Salpeter, 24 Teilen Holzmehl und 1 Teil Soda besteht.
Schießbaumwolle besitzt in ihrer ursprünglichen Form, in welcher sie das Aussehen der gewöhnlichen Baumwolle hat, nicht
genügende Brisanz, erhält dieselbe aber, wenn sie durch Holländern in einen feinen Brei verwandelt und dieser dann äußerst
stark gepreßt wird. Diese komprimierte Schießbaumwolle ist in ihrem äußern Ansehen weicher Pappe nicht
unähnlich, sie besitzt ein spezifisches Gewicht von 1-1,2 und wird durch Knallquecksilberkapseln zur Detonation gebracht.
Wenn naß (15 Proz. Wasser), kann komprimierte Schießbaumwolle nur durch die Explosion einer kleinen Menge vollkommen trockner
Schießbaumwolle zur Detonation gebracht werden. Für bergtechnische Zwecke hat die reine Schießbaumwolle
nur untergeordnete Bedeutung, um so größere aber in ihrer Verbindung mit Nitroglycerin, der Sprenggelatine.
Rudolf, Agronom und Historiker, geb. 1813 zu Suhl, widmete sich zuerst der Steinschneidekunst, ging dann aber,
nachdem er die Fellenbergschen Anstalten zu Hofwyl besucht hatte, zur Landwirtschaft über, studierte in Jena und war 1850-71
Generalsekretär des landwirtschaftlichen Zentralvereins für die Provinz Sachsen. Seitdem beteiligte er sich, zum königlichen
Landesökonomierat ernannt, an den »Publikationen aus den preußischen Staatsarchiven« und veröffentlichte in denselben das
verdienstliche Werk: »Preußens Könige in ihrer Thätigkeit für die Landeskultur Preußens« (Leipz. 1878-88),
in 4 Bänden
die Könige Friedrich Wilhelm I., Friedrich II., Friedrich Wilhelm II. und Friedrich Wilhelm III. behandelnd.
Außerdem schrieb er: »Friedrich d. Gr. in seiner Thätigkeit für den Landbau Preußens« (Berl. 1876) und »Aus der Regierungsthätigkeit
Friedrichs d. Gr.« (Halle 1890). Er lebt in Halle a. S.
Ernst, Botaniker, geb. zu Schiltigheim bei Straßburg i. E., studierte Naturwissenschaften in Straßburg,
Halle und Würzburg, promovierte 1873 in Straßburg, habilitierte sich 1877 für Botanik in Würzburg, wurde
Anfang 1880 außerordentlicher Professor der Botanik in Straßburg, 1881 ordentlicher Professor und Direktor des botanischen Gartens
an der Universität Jena. Im Winter 1889-90 machte er eine Reise nach Ceylon und Java. Von seinen Schriften, die immer fördernd
und anregend wirkten, seien folgende angeführt: »Entwickelung und Anatomie der Lenticellen« (Leipz. 1873);
»Beiträge zur Entwickelungsgeschichte der Flechten« (das. 1877);
»Über den Einfluß von Richtung und Stärke der Beleuchtung
auf einige Bewegungserscheinungen im Pflanzenreich« (das. 1880);
»Über sogenannte Kompaßpflanzen« (Jena 1883);
Ȇber den
Einfluß des sonnigen oder schattigen Standortes auf die Ausbildung der Laubblätter« (das. 1883);
»Einfluß des Lichtes auf
den Geotropismus einiger Pflanzenorgane« (Berl. 1884);
»Zur Biologie der Myxomyceten« (Leipz. 1884);
»Pflanzen
und Schnecken. Eine biologische Studie über die Schutzmittel der Pflanzen gegen Schneckenfraß« (Jena 1888).
(spr. stehner), Sir John, engl. Organist, geb. zu London, begann seine Laufbahn als Chorknabe der Paulskirche,
war bereits mit 16 Jahren Organist und Chordirektor einer
Londoner Kirche und wurde in der Theorie von Baylay
und Steggal, im Orgelspiel von George Cooper weiter ausgebildet. 1860 ward er Organist des Magdalenen-College zu Oxford, bald
darauf daneben Universitätsorganist, 1865 Doktor der Musik und 1866 Mitglied der Examinationskommission für musikalische
Promotionen. 1872 wurde er Organist der Paulskirche zu London, daneben Professor für Orgel und Harmonie der
National Training School for Music, deren Leitung er 1881 übernahm. 1888 in den Ritterstand erhoben, wurde er im folgenden
Jahre zum Professor der Musik in Oxford ernannt. Von seinen Kompositionen sind hervorzuheben ein Oratorium (»Gideon«),
eine Kantate
(»Jairi Tochter«),
zwei vollständige Kathedralservices und 16 Anthems. Auch schrieb er unter andern Handbücher
der Orgelkunde und Harmonielehre und gab mit Barret das »Dictionary of musical terms«
(3. Aufl. 1888) heraus.
