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1875-81: 288,67 Mk. und als Durchschnitt für 1882-85 nur 227,32 Mk., wonach der Preisrückgang in den Jahren 1882-85 gegenüber den Jahren 1875-81 noch 61,35 Mk. für 100 kg betrug. Auch Kohle und Roheisen weisen eine stark rückgängige Preisbewegung in jenen Zeiträumen auf. Der mittlere Preis für Stückkohlen stellte sich in Hamburg [* 2] in den Jahren 1871-85 pro Tonne (= 1000 kg) auf resp. 15,55, 21,73, 27,46, 22,17, 18,07, 16,56, 15,40, 13,95 13,10, 13,16, 12,67, 12,66, 12,65, 12,52, 12,31 Mk. Danach betrug der Durchschnittspreis für 1871-74: 21,73 Mk. für 1000 kg, für 1875-81: 15,70 Mk. und für 1882-85: 12,51 Mk. für 1000 kg, d. h. gegen den Durchschnitt von 1875 bis 1881 immerhin noch 3,16 Mk. pro Tonne weniger. Der Roheisenpreis endlich zeigte in Hamburg in den Jahren 1871-85 eine mittlere Notierung pro Tonne (= 1000 kg) von resp. 72,60, 125,40, 143,60, 102,60, 82,80, 80,71, 80,64, 57,20, 65,40, 59,40, 62-59,60, 57,70, 51,40 Mk. Er stellte sich also im Durchschnitt von 1871 bis 1874 pro Tonne auf 111,05, von 1875 bis 1881 auf 68,70 Mk. und im Durchschnitt von 1882 bis 1885 auf 57,50 Mk., d. h. noch um 11,20 Mk. pro Tonne niedriger als von 1875 bis 1881.
Aus den vorstehenden Zahlen ist der starke Preisdruck für die wichtigsten Rohstoffe vegetabilischer Nahrungsmittel [* 3] sowie für Rohstoffe, bez. Rohprodukte der Textil- und Montanindustrie, die alle sich schlechtweg als Welthandelsartikel darstellen, ersichtlich geworden. Es erübrigt nun zur Feststellung der allgemeinen Preisbewegung in den 70er und 80er Jahren hinwieder auch darauf hinzuweisen, daß die animalischen Nahrungsmittel (welche allerdings dem Weltmarkt nur teilweise zugänglich sind und großenteils der Detailpreisbildung unterliegen) in dem genannten Zeitraum ganz überwiegend eine steigende Tendenz aufwiesen. So betrug in Hamburg der Preis für Ochsenfleisch in den Jahren 1871-85 pro Kilogramm resp. 1,08, 1,0, 1,22,1,19, 1,17, 1,23, 1,25, 1,24, 1,14, 1,21, 1,09, 1,18, 1,19, 1,16, 1,08 Mk., wonach sich der Durchschnittspreis von 1871 bis 1874 auf 1,15 Mk. pro Kilogramm, von 1875 bis 1881 auf 1,19 Mk. und von 1881 bis 1885 wieder auf 1,15 Mk. pro Kilogramm stellt.
Ganz ähnlich verhält es sich mit dem Preis für Schweinefleisch, dessen mittlere Notierung in Hamburg in den Jahren 1871-85 pro Kilogramm resp. 0,93, 1,07, 1,18, 1,09, 1,17, 1,09, 1,10, 1,02, 1-1,14, 1,24, 1,16, 1,09, 1,01, 1,01 Mk. betrug. Sonach ergibt sich als Durchschnittspreis von 1871 bis 1874 pro Kilogramm 1,07 Mk., von 1875 bis 1881 1,11 Mk. und von 1882 bis 1885 wieder 1,07 Mk. pro Kilogramm. Der mittlere Milchpreis in Hamburg wurde in den Jahren 1871-85 pro Liter notiert mit resp. 10,12,12, 12,14,13, 14,14,13, 12,12,12, 12,12,12 Pf., betrug somit im Durchschnitt von 1871 bis 1874: 11½ Pf., von 1875 bis 1881: 13 Pf., von 1882 bis 1885: 12 Pf. pro Liter.
