dies durch. Mit der
Consorteria (s. d., Bd.
4) 1876 zurückgetreten, bekämpfte er aufs heftigste in der
Kammer seine Amtsnachfolger
Brin und
Acton. S. wurde zum Vizeadmiral
befördert und zum
Chef des Marinedepartements in
Neapel
[* 2] ernannt. Im
Februar 1891 übernahm er von neuem das Marineministerium.
Die einzige öffentliche Behörde des
Ortes war das
Amt des
Sheriffs, und dieses bekleidete ein gewisser Plumber, das
Haupt einer
großen, regelrecht organisierten Räuberbande, die ein wahres Schreckensregiment im ganzen
Territorium ausübte. Als S. dorthin
kam, waren von dieser
Bande binnen weniger
Monate 102
Raubmorde begangen worden, abgesehen von den vielen
spurlos Verschwundenen und zahllosen
Verbrechen andrer Art. Die Beraubung und Ermordung eines deutschen Einwanderers war die
unmittelbare Veranlassung zur
Gründung des Geheimbundes der »Montana-Vigilanten«, an dessen
Spitze S. selbst trat.
Schon nach zwei
Wochen erstreckten sich die Verzweigungen dieses Femgerichts zum
Schutze von
Leben und
Eigentum
bis in jede Niederlassung des
Territoriums, und seine Mitglieder verfolgten mit Vorsicht, Raschheit und Entschlossenheit die
Verbrecher bis in ihre Schlupfwinkel und vollzogen die Todesurteile auf der
Stelle, ohne vorherige Warnung, ohne jede öffentliche
Verhandlung.
Schon binnen Monatsfrist ward Plumber nebst 22 seiner Genossen gehenkt. Aber fast 20 Jahre
dauerte es, bis die öffentliche Sicherheit den
»Vigilanten« erlaubte, ihr Richteramt niederzulegen und die gesetzlichen Behörden
an ihre
Stelle treten zu lassen. S. hatte
die ganze Zeit an der
Spitze des Vigilanzausschusses gestanden und ihn im vollen
Bewußtsein seiner furchtbaren Verantwortlichkeit geleitet. Als das
TerritoriumMontana 1889 zum
Staate erhoben
worden war, wählte ihn der
Landtag desselben zu seinem ersten Bundessenator.
preußische Behörden zum
Zweck der Verhütung und Beschränkung ansteckender
Krankheiten. Nach
dem
Regulativ vom sollen S. ständig in
Kraft
[* 14] sein in
Städten von 5000 und mehr Einwohnern, an den
kleinern
Plätzen und auf dem
Lande bei eintretendem
Bedürfnis seitens der
Regierungen ins
Leben gerufen werden. Der Vorstand
der Ortspolizeibehörde führt den Vorsitz, Mitglieder sollen teils
Ärzte, teils Vertreter der Garnisonsbehörde, teils
Angehörige
des
Gemeinderats sein. In größern
Städten können Spezialkommissionen gebildet werden.
Die Wirksamkeit der S. kann eine ratgebende oder zugleich exekutivische sein. Sie decken ungesunde Zustände
jeder Art auf und wirken auf Beseitigung derselben hin. Die
Mittel zur Erreichung dieser Aufgaben müssen die
Gemeinden beschaffen.
Während der Dauer schwerer
Epidemien muß im Amtslokal der
Sanitätskommission stets ein Mitglied derselben anwesend sein,
welches berechtigt und verpflichtet ist, alle erforderlichen
Anordnungen unverzüglich zu treffen. Die
bei
Ausbrüchen von
Cholera zu ergreifenden Maßregeln sind durch besondere
Verfügungen abgeändert, ergänzt und spezialisiert
worden.
Infolge einer von den verbündeten Ultramontanen und
Demokraten ins Werk gesetzten Revisionsbewegung
wurde ein Verfassungsrat gewählt, in welchem die bisher herrschende liberale
Partei eine knappe Mehrheit behauptete.
Nach heftigen
Kämpfen einigten sich die
Parteien auf einen
Kompromiß, kraft dessen die Ultramontanen in die (übrigens von der
Bundesverfassung geforderte) Beseitigung der konfessionellen Schulgemeinden willigten, die
Liberalen aber denselben und den
mit ihnen verbündeten
Demokraten die Volkswahl der
Regierung und Erleichterung des fakultativen
Referendums zugestanden. Infolge
dieses
Kompromisses wurde die neue
Verfassung vom Verfassungsrat einstimmig beschlossen und
in der am 16. Nov. stattgefundenen Volksabstimmung angenommen. - Von
Jak.
