Die sogen. Explosionen von Schwungrädern (Zerplatzen durch Zentrifugalkraft bei zu großer Umfangsgeschwindigkeit)
hat man dadurch zu vermindern versucht, daß man das gewöhnliche Material der Schwungräder (Gußeisen) durch widerstandsfähigeres
ersetzte. Man hat entweder das ganze S. aus Schmiedeeisen hergestellt, oder aber ihm nur einen schmiedeeisernen Schwungring
gegeben. Im erstern Falle wurden die Speichen durch zwei geschlossene flachkegelförmige Scheiben von Kesselblech
ersetzt, deren radiale Verbindungsstellen durch Laschen vernietet wurden, welche zugleich zum Abstützen dienten.
Der Schwungring besteht dann aus Flacheisen, welche in mehreren Lagen mit versetzten Stößen entweder hochkantig oder flach
gebogen zum Ringe zusammengebaut werden. Vielfach wurden auch die gußeisernen Schwungräder nur mit einem
warm aufgezogenen Schmiedeeisenring verstärkt, wobei infolge des Schwindens des Ringes beim Kaltwerden ein für das feste
Gefüge des Schwungringes vorteilhaftes Zusammenzwängen entsteht. Neuerdings hat Mannesmann, welcher zu seinem Schrägwalzverfahren
sehr schwerer u. sehr schnell gehender Schwungräder bedarf, ein sehr originelles S. konstruiert, dessen Schwungring aus straff
aufgewickeltem Draht hergestellt ist, und dessen Speichengerüst so eingerichtet ist, daß alle auf Überwindung von Druckkräften
berechneten Verbindungen des Schwungringes mit der zwischen dem Schwungring und der Nabe befindlichen Gliedern vermieden werden.
Demgemäß wird der Draht um eine Nabe mit oder ohne Einschaltung loser, lediglich Druckkräften Widerstand leistender Zwischenglieder
mit einer so hohen Spannung aufgewickelt, daß bei der für das S. bestimmten Umfangsgeschwindigkeit die
dem Draht beim Aufwickeln ursprünglich erteilte Spannung einschließlich der durch die Zentrifugalkraft in der Bewickelung
erzeugten Zugspannung noch eben unter der zulässigen höchsten Beanspruchung des Drahtes bleibt.
Die Zwischenglieder brauchen demnach nur die durch die Wickelung erzeugten Druckspannungen auszuhalten,
und deshalb kann die Umfangsgeschwindigkeit gegenüber der sonst gebräuchlichen um das Doppelte erhöht werden, ohne daß
Explosionen zu fürchten wären. Das S. besteht aus einer hohlen, gußeisernen Nabe, an welche beiderseitig je eine Blechscheibe
von solcher Größe angeschraubt ist, daß alle übrigen Teile des Schwungrades zwischen diesen Scheiben
liegen. Um die Nabe herum ist ein Stern von schmiedeeisernen Stützen angebracht, welche mit den Blechscheiben verschraubt sind.
Um diesen Stern wird der Draht von ca. 4 mm Durchmesser in mehreren Schichten in der Weise aufgewickelt, daß die fertig montierte
Maschine das S. langsam umdreht. Zum Anspannen des Drahtes hierbei dient ein Richtwalzwerk. Zur genauen
Regelung der Spannung ist zwischen letzterm und dem S. eine lose belastete Rolle angebracht. Zur Führung des Drahtes behufs richtiger
Aufwickelung dient ein nahe vor der Aufwickelungsstelle hin und her bewegtes Führungsauge.
Jacq., Pflanzengattung aus der Familie der Solaneen, perennierende kahle Kräuter mit starkem
Rhizom, aufrechtem, einfachem oder wenig ästigem Stengel, ungeteilten, ganzrandigen Blättern und einzeln stehenden, auf schlanken
Stielen hängenden oder nickenden, schmutzig purpurnen oder grünlichen Blüten. Der Kelch ist weitglockig, zur Fruchtzeit
vergrößert, die Kapsel umhüllend, die Blumenkrone ist weitglockig mit gefaltetem, schwach fünflappigem Saume.