Eine solche Erhöhung weist auch der Butterpreis auf, welcher sich nach mittlerer Hamburger Notierung in den Jahren 1871-85 pro Kilogramm belief auf resp. 2,04, 1,99, 2,28, 2,59, 2,40, 2,61, 2,34, 2,19, 2,02, 2,32, 2,41, 2,40, 2,30, 2,28, 2,12 Mk., d. h. im Durchschnitt von 1871 bis 1874 auf 2,25 Mk. pro Kilogramm, von 1875 bis 1881 auf 2,35 und von 1882 bis 1885 auf 2,30 Mk. pro Kilogramm. An ökonomischer Gesamtbedeutung können aber diese Preissteigerungen für animalische Nahrungsmittel den oben geschilderten Preisrückgängen für landwirtschaftlich-vegetabilische und industrielle Rohprodukte nicht entfernt gleichgestellt werden.
Thatsächlich haben die meisten Produzenten der Landwirtschaft und der Großindustrie unter den ungewöhnlich niedrigen Preisen, wie sie in der zweiten Hälfte der 70er Jahre und mehr noch von Mitte 1883 bis etwa Mitte 1886 herrschten, schwer gelitten; erst in den Jahren 1887-89 ist unter den wieder steigenden Preisen (worüber im einzelnen das »Statistische Jahrbuch für das Deutsche [* 4] Reich«, 11. Jahrgang, S. 123 f., Aufschluß gibt) eine Erholung eingetreten.
2)
Ursachen der Preisveränderungen. Die beiden
Schlagworte, unter denen man die
Gesetze oder richtiger die
Ursachen der thatsächlichen
Preisgestaltung Zusammenzufassen pflegt
, nämlich der Einfluß der jeweiligen
Produktionskosten (einschließlich eines entsprechenden
Gewinnes für den Produzenten) und des jeweiligen Verhältnisses zwischen
Nachfrage und
Angebot, müssen,
sofern die
Lehre
[* 5] überhaupt richtig ist, auch zur
Erklärung der Preisveränderungen in den 70er und 80er
Jahren herangezogen
werden können.
Anwendung hat dieses Doppelgesetz nicht nur auf den Warenmarkt, sondern auch auf den Edelmetall-, bez. Geldmarkt selbst. Was nun vorerst den Einfluß der Produktionskosten auf die Preisbildung in unserm Zeitraum betrifft, so vermögen wir die außerordentlich zahlreichen und erheblichen Veränderungen in den Produktionskosten der einzelnen Waren wie der Edelmetalle (und also auch des Geldes) nicht annähernd mit der erforderlichen Genauigkeit festzustellen, weil zuverlässige Selbstkostenberechnungen in Landwirtschaft und Industrie bisher nicht allgemein angestellt und jedenfalls nur ganz vereinzelt veröffentlicht werden. Es kann also nur im allgemeinen gesagt werden, daß die großen technischen Fortschritte auf fast allen Produktionsgebieten und nicht minder die erhöhte Geschicklichkeit der Betriebsführung selbst, d. h. die sorgfältigere Wahrnehmung von Betriebsvorteilen und Ersparungen, zu einer Ermäßigung vieler Produktionskosten (mit Einschluß der Frachten) und so auch zu einer Ermäßigung der Verkaufspreise der Waren geführt haben.
In der Industrie bedarf dabei einer besondern Hervorhebung die immer weitere Ausbreitung des maschinellen Großbetriebes, welch letzterer mit innerer Notwendigkeit mittels jeder Produktionserhöhung auf die Ermäßigung der Generalkosten und so der Selbstkosten überhaupt hinarbeitet. Unter Generalkosten ist hierbei jener Teil der Selbstkosten verstanden, welcher (wie Kapitalszinsen, Gehalte, Mieten, Versicherungsprämien, allgemeine Kontor- oder Kanzleikosten und Spesen, gewisse fixierte Schicht- und einzelne andre Löhne) nicht in genauem Verhältnis mit der Produktionssteigerung wächst, sondern sich prozentuell, d. h. auf die produzierte Gewichts-, Längen- oder Stückeinheit verteilt, immer niedriger stellt.
