inzwischen bereits auf andre
Blei- und Arsenikhütten ausgedehnt haben. In ähnlicher
Weise hat man auch die
Kraft
[* 2] starker
Elektromagnete
verwertet, um den feinen Eisenstaub mancher Industriewerkstätten, in denen viel eiserne Gegenstände gefeilt werden, zu
beseitigen; wenn es sich aber um den schädlichern
Messing- und Kupferstaub handelt, helfen nur
Respiratoren, welche
der
Lunge
[* 3] eine filtrierte
Luft zuführen. In andern stauberzeugenden
Industrien hat man zu kräftig arbeitenden
Ventilatoren
seine Zuflucht nehmen müssen, welche die
Luft des Arbeitsraums schnell erneuern, was aber im
Winter mit einem starken Wärmeverlust
verknüpft ist, weshalb auch hier wieder die
Frage nach einer Reinigungsmethode auftaucht, die derLuft
möglichst den
S. und die
Kohlensäure zugleich entziehen soll, um sie dann dem Arbeitssaal von neuem zuzuführen.
Die verheerenden
Explosionen, welche mitunter in
Räumen auftreten, in welchen sich mehr oder weniger
dichte Staubmengen befinden, haben seit längerer Zeit in hohem
Grade die
Aufmerksamkeit auf sich gezogen und insbesondere
die
Frage nach ihrer
Ursache und nach den
Mitteln ihrer Vermeidung zu einer äußerst wichtigen gestaltet.
Namentlich bildete die stattgefundene
Explosion der neuen Wesermühle in
Hameln
[* 4] den Gegenstand umfangreicher
Erörterungen,
welche zu sehr bemerkenswerten
Resultaten geführt haben. So steht fest, daß eine
Reihe von
Körpern leicht entflammbarenStaub
liefern.
Nach einer andern
Ansicht soll sich die
Explosion erst einstellen, wenn ein Teil des
Staubes zu
Kohle verbrannt
ist und diese sich mit dem
Sauerstoff des stets im
Staube vorhandenen
Wassers zu
Kohlenoxyd verbunden hat, während der frei
gewordene
Wasserstoff mit dem atmosphärischen
SauerstoffKnallgas bildet, das mit Heftigkeit explodiert. Eine dritteAnschauung
geht dahin, daß gewisse Staubgattungen die
Eigenschaft haben, bei bestimmten Voraussetzungen zu verpuffen. Da über die in
Rede stehende
Erscheinung nur wissenschaftlich durchgeführte Untersuchungen entscheiden können, so hatWeber eine
Reihe solcher
Untersuchungen, zunächst zur
Erklärung der
Mühlenexplosionen, mit
Mehl- und Getreidereinigungsstaub durchgeführt und dadurch
sehr wichtige Ergebnisse erzielt.
Bezüglich der
Bildung brennender
Gase
[* 10] wurde gefunden, daß letztere sowohl bei einem Gärungsprozeß als
bei genügender Erwärmung des
Mehls entstehen, allein in solchen geringen
Mengen und unter solchen
Bedingungen, daß eine
Explosion
derselben in
Mühlen
[* 11] zu den größten Unwahrscheinlichkeiten gehört. Dahingegen gelang es, festzustellen, daß bei Gegenwart
einer gewissen
Menge von Mehlstaub in der
Luft eine
Entzündung desselben stattfindet, wenn eine genügende
Wärmequelle vorhanden ist. Diese
Menge geht aus folgender
Tabelle hervor:
Die
Tabelle läßt zugleich erkennen, daß verschiedene
MehleStaub von verschiedener Explosionsfähigkeit liefern, daß unter
andern
Buchweizen und
Malz am leichtesten,
Gerste
[* 12] und
Erbsen am schwierigsten explodieren, daß in allen
Fällen aber ein Staubgehalt von 40
g in 1
cbm zu einer
Entzündung ausreicht, wenn die
Feuchtigkeit das beigeschriebene
Maß nicht
wesentlich überschreitet, weil
Feuchtigkeit die
Entzündung erheblich hemmt. Da außerdem von andrer Seite die
Annahme bestätigt
ist, daß dem Steinkohlenstaub bei den Grubenexplosionen eine große, gefährliche
Rolle zukommt, so ist
kein
Zweifel mehr über die gefährliche
Natur dieser Staubkörper.
