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ausgestorben, sondern jedenfalls durch den Menschen ausgerottet worden.
Auch Asien [* 2] und Südamerika [* 3] haben zahlreiche Reste von ausgestorbenen Säugetieren geliefert, doch gehören dieselben der jüngern Tertiärzeit und dem Diluvium [* 4] an. Sehr reich an solchen Resten sind die indischen Siwalikhügel. Auf eine ältere Fauna deutet daselbst das Vorkommen von Anthracotherium, Hyopotamus und Merycopotamus, der letztere jedenfalls ein Nachkomme von Hyopotamus. Alle übrigen indischen Formen schließen sich sehr eng an Arten von Pikermi an, so die dortigen Katzen, [* 5] die Hyaenarctos, Hyänen, Stachelschweine, Antilopen, Rhinozeroten, Mastodon und Dinotherium sowie die Schweine, [* 6] Giraffen und Hipparion.
Daneben finden sich jedoch auch schon Pferde, [* 7] Rinder, [* 8] Elefanten, Kamele [* 9] und Flußpferde sowie Schimpanse und Orang-Utan und andre Affen. [* 10] Ganz besonders merkwürdig sind die Siwatherien, im allgemeinen giraffenähnlich, jedoch mit viel komplizierterm Geweih und relativ kurzen Beinen. Auch kommen Bären, Hunde [* 11] und Zibetkatzen vor. Die Karnulhöhlen enthalten sehr viele noch jetzt in Indien lebende Arten; wieder andre der daselbst gefundenen Tiere bewohnen jetzt Afrika, [* 12] so Cynocephalus, die gefleckte Hyäne, Schuppentier und Esel. Maragha in Persien [* 13] hat eine der Pikermifauna sehr ähnliche Tierwelt geliefert, ebenso die Insel Samos, doch kommt hier auch der jetzt in Südafrika [* 14] lebende Orycteropus sowie ein Schuppentier vor. Auch aus China, [* 15] Japan und den Molukken kennt man fossile S., vorwiegend Elefanten.
Ungemein reich an fossilen Resten ist Südamerika. Die brasilischen Höhlen enthalten viele Säugetierformen, die jedoch mit Ausnahme der riesigen Edentaten fast durchgehends noch in der Gegenwart dort zu Hause sind. Die Tuffe von Ecuador [* 16] bergen Pferde, Hirsche, [* 17] Mastodon, Machairodus und den Vorläufer der Lamas. Die Pampas von Argentinien sind vor allem ausgezeichnet durch die Menge der hier vorkommenden Edentaten. Dieselben sind teils gepanzert, wie die Glyptodonten und Dasypodiden (Gürteltiere), oder aber nackt, wie die Megatheriiden, Megalonyx etc. Die letztern schließen sich noch am ehesten an die lebenden Faultiere an, hatten jedoch riesige Dimensionen, zum Teil Rhinozeros- und Elefantengröße.
Dies gilt auch von den Glyptodonten. Unter den in den Pampas vorkommenden Huftieren verdienen besonderes Interesse die Toxodonten, Typotherien, Macrauchenia und die Epitherien. Die Toxodonten und Typotherien lassen sich allenfalls dem lebenden Hyrax an die Seite stellen, besitzen jedoch hohe Zahnkronen ohne Wurzeln und haben auch zum Teil Reduktion der Zehenzahl erfahren. Die Typotherien haben zwar vorn noch fünf, hinten aber nur mehr vier Zehen; bei Toxodon ist deren Zahl bloß noch vier, resp. drei.
Auch diese Tiere hatten stattliche Größe. Die Epitherien erinnern einigermaßen an die Miocän-Pferde (Anchitherium), sowohl im Zahnbau als auch in der Organisation der Extremitäten, die Macrauchenien an Tapire, doch sind die Zähne [* 18] prismatisch geworden, d. h. die Kaufläche ist vollkommen eben, die Krone sehr hoch und setzt erst im Alter Wurzeln an. Als ein weiterer, höchst eigenartiger Huftiertypus erscheinen die Homalodontotherien. Der Zahnbau zeigt vielfache Anklänge an Nashorn.