Daß hiermit aber auch fortwährend die Gefahr einer Überproduktion und übermäßigen Konkurrenzverschärfung nahe gelegt wird, ist klar und gehört bereits zu einem weitern, jetzt zu erörternden Punkt. Was nämlich das Verhältnis zwischen Nachfrage und Angebot, bez. den Einfluß dieses Verhältnisses auf die Preisbildung in den 70er und 80er Jahren anbelangt, so werden wir dabei die Erscheinungen auf dem Warenmarkt von den Erscheinungen auf dem Edelmetall- (Geld-) Markt trennen. Bei beiden aber können in Kürze nur solche Umstände berührt werden, welche entweder auf den Warenmarkt als Ganzes, also nicht bloß auf einzelne räumlich und sachlich abgegrenzte Gebiete desselben, oder auf den Edelmetall-, bez. Geldmarkt als Ganzes Bezug haben. Zu den wichtigsten Veränderungen, welche das Verhältnis von Nachfrage und Angebot für Waren beeinflußt haben, gehört die stete Erweiterung der weltwirtschaftlichen ¶
mehr
Beziehungen und hiermit auch der Weltkonkurrenz. In der Landwirtschaft machte sich die Inangriffnahme weiter amerikanischer
und indischer Kulturflächen zum Anbau von Brotfrüchten besonders schwer geltend, weil sie mit einer großen Beschleunigung
wie auch Verbilligung des Land- und Seetransports zusammenfiel. In der Großindustrie tritt hinzu die schon berührte Ausbreitung
der Massenfabrikation mit ihrem steten Drängen nach Produktionserhöhung, durch welche naturgemäß
die innere und äußere Konkurrenz an Intensität und Rücksichtslosigkeit immer mehr zunimmt. Daneben hat sich vielfach auf
dem Warenmarkt eine illegitime Spekulation ausgebildet, welche, auch wo sie Preistreiberei anstrebt (Beispiel: der Kupf
erring
von 1887/88), doch selbst schon den Rückschlag, d. h. den Preissturz, mit Notwendigkeit vorbereitet, wenn
sie nicht etwa gar ein Interesse daran hat, durch direkte Baissebestrebungen den Preis zu werfen und dann den Preisdruck ebenso
auszunutzen wie vorher die Preissteigerung selbst.
Alle diese in vorstehendem nur angedeuteten Produktions- und Umsatzverhältnisse auf dem Warenmarkt haben nach übereinstimmendem Urteil der Fachmänner einen besonders erheblichen Anteil an den starken Preisveränderungen der 70er und 80er Jahre gehabt. Darüber aber gehen die Meinungen auseinander, ob und wieweit auch die Verschiebungen auf dem Edelmetallmarkt, das sind die allgemeinen Geld- und Währungsverhältnisse, einen Einfluß auf die Preisgestaltung gehabt haben.
Hierüber sollen nur die wichtigsten dabei in Betracht kommenden thatsächlichen Umstände angeführt werden. Der Bedarf an Edelmetall überhaupt und namentlich zu Münzzwecken, d. h. der Geldbedarf im allgemeinen, ist seit Beginn der 70er Jahre infolge der außerordentlich vermehrten in- und ausländischen Warenumsätze sehr erheblich gestiegen, wenngleich die erhöhte Zirkulationsgeschwindigkeit des Geldes, ferner die fortgesetzte Ausbreitung und Vervollkommnung des Kreditsystems, insonderheit der Kreditumlaufsmittel, sowie die Ausbildung des spezifisch kaufmännischen Abrechnungsverkehrs zweifellos dieser Bedarfszunahme an gemünztem Geld entgegengewirkt haben.
Von weitgreifender Bedeutung war es nun, daß der Mehrbedarf an Edelmetall zu Münzzwecken nicht dem Gold [* 7] und Silber in gleichem Maße sich zugewendet hat, sondern nur die Nachfrage nach Gold sich erhöht, die nach Silber aber sich erheblich vermindert hat. Dieser Umstand hängt auf das engste mit den in den 70er Jahren eingetretenen Änderungen in den Währungsverhältnissen zusammen. Unter diesen seien hervorgehoben: der Übergang des Deutschen Reiches zur Goldwährung mittels der Gesetze vom und sowie die Einführung der Goldwährung in Dänemark, [* 8] Schweden [* 9] und Norwegen im J. 1872, ferner die in Holland in den Jahren 1875/76. Alles in allem ist der durch Währungsänderungen hervorgerufene Mehrbedarf an Gold von Anfang der 70er bis Mitte der 80er Jahre auf über 4000 Mill. Mk. berechnet worden.
Dieser außerordentlich verstärkten Nachfrage nach Gold stand aber nicht eine steigende, sondern eine fortgesetzt sinkende Goldproduktion gegenüber. Ohne auf die ungewöhnlich großen Goldfunde in Kalifornien und Australien [* 10] während der 50er Jahre dieses Jahrhunderts zurückzugehen, betrug doch noch in den 60er Jahren die Goldproduktion der Erde durchschnittlich jährlich etwa 190,000 kg, an Wert also, das Pfund fein zu 1395 Mk. berechnet, rund 530 Mill. Mk. In den 70er Jahren betrug der Durchschnitt nur noch etwa 173,500 kg pro Jahr, was einem Werte von rund 480 Mill. Mk. jährlich entspricht.