Baumgartners »Geschichte des schweizerischen
Freistaats
und
Kantons S.« erschien der dritte
Band,
[* 15] die Zeit von 1830 bis 1850 umfassend (hrsg. von seinem Sohn
Alexander,
Einsiedeln 1890).
[* 16]Petersburg.
[* 17] Während im
Zentrum der Stadt die Bauthätigkeit in den letzten
Jahren eine sehr geringe war, sind
in den entferntern Stadtteilen an
Stelle der hölzernen
Häuser vielfach steinerne getreten und geben diesen Teilen allmählich
eine andre
Physiognomie. In ihnen sind auch neue
Straßen angelegt, ältere reguliert und gepflastert worden. Der Newakai
ist 1890 bis zum
Schlüsselburger Wege ausgebaut worden, so daß jetzt das ganze linke
Ufer der
Newa im
Rayon der Stadt freigelegt
und dem
Verkehr übergeben worden ist. Im
Zentrum wurde im
Herbst 1890 der Teil des Alexandergartens, in welchem sich das berühmte
DenkmalPeters d. Gr. befindet, in einenPlatzPeters d. Gr. umgewandelt, um das imposante Denkmal zu heben.
Von größern Neubauten sind zu nennen: das 1889 vollendete
Palais des
GroßfürstenAlexei Alexandrowitsch am Ausfluß
[* 18] des
Moikakanals in die
Newa, ein origineller
Bau im Barockstil von
Professor Meßmacher;
der Zentralzeichenschule des BaronStieglitz; das von den Grafen Suzor gebaute Haus der Gegenseitigen Kreditbank, in seiner Einrichtung
allen Anforderungen eines Bankinstituts mit großem Verkehr entsprechend. Die an der Stätte des Attentats auf KaiserAlexander
II. gebaute Sühnekirche ist bis zum zweiten Stockwerk vorgeschritten. Die großen Filteranlagen beim Wasserleitungsturm,
die mit einem Kostenaufwand von 1½ Mill. Rub. errichtet wurden, sind seit dem Herbst 1889 in Thätigkeit
und liefern täglich 12 Mill. Lit. filtrierten Newawassers. Ein Denkmal wurde 1889 dem PrinzenPeter vonOldenburg (gest. 1881)
vor dem Marienhospital errichtet. Die elektrischeStraßenbeleuchtung ist auf den beiden Hauptstraßen: dem Newskij-Prospekt
und der Bolschaja Morskaja, sowie rings um das Winterpalais eingeführt.
Bei einem Flächeninhalt von 84,4 qkm hatte S. nach der Zählung vom 15. Dez. n. St.
1890: 1,036,324 Einw., davon 80,098 in den Vorstädten. 1888 zählte man 534,700 männliche
und 443,609 weibliche Personen, darunter 190,963 Kinder unter 15 Jahren. Die Zahl der Eheschließungen betrug 6341 oder 7 pro Mille,
der Geburten 1890: 29,203 oder 31,6 pro Mille, der Sterbefälle 23,774 oder 27,2 pro Mille. Für die Periode 1884-88 wurden 31,141
Eheschließungen (im Durchschnitt 6228),139,064 Geburten (im Durchschnitt 27,813) und 128,544 Sterbefälle (im Durchschnitt 25,708)
verzeichnet, so daß sich ein Geburtenüberschuß von 10,520 Seelen oder 2105 pro Jahr ergibt.
Die Sterblichkeit ist besonders groß unter den Kindern unter 5 Jahren, unter denen sie 1888: 13,511 betrug, darunter 8694 im
ersten Lebensjahr. Unter 28,341 Gebornen waren 27 Proz. außerehelich. Die Unfallstatistik ergab 8991 Fälle, darunter 304 Selbstmordversuche
und 138 Selbstmordfälle, und 423 böswillige Verletzungen. Man zählte 9408 Häuser mit 108,492 bewohnten, 9382 unbewohnten
Wohnungen und 4323 Lokalen in Wohnhäusern, in denen sich verschiedene Etablissements befanden. Durchschnittlich kommen 7,1
Personen auf eine Wohnung. Die Zahl der Fabriken betrug 479, verschiedener Werkstätten von Handwerkern 6442, verschiedener
Handelslokale 10,542, der Bierbuden 990 und der Branntweinschenken 184, der Hotels 46 und der Restaurants 44. Die
städtische Kommune unterhält 260 Volksschulen, in welchen über 13,000 Kinder fast unentgeltlichen Unterricht erhalten.