Alle diese fremdartigen südamerikanischen Huftiere stammen jedenfalls von Kondylarthren des nordamerikanischen Tertiärs ab; ebenso waren auch die erwähnten Edentaten ursprünglich in Nordamerika [* 19] zu Hause. Außer diesen ganz aberranten Formen enthalten die Pampas auch Mastodon, Hirsche, Lamas, Pferde, Bären, Hunde und Katzen (Machairodus) sowie zahlreiche Nager zum Teil von gewaltiger Größe, doch stehen dieselben in nahen verwandtschaftlichen Beziehungen zu den heutigen südamerikanischen Nagertypen. Jedenfalls hat die ausgestorbene Tierwelt der Pampas lediglich für die gegenwärtige Säugetierfauna Südamerikas eine größere Bedeutung, nicht aber auch für die altweltliche oder nordamerikanische Fauna. Die letztere hat sie nur während des Quartärs insofern modifiziert, als gegen Ende der Tertiärzeit viele der gewaltigen Edentaten bis Mexiko [* 20] und Florida vorgedrungen sind.
Von fossilen Seesäugetieren ist verhältnismäßig wenig bekannt. Robben [* 21] treten erst sehr spät auf und schließen sich sehr eng an die lebenden an. Sie dürfen wohl als Nachkommen von Kreodonten (Mesonyx) betrachtet werden, welche sich dem Wasserleben angepaßt haben. Dagegen ist die Herkunft der Wale [* 22] und Seekühe noch in vollständiges Dunkel gehüllt. Die ältesten fossilen Seekühe (Sirenen) finden sich im Oligocän am Rhein und in Frankreich. Sie stehen der lebenden Gattung Halicore, dem Dugong, am nächsten.
Dies gilt auch von den Sirenen des Miocäns, namentlich in Frankreich, Schwaben und Italien [* 23] vorkommend. Wale treten zuerst im Eocän von Florida, Ägypten [* 24] und England auf. Diese Zeuglodon weichen hinsichtlich der Länge der Wirbel und der Beschaffenheit des Gebisses vollkommen von den lebenden Walen ab. Die Zähne haben einige Ähnlichkeit [* 25] mit denen der Robben. Auch die miocäne Gattung Squalodon besitzt eine derartige Bezahnung. Wir haben es wohl mit einem gänzlich ausgestorbenen Formenkreis zu thun. Die übrigen fossilen Wale stehen den noch jetzt lebenden Typen ungemein nahe.
Die Placentalier stammen wohl insgesamt von Formen ab, welche im Puercobed von Nordamerika vorkommen. Ein Teil dieser alten Typen wandert nach Europa [* 26] aus, und hier erfolgt die Entwickelung der Hirsche, Schweine und andrer Paarhufer sowie der echten Karnivoren, Insektivoren und Nager;
Nordamerika dagegen ist die Heimat der Kreodonten und der meisten Einpaarhufer, namentlich der Pferde;
Tapire und Rhinozeroten verlegen erst gegen Mitte der Tertiärzeit ihren Wohnsitz nach der Alten Welt, während die Pferde nur von Zeit zu Zeit Vertreter nach der östlichen Hemisphäre entsenden;
Nordamerika ist auch die Heimat der Oreodontiden und der Kamele und Lamas.
Ebenso waren die Affen und Halbaffen [* 27] ursprünglich dort zu Hause. Echte Raubtiere [* 28] erscheinen daselbst erst im Miocän und kehren auch größtenteils bald wieder nach der Alten Welt zurück, freilich in sehr veränderter Form, z. B. als echte Hunde und Hyänen, während die Zibetkatzen, Marder [* 29] und Bären ausschließlich altweltliche Formen darstellen. Die Stammesgeschichte der Elefanten und Affen ist noch ziemlich dunkel. Die erstern treten nahezu gleichzeitig in beiden Hemisphären auf.
Ihre Ahnen sind wohl in Kondylarthren zu suchen. Die Halbaffen verbreiten sich schon frühzeitig von Nordamerika aus nach allen Weltteilen. Die Paviane gehen jedenfalls auf die nordamerikanischen Hyopsodiden zurück. Von den südamerikanischen Platyrrhinen sowie von den Anthropomorphen kennt man im ältern Tertiär noch keine Vertreter. Beide wurzeln jedoch sicher in einer gemeinsamen Stammform, die ihrerseits wieder auf einen halbaffenähnlichen Typus zurückgeht. Die Ahnen dieser Affen sowie jene der Elefanten ¶
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haben wahrscheinlich während der ältern Tertiärzeit in Asien gelebt.
