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wie z. B. zu Holtzendorffs »Encyklopädie der Rechtswissenschaft«, dessen »Handbuch des Völkerrechts« etc.
Seite 18.802 Jahres-Supplement 1890-1891
wie z. B. zu Holtzendorffs »Encyklopädie der Rechtswissenschaft«, dessen »Handbuch des Völkerrechts« etc.
Julio A., argentin.
Staatsmann, übernahm nach dem Sturz des Präsidenten Juarez Celman, seines Schwagers, im Juli 1890 das Ministerium des Innern.
Jules, franz. Politiker, bekleidete längere Zeit den wichtigen Posten eines Vorsitzenden des Budgetausschusses und erhielt im März 1890 im Kabinett Freycinet das Handelsministerium.
Hans Wilhelm von, Vizepräsident des preuß. Herrenhauses, starb auf seinem Gut Plessow.
Karl, Nationalökonom.
Seine »Kleinern Schriften« (aus der ersten Zeit seiner litterarischen Thätigkeit) wurden von Moritz Wirth herausgegeben (Berl. 1890).
Gabriel, Freiherr von, österreich. General, geb. zu Verginmost in der Militärgrenze, zog zuerst 1835 als Grenzoffizier durch ein Gefecht gegen aufständische Begs unter Hussein Berbirli Aga in Bosnien [* 2] die Aufmerksamkeit auf sich, kämpfte 1848-49 unter Jellachich gegen die Ungarn [* 3] und wurde 1851 Oberst, 1859 für seine Verteidigung der Bocche di Cattaro gegen die französische und italienische Flotte Freiherr. 1866 trug er als Befehlshaber des 5. Armeekorps wesentlich zum Siege von Custozza [* 4] bei.
Nachdem er 1869 den Aufstand in den Bocche, allerdings erst nach Zahlung einer Geldsumme an die Empörer, durch den Frieden von Knezlac beschwichtigt hatte, wurde er 1870 zum Statthalter von Dalmatien ernannt und war eifrig darauf bedacht, die Italiener mehr und mehr zurückzudrängen und die Slawen zur Herrschaft zu bringen. Er war bei diesen daher sehr beliebt und hieß der »alte Gabriel« (stari Gavro). 1881 abberufen, als Feldzeugmeister verabschiedet und zum Mitglied des Herrenhauses ernannt, zog er sich nach Wien [* 5] zurück, wo er starb.
Die Abstammung des kultivierten Roggens (Secale cereale) ist nicht sicher bekannt. Vielfach leitet man ihn von dem sizilischen Secale montanum Guss. mit seinen Varietäten S. anatolicum Bois. und S. dalmaticum Viss. ab. Bei S. montanum zerfällt die Spindel der Ähre nach der Reife, während sie bei S. cereale erhalten bleibt, auch ist letzterer ein-, höchstens anderthalbjährig, während S. montanum perenniert. Alle übrigen Unterschiede sind unwesentlich, weil schwankend.
Was nun die Lebensdauer des kultivierten Roggens betrifft, so ist bekannt, daß einige Roggenpflanzen nach der Ernte [* 6] ab und zu aus der Stengelbasis einige Sprossen entwickeln, was auf eine schwache Neigung zum Perennieren hinweist. 1886 teilte Kaldurow mit, daß in einigen Departements des südlichen Rußland der Roggen als mehrjährige Pflanze kultiviert wird. Er hatte sich an ausgegrabenen Pflanzen überzeugt, daß die Stöcke Stengelreste der Triebe von 2-3 Jahren besitzen.
Batalin untersuchte darauf derartigen perennierenden Roggen, welcher im Gebiete der Donischen Kosaken seit uralten Zeiten als Winterroggen kultiviert wird, und fand die Angaben Kaldurows bestätigt. In gewöhnlichen regenarmen Jahren bilden die jungen Schößlinge nur Blätter, keine Halme, überwintern in diesem Zustand und treiben erst im nächsten Jahre die Ähren. Durch diese Beobachtung wird die Abstammung des kultivierten Roggens von S. montanum unterstützt. Es bleibt als Unterschied nur noch das Verhalten der Ährenspindel bestehen. Nun hat aber Darwin gezeigt, daß die Kulturpflanzen ihre ursprünglichen Merkmale immer in der Richtung verändert haben, welche den Bedürfnissen des Menschen entspricht, und somit erscheint die Beständigkeit der Ährenspindel lediglich als ein durch die Kultur erworbenes Merkmal.
