2)
OttoJegorowitsch von, russ.
General, geb. 1834 als Sohn eines
Arztes, ward 1851
Offizier in einem Gardeinfanterieregiment,
gelangte wegen seiner hohen Begabung früh in den
Generalstab, zeichnete sich schon im
Krimkrieg aus und
wurde bereits 1868
General. 1877 im türkischen
Kriege befehligte er die
Vorhut des
GeneralsGurko beim ersten Vordringen über
den
Balkan und schlug die siegreichen
Gefechte bei
Jeni-Sagra und
Eski-Sagra, erhielt im
Winter das
Kommando der 1. Gardeinfanteriedivision,
mit welcher er zum zweitenmal den
Balkan überschritt, und ward 1889 kommandierender
General des 15.
Armeekorps
in
Warschau;
[* 4] hier starb er
In der
Psychologie die Bewußtseinsthatsache, daß wir gewisse
Empfindungen und die ihnen zu
Grunde liegenden
Objekte in einem Auseinander (Neben- und Hintereinander) anordnen. Obwohl die
Psychologie die erkenntnistheoretisch-metaphysische
Frage nach der
Realität des
Raumes nicht berührt, so weicht doch auch sie insofern von der natürlichen
Auffassung ab, als
sie denRaum nicht als ein
Gefäß
[* 6] für unsre
Empfindungen, als etwa außer uns sich Erstreckendes, sondern
als eine Bewußtseinsthatsache betrachtet.
Über die Entstehung dieser
Thatsache liegen die
Theorien desNativismus und Empirismus vor.
Wer die gesamte
Raumanschauung für schlechthin angeboren erklärt, gerät mit
Erfahrungen an Neugebornen, operierten Blindgebornen und bei
Sinnestäuschungen
in
Widerspruch; wer die gesamte Raumanschauung für schlechthin anerworben, erlernt erklärt, scheitert an der Schwierigkeit,
aus
Qualitäten und deren
Verhältnis das Auseinander abzuleiten. Um zu begreifen, wie
Empfindungen in einer
kontinuierlichen
Ausdehnung
[* 7] gruppiert werden, müssen daher ursprüngliche Raumelemente in der
Seele vorausgesetzt werden:
»Der
Mensch kommt mit einer, wenn auch dunkeln
Vorstellung eines äußern Etwas, mit einer gewissen Raumanschauung zur
Welt.«
(Kußmaul.)
Von diesem Standpunkt eines gemäßigten
Nativismus oder beschränkten Empirismus aus sollen die einzelnen
Stufen der psychologischen
Entwickelung dargestellt werden.
Flächenanschauung wird durch
Tastsinn und
Gesichtssinn gewonnen und zwar zunächst durch beide als unabhängige
Faktoren, die
sich aber freilich aus praktischen Bedürfnissen der normalen Lebensentwickelung vollständig miteinander verkoppeln. Die
einfachsten Distanzvergleichungen mit
Hand
[* 8] und
Auge
[* 9] beweisen, daß die Raumvorstellungen beider
Sinne selbständige Bedeutung
besitzen. A. Tastfläche. Dadurch, daß die Tastorgane ausgedehnt sind, können gleichzeitig verschiedene
Reize auf dasselbe
Glied
[* 10] einwirken oder auch ein und derselbe
Reiz gleichzeitig auf verschiedene
Partien des
Gliedes.
Die räumliche Ausbreitung der nervösen Endfasern in der
Haut
[* 11] ist angeboren und die natürliche Vorbedingung aller Raumanschauung. Ebenso
verhält es sich mit dem
Auge, und es ist kein
Zufall, daß
Hand
(Fuß) und
Auge zugleich diejenigen
Organe
sind, welche immer willkürlich bewegt werden können.
Denn die Möglichkeit, den
Reiz durch
Bewegung der
Finger zu wechseln,
bez. dasselbe
Objekt mit verschiedenen
Punkten der tastenden Oberfläche zu berühren, verleiht der
Bewegung die räumliche
Bedeutung, während sie sonst bloß eine Kraftanstrengung wäre; der
Blinde geht, indem er die Wand entlang
tastet. B. Sehfläche.
Verschiedene Lichtstrahlen, die von mehreren Gegenständen ausgehen, erregen verschiedene
Punkte der
Netzhaut und verschiedene
Fasern des
Sehnervs. Auch bis zum
Gehirn
[* 12] hin, wo doch erst die
Empfindung zu stande kommt, verlaufen die Erregungen des sensorischen
Nervs unverschmolzen nebeneinander
(Gesetz der isolierten Nervenleitung). Aber aus diesem physiologischen
Thatbestand erklärt sich noch nicht die vom Sehzentrum nunmehr vorgenommene räumliche Verteilung der
Empfindungen, denn die
ebenfalls isoliert zugeleiteten Tonempfindungen werden nicht zu einer Flächenanschauung kombiniert.
Diese besondere Leistung der
Seele für den
Gesichts- (und
Tast-)
Sinn soll vielmehr ihren
Grund darin haben,
daß bei jeder
Wahrnehmung von örtlichen Verhältnissen größere oder kleinere Augenbewegungen gemacht werden, die als
Lokalzeichen
(Lotze) uns die
Vorstellung des Nebeneinander verschaffen. Die Lokalzeichentheorie meint, daß, wenn ich erst
Punkt A und dann
Punkt B sehe, mein
Auge also eine
Bewegung macht, diese die
Vorstellung eines flächendimensionalen
Abstandes
hervorruft.
