(Sperrgelderverwendungsgesetz), s.
Kirchenpolitik. ^[= Bezeichnung für die Politik, welche die Kirche im allgemeinen und namentlich dem Staat gegenüber ...]
[* 10] So einfach die
Gesetze der Strahlenzurückwerfung von ebenen
Spiegeln auch sind, so können durch
Anbringung von
Spiegeln an
Stellen, wo man sie nicht vermutet, doch höchst auffällige, unwiderstehliche Täuschungen hervorgerufen
werden. Seitdem es gelungen ist, große, über ganze Bühnenräume reichende Spiegelgläser herzustellen,
haben diese Veranstaltungen in
Theatern, Schaubuden etc. immer mehr Eingang gefunden und bilden seit etwa einem Jahrzehnt
das Hauptanziehungsstück der sogen. Panoptiken. Es handelt sich dabei hauptsächlich um zwei
Klassen von Veranstaltungen, solche mit gewöhnlichen
Spiegeln, die meist darauf hinausgehen, einen menschlichen
Körper ganz oder teilweise zu verdecken, so daß der von ihm ausgefüllte
Raum leer zu sein scheint, und solche mit unbelegten
Spiegelplatten, durch welche
Personen und Gegenstände in andern
Lagen und
Räumen gezeigt werden, als sie wirklich einnehmen.
Die hauptsächlichsten derartigen Schaustellungen sind folgende:
1) Der lachende, sprechende und singende
Kopf einer
Person, die vorher in ganzer Gestalt vorgeführt wurde
und deren vom
Rumpf getrenntes
Haupt sodann in einer
Schüssel auf der
Platte eines
drei- oder vierfüßigen Tischchens steht,
zwischen dessen
Füßen man frei hindurchzuschauen glaubt. Die Täuschung wird dadurch bewirkt, daß die unter dem
Tische knieende
oder sitzendePerson, welche ihren
Kopf durch ein
Loch der Tischplatte steckt, durch zwei Spiegelscheiben
verdeckt wird, die zwischen den drei, den Zuschauern zugekehrten Tischfüßen eingelassen sind, so daß sich in ihnen der
Teppich spiegelt und fortzusetzen scheint, der den
Boden der
Bühne bedeckt. Der
Tisch erscheint bei dieser
Anordnung dreifüßig,
doch kann auch der Hinterfuß des
Tisches scheinbar gesehen werden, wenn jederseits hinter den Seitendraperien
des Bühnenvorhanges ein Tischfuß
[* 1]
(Fig. 1 a und a') steht, der den rechts oder links sitzenden
Zuschauern als hinterer Tischfuß gespiegelt wird.
2) Die
Dame ohne
Unterleib, deren
Büste sich aus einem
Korbe, Blumenkelch u. dgl. erhebt,
welcher auf einem ähnlichen
Tische aufgestellt ist, beruht auf demselben
Prinzip; doch wird dabei die Täuschung gewöhnlich
noch dadurch erhöht, daß auf der Tischplatte ein ebenso wie der große
Tisch selbst vorgerichtetes kleines Tischchen steht,
auf welchem dann die
Büste sich erhebt. Dadurch wird bewirkt, daß die
Dame während der Schaustellung
stehen kann, und
da man ebenso in den
Spiegeln des Büstentischchens die Tischdecke oder
Mosaik der Tischplatte wie in dem des
größern
Tisches den Fußteppich sich fortsetzen sieht, so wird die
Illusion vollständiger.
3) Der Wunderschrank oder die verschwundene
Dame. Ein auf hohen
Füßen und
Rollen
[* 11] stehenderSchrank
[* 12] mit
zwei Thürflügeln, der seinen Platz auf der
Bühne wechseln und vorher genau untersucht werden kann, nimmt eine
Dame auf;
die beiden Thürflügel werden geschlossen, und nach der sofortigen Wiedereröffnung erscheint derSchrank völlig leer, während
nach nochmaliger
Eröffnung die
Dame wieder darinnen ist. Diese sehr täuschende Schaustellung beruht ganz wie
in den obigen
Fällen auf zwei Spiegelscheiben
[* 1]
(Fig. 2 G'), die, auf der Rückseite mit
Holz
[* 13] verkleidet, bei der ersten Untersuchung
des
Schrankes den
Wänden GG anliegen, nachher aber, wenn die Schaudame sich imSchrank befindet und derSchrank geschlossen
wird, gegen den Mittelpfeiler P geklappt werden und durchSpiegelung
[* 14] der Seitenwände denSchrank völlig
leer erscheinen lassen.
4) Die hoch in den
Wolken schwebenden, singenden Cherubsköpfe, die von einer englischen
Gesellschaft im
Rahmen eines sehr stimmungsvollen
Schaustücks in den Großstädten vorgeführt wurden, stecken ihre mit gekreuzten
Flügeln drapierten
Köpfchen durch einen
den größten Teil der
Bühne einnehmenden
Spiegel
[* 15] (Fig. 3, S. 874), der unter 45° rückwärts geneigt
ist, und auf welchen von der
Decke
[* 16] her eine stark beleuchtete Landschaftsdekoration mit ziehenden
Wolken geworfen wird. Die
singenden
Engelsköpfchen scheinen dann hoch in den Wolken zu schweben.
