Goswin, Freiherr von der, deutscher Geschichtsforscher, geb. zu Goldingen in Kurland, studierte in Berlin,
Göttingen und Wien Geschichte, erwarb sich in Göttingen 1872 mit der Dissertation: »Erzbischof Werner von Mainz. Zur Reichsgeschichte
des 13. Jahrhunderts« die philosophische Doktorwürde, unternahm sodann für die Geschichte der Hansa mehrjährige
Archivreisen, habilitierte sich 1875 in Leipzig als Privatdozent der Geschichte, ward 1878 daselbst außerordentlicher Professor, 1879 ordentlicher
Professor am Polytechnikum in Dresden, 1882 an der Universität zu Gießen, 1890 zu Breslau und 1891 in Marburg. Er schrieb: »König
Erich der Pommer« (Leipz. 1875);
»Zur deutsch-skandinavischen Geschichte des 15. Jahrhunderts« (das. 1876);
»Deutsche Kolonien in Deutschland im 12. und 13. Jahrhundert« (Gieß. 1886) und gab die »Hansarezesse 1431-76« (Leipz.
1875-90, Bd. 1-6) heraus.
Wilhelm, Philolog und Archäolog, geb. zu Göttingen als Sohn des Nationalökonomen Roscher, studierte
seit 1864 zu Göttingen und Leipzig, promovierte 1868 mit der Dissertation »De aspiration vulgari apud Graecos«
(abgedruckt im 1. Bd. von G. Curtius' »Studien«),
wirkte seit 1869 als Gymnasiallehrer zu Bautzen, seit 1871 an der Fürstenschule
zu Meißen und seit 1882 als Konrektor am Gymnasium zu Wurzen. Wiederholte Studienreisen führten ihn nach Italien, Frankreich,
Dalmatien, Montenegro, Griechenland und Kleinasien. Er schrieb: »Studien zur vergleichenden Mythologie der
Griechen und Römer« (Bd. 1: Apollon und Mars, Leipz. 1873; Bd. 2: Juno und Hera, das. 1875);
»Das Naturgefühl der Griechen und
Römer« (Meißen 1875);
»Hermes der Windgott« (Leipz. 1878);
»Die Gorgonen und Verwandtes« (das. 1879);
»Nektar und Ambrosia« (das.
1883);
»Selene und Verwandtes« (das. 1890).
Seit 1884 gibt er an der Spitze einer großen Anzahl namhafter
Altertumsforscher das »Ausführliche Lexikon der griechischen und römischen Mythologie« (Leipz., mit zahlreichen Abbildungen),
das umfassendste Werk dieser Art, heraus, das sich zur Aufgabe gestellt hat, die griechisch-römischen Mythen und Kulte unter
Berücksichtigung der Monumente möglichst objektiv und vollständig darzustellen, während als Zweck der
oben erwähnten Monographien die Vervollkommnung der mythologischen Forschungsmethode sich bezeichnen läßt.
Es ist vielfach die Meinung verbreitet, daß manche neuere Rosen infolge zu weit getriebener Kultur geringen oder
keinen Geruch besitzen. Dies ist ein Irrtum; der Geruch ist unter den Rosen sehr verschieden verteilt. Am
entwickeltsten tritt er bei den Zentifolien auf. Die Gruppe der Hundsrosen enthält ein ähnliches, aber viel schwächeres
Parfüm. Die durch Kreuzung der Theerosen (Rosa fragrans Riv.) und der bengalischen Rosen (Rose semperflorens Curt.) mit der Zentifolie
sich ergebenden Bastarde haben große Mannigfaltigkeit in den verschiedenen Wohlgeruchsabstufungen.
Die Bastarde zwischen Rose moschata und Rose semperflorens, die sogen.
Noisetterosen, sind dagegen meist geruchlos. Rose Banksia alba besitzt einen ausgesprochenen Geruch nach Veilchen, während der
Rose lutea kein bestimmtes Parfüm eigen ist. Die Gruppe der Zimtrosen hat mit Ausnahme von 2-3 Sorten keinen starken Wohlgeruch,
und die Pimpinellifolien riechen fast gar nicht. In der Gruppe der Villoseen sind die Blumenblätter fast
geruchlos, während die Laubblätter öldrüsenreich sind und die der Rose vinosa einen terpentinähnlichen Geruch ausströmen.