Nun zeigen jedoch Reaktionsexperimente, daß man weniger Zeit braucht, um Raumentfernungen zu perzipieren, als um
Farben zu
unterscheiden, die gerade etwas Ursprüngliches, Unvermitteltes sein sollen. Das Distanzsehen in der
Fläche kann demnach
nicht komplizierter sein als das
Farbensehen, sondern muß als eine angeborne Begleitempfindung gewisser Sinnesempfindungen
aufgefaßt werden. In der so gegebenen
Anschauung einer ausgedehnten, farbigen
Fläche findet sich keine
Beziehung zu einer Tiefendimension und zur
Entfernung von
Objekten; diese Beziehung entwickelt sich allmählich aus gewissen
Fähigkeiten des
Auges. Tiefenanschauung. A. Monokulare Sehtiefe.
1) Das einzelne
Auge stellt sich mittels seines Akkommodationsapparats auf jeden Gegenstand besonders ein;
wir halten ein
Objekt für desto näher, je stärker die Muskelempfindungen der
Akkommodation bei deutlicher
Wahrnehmung des
Objekts sind.
2) Die
Größe eines Netzhautbildes (die scheinbare
Größe eines
Objekts) und der
Gesichtswinkel sind um so kleiner, je weiter
entfernt der gesehene Gegenstand ist.
An sich werden beide Umstände dem einzelnen
Auge nicht zum Tiefensehen
verhelfen. Bewege ich z. B. meine
Hand vom
Auge fort nach vorn, so sieht das
Auge nur ein Kleinerwerden der
Hand; indem sich
aber mit solcher
Wahrnehmung eine ausgiebige
Bewegung verbindet, verwandelt sich die
Wahrnehmung des Kleinerwerdens in die
Anschauung
der Tiefe.
Ferner belehrt mich derGesichtswinkel über die
Entfernung eines Gegenstandes, dessen
Größe
ich bereits durch Abtasten kenne, denn dann weiß ich, ob die gesehene
Größe der thatsächlichen nahe kommt oder mehr oder
weniger hinter ihr zurückbleibt.
monokulare Tiefensehen. Denn wir wissen, daß ein leuchtender und ein schattenwerfender Körper sich stets vor der beleuchteten,
bez. schattenauffangenden Fläche befinden müssen, und daß die beleuchtete hellere Seite eines Gegenstandes stets der Lichtquelle
näher liegen muß als die schattige dunklere Seite.
6) Die Richtung, in welcher ein Objekt im Verhältnis zu uns liegt, ändert sich, wenn wir uns bewegen,
um so weniger, je entfernter das Objekt ist. B. Binokulare Sehtiefe. Durch das Zusammenwirken beider Augen kommen folgende
zwei Faktoren neu hinzu.
2) Die Unähnlichkeit der Netzhautbilder bei geringer Tiefe belehrt uns über diese letztere. Ganz nahe Gegenstände
werden oft doppelt gesehen.
Die ist nun nicht bloß auf die begrenzte Anzahl der jeweilig zu sehenden und zu tastenden Gegenstände beschränkt,
sondern erweitert sich mit Hilfe der Erinnerung und der Association zur Vorstellung eines uns von allen Seiten umgebenden Raumes.
In diesem Raume bezeichnen wir als vorn befindlich die bei natürlicher Stellung deutlich gesehenen Objekte, als hinten befindlich
die nach halber Achsenumdrehung des Körpers ebenso zu sehenden. Mäßig schwere Augenbewegungen in wagerechter
Ebene nach der einen oder andern Körperhälfte hin verschaffen uns die Vorstellungen rechts und links.
Die Unterscheidung endlich von oben und unten, die gar nichts mit der umgekehrten Stellung der Netzhautbilder zu thun hat,
geht einfach auf die Verschiedenheit der Muskelempfindungen zurück, welche bei der Bewegung des Auges zum
Himmel
[* 18] und zur Erde eintreten. Das Auge muß eine verhältnismäßig schwere Bewegung ausführen, wenn die Hand in die Höhe tastet,
und es hat eine sehr geringe Anstrengung zu leisten, wenn es in diejenige Richtung blickt, in welche die schweren Körper fallen,
und in welcher auch unsre Füße stehen.
Die Orientierung in dem so durch Tast- und Gesichtssinn bestimmten Raum wird sekundär durch den Hörsinn
gefördert. Unter Raumanschauung des Ohres verstehen wir dessen Fähigkeit, Schalleindrücke zu lokalisieren, eine Fähigkeit, die wahrscheinlich
auf Kopfbewegungen beruht, welche von den Bogengängen aus hervorgerufen werden. Der Beitrag des Gehörs zur Ausbildung einer
ist ein dreifacher. a) Bei bekannter Normalstärke eines Tones gibt die Abweichung eines solchen eben gehörten
Tones von seiner Normalstärke nach unten einen Anhalt
[* 19] für die Beurteilung einer Entfernung, da die Stärke eines Schalles um
so geringer ist, je weiter entfernt die Schallquelle ist. b) Bei unbewegtem Kopfe und bei Mangel schallbrechender
Wände verschafft der Unterschied in der Stärke, mit dem das rechte und das linke Öhr von einem Schall
[* 20] getroffen werden, eine
Schätzung der Lage (rechts, links, Mitte) der Schallquelle.
Denn jedes der beiden Ohren wird von einer auf seiner Seite gelegenen Schallquelle stärker affiziert als das andre Ohr.
[* 21] c)
Da die Stärke eines Schalles dann am stärksten ist, wenn der tönende Gegenstand ungefähr in der nach
außen gezogenen Achse des rechten, bez. linken Gehörganges liegt, und wir, um genau zu
hören, die entsprechende Kopfbewegung zu machen pflegen, so unterrichtet uns diese Veränderung der Kopfstellung über die
Lage der Schallquelle im Raum.