Um zu ermöglichen, daß man auf Rohrpoststrecken von einer Station durch eine zweite nach einer dritten hin direkt verkehren kann, ohne daß in, der Zwischenstation eine Umladung erforderlich ist, hat K. Maron in Kolberg [* 7] eine selbstthätige Übertragung für Rohrpostanlagen konstruiert, die folgendermaßen eingerichtet ist: Es sei zunächst vorausgesetzt, daß die Übertragung vom ersten Amt A bis zum mittlern B und von diesem zum dritten C durch verdichtete Luft geschehen soll. Bei B befindet sich verdichtete Luft in dem Behälter R [* 1] (Fig. 1), der mit dem nach C führenden Rohr (Q, [* 1] Fig. 2) kommuniziert.
Der aus dem Rohr P von dem Amt A kommende Zug soll durch diese Luft in dem Rohr Q nach dem Amt C befördert werden. Durch das bei S sich anschließende Rohr L kann die vor dem von A herkommenden Zug befindliche Luft (Vorluft) ins Freie entweichen, die zur Überführung des Zuges aus P nach Q nötige Vorrichtung findet sich in der Kammer V. Diese Vorrichtung bleibt dieselbe, auch wenn die Beförderung durch Luftverdünnung und vom Ankunftsamt aus erfolgt, ebenso, wenn sie durch verdichtete Luft vom absendenden und zugleich durch verdünnte Luft vom empfangenden aus bewirkt wird. Im erstern Fall ist jedoch das dann die atmosphärische Luft hinter den Zug einlassende Rohr L am Rohr Q, der Behälter mit verdünnter Luft dagegen bei S am Rohr P anzubringen. Im letztern Fall dagegen bleibt R wie in [* 1] Fig. 1, und der Behälter mit verdünnter Luft wird anstatt des Rohres L bei S mit dem Rohr P verbunden.
Die Hauptaufgabe der in V befindlichen Übertragungsvorrichtung besteht nun darin, die Wirkung des die Beförderung des Zuges veranlassenden Unterschieds des Luftdrucks hinter und vor dem Zug in den beiden Abschnitten der Rohrleitung, welche durch das Übertragungsamt verbunden werden, aufzuheben und dem Zug zu gestatten, sich selbstthätig und ohne wesentlichen Verlust an Zeit und Kraft, [* 8] bez. Geschwindigkeit, vor allem auch ohne heftige Stöße den Übergang von P nach Q zu eröffnen. Dazu dient das in [* 1] Fig. 2 sichtbare Doppelklappenventil (Differentialventil vv1). Die Klappe v verschließt die Mündung des Rohres P und ist durch einen Bügel mit dem Ventilteller
[* 1] ^[Abb.: Fig. 1 und 2. Marons selbstthätige Übertragung für Rohrpostanlagen.] ¶
v1 verbunden, welcher eine Öffnung in der Oberwand mn eines die Mündungen beider Rohre P und Q umgebenden Kastens von obenher verschließt, während der Raum der Kammer V über v1 mit dem Rohr P durch den Schlitz s verbunden ist. Die Öffnung in der Wand mn ist etwas kleiner als der Querschnitt des Rohres P, so daß der in dem Kasten herrschende Luftdruck auf v stärker schließend wirkt als auf v1 öffnend, und somit beide zuhält, bez. wenn geöffnet, schließt, jedoch nur mit derjenigen geringen Kraft, die dem Überdruck auf die größere Fläche des Ventils v entspricht.
Hierdurch soll erreicht werden, daß die Ventile schon durch eine geringe Kraft geöffnet werden können. Kommt nun ein Zug von A an, so stößt die vorderste Büchse desselben das Ventil [* 10] v auf, und zwar ist der Stoß infolge des geringen Widerstandes des Ventils gegen das Öffnen nur ein geringer. Der Zug muß nun durch die ihm innewohnende lebendige Kraft entgegen dem Widerstand der verdichteten Luft in Q vorwärts getrieben werden, bis der den Zug schließende Treiber die Anschlußstelle des Reservoirs R passiert hat, so daß der Luftdruck hinter ihn tritt.
Ein Entweichen von Druckluft aus L ist dann nicht mehr möglich, weil sich das Ventil vv1 sofort nach dem Durchgang des Treibers geschlossen hat. Natürlich tritt bei diesem Übergang eine momentane Verminderung der Geschwindigkeit ein und zwar um so mehr, je längere Zeit der Zug dem Luftdruck entgegenarbeiten muß, also je weiter R von V entfernt ist; deshalb ist R thunlichst nahe an V zu legen. Im weitern Verlauf wirkt die verdichtete Luft auf den Zug ein und treibt ihn mit einer dem Luftdruck entsprechenden Geschwindigkeit nach dem Amt C, wo sich eventuell dieselben Vorgänge wiederholen können.
