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Rhinozeroten und Tapiren im Wasatch- und Bridgerbed und enden mit dem White Riverbed, wo sie die Dimensionen von Elefanten erreichten. In ihrem Habitus erinnern diese Tiere am ehesten an das Nashorn. Sie hatten ebenfalls kräftige Hörner, doch standen dieselben nicht hinter-, sondern nebeneinander. Die Zehenzahl ist vorn vier, hinten drei. Die größten Tiere des Eocäns waren die Dinoceraten [* 2] (Nashorngröße). Die Vorderextremität hat Ähnlichkeit [* 3] mit Rhinozeros, die Hinterextremität mit Elefant, [* 4] doch ist die Zehenzahl auch vorn fünf.
Ein abenteuerliches Aussehen erlangten diese Tiere durch die Anwesenheit von drei Paar knöchernen Hornzapfen auf Nasenbein, Oberkiefer und Scheitelbeinen. Das Gehirn [* 5] war im Verhältnis zum Schädel auffallend klein und dabei noch ganz reptilienähnlich (Hinterhirn vollkommen frei, Großhirn fast vollständig glatt). Die Backenzähne tragen nach innen konvergierende Joche. Die vordern Backenzähne sind zum großen Teil schon molarähnlich wie bei den geologisch jüngern Unpaarhufern.
Die Dinoceraten stammen von den Pantolambda des Puercobed, welche eine Abteilung der Kondylarthren darstellen. Pantolambda hat den ursprünglichsten Zahnbau von allen Huftieren. Die obern Backenzähne bestehen aus zwei Außen- und einem Innenhöcker, die untern aus Vorder-, Außen- und Innenhöcker nebst einem niedrigen Absatz. Dieser Trituberkular-, resp. Tuberkularsektorialtypus ist unter den Raubtieren und Insektenfressern noch jetzt zu finden, und sein Vorkommen bei jenem alten Huftier beweist, daß auch die Huftiere von Fleischfressern abstammen, um so mehr, als auch das Skelett, [* 6] namentlich die Gestalt der Endphalangen (Hufe), von dem der Fleischfresser nur wenig abweicht.
Von Pantolambda geht auch Coryphodon aus, das jedoch im Gegensatz zu den Dinoceraten keine Hornzapfen trägt und auch noch einfach gebaute vordere Backenzähne (Prämolaren) besitzt. Die Paarhufer sind bis zum Obermiocän in Nordamerika [* 7] fast bloß durch die gänzlich erloschene Gruppe der Oreodontiden und durch Tylopoden (Kamele [* 8] und Lamas) repräsentiert. Die Oreodontiden beginnen im Uintabed mit dem Protoreodon, das auch noch an der Hand [* 9] einen fünften Finger besitzt.
Sonst ist die Zehenzahl vier. In der Größe sowie im Skelett stimmen die Oreodontiden so ziemlich mit den Schweinen überein, doch bestehen die Backenzähne nicht aus Höckern, sondern aus Halbmonden wie bei den Wiederkäuern. Auffallend ist bei den Oreodontiden die Verkürzung der Gesichtspartie. Im Johndaybed stirbt dieser Stamm aus, dessen ganze Organisation auf eine aquatile Lebensweise schließen läßt. Die Tylopoden erscheinen zuerst im Bridgerbed als vierzehiger Pantolestes und im Uintabed als Leptrotragulus mit vier Zehen vorn und zwei Zehen am Hinterfuß. Im White Riverbed (Poëbrotherium) sind zwar auch am Vorderfuß die Seitenzehen verschwunden, die Metapodien der mittlern bleiben aber noch immer getrennt. Im Loupforks (Procamelus, Protauchenia) und Johndaybed verschmelzen die Mittelfußknochen zu einem einfachen Rohr.
Auch lassen sich bereits Kamele und Lamas voneinander unterscheiden, doch ist im Gegensatz zu den lebenden ihre Zahnzahl noch höher, somit ursprünglicher. Gegen Ende des Tertiärs wandern die Kamele nach der Alten Welt, die Auchenias nach Südamerika [* 10] aus. Echte Hirsche [* 11] sowie die Ahnen der lebenden Gabelantilope erscheinen erst etwa im Obermiocän oder Pliocän, die Rinder [* 12] gar erst im Diluvium. [* 13] Schweine [* 14] fehlen während des Tertiärs in Nordamerika. Erst im Pliocän treten daselbst die noch jetzt in Amerika [* 15] lebenden Nabelschweine (Dicotyles) aus.
