dem aber nur ein zweijähriges
Leben beschieden war, und übernahm dann 1887 die Redaktion des vielgelesenen »Corriere
di
Napoli«. Neben ihrer journalistischen Thätigkeit fand sie noch Zeit, eine
Reihe von
Romanen zu schreiben, von denen manche
zu dem Allerbesten gehören, was die moderne italienische Erzählungskunst hervorgebracht hat. Obwohl man sie
zu den
Realisten zählt, hält sie sich doch von den
Extremen dieser
Schule fern, und selbst ihr
Pessimismus wird von einem
Hauche
süditalienischer Lebensfreudigkeit gemildert. Unübertrefflich ist sie in den Schilderungen neapolitanischen
Lebens, wie
in den
Novellen: »Trenta per cento«, »Sogno di
una notte d'estate«, »Terno secco« (deutsch, Stuttg.
1890) u. a.
Ihre besten
Romane sind: »Fantasia« (1883; deutsch,
Jena
[* 2] 1886),
»Vita e avventure di Riccardo Joanna« (1886) und
»Per monaca« (1886). Außerdem schrieb sie noch: »Cuore infermo«, »La virtù
di Checchina«,
»Amore« (1887),
»Addio amore« (1890),
»Il ventre di
Napoli« und mehrere schöne
Novellen und
Erzählungen, von denen einige unter dem
Titel:
»All' erta sentinella!« 1889 gesammelt erschienen. Geringern Wert haben ihre 1889 erschienenen
Skizzen
»Fior di passione«, die von
AlfredFriedmann ins Deutsche
[* 4] übersetzt wurden
(»Blüte
[* 5] der
Leidenschaft«, Bresl. 1890).
[* 6] Die serbischen
Finanzen haben in den letzten
Jahren eine durchgreifende Veränderung erfahren und
zwar durch den Rückerwerb der drei
Regalien
(Salz,
[* 7]
Tabak,
[* 8]
Eisenbahnen). Die Gesamtschuld
Serbiens setzte sich zusammen
aus:
Hiervon geht die Salzanleihe mit 4,4 Mill.
Dinar, welche 1890 zurückgezahlt wurde, ab; dagegen treten 6 Mill.
Din. Salzbons
und 26⅔ Mill.
Din. hinzu, welche für den Rückerwerb der
Eisenbahnen verausgabt wurden. Die
StaatsschuldSerbiens stellt sich
hiernach auf 283,4 Mill.
Dinar. Das
BudgetSerbiens erfährt durch den Erfolg aus dem Rückerwerb der genannten
drei
Regalien eine ganz bedeutende Umgestaltung, welche sich in den außerordentlichen
Resultaten des laufenden
Jahres ausspricht.
Diese drei
Regalien waren bis dahin verlustbringend. Für die
Eisenbahnen hatte der
Staat jährlich 8,9 Mill.
Din.
Annuitäten
sowie 1 Mill.Din. Betriebsdefizit bezahlen müssen, während im laufenden Jahr der Betrieb ein
Mehr von 60 Proz.
aufweist. Die
Einnahmen der Staatsbahnen
[* 9] vom 1. Jan. bis 20. Aug. von 2,8 Mill.
Din. sind um 1 Mill.
Din. größer als im Vorjahr.
Im
Bau begriffen ist die
Eisenbahn nach dem staatlichen KohlenrevierSenje, welche
Linie noch in diesem Jahr
in Betrieb kommen wird.
Für den Rückerwerb des
Salzmonopols von der Anglobank in
Wien
[* 10] wurden 6 Mill.
Din. Salzschatzscheine, welche innerhalb 10
Jahren
tilgbar sind, ausgegeben. Der Salzpreis, welcher von der
Skuptschina genehmigt wird, ist seit
Jahren 16
Din. für 100 kg, während
die
Verträge wegen Lieferung des
Salzes mit der ungarischen
Regierung (zu einem kleinen Teil auch mit der
rumänischen
Regierung) zum
Preise
von 3,80Din. für 100 kg abgeschlossen sind. Aus dem
Tabaksmonopol wurden im J. 1889/90:
6,5 Mill.
Din. gegen 5,3 Mill.
Din. im Vorjahr gelöst, während die
Ausgaben und Herstellungskosten sich
in beiden
Jahren auf nahezu 3 Mill.
Din. beliefen. Der Nettoüberschuß für das mit dem 30. Juni abgelaufene Geschäftsjahr beträgt
3,5 Mill.
Din. gegen 2,2 Mill.
Din. im Vorjahr. Seitdem das
Monopol in die
Verwaltung des
Staates übergegangen ist, haben sich
die Herstellungskosten und
Ausgaben von 58 Proz. auf 46 Proz. ermäßigt.