Erfolgt die Beförderung durch Luftverdünnung oder zugleich durch Verdichtung von der einen und Verdünnung von der andern Seite, so ist die Wirkung der Vorrichtung eine ähnliche. Damit das Doppelventil vv1 sicher schließt, ist unter der Messingplatte mn noch ein Elektromagnet M angeordnet, dessen Pole den unter dem Ventil v1 angebrachten Anker [* 11] U kräftig nach unten ziehen, so daß beide Ventile fest gegen ihre mit Kautschukringen belegten Sitze angedrückt werden. Dieses Anpressen darf aber in dem Moment, wo ein Zug durchgelassen werden soll, nicht stattfinden, deshalb muß der den Magneten erregende elektrische Strom für die Dauer des Übergangs des Zuges unterbrochen werden, was mit Hilfe eines ins Rohr P hineinragenden Kontakthebels durch den Zug selbst geschieht.
In Amerika [* 12] ist eine pneumatische Post nach dem System Johnson geplant und zwar zunächst zwischen New York und Chicago. In einem etwa 1 m weiten Rohr, das unten mit einer Flachschiene versehen ist, soll eine zur Aufnahme der zu befördernden Gegenstände bestimmte Hohlkugel unter Anwendung von gepreßter und verdünnter Luft bewegt werden, so daß die Kugel auf der Schiene rollt, wodurch die Reibung [* 13] auf ein Minimum zurückgeführt ist. Die erforderliche Betriebsluft (sowohl Preßluft als verdünnte Luft) soll durch eine 25pferdige Dampfmaschine [* 14] mittels Rootsscher Ventilatoren (s. Bd. 6, S. 976) erzeugt werden.
Die Kugel, deren Durchmesser etwas kleiner ist als der des Rohres, rollt aus der obern Kante der Flachschiene, also vollständig frei. Der geringe Verlust an Triebkraft durch den Spielraum zwischen Kugel und Rohr (Undichtheit) soll wegen der außerordentlich hohen Geschwindigkeit, mit welcher die Kugel fortbewegt wird, kaum in Betracht kommen. Die Geschwindigkeit beträgt nach den Ergebnissen bei einer Versuchsanlage ca. 27 m pro Sekunde. (Die Kugel durchlief die Versuchsstrecke von etwa 300 m Länge in 11 Sekunden.) Hierbei ist jedoch in Betracht zu ziehen, daß sie infolge ihrer Trägheit nur allmählich in Bewegung gesetzt werden konnte und ihre größte Geschwindigkeit erst gegen Ende der Strecke erlangte.
Die größte Geschwindigkeit muß aber viel größer sein als die auf die ganze Versuchsstrecke verteilte mittlere. Man hofft, auf zusammenhängenden, großen Strecken der Kugel eine Geschwindigkeit von 130-140 m in der Sekunde erteilen zu können, also etwa die fünffache Geschwindigkeit der schnellsten Eisenbahnzüge. Die Postsendungen von New York nach Chicago, welche zur Zeit noch 25 Stunden brauchen, würden mit der Johnson-Rohrpost diese Strecke in etwa 5 Stunden zurücklegen.
Das Gewicht der Kugel mit Inhalt betrug bei den Versuchen 340 kg. An der Endstation wird die Kugel von einem Luftkissen empfangen, durch welches ihre Geschwindigkeit allmählich auf Null reduziert wird. Es können auch mehrere Kugeln in einigen Zwischenräumen zu gleicher Zeit fortbewegt werden. Einem Zusammenstoß derselben wird durch die dazwischen befindlichen Luftkissen vorgebeugt. Bei den Versuchen hat sich herausgestellt, daß die Kugel auf gerader Strecke, der Schiene folgend, genau in der Mitte des Rohres läuft, ohne gegen dessen Wandungen anzustoßen, wovon man sich durch Anfärben der Kugeloberfläche wiederholt überzeugte. Die Kugel wird nämlich ähnlich einem im Gang [* 15] befindlichen Zweirad durch die schnelle Fortbewegung im Gleichgewicht [* 16] erhalten. In Kurven ist die Laufschiene nach Maßgabe des Radius der Kurve von dem tiefsten Punkte des Rohrquerschnitts nach der äußersten Seite hin zu versetzen, um dem Anlaufen der Kugel gegen das Rohr infolge der Zentrifugalkraft [* 17] vorzubeugen.