Einen
ganz vorzüglichen Duft besitzen die Laubblätter der Rubiginosen.
Otto August, Astronom, geb. zu Tukkum in Kurland, siedelte 1811 mit seinem Vater, einem Arzt, nach
Königsberg i. Pr. über, studierte 1819-25 daselbst Astronomie unter Bessel, dessen Assistent er mehrere Jahre lang war, ging 1826 als
außerordentlicher Professor der angewandten Mathematik und Observator an der Sternwarte an die Universität
Halle, wurde 1831 zum ordentlichen Professor ernannt und starb, seit 1879 von der Verpflichtung, Vorlesungen zu halten, entbunden, Da
der Zustand der Halleschen Sternwarte astronomische Beobachtungen nicht begünstigte, so ist Rosenbergers astronomische Thätigkeit
in Halle neben seinen Vorlesungen auf rechnerische Arbeiten beschränkt geblieben, von denen die eine (in
Bd. 6 der »Astronomischen Nachrichten«) die lappländische Gradmessung, die andre aber (in Bd. 8-13 der »Astronomischen Nachrichten«)
den Hallischen Kometen betrifft. Besonders die letztere, nach Bessels Urteil die sorgfältigste und erfolgreichste Berechnung
dieses Kometen, hat Rosenbergers Namen auch in weitern Kreisen bekannt gemacht.
Heinrich, Professor der Mineralogie und Geologie an der Universität Heidelberg, wurde Anfang 1889 zum
Direktor der neuerrichteten geologischen Landesanstalt für Baden ernannt.
Wolfram, Freiherr von, deutscher Diplomat, geb. zu Eyrichsdorf bei Bamberg, studierte die Rechte,
ward nach der Erwerbung Elsaß-Lothringens kaiserlicher Kreisassessor in Hagenau, dann Regierungsassessor in Straßburg, trat
dann in den diplomatischen Dienst des Reiches über und ward Legationssekretär in Bukarest, dann bei der
preußischen Gesandtschaft beim päpstlichen Stuhl, 1885 Botschaftsrat in Paris und 1886 Gesandter in Argentinien. 1890 wurde
er als Nachfolger des Grafen Berchem zum Unterstaatssekretär im Auswärtigen Amte des Deutschen Reiches ernannt.
(spr. ruwrŏáh), Johann Theodor, Freiherr von, österreich. Artilleriegeneral, geb. 1727 im
Luxemburgischen, diente anfangs in der sächsischen Armee, trat 1753 als Hauptmann in die österreichische Artillerie, focht
im Siebenjährigen Kriege unter Laudon mit Auszeichnung, ward 1765 Kommandeur des Maria Theresien-Ordens, 1787 Feldzeugmeister,
nahm als Kommandant der Artillerie an dem Türkenkrieg 1789 teil und starb 30. Sept. d. J. zu Semlin.
Ihm zu Ehren erhielt 1891 das
Festungsartillerieregiment Nr. 5 seinen Namen.
Girolamo, ital. Romanschriftsteller und Dramatiker, geb. 1850 zu Brescia, trat zuerst mit einem kritischen
Essay: »Gli Zulù nella letteratura«, in die Öffentlichkeit, schrieb dann die Lustspiele: »Un volo dal
nido«, »La moglie di Don Giovanni«, »Collera«, »Scellerata«
etc., die Dramen: »La Contessa Maria« (1883) und »Trilogia di Dorina«.
Von seinen Romanen: »Montegu« (1884),
»Sott' acqua« (1883),
»Mater dolorosa« und »Le lacrime del prossimo« (1887)
sind die beiden letztern die vorzüglichsten.
Gitter. Die Erforschung des Spektrums wurde in neuester Zeit bedeutend gefördert
mehr
durch die von Rowland hergestellten ebenen und konkaven Reflexionsgitter. Namentlich die konkaven Gitter, welche den Gebrauch
von Linsen entbehrlich machen, übertreffen alle frühern Gitter an Helligkeit und scharfer Zeichnung der Beugungsspektren.