Die Mängel in den serbischen Finanzverhältnissen liegen hauptsächlich in dem
System der Steuererhebung, ferner darin, daß
die Ministerien nicht ihre etatmäßigen Beträge festhalten, und ferner darin, daß fast das gesamte Hypothekenwesen in
den
Händen des
Wuchers liegt. Die
Zahlung von Hypothekenschulden ist nur auf gerichtlichem Wege zu veranlassen,
und es sind 3 Jahre und mehr notwendig, um ein vollstreckbares
Mandat zu erreichen. Man geht jetzt damit um, eine Nationalhypothekenbank
und ein dem west- und mitteleuropäischen Verhältnissen entsprechendes Hypothekengesetz ins
Leben zu rufen.
Belgrad
[* 11] ist vorläufig vollständig schuldenfrei, wird nunmehr aber eine
Anleihe von 10 Mill.
Din. aufnehmen
zum
Zweck der Uferregulierung, der Errichtung von
Gas- und
Wasserleitung
[* 12] und von Entrepotgebäuden zwischen
Save und
Donau.
Über die
Einnahme der
Douane liegen amtliche Nachrichten für das erste Halbjahr vor, dieselben ergeben eine
Einnahme von 3,225,503
Din., um 317,958
Din. mehr als im Vorjahr. Es wird aber ein
Minus aus dem
Salzmonopol von 137,182
Din. aufgeführt,
weil die
Verwaltung desselben in die
Hände des
Staates übergegangen und deshalb die
Einnahme noch unter den
Douane-Erträgen
aufgeführt wird.
Werden diese 137,182
Din. für 1889 ausgeschieden, dann stehen 3,225,503
Din.
Einnahmen im laufenden Jahr gegenüber,
und das
Plus berechnet sich mit 455,140Din. oder 16,43 Proz. Davon fallen 126,624
Din. auf
Zölle und 158,729
Din. auf die
Konsum-Umsatzsteuer (Impôt de l'Obrt).
Geschichte. Die 1889 zur Herrschaft gelangte radikale
Partei befestigte sich immer mehr in derselben. Zu den durch die neue
Verfassung von 1888 nötig gewordenen
Reformen gehörte auch die Wiederbelebung des
Staatsratsod erSenats,
den die
Verfassung von 1869 zu völliger Bedeutungslosigkeit herabgedrückt hatte; er sollte nun Verwaltungsgerichtshof,
Staatsrechnungshof
und oberste Aufsichtsbehörde sein, mit
Regierung und
Skuptschina gemeinsam die
Präsidenten und Mitglieder der
Obergerichte
zu ernennen haben und sein
Gutachten über alle Regierungsvorlagen abgeben; seine 16 Mitglieder sollten
lebenslänglich und unabsetzbar sein. Die
Regentschaft hatte 8 Mitglieder im
Namen der
Krone direkt und 8 aus den von der
Skuptschina
vorgeschlagenen
Kandidaten zu ernennen. Die letztern gehörten sämtlich der radikalen
Partei an, aber auch von den 8 durch
die
Krone¶
Die geplante Heeresreform hatte die Skuptschina nicht vollendet, indes durch mehrere Änderungen des Heeresgesetzes
die von den Radikalen von jeher erstrebte Umgestaltung der Nationalmiliz durchgeführt. Dieselbe bildete neben dem regulären
Heer die Hauptstreitmacht Serbiens, zerfiel in zwei Aufgebote, von denen das erste jährlich höchstens 30, das zweite höchstens 10 Tage
einberufen wurde, und ihre Verpflegung in dieser Zeit fiel ebenso wie die Stellung der Pferde
[* 15] und des Trains
den Wehrpflichtigen oder den Gemeinden zur Last; die Offiziere des zweiten Aufgebots wurden mit Ausnahme der höhern Befehlshaber
aus der Miliz entnommen.
Weitere tiefgreifende Reformen in radikalem Sinn wurden der Herbstsession der Skuptschina vorbehalten. Von Garaschanin, dem Führer
der Fortschrittspartei, die nach ihrer gewaltsamen Unterdrückung im Mai 1889 sich erst jetzt wieder
zu regen wagte, wurde der radikalen Regierung diese Verschiebung der Reformen zum Vorwurf gemacht und ihr Gewissenlosigkeit
und Gewaltthätigkeit schuldgegeben. Die Lasten des Volkes hatten sich allerdings unter der radikalen Ära noch nicht verringert,
die Unzufriedenheit in allen SchichtenSerbiens war so groß wie früher, und so strengten die Liberalen
und Fortschrittler alle Kräfte an, um bei den Neuwahlen für die Skuptschina (Ende September) eine größere Zahl von Mandaten
zu erobern. Indes hatte die radikale Regierung alle Beamtenstellen mit ihren Anhängern besetzt, und wenn diesen auch meist
die nötige Vorbildung und Erfahrung, manchmal auch die erforderlichen moralischen Eigenschaften abgingen,
so hatten sie doch die Macht und waren entschlossen, sie rücksichtslos im Interesse ihrer Partei zu gebrauchen. Die Wahlen
fielen denn auch ganz zu gunsten der Radikalen aus; nur 17 Liberale und 2 Fortschrittler wurden gewählt.
