie diese die Struktur ^[img]
H
CH3-C-COOH.
|
OH
Sie unterscheidet sich von derselben wesentlich durch ihr optisches Verhalten, indem sie die Polarisationsebene nach rechts
dreht, während die Gärungsmilchsäure inaktiv ist; ferner zeigen auch ihre Salze einige Verschiedenheiten. Ein andres Beispiel
derartiger Isomerie bieten die vier verschiedenen Weinsäuren, welche ebenfalls dieselbe Struktur besitzen.
Es sind dies die gewöhnliche oder Rechtsweinsäure, die Linksweinsäure, die Traubensäure und die inaktive Mesoweinsäure.
Die Traubensäure kommt zuweilen neben der gewöhnlichen Weinsäure im Traubensaft vor, sie ist optisch inaktiv, zerfällt
aber bei der Kristallisation ihrer Salze in gleiche Teile von Rechts- und Linksweinsäure, aus denen sie
umgekehrt durch Mischen wiederhergestellt werden kann. Die inaktive Mesoweinsäure entsteht, wenn man gewöhnliche Weinsäure
mit Wasser auf höhere Temperatur erhitzt. Rechts- und Linksweinsäure unterscheiden sich durch ihr entgegengesetztes, übrigens
gleich großes Drehungsvermögen.
Mit Ausnahme der Traubensäure, welche als eine lockere Verbindung gleicher Moleküle von Rechts- und Linksweinsäure aufzufassen
ist, besitzen alle die Struktur COOH.CHOH.CHOH.COOH und geben demgemäß bei allen chemischen Reaktionen dieselben Umwandlungsprodukte.
Eine Erklärung dieser und einer Reihe ähnlicher Isomerien lieferten Le
[* 37] Bel und van 't Hoff. Sie erkannten zuerst, daß in allen
optisch aktiven Kohlenstoffverbindungen ein sogen. asymmetrisches Kohlenstoffatom vorhanden
ist, d. h. ein solches, welches mit vier untereinander verschiedenen Atomen oder Atomgruppen verbunden
ist.
Sie wiesen ferner darauf hin, welcher Art die Isomerien sind, die durch die Anwesenheit des asymmetrischen Kohlenstoffatoms
zu stande kommen. Da die vier Valenzen des Kohlenstoffatoms unter sich gleichwertig sind, so ist es eine einfache und natürliche
Annahme, daß sie symmetrisch am Kohlenstoffatom verteilt sind, sich symmetrisch in den Raum erstrecken,
also nach den Ecken eines Tetraëders gerichtet sind, dessen Schwerpunkt
[* 38] mit dem des Kohlenstoffatoms zusammenfällt.
Unter dieser Voraussetzung zeigt nun eine einfache geometrische Betrachtung (am deutlichsten an Modellen), daß immer nur
eine Konfiguration möglich ist, wenn das Kohlenstoffatom mit vier gleichartigen oder mit vier Atomen,
unter welchen sich ein oder zwei von den übrigen verschiedene Atome befinden, verbunden ist, daß aber, wenn alle vier Atome
untereinander verschieden sind, zwei verschiedene Lagerungsfolgen denkbar sind. In diesem Falle können die den beiden Gruppierungsmöglichkeiten
entsprechenden Tetraëder nicht zur Deckung gebracht werden, vielmehr ist das eine das Spiegelbild des
andern. ^[img]
Hiernach ist es verständlich, weshalb eine strukturidentische Verbindung in verschiedenen Formen auftreten kann, sobald sie
ein asymmetrisches Kohlenstoffatom enthält. Wie bereits erwähnt, fanden Le Bel und van 't Hoff, daß solche Verbindungen einerseits
der räumlichen Isomerie, anderseits der optischen Aktivität fähig sind. Letztere, das Drehungsvermögen,
ist nicht bei allen Verbindungen mit asymmetrischem Kohlenstoffatom vorhanden, diese können auch inaktiv auftreten und zwar
dann, wenn sie eine Mischung von gleichen Mengen der rechts- und der linksdrehenden Form darstellen. So ist z. B. die Verbindung
^[img]
CH3
|
HO-C-CH2OH,
|
H
Propylenglykol, optisch inaktiv, läßt sich jedoch unter gewissen Bedingungen spalten in zwei Isomere,
in ein rechts- und ein linksdrehendes. Im Molekül der Weinsauren haben wir zwei asymmetrische Kohlenstoffatome. Hier kann
also die entgegengesetzte, sich also aufhebende optische Wirkung in einem und demselben Molekül zur Geltung kommen, wie es
bei der inaktiven Mesoweinsäure der Fall ist. Da nun die gleichfalls inaktive Traubensäure, wie oben erwähnt,
eine lockere Verbindung von Rechts- und Linksweinsäure ist, so können die Isomerieverhältnisse bei den Weinsauren folgendermaßen
formuliert werden: ^[img]
Ersetzt man eins der an ein asymmetrisches Kohlenstoffatom gebundenen Atome oder Atomkomplexe durch ein zweites der drei übrigen,
so geht mit der geometrischen Asymmetrie nicht nur die optische Aktivität verloren, sondern es verschwinden
überhaupt alle Unterschiede, und es werden aus derartigen isomeren Verbindungen sofort identische Produkte erhalten.