2) Henry Morton, Afrikareisender. Stanleys Bericht über seine letzte Reise durch Afrika und seine Wegführung
Emin Paschas erschien im Juli 1890 in verschiedenen Sprachen, deutsch unter dem Titel: »Im dunkelsten Afrika«
(Leipz., 2 Bde.). Die große Begeisterung, mit der S. nach seiner Rückkehr nach Europa überall empfangen wurde, kühlte sich
bald ab, als durch die Aussagen Emin Paschas und durch die Werke von Barttelot, Casati, Jameson u. a. ein
wenig günstiges Licht auf Stanleys Vorgehen während der Expedition und auf die von ihm bei der angeblichen Befreiung Emin Paschas
gespielte Rolle fiel (vgl. Schnitzer). S. hat zwar alle gegen ihn erhobenen Beschuldigungen als nichtig darzustellen versucht
in einer besondern, mit A. J. M. ^[Arthur Jeremy Mounteney] Jephson verfaßten Schrift: »Emin Pascha und
die Meuterei in Äquatoria« (deutsch, Leipz. 1890), in Zeitungsartikeln und Interviews
mit Berichterstattern;
aber die Zeugnisse seiner Gegner, zu denen sich auch noch Peters und Herbert Ward, ein Mitglied der von
Barttelot geführten Nachhut Stanleys, gesellten, sind so übereinstimmend, daß die Gegenerklärungen Stanleys nicht zu ihrer
Widerlegung ausreichen.
Zu Ehren des Feldmarschalls Grafen Ernst Rüdiger von S. erhielt 1888 das Infanterieregiment Nr. 54 seinen
Namen, das Infanterieregiment Nr. 13 den Namen des Feldmarschalls Grafen Guidobald von S.
Die Verunreinigung der Luft durch kleine feste Körperchen unorganischen oder organischen Ursprungs hat
in den letzten Jahren die Aufmerksamkeit der Physiker und Meteorologen lebhafter erregt, seit uns die prachtvollen Dämmerungserscheinungen
(s. Bd. 17, S. 203) des letzten Jahrzehnts gezeigt haben, bis zu welchen Höhen ein feiner S. unsre Atmosphäre erfüllen kann,
und wie sich seine feinsten Teile jahrelang schwebend erhalten. Zu den bekannten Hauptquellen des Staubes
in den Winden, welche Wüstenstaub zuweilen mehr als 1000 Seemeilen von seiner Heimat fortführen und durch v. Richthofen als
geologisch wichtiges Element erkannt wurden (s. Löß), und zu den Bränden, welche der Luft im Rauche ungeheure Staubmassen zuführen,
namentlich wenn ausgedehnte Moorstrecken oder Wälder in Brand gesetzt werden, zu den Vulkanen und der Meeresbrandung,
welche die Luft mit Salzteilchen erfüllt, die sich durch die niemals fehlende Natronlinie des Spektrums verraten, hat Nordenskjöld,
auf seine Beobachtungen in den Polarländern gestützt,
mehr
eine nicht zu unterschätzende Zufuhr aus kosmischen Quellen gefügt, den Meteorstaub, der weite Schnee- und Eisfelder im Norden
bedeckt und seine Eigenart durch einen starken Eisengehalt verrät. Er soll manchmal die Gestalt kleiner eiserner Bläschen
haben und seine Menge kann nicht gering sein, da die Zahl der täglich in die Atmosphäre eindringenden
Meteore auf mehr als 7 Mill. geschätzt wird, weshalb Nordenskjöld ihm einen hervorragenden Anteil an der Erdbildung zuschreiben
will.
