oben beschreibt, je nachdem die Drahtspule von einem
Strome im magnetischen
Felde nach unten oder nach
oben bewegt wird; dabei
sind die
Kurven etwa doppelt so groß wie die
Bewegungen der Drahtspule. Die
Schrift wird fixiert, indem man die Unterseiten
des
Streifens mit
Benzin, dem etwas
Kolophon zugesetzt ist, bestreicht.
Vier wagerecht gespannte, an dem
Blechkreuz befestigte
Drähte dienen zur Zentrierung der Drahtspule im magnetischen
Felde und als Stromzuleitungen. Der
Apparat
wird benutzt zur Sichtbarmachung der tellurischen
Ströme (Erdströme) und hat die wissenschaftliche
Erkenntnis derselben namentlich
durch die
Beobachtungen gefördert, welche seit 1883 in den unterirdischen Telegraphenleitungen
Berlin-Dresden (240 km)
und
Berlin-Thorn (418 km) angestellt worden sind.
Das S. des
Handels ist selten oder nie ein einheitlicher
Körper, es enthält außer kleinen
Mengen von schwefelsaurem
Natron und
Kalk Parasulfaminbenzoesäure und saures sulfobenzoesaures
Kali. Das leicht lösliche S. des
Handels ist die Natronverbindung, welche in wässeriger
Lösung 300mal stärker süßt als
Rohrzucker. Wird das
S. in
Lösung
genossen, so ist es unschädlich, pulverförmiges S. vermag dagegen in ungelöstem Zustand
Pepsinan sich zu reißen und hierdurch
die
Verdauung zu beeinträchtigen.
Nach längerer
Aufnahme von S. wurde ein dauernder, widerlich süßer, sehr belästigender
Geschmack beobachtet.
Tagesdosen von nicht mehr als 0,1-0,2 g dürften aber anstandslos
vertragen werden.
Versuche zur Ausnutzung der antiseptischen
Eigenschaften des
Saccharins bei Gärungsprozessen im Verdauungskanal
etc. haben zu keinen befriedigenden
Resultaten geführt. In der
Technik hat man S. zum Versüßen von Stärkezuckersirup für
die Zuckerbäckerei, in der Mostrichfabrikation, beim
Einmachen von
Früchten etc. benutzt. In
Frankreich
hält man S. nicht für so unschädlich wie in
Deutschland
[* 5]
und hat 1888 seine Anwendung verboten, doch dürften kommerzielle
Rücksichten bei diesem Verbot mitgewirkt haben.
Verwerflich ist hiernach das Versüßen verdünnter Kuhmilch für
Säuglinge mit S., auch sind
Nahrungsmittel, welche an
Stelle
von
Zucker S. enthalten, in derRegel als minderwertig zu betrachten. Wird
Stärkezucker mit S. versetzt,
um besser den
Rohrzucker zu ersetzen, so kommt in Betracht, daß ersterer erhebliche
Mengen von
Substanzen enthält, deren Einführung
in den
Organismus nicht wünschenswert erscheint. Die Verwendung von
S. in der Bierbrauerei
[* 10] und Weinbereitung erscheint ebenfalls
unzulässig, wenn nicht, was auch für die meisten übrigen
Fälle gilt, die
Ware für den Verkauf ausdrücklich
als saccharinhaltig bezeichnet wird.
Die stillschweigende Anwendung des
Saccharins schließt meistens eine Täuschung des
Publikumsin sich. Anderseits kann es den
Konsumenten gleichgültig sein, ob z. B.
Mostrich mit wenig
Zucker oder mit S., das in so geringerDosis
sicher nicht schädlich ist, versetzt wird. In diesem
Sinne sind
Nahrungs- und
Genußmittel, die ihren süßen
Geschmack ganz
oder teilweise einer Beimischung von S. verdanken und ohne Angabe dieses Umstandes verkauft werden, in der
Regel als nachgemachte
oder verfälschte im
Sinne des § 10 des Nahrungsmittelgesetzes zu beurteilen.