Die Kapsel springt oberhalb der Mitte mit Deckel auf. Von den drei Arten der Gattungen
hat S. carniolica
Jacq. besonderes Interesse. Ihre Heimat ist ein sehr beschränktes Gebiet im südöstlichen Europa, westlich bis Krain, sie findet
sich aber verwildert in den Ländern, welche vom litauischen Stamme bewohnt sind; vereinzelt kommt sie auch bei Grüneberg i. Schl.
und bei Ruppin vor. In ostpreußischen Dorfgärten tritt sie meist an Zäunen verwildert auf; man kennt
dort die giftigen Eigenschaften des Wurzelstockes nicht, auf welche aber der litauische Name Tollrübe hindeutet. Es dürfte
die Vermutung kaum abzuweisen sein, daß die Litauer, bez. die mit ihnen nächstverwandten
alten Preußen, die Pflanze schon aus ihren frühern Sitzen am östlichen Fuße der Karpathen als Nutzpflanze
mitgebracht und in jenem eng begrenzten Gebiete der baltischen Ebene eingebürgert haben.
Auch in Galizien wird die S. kultiviert, in der Umgegend von Klausenburg ist sie in fast allen Gärten zu finden; man benutzt
sie gegen Rheumatismus und Fieber, aber auch als Abortivmittel und Liebeszauber. Bei den Rumänen heißt
die Pflanze Matragun, offenbar im Anklang an Mandragora, mit deren Arzneiwirkungen die S. sicher vielfach übereinstimmt. Jedenfalls
ist die Kenntnis der Eigenschaften der S. von Griechenland nach Siebenbürgen gekommen, vielleicht schon zur makedonischen Zeit.
1) Sir Walter, schott. Dichter.
Das im Besitz der Frau Maxwell-Scott befindliche Tagebuch des
Dichters, die letzten sieben Lebensjahre desselben umfassend, wurde von David Douglas veröffentlicht: »The journal of Sir Walter
S., from the original manuscripts at Abbotsford« (Edinb. 1890,2 Bde.).
Franz von, kathol. Volksschriftsteller (eigentlich Franz Hacker), geb. 15. Jan. 1836 zu Nymphenburg,
studierte in Freising, Metten und München zuerst Philosophie, dann Rechtswissenschaft und Theologie und ward, nachdem er längere
Zeit Stiftspriester gewesen, Hochstiftsvikar bei St. Cajetan in München. Außer vielen kleinern Erzählungen und Gedichten
in Zeitschriften veröffentlichte er: »Cyklame. Eine Erzählung aus alter Zeit« (Regensburg 1875);
»Marienkind« (4.
Aufl. 1886);
»Durch Nacht zum Licht« (1875);
»Die Hexenrichter von Würzburg« (neue Ausg. 1883);
»Die Nachtigall«, Dorfgeschichte
(2. Aufl. 1884);
»Die Fugger und ihre Zeit«, ein Bildercyklus (1879);
»Joseph Haydn« (1882).
Die meisten dieser Schriften wurden
ins Französische übersetzt.
Hermann, Technolog, geb. 26. Dez. 1839 zu Posen, studierte 1859-62 Chemie an der Gewerbeakademie zu Berlin, wurde
technischer Leiter des Alaun- und Vitriolwerkes Kreuzkirchen bei Neuwied, promovierte 1868 in Rostock und war darauf kurze Zeit
in Schweden thätig. Seit 1869 widmete er sich ausschließlich der Thonwarenindustrie. Nach praktischer
Thätigkeit in einer Reihe von Fabriken, Studienreisen nach Belgien, England und Ungarn, übernahm er 1871 in Berlin die Redaktion
von Türrschmiedts »Notizblatt des deutschen Vereins für Fabrikation von Ziegeln, Thonwaren, Kalk und Zement« sowie der »Deutschen
Töpfer- und Zieglerzeitung« und die Leitung des mit letzterer verbundenen chemischen Laboratoriums. 1878 wurde
er zur Leitung der chemisch technischen Versuchsanstalt bei der königlichen Porzellanmanufaktur in Berlin berufen, an welcher
er seine bedeutendsten Werke schuf: das nach ihm
mehr
benannte S.-Porzellan und die Nachbildung der chinesisch roten Kupferoxydulglasur. 1885 zum Professor ernannt, trat er 1890 wegen
Kränklichkeit aus dem Staatsdienst und widmete sich von da ab wieder der von ihm 1878 mitbegründeten »Thonindustriezeitung«.
Von seinen vielen litterarischen Arbeiten heben wir hervor: »Studien über die Zusammensetzung und Wirkung der Feuergase
in den Öfen der keramischen Industrie« (1878);
»Über Glasuren mit besonderer Berücksichtigung bleifreier für Steingut« (1884
u. 1890);
»Über die Zusammensetzung einiger ausländischer Massen für Hartporzellan« (1880);
»Normalkegel für die Bestimmung
der Temperaturen in den Öfen der keramischen Industrie« (1886);
»Die Bestimmung der Feuerfestigkeit der Thone« (1888),
sämtlich
in der »Thonindustriezeitung« erschienen.