serbischen Volkes in Einklang gebracht werden. Denn die Radikalen schmeichelten sich ernstlich mit der Hoffnung, daß Rußland
ihnen helfen werde, das großserbische Reich zu errichten. Das Budget wurde nun genehmigt; mit Hilfe einer Anleihe von 5 Mill.
war das Gleichgewicht in der Höhe von 57½ Mill. hergestellt, eine Vermehrung der regelmäßigen Einnahmen
durch neue Steuern gesichert. Eine verdrießliche Schwierigkeit bereitete dem neuen Ministerium der Exkönig Milan, der im März 1891 plötzlich
wieder in Belgrad erschien und, indem er seinen frühern Ministerpräsidenten Garaschanin, der durch seine Parteinahme für
die Königin Natalie seinen Zorn gereizt, der Ermordung (1887) der Attentäterin Ilka Markowitsch
und ihrer Gefährtin Jelena Knitschanin im Kerker beschuldigte, einen großen Skandal hervorrief.
Garaschanin, durch die Anklage heimlicher Mitwissenschaft mit dem Mordanschlag auf Milan herausgefordert, schob in seiner Antwort
an den »Grafen von Takowo« diesem die Schuld an der Erdrosselung der beiden Frauen zu. Doch gelang es der Regierung, Milan durch
eine Vorschußzahlung von 1 Mill. Din. auf seinen Anteil an der Zivilliste zu dem Versprechen zu bewegen, bis zur Großjährigkeit
des jungen Königs von S. fernzubleiben. Die Skuptschina genehmigte dies Abkommen sowie ein neues Preßgesetz, welches auch dem
königlichen Elternpaar Schutz verlieh.
Alexandrowitsch, Großfürst von Rußland, geb. in Zarskoje Selo als vierter
Sohn des Kaisers Alexander II. und der Prinzessin Maria von Hessen, wurde Offizier in der Garde und rückte bis zum Generalmajor
und Kommandeur des Regiments Preobraschenskij auf. 1891 ernannte ihn sein Bruder, Kaiser Alexander III, zum Generaladjutanten
und Generalgouverneur in Moskau. Obwohl sein sittliches Verhalten nicht tadelfrei war, ist S. doch streng
kirchlich, dabei stockrussisch und deutschfeindlich. Er ist seit in kinderloser Ehe vermählt mit der Prinzessin
Elisabeth von Hessen (geb. der zweiten Tochter des Großherzogs Ludwig IV., die auf Andrängen ihres Gemahls 1891 zur
griechisch-orthodoxen Kirche übertrat.
Staatsmann, geb. 1810, ward 1867 Staatsminister des Großherzogtums Luxemburg,
wußte durch geschickte Politik 1870/71 die Neutralität und Unabhängigkeit Luxemburgs aufrecht zu erhalten, trat 1874 zurück
und übernahm das Präsidium des Staatsrats, zugleich das Ehrenamt eines Bürgermeisters der Stadt Luxemburg.
In den letzten Jahren
war er auch Mitglied der Kammer. Er starb in Nauheim.
Hermann, philosophischer Schriftsteller, geb. zu Eisleben, studierte auf den
Universitäten Leipzig und Berlin Philologie und Philosophie, wirkte zunächst als Gymnasiallehrer in Gera, Stargard und Halle, habilitierte
sich 1872 in letzterer Stadt als Privatdozent der Philosophie an der Universität, ward 1875 als ordentlicher Professor nach
Basel,
1883 in gleicher Eigenschaft nach Gießen berufen. Ursprünglich als Schüler von Drobisch Herbartianer,
ward er mehr und mehr von dem neuern Kantianismus angezogen. Er schrieb: »Untersuchungen zur Philosophie der Griechen« (Halle
1873; 2. Aufl., Freib. i. Br. 1888);
»Das Wesen der ästhetischen Anschauung« (Berl. 1875);
»Das Traumleben der Seele« (das.
1877);
»Über das Bewußtsein als Schranke der Naturerkenntnis« (Gotha 1879);
»Geschichte der Psychologie« (Bd. 1,
das. 1880-84) u. a.
(spr. seim-), Barend, niederländ. Philolog,
geb. zu Rotterdam, seit 1881 Professor an der Universität Groningen; schrieb außer Aufsätzen
und Anzeigen in der »Zeitschrift für deutsche Philologie«, der »Germania«, dem »Litteraturblatt für germanische und romanische
Philologie«, den »Taalkundige Bijdragen«, »De Gids« etc.: »Untersuchungen über die Völsungasaga« (in Paul und Braunes »Beiträgen«,
1876),
»Zur Helgisage« (das. 1877),
»Zur Kudrun« (das. 1884),
»Bijdrage tot de dagteekening der Eddaliederen«
(in den »Verslagen en Mededeelingen der Kon. Akademie van Wetenschappen«, 1887),
den Abschnitt über »Heldensage« in Pauls »Grundriß
der germanischen Philologie« (2. Bd., 1890) und besorgte Ausgaben der »Kudrun« (Halle 1883, Textausgabe) und der »Lieder der Edda«
(herausgegeben und erklärt, Bd. 1: Text, 1. Hälfte: »Götterlieder«, das.
1888).