Und ein weiteres rapides Sinken der Goldproduktion trat in den Jahren 1881-85 ein, indem dieselbe für die genannten fünf Jahre dem Werte nach nur mit resp. 443,414,403, 408 Mill. Mk. angesetzt wurde und auch 1886-88 noch nicht die Höhe wie in den 70er Jahren erreichte. Die umgekehrte Bewegung in Nachfrage und Angebots-, bez. Produktionsverhältnissen wie beim Golde wies das Silber auf. Der Minderbedarf an Silber zu Münzzwecken, der durch die Einführung der Goldwährung im Deutschen Reiche in den nordischen Staaten und Holland eingetreten war, konnte weder durch den Silberbedarf Ostasiens und speziell Indiens, noch durch die in der lateinischen Münzkonvention vereinigten Doppelwährungsländer (Frankreich, Italien, [* 11] Belgien, [* 12] Schweiz, [* 13] Griechenland), [* 14] noch endlich durch die Vereinigten Staaten [* 15] ausgeglichen werden, welch letztere allerdings im J. 1878 mittels der Bland Bill die im J. 1873 im Prinzip beschlossene Einführung der Goldwährung thatsächlich beseitigten und dem Silberdollar wieder die Kraft [* 16] eines gesetzlichen Zahlungsmittels verliehen.
Und dennoch wies die Silberproduktion der Erde fort und fort steigende Zahlen auf. Noch in den 60er Jahren betrug die gesamte Silberproduktion durchschnittlich jährlich nur etwa 1,22 Mill. kg; sie ist aber in den 70er Jahren, unbekümmert um die großen Silberquantitäten, welche in den neuen Goldwährungsländern frei wurden, schon auf durchschnittlich 2,21 Mill. kg gesteigert und in dem Jahrfünft 1881-85 auf durchschnittlich 2,86, in den Jahren 1886-88 gar auf 3,43 Mill. kg getrieben worden.
Dieses zwiefache Mißverhältnis, nämlich einerseits die steigende Goldnachfrage bei sinkender Goldproduktion und anderseits die verminderte Silbernachfrage bei gleichzeitig enorm gestiegener Silberproduktion, mußte naturgemäß das Wertverhältnis zwischen Gold und Silber, die sogen. Wertrelation, sehr erheblich beeinflussen. In den 60er Jahren war dieses Verhältnis etwa 1:15½, also Gold 15½mal soviel wert wie Silber;
im Durchschnitt der 70er Jahre war die Wertrelation schon auf 1:16,9, in den Jahren 1881-85 noch weiterhin auf 1:18, 6 und 1886-88 sogar auf 20,4 verschoben, während neuestens, namentlich unter dem Einfluß der amerikanischen Silberbill vom Juli 1890 (s. d.), sich der Silberpreis etwas gehoben hat.
Wahrscheinlich sind aber alle vorgenannten Veränderungen auf Seite der Edelmetalle, bez. des Edelmetallgeldes nicht ohne einige Rückwirkung auch auf die allgemeine Preisgestaltung der Waren selbst geblieben, da bei der Preisbildung im ganzen doch jeweils der Gesamtwarenmasse ein bestimmter Gesamtvorrat an Metallgeld als mit preisbeeinflussend gegenübersteht, gleichviel, ob diese Preisbeeinflussung auch nur eine indirekte ist. Und wenn auch dem Geldwert selbst, richtiger dem Preise des Geldes, zweifellos eine hohe Konstanz [* 17] innewohnt, die sich zum großen Teil schon aus der gewaltigen Masse des Metallgeldvorrats erklärt (letzterer wurde bereits zu Anfang der 70er Jahre auf fast 11 Milliarden Mk. geschätzt), so sind doch so tiefgreifende Veränderungen in Nachfrage und Angebot der Edelmetalle auch für die Preisbildung auf dem Warenmarkt schwerlich ganz zu überwinden, nur daß der Grad ihres Einflusses nicht irgendwie genau feststellbar ist.
3) Schlußfolgerungen. Charakter und Bedeutung der allgemeinen Preisveränderungen in den 70er und 80er Jahren reichen über die regelmäßig beobachteten Wellenbewegungen der Preise gewiß hinaus und stellen eine ernstere, mit der Entwickelung der ¶