In der auswärtigen Politik wünschten die Radikalen einen Umschwung gegenüber der österreichfreundlichen
Haltung des KönigsMilan. Dessen Politik war ja keineswegs reich an Erfolgen, dagegen wohl an Enttäuschungen gewesen. S., das
sich früher unter den slawischen Staaten der Balkanhalbinsel
[* 16] zur Führerschaft berufen geglaubt hatte, mußte es erleben,
daß Bosnien
[* 17] und die Herzegowina auf dem Berliner Kongreß
[* 18] an Österreich
[* 19] überliefert wurden, dann Bulgarien
sich mit Ostrumelien vereinigte und damit das zahlenmäßige Übergewicht über S. erhielt, und der serbisch-bulgarische Krieg
mit einem Siege dieses Nebenbuhlers endete.
Die Radikalen schrieben diese Ergebnisse der österreichischen Freundschaft zu und glaubten durch die russische Freundschaft
bessere erzielen zu können. Sie knüpften daher mit dem PetersburgerHof
[* 20] wieder engere Beziehungen an,
indem ihr Führer Paschitsch, Präsident der Skuptschina, sich wiederholt nach Petersburg
[* 21] begab und die Sendung von Waffen
[* 22] und
Munition erwirkte. Die radikale Presse
[* 23] stellte sich ganz auf den panslawistischen Standpunkt und griff Österreich-Ungarn
[* 24] in
schärfster Weise an. Die
wirtschaftlichen Beziehungen zu dem Nachbarland wurden erschwert, die Einfuhr
rumänischen Getreides und Viehs durch S. in Österreich-Ungarn, um die von diesem gegen Rumänien eingeführten hohen Zölle
zu umgehen, begünstigt.
Die österreichische Regierung gab ihre Unzufriedenheit hiermit zu erkennen, indem Kalnocky im Juni 1890 in seiner Rede in
den Delegationen sich über S. beschwerte und die ungarische Regierung die Schweineausfuhr aus S. verbot.
Die serbische Regierung versicherte in lebhafter Weise ihre Unschuld und ihren aufrichtige Wunsch, die freundschaftlichen Beziehungen
zur Nachbarmonarchie aufrecht zu erhalten. Gleichzeitig versuchte sie aber, sich über Saloniki
[* 25] einen von Österreich unabhängigen
Weg für ihre Ausfuhr an Schweinen und Getreide
[* 26] zu eröffnen, was jedoch nicht gelang.
Gleichzeitig erlitt S. einen empfindlichen Schlag durch den Berat des Sultans, der drei bulgarische Bischöfe in Makedonien ernannte
und in diesem Lande den serbischen Einfluß zurückdrängte, was man dem Einfluß Österreichs und seiner Verbündeten in Konstantinopel
[* 27] zuschrieb. Daher suchte sich die RegierungÖsterreich wieder zu nähern, um wenigstens die Aufhebung des
Schweineausfuhrverbots zu erlangen. Dies glückte endlich auch, indem die ungarische Regierung nur auf einigen Vorsichtsmaßregeln
bestand, welche S. gern bewilligte. Bei der Feier zur Eröffnung der Arbeiten am EisernenThor Ende September (s. Donau) wurde die
Wiederherstellung der freundlichen Beziehungen zwischen Österreich-Ungarn und S. von beiden Seiten konstatiert.
Die neugewählte Skuptschina wurde mit einer Thronrede eröffnet, welche unter dem Eindruck dieser letzten Ereignisse
die Regierung beglückwünschte, daß das vertragsmäßige Verhältnis zu Österreich, mit welchem S. Beziehungen der Freundschaft
und guter Nachbarschaft zu unterhalten wünsche, wieder in Kraft
[* 28] gesetzt werde. Dem gegenüber hielt es
die radikale Mehrheit für notwendig, in der Antwortsadresse auf die Thronrede dem erhabenen Kaiser des russischen Brudervolkes
den immerwährenden tiefgefühltesten Dank des serbischen Volkes auszusprechen; der Kaiser habe, wie immer, so auch in neuester
Zeit Beweise seines Wohlwollens für S. und das serbische Volk gegeben.
Der Budgetentwurf veranschlagte die Gesamtausgaben auf 57,690,600, die Gesamteinnahmen auf 54,554,000
Dinar, den Fehlbetrag also auf 3,136,900 Dinar; doch wurde derselbe von Sachverständigen weit höher geschätzt, so daß neue
Steuern und neue Anleihen unvermeidlich erschienen. Da dies den Träumen der Radikalen von großen Ersparnissen und der Möglichkeit
der Steuerherabsetzung, wenn sie erst zur Herrschaft gelangt wären, wenig entsprach, so stieß das Budget
in der Skuptschina auf Schwierigkeiten.