Die bei S. stattfindende
Wirkung äußert sich jedoch in andrer
Weise als diejenige der eigentlichen
Sprengstoffe, indem die
erstern wohl im stande sind, schwere
Massen in
Bewegung zu setzen,
Mauern umzuwerfen, allein nicht vermögen,
Teile weit wegzuschleudern, weil die hohen Gaspressungen nicht vorhanden sind. So berechnet
Barkhausen bei 40 g
Staub in 1
cbm
eine
Ausdehnung
[* 13] der Staubluft auf das 2,68 fache, einem
Druck entsprechend, der wohl genügt,
Mauern durchzudrücken. In Bezug
auf die
Ursachen der
Entzündung ist hervorzuheben, daß letztere sowohl durch freies
Feuer als durch feste
glühende
Körper erfolgen kann, nur mit dem Unterschied, daß dazu selbst die kleinste
Öl- oder Gasflamme ausreicht, während
die Zündfähigkeit eines festen
Körpers von dessen
Größe und
Temperatur abhängt, so daß unter anderm
Funken von
Schleifsteinen
keine
Entzündung hervorrufen, dahingegen dunkelrot glühende Eisenstangen sowie größere glühende
Stein-
oder Metallteile die Entflammung bewirken. Da ferner eine
Selbstentzündung unter den gewöhnlich vorhandenen Umständen ausgeschlossen
werden muß, so folgt daraus, daß
S. in erster
Linie durch offene
Flammen, dann durch erhitzte Maschinenteile (heiß gelaufene
Zapfen,
[* 14] durch
Reibung
[* 15] ins
Glühen geratene Eisenteile derElevatoren etc.) und endlich durch Funkenströme
entstehen, wenn größere feste
Körper
(Nägel,
[* 16] harte
Steine etc.), z. B. zwischen
Mahlsteinen, glühend werden. Einmal entzündet,
brennt der
Staub, wenn nicht günstige Abkühlungsflächen das verhindern, fort und verursacht dadurch oft große
Ausdehnung
annehmende
Brände (Mühlenbrände, Grubenbrände u. dgl.).
Allen diesen
Gefahren gegenüber zu treffende Maßregeln lassen sich auf folgende zurückführen.
1) Vermeidung großer
Staubsammler;
[* 17] je kleiner die
Räume sind, in welchen sich der
Staub ansammelt, je weniger kann von letzterm
auf einmal explodieren, je gefahrloser ist die Ansammlung, zumal man dabei mit größerer Leichtigkeit und in kleinern
Pausen
die
Entfernung des
Staubes zu bewirken vermag. In
Verbindung hiermit steht die Anwendung der Staubfilter
oder Staubfänger, welche unausgesetzt den aufwirbelnden
Staub von der
Luft trennen, zugleich sammeln und unschädlich machen
(s.
Staubsammler).
Beleuchtung
[* 19] solcher Räume, in welchen sich größere Staubmengen befinden. Statt offenen Flammen empfiehlt sich in erster
Linie die elektrische Beleuchtung, da diese die Feuergefahr erheblich vermindert, namentlich wenn die Ausschalter
[* 20] der Glühlampen
so in Glasgefäße eingeschlossen werden, daß der Öffnungsfunke nicht mit Staub in Berührung kommen kann. Gasflammen sind
an festen Armen und sichern Orten (hinter Glasscheiben etc.) anzubringen. Zum Begehen der dunkeln Räume
bediene man sich der Sicherheitslampen mit Ölfüllung (kein Petroleum) unter der Voraussetzung vollständiger Reinhaltung
des Drahtnetzes von Staub, da dieser durch die Wärme
[* 21] der Flamme
[* 22] sich entzünden und dadurch gerade Gefahren herbeiführen kann.
Sehr wohl anwendbar zur Beleuchtung erscheinen Laternen mit vollständig eingeschlossenen Flammen und Abzügen,
die das Herausschlagen der Flamme verhindern.
3) Sorgfältige Anlage, Prüfung und Instandhaltung des gangbaren Zeuges, damit sich weder Zapfen warm laufen noch reibende Metallteile
erhitzen können. Zu diesen allgemeinen Maßregeln treten in einzelnen Fällen noch besondere hinzu, unter welchen als
die wichtigsten hervorzuheben sind:
4) Naßmachen des Staubes, namentlich verwendbar in Bergwerken, Gruben etc., um die Entflammbarkeit des Staubes zu vernichten.
5) Gehörige Vorbereitung der zu verarbeitenden Stoffe, insofern als alle Substanzen sorgfältig ausgeschieden werden, welche
während der Verarbeitung Funken erzeugen können (in der Mehlfabrikation Reinigung des Getreides von Steinen,
Nägeln u. dgl. mittels Steinauslese und magnetischer
Auslesemaschinen).
6) Wegschaffen des Staubes bei dessen Entstehung (in Sägemühlen und sonstigen Holzverarbeitungswerkstätten etc.) durch kräftige
Saugventilatoren (s. Staubsammler). - Von besonderer Wichtigkeit sind selbstverständlich die Maßnahmen, welche das Umsichgreifen
etwaniger Explosionen sowie Brände verhindern; zu dem Zweck gelten die Regeln: alle Verbindungsräume, Kanäle,
Gewölbe,
[* 23] Schächte etc., welche stauberzeugende Substanzen passieren, möglichst klein anzulegen, wenn möglich aus feuersicherm
Material (Eisenblech, Mauerwerk u. dgl.) herzustellen und soviel
wie thunlich automatisch (durch Drosselklappen, Schieber etc.) abschließbar einzurichten.