ist Mezehögyes, zwischen Arad und Szegedin gelegen, das auf einer Fläche von 16,000 Hektar ungefähr 400 Stuten Unterkunft
gewährt. Drei Zuchtrichtungen sind im Gestüt vertreten, und zwar 1) Normänner Rasse (groß und klein, Noniusgestüt), 2) die
Gidranrasse, orientalischen Ursprungs, und 3) die Furiosorasse, englisches Halbblut. Die früher noch gezüchteten Rassen
sind transloziert oder im Verschwinden. Der Gestütsbrand ist eine Krone über einem M
[* ]
(Fig. 9), die Rassenbrände sind dieselben
wie in Radautz.
Bábolna im Komorner Komitat, an der Raabbahn belegen und 4038 Hektar Fläche umfassend, ist ein rein arabisches Zuchtgestüt,
in dem 130-150 Stuten, davon 20 Vollblut, gehalten werden. Brandzeichen des Gestüts ist eine Krone über
einem B
[* ]
(Fig. 10). Kisbér, nur 2 Meilen von Bábolna entfernt, gleichfalls im Komorner Komitat liegend und 6415 Hektar Areal besitzend,
züchtet mit ca. 30 Voll- und 120 Halbblutstuten nur englisches Blut. Die Pepinièrehengste, zum Teil berühmte Namen, decken
auch Privatstuten.
Der Gestütsbrand ist eine Krone über einem mit K verbundenen B, wie
[* ]
Figur 11 zeigt. Fogaras in Siebenbürgen,
zwischen Hermannstadt und Kronstadt gelegen, mit einem Gebiet von 3600 Hektar, hat ein brauchbares Kampagnegebirgspferd zu liefern
und sucht diesem Zwecke auf Grundlage der Lippizzaner Rasse gerecht zu werden. Die in Höhe von ungefähr 100 Stück
gehaltenen Mutterstuten gliedern sich in fünf Familien. Der Gestütsbrand ist eine Krone über einem F
[* ]
(Fig. 12); auch existieren
besondere Rassenbrände für Conversano, Favory, Maestoso, Napolitano und Pluto
[* ]
(Fig. 13 bis 17). Staatshengstedepots unterhält
Ungarn zu Stuhlweißenburg, Debreczin, Nagy-Körös und Sepsi St. György, die jedes wieder Filialen haben. Das
größte davon ist Stuhlweißenburg, das ungefähr 500 Hengste beherbergt.
Hofgestüte besitzt das österreichische Kaiserhaus zwei, Lippizza und Kladrub. Lippizza, in Krain auf dem Karst in der Nähe
von Triest gelegen, züchtet meistenteils Schimmel teils spanischer, teils arabischer Abkunft, die für die Hofzüge und besonders
auch für die Reitschule in Wien das Material für Schulpferde in hohen Gängen liefern. Kladrub, im Chrudimer
Kreise in Böhmen gelegen, liefert neben englischen Voll- und Halbblutpferden noch die alten Kladruber Pferde spanisch-neapolitanischen
Ursprungs, Schimmel und Rappen, welche für die Galazüge bei feierlichen Auffahrten in Wien durch ihr stolzes und ernstes Auftreten
einen besondern Glanzpunkt bilden.
Vgl. Braeuer, Sammlung von Gestütsbrandzeichen der Staats- und Privatgestüte
Europas und des Orients (Dresd. 1877);
Stöckel, Die königlich preußische Gestütverwaltung und die preußische Landespferdezucht
(Berl. 1890).
(Abgrenzung der Florenreiche und Vegetationsformen). Das Hauptergebnis der neuern Pflanzengeographie gegenüber
der ältern, vorzugsweise klimatologischen Richtung besteht in dem von Engler und seiner Schule geführten Nachweis, daß die
Verteilung der Gewächse auf der Erdoberfläche in erster Linie von den Vegetationsverhältnissen der Tertiärzeit abhängig
erscheint, in welcher eine Scheidung in bestimmte, pflanzengeographisch abgegrenzte Gebiete bereits vollzogen war, und die
den in weiterer geologischer Umbildung begriffenen, sich trennenden oder vereinigenden Ländergebieten
deutlich nachweisbare Kerne von Stammformen zu späterer Artausbildung und Umprägung überlieferte. Im
ältern und mittlern
Tertiär haben sich von den damaligen Polarländern her Gewächse nördlichern Charakters, das arktotertiäre Florenelement Englers,
über Europa, das nördliche und mittlere Asien und Nordamerika verbreitet und die dort ansässige Tropenflora
in die südlich anstoßenden Länder zurückgedrängt.
Diese nördliche Tertiärflora zerfiel bereits in einen innern, etwa von 75-80° nördl. Br. reichenden borealen Gürtel und
eine mehr südliche Zone, welche zahlreiche, mit tropischen Formen verwandte Sippen enthielt; letztere bilden einen wesentlichen
Bestandteil in der miocänen Pflanzenwelt von Mitteleuropa und sind in der lebenden Flora vorzugsweise
im mittlern Nordamerika (Virginien) und in Ostasien (China, Japan, südliche Amurlandschaften) erhalten.