Sie werden bis dahin gewissermaßen ersetzt durch Achaenodon im Bridger- und Hyopotamus und Entelodon im White Riverbed. Alle drei zeichnen sich durch gewaltige Dimensionen aus und erinnern somit mehr an das Flußpferd. Die beiden letztern sind jedoch europäische Typen, der erstere erlischt sehr bald wieder vollständig. Seine Organisation, Gebiß und Kiefergelenk sprechen deutlich für seine Abstammung von Fleischfressern. Die Fleischfresser sind im ältern Tertiär von Nordamerika fast nur durch Kreodonten repräsentiert, die hier allerdings einen ansehnlichen Formenreichtum entfalten. Am wichtigsten von diesen Formen ist die langlebige Gattung Oxyaena.
Neben den Kreodonten lebten von Fleischfressern nur die Gattungen Miacis und Ditymictis. Die letztere schließt sich im Zahnbau und der Zahnzahl an die Zibetkatzen, die erstere an die Hunde [* 16] an. Im White Riverbed erscheint die bis dahin ausschließlich auf Europa [* 17] beschränkte Kreodontengattung Hyaenodon; gleichzeitig treten daselbst auch zahlreiche katzen- und hundeähnliche Formen auf, welche bis dahin ebenfalls in Europa zu Hause waren. Unter den erstern sind namentlich die Dinictis, unter den letztern die Temnocyon, Amphicyon und Oligobunis bemerkenswert.
Auch eine marderähnliche Form erscheint zu dieser Zeit in Nordamerika. Im Obermiocän finden sich die ältesten bekannten Vertreter des Hyänenstammes, Hyaenocyon; die Zahl der Zähne [* 18] ist hier noch größer als bei Hyaena, auch haben die hintern Backenzähne noch einen viel kompliziertern Bau und zeigen somit, daß dieser Typus von Zibetkatzen ähnlichen Karnivoren abstammt. Die Bären und der größte Teil der Marder [* 19] ist wohl erst zu Ende der Tertiärzeit nach Nordamerika gekommen. Fossile Fledermäuse und Insektenfresser [* 20] kennt man nur ganz wenige aus Nordamerika. Unter den letztern sind nur die Iktopsiden nennenswert, insofern sie vermutlich auf die gleiche Stammform zurückgehen wie die Igel und die lebenden Gymnura. Doch haben sie selbst keine Nachkommen in der Gegenwart hinterlassen.
Die Nager sind im ältern Tertiär von Nordamerika bloß durch den murmeltierähnlichen Plesiarctomys vertreten. Im Miocän erscheinen Biber, Hasen, Stachelschweine, Mäuse und verschiedene Formen, welche sich dort, freilich zum Teil in veränderter Gestalt, auch bis zur Gegenwart erhalten haben.
Affen [* 21] und Halbaffen [* 22] spielen im ältern Tertiär von Nordamerika eine große Rolle. Die erstern (Hyopsodiden) dürfen als Ahnen der Paviane und Meerkatzen betrachtet werden; sie haben jedoch noch eine höhere Zahnzahl. Auch haben die Backenzähne derselben ganz die gleichen Veränderungen erlitten wie jene der ältern Paarhufer, nämlich Verschmelzung gewisser Höcker. Im Miöcän ^[richtig: Miocän] verschwinden die letzten Affen in Nordamerika.