Zur Nachweisung des
Saccharins benutzt man zunächst den süßen
Geschmack des Rückstandes, den man beim
Verdampfen eines ätherischen
Auszugs der betreffenden
Substanz erhält. Zu weiterer Bestätigung wird der Rückstand in verdünnter
Natriumcarbonatlösung gelöst, die
Lösung zur
Trockne verdampft und die
Substanz mit Natriumcarbonat gemischt in schmelzenden
Salpeter eingetragen. Es entsteht dann schwefelsaures
Kali, dessen
Schwefelsäure
[* 11] quantitativ bestimmt werden
kann.
Vgl. Stutzer, Das Fahlbergsche S. (Braunschw. 1890).
[* 12]
Königreich. Die
Bevölkerung
[* 13]
Sachsens betrug nach der vorläufigen Feststellung der
Volkszählung vom
3,500,513
Seelen und hat seit 1885 um 318,510
Seelen (10,01 Proz.), im
Durchschnitt jährlich um 1,91 Proz. zugenommen. Diese
Zunahme überwiegt bedeutend diejenige der
Perioden 1875-80 (1,48 Proz.) und 1881-85 (1,36¶
mehr
Proz.) und bleibt nur um ein Geringes hinter der von 1871-75 (1,92 Proz.) zurück. Auf die
einzelnen Landesteile verteilt sich die Bevölkerung so:
zu den schon damals vorhandenen sechs Städten mit einer Bevölkerung von 20-50,000
Einw. sind Bautzen
[* 18] (21,517) und Reichenbach
[* 19] (21,498) hinzugetreten. Im J. 1888 fanden 30,327 Eheschließungen
statt;
es wurden geboren 145,697 (75,078 männliche, 70,619 weibliche);
es starben 92,387, nämlich 48,750 männliche, 43,637
weibliche;
40,421 von den Gestorbenen gehörten dem Säuglingsalter an.
Von 1881 bis mit 1886 schwankte die allgemeine Sterblichkeit
zwischen 28 und 30 pro Mille;
1887 betrug sie 27,2, 1888: 26,4, 1889: 27 pro Mille. Die beobachtete Mindersterblichkeit
gestattete auch der Altersrentenbank, ihre Rentensätze für die Versicherten vom an zu ermäßigen.
Die Auswanderung,
welche 1881 die Zahl von 9241 Köpfen erreicht hatte, ist bis 1889 auf 2367 zurückgegangen. Der prozentuale AnteilSachsens
an der deutschen Auswanderung belief sich 1889 auf 2,62.
Die Staatswaldungen umfaßten 1889: 174,610 Hektar. Die Gesamtverschlagung an Derbholz betrug 831,905 Festmeter. Vereinnahmt
wurden überhaupt durch die Holznutzung 11,9 Mill. Mk., der Reinertrag betrug 8,221,430 Mk. Die Privatwaldungen bedeckten 4592 Hektar.
Der Ernteertrag war 1889 folgender:
Die fiskalischen Weinberge in der Hoflösnitz sind 1889 der Reblaus
[* 20] zum Opfer gefallen (vgl. Reblaus, S.
761). Der Rückgang der Schafzucht ergibt sich am deutlichsten aus dem der Wollmärkte zu Dresden, Bautzen und Kamenz;
[* 21] 1875 betrug
die eingebrachte Wolle 250,118 kg, 1889: 51,273 kg.
Beim Erzbergbau waren 1888 nur noch 132 gangbare Gruben mit 7408 Beamten und Arbeitern vorhanden; die Produktion
an Erzen hatte einen Wert von 5 Mill. Mk. Bei den fiskalischen Hüttenwerken zu Freiberg
[* 22] wurden 1888 eingekauft 400,333 metr.