Während des jüngern Tertiär und der Eiszeit erfolgte dann ein zweiter Vorstoß der arktotertiären Pflanzen, indem deren nordische
Vertreter weiter südwärts vordrangen und gleichzeitig die noch vorhandenen Reste der tropischen Vegetation dem
eingetretenen kältern Klima nicht Widerstand zu leisten vermochten; die davon betroffenen Gebiete von Europa, Asien und Amerika
wurden dadurch zu einem einheitlichen Florengebiet, dem nordischen (Drude), umgeprägt, in welchem keine tropischen Vertreter
mehr enthalten sind, und dessen Kernbestandteile den tertiären Polargegenden entstammen.
Dieser Umstand erklärt die so oft unrichtig gedeutete teilweise übereinstimmung zwischen der Hochgebirgsflora
Europas und Asiens mit der Skandinaviens und der arktischen Länder. Die Überbleibsel der subborealen Tertiärflora wurden in
den Mittelmeerländern, in China und Japan und im mittlern Nordamerika durch besondere geologische Ursachen voneinander isoliert
und entwickelten sich in Gestalt selbständiger Florenreiche mit besondern Arten weiter; Beweis dafür
sind einzelne, in der jüngern Tertiärflora (Miocän und Pliocän) über Nordamerika, Europa und Asien verbreitete Stammarten,
wie Platanus aceroides Göpp., aus denen in der darauf folgenden Zeit zwei nahe verwandte, aber nach dem östlichen und westlichen
Wohngebiet scharf gesonderte Tochterarten (Platanus occidentalis und orientalisL.) sich herausbildeten (s.
Platane).
In den Tropen hat sich dagegen die ursprüngliche Tertiärflora am ungestörtesten weiter entwickeln können, so daß dort
gewisse gemeinsame Bestandteile vorhanden sind;
jedoch waren schon während der Tertiärzeit zwei verschiedene Tropenfloren,
eine östliche und eine westliche, vorhanden, welche Engler als das paläotropische (Afrika nebst Inseln, Südasien) und das
neotropische Florenelement (südliches Nord- und nördliches Südamerika) bezeichnet;
die Unterschiede beider
liegen vorzugsweise darin, daß einzelne Pflanzenfamilien ausschließlich dem einen oder dem andern Gebiet angehören;
so
wachsen die Bromeliaceen, Cyklanthaceen, Marcgraviaceen u. a. nur in Amerika, die Pandanaceen, Dipterokarpeen, Nepenthaceen u. a.
nur in der alten Welt. Am meisten zweifelhaft erscheint der Ursprung der Flora im äußersten Süden der
großen Kontinente (Kapland, Andesgebiet des südlichen Amerika) sowie in Australien, Neuseeland und den antarktischen Ländern,
weil hier ein durchgreifender allgemeiner Charakter fehlt.
Engler nimmt für diese Gebiete ein gemeinsames altozeanisches Florenelement
an, dessen Formen die Fähigkeit besessen haben, über große Strecken des Ozeans hinweg zu wandern und
sich an den Ansiedelungsorten zu neuen Arten zu entwickeln. Drude vermutet, daß gleichzeitig mit der
mehr
Ausscheidung der arktischen Elemente aus der ehemaligen arktotertiären Flora der nördlichen Halbkugel ähnliche Umbildungen
sich auch auf den Südspitzen der großen Kontinente in der Weise vollzogen haben, daß die Entwickelung von Anfang an unter
Isolierung erfolgte; zum Beweis führt er unter andern die auffallend enge Begrenzung des Wohngebiets bei gewissen,
dem Kapland und Australien eigentümlichen Pflanzenordnungen (Proteaceen, Restiaceen, Epakrideen u. a.) und die große Zahl daselbst
ausschließlich einheimischer (endemischer) Arten an. Drude faßt ferner in einem gewissen Gegensatz zu Engler als Florenreich
alle die geographischen Gebiete zusammen, in welchen eine überwiegende Menge herrschender Pflanzensippen (d. h. Gattungen,
Tribus, Unterordnungen) auf ein gemeinsames Ursprungsgebiet hinweisen, und scheidet sie nach ihrem
allgemeinen Charakter in die drei Hauptgebiete der borealen, tropischen und australen Pflanzenwelt. Dieselben gliedern sich
in 14 einzelne Florenreiche, die zu annähernder Vergleichung mit den Abgrenzungen Englers und Grisebachs in folgender Übersicht
vereinigt sind, wobei bezüglich der geographischen Einzelheiten auf die Karte »Verbreitung der wichtigsten
Pflanzengruppen der Erde« zum Artikel Pflanzengeographie im Hauptwerk (Bd. 12) verwiesen
werden muß.
