Seit 1871 gehört S. als Vertreter des böhmischen Großgrundbesitzes
dem Abgeordnetenhaus an, wo er in der deutsch-liberalen
Partei eine hervorragende
Stellung einnimmt. Er war auch
Vertrauensmann der
Deutschen bei der Ausgleichskonferenz im
Januar 1890.
Die
Bevölkerung
[* 2] betrug (vorläufiges Ergebnis) 39,183
Seelen und hat seit 1885 um 1979
Seelen,
d. h. jährlich um 1,04 Proz., zugenommen.
Der Landeskassenetat für 1890/91 beziffert die
Einnahmen auf 765,062, die
Ausgaben auf 733,177 Mk., woraus sich ein
Überschuß von 31,885 Mk. ergibt. Die Hauptposten der
Einnahmen sind:
Leopold von, deutsch-amerikan. Dichter und Journalist, geb. 1846 zu
Heidelberg,
[* 5] studierte hier die
Rechtswissenschaft, schlug jedoch die militärische Laufbahn ein und trat als Kavallerieoffizier
in württembergische und österreichische
Dienste,
[* 6] war eine Zeitlang in österreichischem
Staatsdienst an der Nordbahn angestellt
und ging dann nach
Amerika,
[* 7] wo er sich anfangs durch schwere
Arbeit sein
Brot
[* 8] verdienen mußte.
Endlich erhielt
er eine Hauslehrerstelle in einem Städtchen am
Hudson, welche ihm Muße ließ, Beiträge für verschiedene
Zeitungen zu liefern.
Rasch dadurch bekannt geworden, wurde er als
Redakteur eines deutschen
Blattes nach
Chicago berufen, ging von
dort in gleicher
Eigenschaft nach
Newark im
StaatNew Jersey und übernahm bei
Gründung der deutschen Wochenschrift
»Puck« die
Redaktion derselben, die er bis zu seinem erfolgten
Tode führte. Seine formvollendeten, auch inhaltlich ausgezeichneten
Leitgedichte hatten neben den
ZeichnungenKepplers (s. d.) namhaften
Anteil an dem Aufblühen dieses humoristisch-satirischen
Blattes.
EmilGustavTheodor von, preuß.
Abgeordneter, geb. zu
Soldin
[* 9]
(Neumark), besuchte das
Gymnasium
zu
Guben
[* 10] und ward
Offizier, trat 1867 in den Reichstelegraphendienst, verwaltete 1870 und 1871 nach der
Einnahme von
Metz
[* 11] das
dortige Telegraphenamt, nahm jedoch, seit 1873 Telegraphendirektionsrat in
Halle
[* 12] a. S., bereits 1876 gesundheitshalber
den
Abschied. Er ließ sich nun in
Görlitz
[* 13] nieder, wo er 1878-82 unbesoldeter
Stadtrat war, seitdem Stadtverordneter und ebenfalls
seit 1882 Vertreter des Wahlkreises
Görlitz-Lauban
zum Abgeordnetenhaus ist, in
dem er der nationalliberalen
Partei angehört.
In seiner öffentlichen Thätigkeit hat S. sich vorwiegend den
Fragen derErziehung gewidmet.
Schenckendorffs
Vortrag über die
Notwendigkeit einer
Reform der höhern Lehranstalten, in der deutsch-akademischen
Vereinigung zu
Berlin gehalten, gab
Anlaß zu der mit 23,000
Unterschriften an den Kultusminister gelangenden
Petition um kommissarische Beratung der schwebenden
Fragen des höhern Unterrichtswesens, infolge deren im
Dezember 1890 die
aus 44 Mitgliedern bestehende
Schulkonferenz im
Kultusministerium zu
Berlin zusammentrat, der auch S. angehörte. S. ist Mitarbeiter
mehrerer Tagesblätter und
Zeitschriften für pädagogische und sozialeFragen. Als selbständige
Schriften
gab er heraus: »Der praktische
Unterricht, eine
Forderung der Zeit an die
Schule« (Bresl. 1880);
»Durch welche
Mittel kann zur
Verminderung der
Verbrechen und
Vergehen beigetragen werden?« (Görl. 1881);
»Der Arbeitsunterricht auf dem
Lande« (das. 1891).
nennt man an der
Börse bei bedingten
Lieferungsgeschäften die
Prämien, bei welchen der
Ecart (Seitensprung), d. h. der Unterschied zwischen Prämienkurs und
Kurs per ultimo fix, von der
Prämie erheblich abweicht.
Bei einer
Rückprämie 180/10 ist 190 der
Kurs, zu welchem die
Prämie ausläuft. Der Verkäufer derselben ist berechtigt, entweder
am
Tage der Prämienerklärung die
Papiere zum
Kurse von 180 dem
Käufer anzukündigen oder durch
Zahlung
von 10 sich von der Verpflichtung der Lieferung zu befreien. Er wird die
Prämie zahlen, sobald der
Kurs über 190 steht. Der
Unterschied zwischen ihm und dem Prämienkurs ist dann größer als die
Prämie. Man sagt von solchen
Prämien: sie laufen zu schiefen
Kursen aus. Ebenso spricht man bei der
Stellage von einer »schiefen Mitte«, wenn die Mitte
derselben von dem zur Zeit gehandelten
Kurse per ultimo fix wesentlich abweicht.
kristallinische.Über die
Natur und Entstehung der als k. S. bezeichneten
Gesteine
[* 23] der ältesten geologischen
Formationen gehen die
¶
mehr
Ansichten der Geologen weit auseinander. Während die einen in ihnen die ursprüngliche Erstarrungskruste der Erde erblicken
oder sie für echte, in den Urmeeren abgelagerte Sedimente halten, treten andre für ihre eruptive Entstehung ein und sehen
in ihnen plutonische, ursprünglich massig ausgebildete, dann aber durch Gebirgsdruck schieferig gewordene Gesteine, also
strukturell veränderte Granite, Diorite, Syenite und Gabbros oder mehr oder weniger alte, durch dynamische
Vorgänge oder im Kontakt mit Eruptivgesteinen umgewandelte Sedimente, z. B. frühere Thonschiefer und Konglomerate.