Ztr. Erze und Gekräze für 11,2 Mill. Mk., und 592 kg Gold,
[* 23] 93,077 kg Silber, 41,812 metr. Ztr. Bleiprodukte, 21,022 Kupfervitriol, 9037 Eisenvitriol,
10,585 Arsenikalien, 155,336 metr. Ztr. Schwefelsäure etc., zusammen für 16,6
Mill. Mk. verkauft.
Seit 1871 waren in S. zeitweilig 632 Mill. Mk. in 382 Aktienunternehmungen angelegt, die sich jedoch
bis auf 226 Gesellschaften mit 354,6 Mill. Mk. Aktienkapital
verminderten.
Verkehr. Die Länge der Staatsstraßen betrug Ende 1888: 3709 km, die Bahnlänge der Staatseisenbahnen Ende 1890: 2510 km,
die der Privatbahnen
[* 26] unter Staatsverwaltung 26,61 km. Unter allen deutschen Staaten hat S. das dichteste Eisenbahnnetz. Im J. 1889 kamen
auf 100 qkm 16,2 km Eisenbahn (in Baden
[* 27] 9,29, in Preußen
[* 28] 6,90). Eine große Ausdehnung
[* 29] hat in S. das System
der Sekundärbahnen gewonnen, denn von der Gesamtbetriebslänge sind 2302 km normalspurig und 199 (im ganzen Reiche 900) schmalspurig; 1731 sind
in Vollbetrieb, 571 in Sekundärbetrieb.
Auf den Bahnbau sind bis Ende 1889 im ganzen verwendet worden 708 Mill. Mk. Befördert
wurden 1889: 31 Mill. Personen (gegen 1888 +7,48 Proz.) und 16,3
Mill. Ton. Güter (+9,30 Proz.). Die Gesamteinnahme betrug 85 Mill. Mk.,
die Ausgabe 49 Mill. Mk., der Überschuß 36 Mill. Mk. Das mittlere Anlagekapital hat sich mit 5,584 Proz. verzinst. An Elbfahrzeugen
waren vorhanden 66 Dampfer und 560 Segel- und Schleppschiffe mit zusammen 3,014,703 Ztr. Tragfähigkeit.
Postanstalten hatte S. 1889: 974, Telegraphenanstalten 650. Briefsendungen wurden aufgegeben 147,5 Mill., gingen ein 132,5
Mill., Pakete aufgegeben 12¾ Mill., gingen ein 10 Mill., beide ausschließlich der Wertsendungen. Telegramme wurden aufgegeben
1,437,122, kamen an 1,527,312.
Versicherungswesen. 1887 waren vorhanden: Gemeindekrankenversicherungskassen 586, Ortskrankenkassen 359,
Betriebs- (Fabriks-) Krankenkassen 774, Baukrankenkassen 12, Innungskrankenkassen 45, eingeschriebene Hilfskassen 310, landesrechtliche
75, Knappschaftspensionskassen 29. Unfallversicherung der Arbeiter: Betriebe 27,843, versicherte Personen 494,778, verletzte
1554, entschädigungsberechtigte Hinterbliebene 456. Für S. ist eine einzige Alters- und Invaliditätsversicherungsanstalt
errichtet. Gesamtbetrag der Versicherungen bei der Immobiliarversicherung: 3560,6 Mill. Mk. Für 1329 Brandschäden
wurden 1888 vergütet 3,7 Mill. Mk. Die Mobiliarfeuerversicherung
betrug 3278,6 Mill. Mk., die Vergütung 3,5
Mill. Mk.
Sparkassen besaß S. 1888: 132 städtische und 79 ländliche. Die Einzahlungen betrugen 121 Mill. Mk.
(gegen 114 Mill. im Vorjahr), die Rückzahlungen 105,6 Mill. (101,3
Mill.), das Einlegerguthaben am Jahresschluß 523 Mill. (491 Mill.). Seit dem Bestehen der Sparkassen
wurden aus den Überschüssen derselben zu gemeinnützigen oder wohlthätigen Zwecken 26,9 Mill, Mk. verwendet.
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