Die älteste säugetierführende Ablagerung des europäischen Tertiärs, Gegend von Reims, [* 23] enthält Multituberkulaten, eigenartige Insektivoren (Plesiadapis etc.) und mehrere Fleischfresser (Kreodonten), aber noch keine Huftiere. Solche erscheinen erst später in Europa und zwar im Londonthon, an einigen Orten in Frankreich (Soissons, Issel, Argenton) und in den Schweizer Bohnerzen. Die letztern schließen mehrere Formen ein, die allenfalls als Kondylarthren gedeutet werden dürfen, unter ihnen ist insbesondere ein Phenacodus (?) bemerkenswert. Das entschiedene Übergewicht haben die ¶
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Unpaarhufer, nämlich die pferdeähnlichen Hyrakotherien, Pachynolophus, Propalaeotherium und die zahlreichen, im Skelett und Zahnbau an Tapir und Rhinozeros erinnernden, zum Teil sehr großen dreizehigen Lophiodonten. Auch finden sich hier Kreodonten, darunter insbesondere die bärenähnlichen Arctocyon, die übrigens auch schon in der Fauna von Reims vorkommen, und einige sehr primitive Affen mit hoher Zahnzahl (7 Backenzähne, Caenopithecus, den spätern Adapis ähnlich). Einige Lokalitäten haben auch Reste des Coryphodon geliefert, eines für das Eocän von Nordamerika so wichtigen Amblypoden.
Eine sehr viel formenreichere, aber jedenfalls jüngere Fauna finden wir im Pariser Gips, [* 25] in der Vaucluse und in den schwäbischen Bohnerzen. Ebenso gehört der größte Teil der in den Schweizer Bohnerzen begrabenen S. dieser Periode an. Die Unpaarhufer haben auch hier noch das entschiedene Übergewicht. Besonders häufig sind Palaeotherium, in der Große zwischen Schaf [* 26] und Rhinozeros wechselnd, im Skelettbau an Tapir, im Zahnbau aber an die altertümlichen Pferde [* 27] (Orotherium, Pachynolophus) erinnernd, jedoch bereits mit sehr wohl entwickelten vordern Backenzähnen, und Paloplotherium und Anchilophus, beide sich eng anschließend an Orotherium und Seitenausläufer des Pferdestammes darstellend.
Die Paarhufer sind vertreten durch die hirschähnlichen schlanken Dichobunen und Xiphodon, die schweineähnlichen Cebochoerus, Choeromorus und Choeropotamus und die ganz fremdartigen Anoplotherien. Alle diese alten Paarhufer besaßen im Gegensatz zu den jüngern auf den obern Molaren noch einen fünften Höcker, der später mit dem vordern Innenhöcker verschmolz. Xiphodon und Dichobune haben noch freie Mittelfußknochen, während dieselben bei den jüngern Vorläufern der Wiederkäuer [* 28] verwachsen sind.
Die Zehenzahl ist beim Xiphodon zwei, bei Dichobune vier. Die Anoplotherien waren mit Ausnahme einer Art, welche bereits den zweiten Finger an der Hand verloren hatte, dreizehig, doch hatte sich die zweite Zehe schon bedeutend verkürzt und stand schräg von den beiden übrigen ab. Diese Tiere erinnern in ihrem Habitus viel eher an Raubtiere [* 29] als an Huftiere, insbesondere infolge der auffallenden Länge des Schwanzes und der krallenartigen Beschaffenheit der Zehenendglieder.
Die Raubtiere sind in Europa im jüngern Eocän teils durch Kreodonten, Hyaenodon mit hyänenähnlichen Zähnen und Pterodon, teils durch echte Karnivoren, die Cynodictis, im Gebiß an die Hunde, im Skelett und Fußbau an Zibetkatzen erinnernd, teils durch Beutelratten (Peratherium), von den lebenden Didelphys kaum zu unterscheiden, vertreten. Auch Affen (Adapis) kommen hier vor. Eine ganz ähnliche, aber sehr viel reichere Fauna enthalten die Phosphorite des Quercy (Departement Lot).
Dieselbe verdient insbesondere deshalb ein großes Interesse, weil hier auch die kleinern S. (Fledermäuse, Nager, Insektenfresser) ungemein häufig und wie alle dortigen Reste in vorzüglicher Erhaltung anzutreffen sind. Von den Fledermäusen schließen sich die einen eng an die Hufeisennasen, die andern mehr an die Vespertilioniden an; die letztern haben jedoch noch verschiedene altertümliche Merkmale (vordere Kieferpartie sehr lang). Die Nager sind vertreten durch mausähnliche Formen (bei einer sogar noch vier Backenzähne vorhanden), Eichhörnchen, ferner durch die formenreichen, an die südamerikanischen Stachelratten erinnernden Theridomys, die eriomyidenähnlichen Archaeomys und die meerschweinchenartigen Nesokerodon. Von Insektenfressern sind zu erwähnen: Maulwurf, Spitzmaus und eine igelähnliche Form.