Durch unbelegte, durchsichtige und gewöhnlich umgekehrt gegen die Zuschauer geneigte Spiegelplatten, die den Mittelraum
der Bühne einnehmen, können diese Illusionen sehr vermannigfacht werden, indem man durch abwechselnde Beleuchtung
[* 18] bald nur
den schwach beleuchteten Hintergrund der Bühne durch den Spiegel hindurch, oder mit demselben zugleich
die auf demselben gespiegelten, stark beleuchteten Figuren u. Schauspieler in einer Versenkung erblickt, die bei Entziehung
ihres Lichtes in Luft zerfließen.
Hierauf beruhen die Geistererscheinungen, deren ätherischer Leib von dem Degen der hinter dem Spiegel auftretenden Schauspieler
nach allen Richtungen durchschnitten zu werden scheint. Einer ganz ähnlichen Veranstaltung verdankt die
vielbewunderte Magneta, eine in ganzer Gestalt in einer Nordlichtlandschaft schwebende, sich langsam und graziös in der
Luft überschlagende und endlich kopfüber in die Flut stürzende Künstlerin die Möglichkeit, sich wie eine im Wasser schwimmende
oder durch magnetische Kräfte in der Luft gehaltene Person zu benehmen. In Wirklichkeit vollführt die
in schimmernde Trikots gekleidete Darstellerin ihre Bewegungen auf einer mit schwarzem Tuch beschlagenen, horizontalen Drehscheibe
in liegender Stellung und wird erst durch eine unter 45° darüber geneigte, spiegelnde Glasplatte wie die Bilder eines Guckkastens
in die scheinbar senkrechte, schwebende Stellung versetzt. Da die Vorführung mit Musikbegleitung erfolgt, hört
man die leise Drehung der Scheibe nicht, und die Täuschung, daß Magneta am Schlusse kopfüber in die (auf die Hinterwand
gemalte) Flut stürzt, wird durch ein Zurückziehen der Drehscheibe unter dem Spiegelglas hindurch bewirkt.
Wenn die Beleuchtung der hinter und vor dem Bühnenspiegel befindlichen und scheinbar (bei den Geistererscheinungen) auf
demselben Raume, ja auf derselben Stelle agierenden Personen plötzlich gewechselt wird, so kann damit die plötzliche Verwandlung
einer Person in eine andre, oder eines Menschen in ein Tier, eines Skeletts in einen lebenden Menschen etc. bewirkt werden. Noch
überraschender ist die Täuschung, wenn die Verwandlung nach Art der Nebelbilder langsam geschieht, z. B.
durch langsame Dämpfung des Beleuchtungsapparats für die hinter dem Spiegelglas befindlichen, und Erhellung der vor denselben
gestellten und nur im Spiegelbild sichtbaren Person.
Dann bekleidet sich das auf eine schwarze Trikotbekleidung gemalte Skelett
[* 19] langsam mit Fleisch, oder eine Marmorgestalt, die
schöne Galathea, gewinnt allmählich die Farben des Lebens, beginnt zu sprechen und sich zu bewegen. Für
diese Verwandlungsszenen wendet man statt des großen, gegen die Versenkung geneigten Bühnenspiegels gewöhnlich eine senkrecht
stehende, gegen eine versteckte Seitenloge geneigte Spiegelglasplatte an, so daß die schöne Galathea mit Pygmalion und seinem
Marmorwerk auf derselben Horizontalebene agieren kann. Die Hauptbedingung für das Gelingen aller dieser
Illusionen besteht darin, daß man von dem Vorhandensein der spiegelnden Platte, mag sie nun belegt oder völlig durchsichtig
sein, durch das Auge
[* 20] keine sichere Kunde haben darf. Die Ränder derselben müssen
daher sorgfältig durch die Dekorationen,
Tischfüße, den Teppich, die Soffiten etc. verkleidet sein, so daß man nicht erkennen
kann, wo das Spiegelbild aufhört und die Wirklichkeit anfängt.
Eine sehr wirksame, auf andern Prinzipien, nämlich denen des Winkelspiegels und der wiederholten Reflexion
[* 21] beruhende Täuschung
ist gegenwärtig in mehreren großstädtischen Kuriositätenkabinetten (den sogen. Panoptiken)
ausgestellt, der Vervielfältigungsspiegel. Es ist eigentlich ein Kaleidoskop
[* 22] (s. d., Bd.
9) in großem Maßstabe, d. h. ein prismatischer, von drei unter gleichem Winkel
[* 23] (von 60°) gegeneinander
geneigten, senkrechten Spiegelwänden eingeschlossener Raum, in den man von unten durch eine Treppe
[* 24] wie auf einen Aussichtsturm
hinaufsteigt. Oben auf der scheinbaren Plattform angekommen, sieht man seine Gestalt in einem weiten Raume unendlich vervielfältigt,
und wenn mehrere Personen zugleich hinaufsteigen und ihr Dasein durch Hüteschwenken und andre lebhafte
Bewegungen bethätigen, so erhält man das Schauspiel einer auf weitem Platze verteilten erregten Menge, namentlich wenn sich
Damen u. Herren gleichzeitig dort einfinden und spiegeln.
[* 17]
^[Abb.: Fig. 3. Die schwebenden Cherubsköpfe.]