Auf der polierten Fläche eines Hohlspiegels aus Spiegelmetall von 3-5 cm Durchmesser und 1,5-6,5 m Krümmungsradius sind 14,000-100,000
feine Linien in gleichen Abständen mit einer durch eine vorzügliche Teilmaschine geführten Diamantspitze
eingeritzt, etwa 400 oder auch 800 Linien auf die Länge eines Millimeters. Fällt Licht durch einen mit den Strichen parallelen
Spalt auf das Hohlgitter, so erscheinen die Gitterspektren der verschiedenen Ordnungen (s. Beugung des Lichts, Bd. 2) dort,
wo die reflektierten gebeugten Strahlen mit Gangunterschieden von 1,2,3 etc. Wellenlängen
zusammentreffen.
Diese Vereinigungspunkte der gebeugten Strahlenbündel, in welchen sich die Spektren mit allen ihren Einzelheiten (z. B.
Fraunhoferschen Linien) scharf abbilden, liegen auf einer bestimmten krummen Linie, der Fokalkurve. Befindet sich der Spalt
irgendwo auf dem Umfang eines Kreises, welcher über dem Krümmungsradius des Gitters als Durchmesser beschrieben
ist, so ist dieser Kreis selbst die Fokalkurve. Bringt man daher den Spalt in dem Durchschnittspunkt zweier zu einander senkrechter
horizontaler Schienen an, und sind das Gitter und die Auffangfläche, auf welcher das Spektrum entworfen werden soll, an den
Enden einer Stange befestigt, deren Länge gleich dem Krümmungsradius des Hohlspiegels ist, und die mittels
an diesen Enden angebrachter Rädchen auf jenen Schienen rollt, so bleiben Spalt, Gitter und Auffangfläche automatisch stets
auf dem Kreise, welcher die Stange zum Durchmesser hat, und sämtliche Spektren erscheinen gleichzeitig scharf, wie man auch
die Stange und mit ihr Gitter und Auffangfläche verschieben mag. Da im Gitterspektrum oder Normalspektrum
(s. Beugung des Lichts, Bd. 2) bekanntlich die Abstände der verschiedenen homogenen Lichtarten den Unterschieden ihrer Wellenlängen
proportional sind, so kann man längs der einen Schiene eine Skala anbringen und mit ihrer Hilfe die Mitte des
Auffangschirms auf jede gewünschte Wellenlänge einstellen. Der absolute Wert der Wellenlänge, dieses wichtigsten Merkmals
der homogenen Lichtarten, wird aus der genau bestimmten Entfernung zweier Gitterstriche und dem gemessenen Beugungswinkel
mit großer Genauigkeit gefunden. Die Wellenlängen der beiden D-Linien z. B. wurden mit Hilfe der Rowlandschen Gitter mit
früher nie erreichter Schärfe gefunden und zwar für D1 0,5896156 Mikron (1 Mikron = μ = 0,001 mm)
und für D2 0,5890188 μ.
Das Normalspektrum der Sonne hat Rowland mittels eines Konkavgitters von 5 cm Durchmesser und 6,5 m Krümmungsradius photographiert
und so einen Atlas des Sonnenspektrums hergestellt, der die früher mühsam nach Messungen angefertigten
Zeichnungen an Schönheit, Reichtum der Linien und Genauigkeit weit übertrifft. Dabei gelang es, auch die weniger brechbaren
Gebiete des Spektrums, für welche gewöhnliche photographische Platten bekanntlich unempfindlich sind, mit Hilfe orthochromatischer
Platten ebenfalls zu photographieren. Der Rowlandsche Atlas des normalen Sonnenspektrums umfaßt 20 Spektralstreifen von je 90 cm
Länge auf 10 Tafeln, von der Wellenlänge 0,300 μ im äußersten Ultraviolett bis zur Wellenlänge
0,695 μ im Rot. An der zugehörigen Skala können die Wellenlängen bis auf 0,000005 μ abgelesen werden.