Die Fleischfresser haben einen großen Formenreichtum aufzuweisen. Neben den zahlreichen Cynodictis finden sich Formen, welche gewissermaßen die Bären ersetzen, Pseudamphicyon und Cephalogale, beide jedoch im Gegensatz zu den Amphicyon, den echten Ahnen der Bären, mit geringerer Zahnzahl versehen, ferner die Stammeltern der Hunde, die fünfzehigen Cynodon, [* 30] Zibetkatzen und die Vorläufer der Fischottern (Plesiocyon), der Marder (Plesictis) und Iltisse (Palaeogale).
Bei diesen letztgenannten Musteliden sind die hintern Backenzähne, die jetzt ganz fehlen oder doch zu winzigen Gebilden reduziert erscheinen, noch sehr kräftig entwickelt, weshalb die Annahme durchaus begründet ist, daß auch sie von Formen mit hundeähnlichem Gebiß ausgegangen sind. Außerdem finden sich marderähnliche Formen (Palaeoprionodon etc.), welche wohl gänzlich ausgestorben sind, sowie katzenartige Typen (Aelurogale). Die bereits genannten großen Kreodonten (Plerodon und Hyaenodon) fehlen auch hier nicht, daneben gab es auch noch kleine Formen mit zibetkatzenähnlichen Backenzähnen.
Die in den Schweizer Bohnerzen beobachteten Halbaffen (Necrolemur), dem lebenden Galago Westafrikas nahestehend, kommen auch in den Phosphoriten vor, ebenso die Affen des Pariser Gips, die Adapiden. Diese letztern unterscheiden sich von den lebenden Affen durch den niedrigen Schädel, die lange Gesichtspartie und die Vierzahl der vordern Backenzähne. Sie sind jedenfalls mit den nordamerikanischen Hyopsodiden nahe verwandt, haben aber im Gegensatz zu diesen, den Ahnen der Paviane, keine Nachkommen hinterlassen.
Außer den schon erwähnten Huftieren enthalten die Phosphorite auch die Ahnen der Hirsche (Gelocus und Prodremotherium), bei welchen die Fußknochen der beiden Mittelzehen bereits miteinander verschmolzen sind und auch die Seitenzehen schon bedeutende Reduktion erfahren haben; bei Gelocus zwar noch vorhanden, aber schon in der Mitte aufgelöst, beim letztern aber sind bloß noch deren obere Reste erhalten. Sehr häufig sind in den Phosphoriten die kleinen, ebenfalls mit den Hirschen verwandten Cänotherien und Xiphodontherien, die jedoch keine Bedeutung für die Stammesgeschichte der Wiederkäuer haben, sondern gänzlich erloschen sind. Die erstern haben vier, die letztern zwei Zehen, zeigen aber noch keine Verschmelzung der Mittelfußknochen. Endlich kommen auch Reste von Anthracotherien und Rhinozeroten vor. Gleich den Gelocus gehören sie indes sicher einer jüngern Periode an als die Fauna des Pariser Gipses. Ihre Reste wurden erst später mit jenen der ältern Tierwelt vermengt.
Anoplotherien, Cynodon, Gelocus und mehrere der altertümlichen gänzlich ausgestorbenen Nager (Pseudosciurus und Sciuroides), fanden sich kürzlich auch in den Bohnerzen von Ulm. [* 31] Ebendaselbst kommt auch ein Tapir mit sehr einfach gebauten vordern Backenzähnen vor.
Die nächstfolgende Tierwelt (Ronzon, Ober-Loire) enthält so ziemlich die gleichen Typen der Fleischfresser (doch fehlen die Katzen, [* 32] Beuteltiere, [* 33] Insektenfresser und Nager), nur ist die Zahl der Arten sehr viel geringer. Von Huftieren kommen vor die Cänotherien, Gelocus, Rhinozeroten und Paloplotherien; diese letztern verschwinden von da an ¶