Zum chlorierenden Rösten der Silbererze wird neuerdings in den Vereinigten Staaten Nordamerikas vielfach der
Röstofen von Stetefeld mit Erfolg benutzt. Das mit der erforderlichen Menge Kochsalz (2,5-18 Proz.) gemischte Erz (mit 0,1-2,7
Proz. S.) rutscht in dem 9-14 m hohen Ofenschacht herunter, dem im untern
Teile des Schachtes eintretenden Heizgas entgegen. Die Röstgase entweichen durch einen zweiten, mit Schauöffnungen versehenen
Schacht, welcher in die Flugstaubkammern mündet, und treten schließlich in eine Esse von mindestens 16 m Höhe. Je nach der
Zusammensetzung der Erze beträgt die Durchsatzmenge im Stetefeldschen Röstofen in 24 Stunden 30-70 Tonnen.
In allen Fällen, in welchen eine Gewinnung von Schwefelsäure nicht beabsichtigt wird, kann der Ofen auch zum oxydierenden
Rösten benutzt werden.
Neuerdings werden in den Vereinigten Staaten Nordamerikas vielfach Silbererze, welche nicht viel Blei und Kupfer enthalten, nach
dem Russelschen Auslaugeprozeß auf S. verarbeitet. Das Verfahren beruht darauf, daß man die rohen oder
die chlorierend, bez. oxydierend gerösteten Erze mit einer etwa 2 proz. Natriumthiosulfatlösung behandelt, welche durch
Mischen von Thiosulfat- und Kupfervitriollösung hergestellt wird. Diese Lösung enthält Natriumkupferthiosulfat (CuS2O3,
Na2O3) ^[(CuS2O3, Na2O3)], in welchem das Kupfer leicht durch S. ersetzt werden kann.
Das in Lösung gegangene S. wird durch Schwefelnatrium aufgefüllt. Zur Raffination von Blicksilber schmelzt
die Deutsche Gold- und Silberscheideanstalt Blicksilber im Graphittiegel ein und rührt in die Oberfläche des Metallbades allmählich
geschmolzenes Silbersulfat ein. Blei und Wismut tauschen sich dann gegen S. in dem Sulfat aus und gehen in die Schlacke. Um das
Angreifen des Graphittiegels möglichst zu vermeiden, schüttet man zunächst auf das geschmolzene Blicksilber
eine Schicht von Quarzsand, in deren Mitte man das Silbersulfat einrührt.
Eine Lösung von zitronensaurem Eisenoxydul gibt
mehr
mit einer Silbersalzlösung eine tiefrote, bei großer Konzentration fast schwarze Lösung, und es entsteht ein violetter Niederschlag,
welcher zu einer metallisch glänzenden blaugrünen Masse eintrocknet. Er ist in Wasser mit tiefroter Farbe löslich, besteht
fast nur aus S. (97 Proz.), ist frei von Sauerstoff und nur mit etwas Eisen und Zitronensäure verunreinigt.
Beim Trocknen auf dem Wasserbad geht diese neue Modifikation des Silbers in normales weißes S. über.
Die Lösung des violetten Körpers gibt in einer Lösung von Magnesiumsulfat einen dunkel rotbraunen Niederschlag, der durch
Waschen noch dunkler wird, in Natriumborat mit brauner, in Natriumsulfat mit rötlichgelber, in Ammoniumsulfat mit
roter Farbe löslich ist. Auch dieser Körper ist fast reines S. Silbernitratlösung gibt mit Ferrosulfatlösung bei Gegenwart
von Seignettesalz einen rot glänzenden Niederschlag, welcher rasch schwarz wird, auf dem Filter aber eine schöne Bronzefarbe
zeigt.
Nach dem Auswaschen trocknet er bei freiwilliger Verdunstung zu Klumpen ein, welche hochpoliertem Golde gleichen
und aus 98,75 Proz. S. bestehen. Der Rest ist weinsaures Eisenoxyd. Alle drei Modifikationen trocknen, in feuchtem Zustand
auf Glastafeln oder Papier aufgetragen, zu zusammenhängenden glänzenden Häuten ein. Die beiden letzten Modifikationen nehmen
dabei den Schein hoher Politur an. Schon durch gelindes Reiben werden sie aber in feinstes Pulver verwandelt.
Die beiden ersten Modifikationen färben sich im Sonnenlicht bräunlich, während die dritte, rote goldgelb wird, ohne an
Glanz zu verlieren. Durch verdünnte Mineralsäuren und selbst durch mäßig verdünnte Essigsäure werden die Präparate in
gewöhnliches S. verwandelt, auch verändern sie sich häufig unter nicht näher bestimmbaren Bedingungen. Von zwei gleichzeitig
erzeugten Proben der dritten Modifikation war die eine nach zwei Jahren in weißes S. übergegangen, ohne
an Glanz und Zusammenhang zu verlieren, während die andre die tief goldgelbe Farbe unverändert behalten hatte. Abgesehen
vom wissenschaftlichen Interesse haben diese Körper auch insofern Bedeutung, als es wohl denkbar wäre, daß das große Geheimnis
der Alchimisten, die Kunst der Metallverwandlung, auf weiter nichts als auf solche und ähnliche Reaktionen zurückzuführen
sei.