Dabei drängt sich die Frage auf, wie diese gewaltigen Staubmengen, die der Atmosphäre zugeführt werden, wieder niedergeschlagen
werden mögen, da das Niedersinken nur für die schwereren Anteile mit einiger Schnelligkeit erfolgt. Man
kann sich leicht denken, daß hieran die feuchten Niederschläge den Hauptanteil haben, aber erst seit wenigen Jahren weiß
man mit Sicherheit, daß auch umgekehrt die feinen Staubteile an der Verdichtung des in der Luft aufgelösten Wasserdampfes
zu Nebel, Wolken und Regen einen bedeutenden Anteil haben.
Die Thatsache wurde zuerst 1875 von Coulier dargelegt, aber wenig beachtet, bis sie in den letzten Jahren
von Aitken und R. v. Helmholtz in ihrer Bedeutsamkeit für die Witterungsvorgänge dargelegt wurde. Wenn man Luft, die reichliche
Mengen unsichtbaren Wasserdampfes aufgelöst enthält, plötzlich abkühlt, indem man sie z. B.
durch die Luftpumpe plötzlich ausdehnt, so entstehen in der Luftglocke Nebel, weil die kältere Luft den
Wasserdampf nicht mehr aufgelöst behalten kann.
Aitken und Helmholtz stellten nun fest, daß für die Entstehung dieser Nebel seine Staubteile in der Luft eine wichtige Bedingung
darstellen, daß man feuchte, aber völlig staubfreie Luft tief unter die Abscheidungstemperatur (den
sogen. Taupunkt) abkühlen kann, ohne daß sich ihr Wassergehalt sogleich zu Nebel verdichtet. Die Staubmassen dienen also
dem Wasserdampf als feste Punkte, auf welchen sich die Feuchtigkeit verdichtet (niederschlägt), so daß sie erst als Nebel
sichtbar werden, bis sie zu Tröpfchen anwachsen und niederfallen. Ein Staubteilchen ist demnach gewissermaßen der
Kernpunkt, um den sich der Regentropfen bildet, der ihn herniederreißt und so die Luft wieder reinigt, und daraus ergibt
sich die Wichtigkeit dieser Erkenntnis für das Verständnis der meteorologischen Vorgänge.
Aitken hat auf diese Eigentümlichkeiten einen Staubmesser begründet, mit welchem man annähernd die Zahl der Staubteile
bestimmen kann, die sich in einer bestimmten Luftmenge befinden. Dieses Instrument besteht im wesentlichen
aus einer kleinen Luftpumpe, in die man unter gewissen Vorsichtsmaßregeln eine kleine Menge der zu untersuchenden Luft eintreten
läßt, verdünnt und dann die niederfallenden Teilchen auf einer in Quadratmillimeter geteilten Silberplatte auffängt,
um sie mit der Lupe Stück für Stück zu zählen. Schon die ersten (Februar 1890) veröffentlichten Versuche
hatten überraschende Ergebnisse geliefert, nämlich:
Zahl der Staubteilchen
Quelle der Luft
im ccm
im Kubikzoll
Außenluft bei Regen
32000
521000
- schönem Wetter
130000
2119000
Zimmerluft
1860000
30318000
an der Decke
5420000
88346000
Bunsenflamme
30000000
489000000
Es ergab sich also, daß in einem mit Gas erleuchteten Zimmer annähernd im Kubikzoll Luft so viel Staubteilchen
enthalten sind wie Menschen in Großbritannien, daß drei Kubikzoll der Verbrennungsgase einer Bunsenflamme
so viel feste Teilchen
enthalten, als auf der ganzen Erde Menschen leben. Im Frühjahr 1890 hat Aitken eine größere Anzahl von Orten
besucht und mittels eines vereinfachen Apparats den Staubgehalt der Luft untersucht; er fand, daß letztere besonders rein
auf den Schweizer Bergen zu sein pflegt. An einem wolkigen Maitag fand er auf Rigikulm nur 210 Teilchen im Kubikzentimeter,
was beinahe der geringsten beobachteten Zahl gleichkam.