Die Tierwelt des südlichen Asien ist im wesentlichen nur die Fortsetzung der europäischen Miocän-Fauna, die Tierwelt Afrikas die Fortsetzung der europäischen Pliocän-Fauna mit Beimischung indischer Formen. Die südamerikanischen S. wurzeln in Formen des Eocäns von Nordamerika, nur die Nager zeigen Verwandtschaft mit europäischen Tertiärformen. Im Pliocän sind dann die Hirsche, Lamas, die Peccari und die Raubtiere von N. her eingewandert. Die australische Säugetierwelt, Beutler und Monotremen, haben ihre jetzigen Wohnsitze wohl schon seit Anfang der Tertiärzeit inne.
Die paläontologische Forschung zeigt, daß alle Placentalier von kleinen, fünfzehigen Fleischfressern abstammen. Die anfangs ganz einfachen, kegelförmigen Backenzähne bekommen Nebenzacken, die hintern Unterkieferzähne entwickeln neben dem ursprünglichen Hauptzacken einen Vorder- und einen Innenzacken und auf der Hinterseite einen niedrigen Talon. Die hintern Oberkieferbackenzähne bekommen neben dem ursprünglichen Zacken, der zum Innenhöcker wird, zwei Außenhöcker.
Dieser Tuberkularsektorialtypus der untern Molaren und der Trituberkulartypus der obern Molaren bilden die Grundlage für die Entwickelung der Molaren aller Fleisch- und Insektenfresser, [* 31] aller Huftiere, Assen und Nager und wohl auch der Zahnarmen. Die vordern Backenzähne sowie die Eck- und Schneidezähne zeigen schon frühzeitig die gleiche Beschaffenheit wie bei den noch lebenden Fleischfressern. Bei diesen erfolgt auch nur ein teilweiser Verlust der vordern Backenzähne und der hintersten Backenzähne, wofür sich jedoch die Hauptthätigkeit auf den ersten untern Molar und den ersten obern Prämolar (die Reißzähne) konzentriert.
Bei den Tieren, welche sich der gemischten Nahrung anpassen, werden die Zacken der untern Molaren niedriger, der Talon vergrößert sich, und die obern Molaren bekommen Nebenhöcker, vor allem einen zweiten Innenhöcker. Später erfolgt dann Verschmelzung gewisser Zacken, so bei den Paarhufern und Affen. Paßt sich der Omnivor der Pflanzennahrung an, so werden auch die vordern Backenzähne (Prämolaren) komplizierter, bis sie zuletzt, wenigstens bei den Unpaarhufern und Nagern, die gleiche Zusammensetzung wie die Molaren erreichen.
Endlich treten alle Erhabenheiten der Zahnkrone ins gleiche Niveau, die Krone wird immer höher, und der Zahn bekommt erst im Alter Wurzeln, er wird prismatisch (Pferd, [* 32] Rind, [* 33] Elefant, [* 34] viele Nager). Bei den Pflanzenfressern gehen auch oft die meisten Schneide- und Eckzähne verloren, wofür jedoch die bleibenden oft sehr kräftig werden (Nagezähne der Nager, Stoßzähne der Elefanten). Die Verringerung der Zahnzahl hat oft Verkürzung der Kiefer zur Folge, z. B. Affen, Elefanten.
Die ursprüngliche Fünfzahl der Zehen erleidet Reduktion bei jenen Tieren, welche sich zu guten Läufern entwickeln. Die seitlichen Zehen werden hier immer schwächer und verschwinden endlich ganz, wofür jedoch die bleibenden mittlern an Länge und Stärke [* 35] gewinnen. Zuletzt resultiert ein zweizehiger Fuß, wobei jedoch die Mittelfußknochen miteinander verschmelzen (Wiederkäuer), [* 36] oder gar nur ein einzehiger (Pferd). Mit dieser Zehenreduktion ist auch Verkümmerung von Elle und Wadenbein verbunden, von welchen zuletzt nur der obere oder der untere Teil erhalten bleibt. Die ausgestorbenen S. Europas wurden besonders studiert von Cuvier, Gervais, Gaudry, Owen, Lydekker, Rütimeyer, Hermann v. Meyer, Fraas, Félhol und Kowalevsky, die indischen von Falconer und Lydekker, die nordamerikanischen von Leidy, Cope, Marsh, Osborn und Scott, die südamerikanischen von Burmeister und Florentino Ameghino. Um die Kenntnis der diluvialen S. hat sich vor allem Nehring verdient gemacht.