9)
Eugen, deutscher
Politiker, wurde im Mai 1890 bei der
Neubildung des engern
Ausschusses
der deutsch-freisinnigen
Fraktion des
Reichstags und des preuß. Abgeordnetenhauses nicht wieder zum Vorsitzenden gewählt,
weil ein gemäßigterer Teil der
Partei mit seiner politischen
Haltung nicht einverstanden war. Doch trat Richter deshalb nicht
aus der
Partei aus, erklärte aber zu gleicher Zeit, daß er sein Verhalten nicht ändern könne und wolle,
worauf eine
Versöhnung zu stande gebracht wurde. Von seinen
Schriften ist noch das weitverbreitete
»Abc-Buch für freisinnige
Wähler« (6. Jahrg., Berl. 1890) anzuführen.
Auch besorgte er eine Neuausgabe von
Diesterwegs »Wegweiser zur Lehrerbildung« (6.,
nach der
Ausgabe letzter
Hand
[* 9] bearbeitete
Auflage, Frankf. 1890) und ist
Herausgeber der
»PädagogischenBibliothek; Sammlung der
wichtigsten pädagogischen
Schriften älterer und neuerer Zeit« (Leipz., seit 1870).
»Deutsche
[* 12] Redensarten« (1889) u. a.
In
Kehrs »Geschichte der
Methodik« (2. Aufl.) bearbeitete
er den Geschichtsunterricht.
Seit 1874 leitet er die
Zeitschrift »Der
praktische Schulmann« (1852 von
Körner begründet),
seit 1887 den 1846 von
Nacke begründeten
»Pädagogischen Jahresbericht«
und die »Neudrucke pädagogischer
Schriften« (Leipz., seit 1890).
3)
Gustav, Philolog und
Historiker, geb. zu
Naumburg
[* 13] a. S., studierte
Philologie und Geschichte in
Jena
[* 14] und
Bonn
[* 15] und
verfolgte seit
Ostern 1862 die Laufbahn eines Gymnasiallehrers in
Posen,
[* 16] Schulpforta und
Weimar,
[* 17] wo er als Oberlehrer und
Professor
wirkte, bis er im
Herbst 1876 zum
Direktor des neuen
Gymnasiums zu
Jena berufen wurde. Richter nahm lebhaften
Anteil an dem Bestreben, die Unterrichtsmethode in höhern
Schulen zu bessern, was ihn mit H.
Perthes (s. d.) und später mit
O.
Frick (s. Bd. 17) zusammenführte und zum Anschluß an den
Deutschen Einheitsschulverein bewog.
2)
FranzLadislaus, tschech. Parteiführer, zog sich nach der vernichtenden
Niederlage seiner
Partei, der
Alttschechen,
bei den Reichsratswahlen im März 1891, bei denen er selbst nicht wiedergewählt wurde, ganz von der
Politik zurück.
[* 19] Die
Evans Friction
Cone Company in
Boston hat in jüngster Zeit eine neue Art von
Kraftübertragung
mittels Riemens mit Erfolg zur Anwendung gebracht. Der
Riemen ist nur wenig größer als die zu treibende
Scheibe, wird lose
über dieselbe gehängt und überträgt die
Bewegung von der Antriebsscheibe durch
Reibung,
[* 20] wozu natürlich
erforderlich ist, daß die
Scheiben so nahe aneinander gerückt werden, daß zwischen ihnen und dem
Riemen die zur Hervorbringung
der
Reibung erforderliche Pressung erzeugt wird.
Diese Art der Riemenräderwerke gewährt die Vorteile, daß an
Grundfläche gegenüber dem gewöhnlichen Betrieb eine erhebliche Ersparnis
eintritt und die Anschaffungskosten für den viel kürzern
Riemen bedeutend verringert werden. Außerdem
soll unter sonst gleichen
Bedingungen der neue
Riementrieb eine größere
Kraft,
[* 21] ohne zu gleiten,
übertragen können als der
gewöhnliche. Die Ein- und Ausrückung geschieht durch entsprechende Verstellung der
Lager.
[* 22] Sie soll ohne jeden
Ruck vor sich
gehen. Das neue
Riemenräderwerk soll hauptsächlich zum Antrieb von Dynamomaschinen Verwendung finden.
¶
mehr
Um das Anhaften der Riemen an den Riemenscheiben zu verstärken, so daß bei gleicher Riemenbreite und Spannung eine größere
Kraftübertragen werden kann, ohne daß ein Gleiten des Riemens eintritt, überzieht man entweder gewöhnliche gußeiserne
Riemenscheiben mit Reibung vermehrenden Stoffen oder macht die Scheiben überhaupt aus anderm Material. Bei einem
amerikanischen Lederüberzug für eiserne Riemenscheiben ist das Überzugleder etwa 50 mm breiter als der Kranz der Scheibe und
wird so aufgelegt, daß beiderseits 25 mm überstehen.
Der Überstand wird dann auf jeder Seite ins Innere umgebogen und an eisernen Ringstücken befestigt, die auf jeder Seite
des Scheibenkranzes von innen gegen den Scheibenkranz anliegen und je mit einem aufgebogenen, gelochten
Lappen versehen sind. Durch die Lappen je zweier einander gegenüberstehender Ringstücke ist eine Schraube mit Mutter gesteckt,
durch deren Anziehen die umgebogenen Lederkanten einander genähert werden, so daß das Leder stramm über den Kranz gespannt
wird.
Sollte der Überzug mit der Zeit locker werden, so kann er durch weiteres Anziehen der Muttern leicht wieder
festgemacht werden. Eine derartig überzogene Scheibe soll 1½mal so viel Kraftübertragen können als eine gewöhnliche eiserne.