Allein einige Tage darauf erhielt er bei Regenwetter auf dem Eiffelturm eine ähnlich niedrige Zahl, obwohl
die Pariser Luft zur ebenen Erde an demselben Tage in mehreren Versuchen 160,000-210,000 ergab. Da die Staubteilchen in den Städten
sehr zunehmen, so folgt daraus, daß dort auch die Nebel dichter sein müssen als auf dem freien Lande, und die
Dichtigkeit der Londoner Nebel hängt ebensowohl von dem Reichtum der Luft an Staubteilchen als von den Feuchtigkeitsverhältnissen
ab. Russel hat sich durch Beobachtungen überzeugt, daß diese berüchtigten Nebel sich am frühen Morgen nicht von dem gewöhnlichen
weißen Nebel andrer Orte unterscheiden, und daß er seine gefürchtete Dichte erst erlangt, nachdem aus
einer Million Feueressen der Steinkohlendampf emporgestiegen ist.
Da diese Nebel unerträglich sind und einen bedeutenden Kostenaufwand verursachen (der Nebel vom erforderte nach
dem Ausweis des Beleuchtungsgouverneurs von London einen Gasverbrauch, der 130,000 Mk. kostete), so sind in England viele Versuche
angestellt worden, die Staubverunreinigung der Luft und ihre Neigung zur Bildung schwerer Nebel durch künstliche
Veranstaltungen zu beseitigen. Man hat dabei seine Hoffnung lange Zeit auf die Elektrizität gesetzt.
Nach einer Beobachtung von Nahrwold (1878) versetzt das Ausströmen von Elektrizität aus feinen Spitzen in einem Raume den daselbst
befindlichen S. in eine stark wirbelnde Bewegung; die gleichmäßig elektrisierten Staubteilchen stoßen
sich gegenseitig ab, bis sie die Wandung erreichen und dort, lange Zotten bildend, hängen bleiben. Binnen kurzem ist der
Raum völlig staubfrei. Lodge und Clark stellten darüber 1884 eine Reihe von Versuchen an, aus denen sich ergab, daß nicht
nur kleine Glaskästchen, die man mit dem Dampf von brennendem Magnesium gefüllt hatte, sondern Zimmer,
deren Luft man durch brennendes Terpentinharz völlig schwarz und undurchsichtig gemacht hatte, binnen wenigen Minuten geklärt
wurden, indem sich der Ruß auf die Wände niederschlug. Der Vorschlag aber, in den Steinkohlenessen Systeme elektrischer Spitzen
anzubringen, die den Rauch alsbald verdichten, scheint wegen der damit verknüpften schnellen Verstopfung
der Essen nicht ausführbar.
Es ist aber dadurch nicht erwiesen, daß das Verfahren nicht in andern Fällen gute Dienste leisten kann, wo es sich um die
Beseitigung eines besonders gefährlichen giftigen Dampfes in manchen Hüttenwerken handelt. Solche Versuche sind mit gutem
Erfolg von Walker angestellt worden, nachdem er gesehen, wie schnell durch das Lodgesche Verfahren der
Magnesiadampf beseitigt werden konnte. Auf seiner Bleihütte mußte er den Metalldampf bisher durch ein langes System von Kanälen
und Kammern leiten, um denselben niederzuschlagen, und erreichte nun dasselbe Ergebnis viel kürzer und billiger durch ein
System von Metallspitzen, die, in Zwischenräumen von mehreren Metern in den Kanälen angebracht und durch
eine kräftige Induktionsmaschine geladen, die ausströmende Luft schnell reinigen. Die nur wenige Kosten verursachende Anlage
wurde dann zuerst auf der Bleihütte zu Bagalt in Flintshire gemacht und dürfte sich
mehr
inzwischen bereits auf andre Blei- und Arsenikhütten ausgedehnt haben. In ähnlicher Weise hat man auch die Kraft starker Elektromagnete
verwertet, um den feinen Eisenstaub mancher Industriewerkstätten, in denen viel eiserne Gegenstände gefeilt werden, zu
beseitigen; wenn es sich aber um den schädlichern Messing- und Kupferstaub handelt, helfen nur Respiratoren, welche
der Lunge eine filtrierte Luft zuführen. In andern stauberzeugenden Industrien hat man zu kräftig arbeitenden Ventilatoren
seine Zuflucht nehmen müssen, welche die Luft des Arbeitsraums schnell erneuern, was aber im Winter mit einem starken Wärmeverlust
verknüpft ist, weshalb auch hier wieder die Frage nach einer Reinigungsmethode auftaucht, die der Luft
möglichst den S. und die Kohlensäure zugleich entziehen soll, um sie dann dem Arbeitssaal von neuem zuzuführen.