Diese Verschiedenheit der Anschauungen ist zum großen Teil darauf zurückzuführen, daß in einzelnen Gebieten gewonnene
Erfahrungen einseitig als allgemein gültig für k. S. angesprochen wurden, und daß man auch bezüglich
der Definition dessen, was als k. S. zu bezeichnen sei, nicht selten ganz verschiedener Ansicht war. Rosenbusch macht nun darauf
aufmerksam, daß k. S. überall an der Basis der normalen Sedimentformationen als sogen. Grundgebirge auftreten und zum Teil
unter Verhältnissen, welche darauf hindeuten, daß zur Zeit ihrer Bildung bereits Organismen auf der
Erde vorhanden waren, wenn man auch streng genommen nur aus dem Auftreten von Lagern körnigen Kalkes oder aus dem Gehalt an
Graphit oder amorpher Kohle auf ihre Anwesenheit schließen darf.
Aber auch aus zweifellos fossilführenden Formationen sind in neuerer Zeit k. S. bekannt geworden, welche
in Struktur und Mineralführung sich in nichts von typischen Gesteinen des Grundgebirges unterscheiden. Dagegen zeigen die
Gneise aus den tiefsten Abteilungen des Grundgebirges überall auf der Erdoberfläche dieselbe gleiche Ausbildung, indem sie
stofflich und strukturell große Ähnlichkeit
[* 25] mit den ältesten nachweislich eruptiven Gesteinen besitzen.
Diese dem tiefsten überhaupt bekannten Horizont
[* 26] der festen Erdrinde entsprechenden Gesteine dürften nach
Rosenbusch als erste Erstarrungskruste anzusehen sein, für den Fall, daß solche überhaupt irgendwo auf der Erde zu Tage tritt.
Andre k. S. zeigen gleiche Mineralassociation wie Eruptivgesteine und dürften aus solchen durch mechanische Einflüsse
hervorgegangen sein, wieder andre hält Rosenbusch für ursprünglich echte Sedimente, welche durch nachträgliche
mechanische Vorgänge eine Veränderung, besonders eine teilweise Umkristallisierung erfahren haben.
Während aber für die Eruptivgesteine die Gesetze, nach welchen sich die aus dem Schmelzfluß nacheinander zur Ausscheidung
gelangten Mineralien anordnen, chemische sind, deuten Anordnung und Verwachsung der Gemengteile der kristallinischen Schiefer
auf mechanische Vorgänge, welche entweder auf das bereits verfertigte Gestein eingewirkt haben, oder
schon bei der ursprünglichen Bildung desselben thätig gewesen sind. Selbst wo dies scheinbar nicht der Fall ist, wo durch
nachträglich im starren Gestein entstandene Mineralneubildungen porphyrartige Strukturen vorkommen, zeigt eingehende Untersuchung,
daß die Gemengteile in Lage und Anordnung der ursprünglich im Gestein vorhanden gewesenen Schichtung entsprechen.
Gneise, welche stofflich den verschiedenen Graniten, Dioriten, Syeniten und Gabbros entsprechen und sich anscheinend nur durch
ihre Struktur von denselben unterscheiden,
doch so, daß sie als dynamometamorphe Granite, Diorite etc. angesehen werden können,
nennt RosenbuschGranitgneise, Dioritgneise etc. AndreGneise dagegen, für welche eine Abstammung von Tiefengesteinen
aus der Struktur sich nicht nachweisen läßt, bei denen vielmehr gleichmäßig Struktur und Mineralkombination auf Konglomerate,
grauwackenähnliche Gesteine und Thonschiefer als ursprüngliches Material hindeuten, sollen Konglomeratgneise, Grauwackengneise,
Schiefergneise heißen.
Die eigentlichen Glimmerschiefer stehen mit den Phylliten und Thonschiefern, die Quarzite mit Sandsteinen in inniger Beziehung,
sind also durchweg sedimentären Ursprungs. Zweifelhaft sind nur gewisse Talk- und Chloritschiefer. Ein
Teil dieser Gesteine muß jedenfalls, wie aus ihrem geologischen Auftreten sowie aus ihrer stofflichen und strukturellen Beschaffenheit
hervorgeht, als aus Diabas und Gabbro entstanden angesehen werden. Ebenso sind die im Gebiete der kristallinischen Schiefer
mehr untergeordnet vorkommenden Amphibolite, Serpentine, Kalk- und Dolomitgesteine teils auf sehr weitgehend
umgewandelte Eruptivgesteine, teils auf ursprüngliche Sedimente zurückzuführen.
Das aus kristallinischem Schiefer bestehende Grundgebirge kann und muß an verschiedenen Orten der Erde sehr verschiedenes Alter
haben. Es wird lediglich von dem Maß der an einem bestimmten Punkte der Erde wirkenden gebirgsbildenden Kräfte, von der
Belastung der sich faltenden Formationen und von der Epoche des Eintritts und der Dauer der gebirgsbildenden Vorgänge abhängen,
wie weit hinauf in der Skala der Formationen sich die Facies des Grundgebirges entwickeln wird. Ebenso erscheint es wahrscheinlich,
daß wenn an irgend einem Punkte der Erde eine bestimmte Formation die Grundgebirgsfacies angenommen hat,
keine tiefere Formation den normalen Charakter bewahrt haben kann.