Gleichfalls amerikanischen Ursprungs ist eine hölzerne Riemenscheibe, welche aus einer Reihe von dünnen Holzlagen zusammengeleimt
ist und zwar so, daß zwei Scheibenhälften entstehen, deren jede aus einem halbkreisförmigen Kranzstück
und einem die Enden des Halbkreises verbindenden Armpaar besteht.
Die Kranzstücke sind an ihren Endflächen verzahnt, so daß nach dem Zusammenpassen der beiden Hälften ein seitliches Verschieben
ausgeschlossen ist. Die Befestigung auf eine Welle geschieht durch Zusammenschrauben der beiden Armpaare. Hierzu
muß in der Mitte jedes Armes eine halbkreisförmige Aussparung für die Welle vorgesehen sein. Diese ist so groß, daß zwischen
Welle und Scheibenarm eine metallene zweiteilige Büchse gelegt werden kann, welche beim Zusammenschrauben der Arme auf der
Welle so fest geklemmt wird, daß der sonst nötige Längskeil fortfallen kann.
Für schwerere Beanspruchung genügt diese Befestigungsweise nicht, vielmehr muß dann die Holznabe durch eine eiserne Nabe
ersetzt werden, welche mittels breiter Flantschen angeschraubt und ebenso wie die Scheibe zum Aufbringen
auf die Welle nach einer Seite geöffnet werden kann. Das Schlußstück der Nabe schmiegt sich nicht der Welle an, sondern ist
im Winkel
[* 26] ausgeschnitten, so daß zwischen Verschlußstück und Welle ein doppelt keilförmiger, nach beiden Seiten spitz zulaufender
Raum bleibt, an dessen breitester Stelle ein gerippter Cylinder eingelegt wird, der durch Anziehen des Verschlußstücks
zwischen diesem und der Welle festgedrückt wird.
Dieser Cylinder ersetzt den Längskeil. Wenn sich nämlich die Riemenscheibe gegen die Welle drehen will, so walzt sich der
Cylinder in eine der keilförmigen Verengerungen hinein und klemmt sich dabei zwischen Scheibe und
Welle
derart fest, daß eine Verdrehung nicht möglich ist. Riemenscheiben aus gepreßter Papiermasse werden von Gebrüder Adt in
Forbach
[* 27] ausgeführt. Die Arme oder Speichen sind durch eine aus drei Teilen bestehende Scheibe ersetzt, in deren Mitte die gußeiserne
Nabe, aus zwei Stücken bestehend, mittels Flantschen zu beiden Seiten aufgenietet ist.
Die mittlere der drei den Kranz tragenden Scheiben ist eben, die beiden äußern sind am Umfang derart aufgebogen, daß sie
sich strebenartig an den Kranz anschließen. Der ebenfalls aus Papiermasse bestehende Kranz und die drei Scheiben werden in
weichem Zustand unter hohem Druck aneinander gepreßt und so verbunden. Die Scheiben werden in Größen
von 100-500 mmDurchmesser (von 25 zu 25 mm steigend) angefertigt, bis 275 mm einteilig, darüber zweiteilig. Im letztern Fall
werden die Kranzenden durch Papier- und Eisenwinkel verstärkt und wie die Nabe durch Schrauben verbunden. Die einteiligen Scheiben
sollen halb, die zweiteiligen zwei Drittel so schwer wie gußeiserne sein. Der Preis soll dem gußeiserner
gleich sein.
Häufig ist zu bemerken, daß die Riemen schief, d. h. nicht in der Mitte der Scheiben laufen. Wenn derRiemen hierbei bald nach
der einen, bald nach der andern Scheibenseite läuft, so liegt der Fehler offenbar im Riemen selbst. Läuft der Riemen
dagegen gleichmäßig einseitig, so kann der Grund hierfür eine ungenaue Lagerung der beiden durch den Riemen zu verbindenden
Wellen
[* 28] sein, viel häufiger aber trägt auch hier der Riemen selbst die Schuld. So wird ein Riemen, dessen Material sich bei der
Beanspruchung auf der einen Seite mehr dehnt als auf der andern, einseitig laufen.
Dasselbe tritt ein, wenn bei gutem Material der Riemen nicht richtig zusammengefügt wurde, so daß die eine Seite um ein geringes
kürzer als die andre ist. Es gibt aber außerdem noch zwei Ursachen des Schieflaufens. Die eine ist eine unsymmetrische Form
der Riemenscheibe, derart, daß der größte Durchmesser des konkav (»ballig«) gedrehten Scheibenkranzes
nicht in der Mittelebene der Scheibe liegt. Liegt dieser Ausführungsfehler vor, so läuft die Mittellinie des Riemens auf
dem größten Durchmesser, daher gleichfalls außerhalb der Mittelebene.
Als andre Ursache sind die Rillen zu betrachten, die der Drehstahl bei der Bearbeitung auf der Scheibe hinterlassen
hat. Beim Abdrehen großer Riemenscheiben pflegt man nur mit grobem Drehstahl zu arbeiten und die Oberfläche hinterher nicht
besonders fein zu schlichten. Die dabei verbleibenden Rillen bilden nun eine Schraubenlinie, welche den Riemen bei der Drehung
immer nach einer Seite drängt, so daß er einseitig, schiefläuft. Dem kann man dadurch vorbeugen, daß
man, anstatt wie üblich mit dem Drehstahl von einer Kante der Scheibe zur andern vorzugehen, von der Mitte anfängt und nacheinander
nach beiden Seiten vorgeht, so daß durch die Rillen zwei entgegengesetzt ansteigende Schrauben entstehen, deren Wirkung sich
gegenseitig aufhebt, so daß der Riemen in der Mitte läuft. Fehlerhaft gedrehte Scheiben sind durch Glattfeilen
oder Glattschleifen zu verbessern.