Vergleichung der Florenreiche und Florengebiete nach Drude, Engler und Grisebach.
A. Boreale Reiche (mit vorwiegend arktisch-alpinen und arkto-tertiären, im Süden auch paläo- und neotropischen Elementen).
nach Drude.
nach Engler.
nach Grisebach.
1. Nordisches Florenreich.
Arktisches u. subarktisch-mitteleuropäisches Gebiet.
Arktisches und Waldgebiet
beider Hemisphären.
2. Mediterran-orientalisches Florenreich.
Makaronesisches Übergangsgebiet, Mittelmeergb., Teile des uralo-kaspischen G.
Mittelmeergebiet und Teile des Steppengebiets.
3. Innerasiatisches Florenr.
Zentralasiatisches Gebiet.
Teile des Steppengebiets.
4. Ostasiatisches Florenreich.
Mandschurisch-japanisches Gebiet.
Chinesisch-japanisches Gebiet.
5. Florenreich des mittlern Nordamerika.
Gebiet des pacifischen und atlantischen Nordamerika.
Kalifornisches
und Präriengebiet.
B. Tropische Reiche (mit vorwiegend paläo- und neotropischen, teilweise mit altozeanischen Elementen).
6. Tropisch-afrikanisches
Florenreich.
Westafrikanisches Waldgebiet und afrikanisch-arabisches Steppengebiet.
Sudan, Kalahari, Teile des Saharagebiets.
7. Ostafrikanisches Insel-F.
Malagassisches Gebiet.
Madagaskar, Maskarenen, Seschellen.
8. Indisches Florenreich.
Vorderindisches, ostasiatisch-tropisches, malaiisches (inkl. Nordaustralien)
und polynesisches Gebiet.
Indisches Monsungebiet (inkl. Nordaustralien).
9. Tropisch-amerikanisches Florenreich.
Mexikanisches u. tropisch-amerikanisches Gebiet.
Mexikanisches, westindisches,
cisaquatoriales Gebiet, Hyläa- und brasilisches Gebiet.
C. Australe Reiche (mit vorwiegend altozeanischen Elementen).
10. Südafrikanisches Florenr.
Gebiet des Kaplandes.
Gebiet der
Kapflora.
11. Andines Florenreich.
Andines Gebiet nebst Galapagos-Inseln und Juan Fernandez.
Antarktisches Waldgebiet nebst dem Gebiet der Kerguelen, der Amsterdaminsel etc.
Antarktisches
Waldgebiet nebst einer Reihe ozeaner Inseln.
Die
verschiedenen Florenreiche zerfallen weiter in Unterabschnitte, wie z. B.
Zonen, Provinzen und Bezirke. Alle diese Einteilungen stützen sich ausschließlich auf floristische Untersuchungen der betreffenden
Gebiete, wie sie in den Pflanzenkatalogen und in systematischen Werken niedergelegt sind. Eine davon durchaus verschiedene
Gruppierung wird erhalten, wenn von den Anpassungen der Gewächse an bestimmte Bedingungen des Klimas und
Standortes, d. h. also von physiologischen Faktoren oder von hervorragenden Lebenseigentümlichkeiten, wie z. B. den periodischen
Wachstumserscheinungen, der Ernährungsweise und andern biologischen Merkmalen, ausgegangen wird.
Als derartige Vegetationsformen hat z. B. A. de Candolle nach den verschiedenen Graden des Wärmebedürfnisses die Gruppen der
Mega-, Meso-, Mikro- und Hekistothermen (d, h. Pflanzen mit großem, mittlerm, kleinem und kleinstem Wärmebedürfnis)
und nach den Feuchtigkeitsansprüchen die Gruppen der Hygro- und Xerophilen (d. h. Pflanzen feuchter und dürrer Standorte)
unterschieden. Grisebach bezeichnete nach der physiognomischen Tracht sowie nach biologischen und systematischen Merkmalen
50-60 Gewächsformen, beispielsweise von Holzgewächsen die Palmen-, Farnbaum-, Pisang-, Pandanus-, Bambusen-, Nadelholz-, Lorbeer-,
Oliven-, Eukalyptus-, Sykomoren-, Buchen-, Weiden-, Linden-, Eschen-, Mimosen-, Bananen- und Mangroveform, die
Strauchformen der Eriken, Myrten, des Oleanders, der Proteaceen, die Sodada- und Rhamnusform, die Dornsträucher, endlich die
Kasuarineen-, Cypressen-, Tamarisken-, Spartium- und Zwergpalmenform als typisch.
Drude begnügt sich mit der Unterscheidung folgender Vegetationsklassen:
1) Belaubte Holzpflanzen, a) Bäume und Sträucher, b) Lianen, c) Mangroven, d) Holzparasiten;
2) Blattlose Holzpflanzen, a) Stammsukkulenten, b) blattlose Sträucher;
5) Sukkulenten (Stamm- und Blattsukkulenten, Laubrosetten);
6) Aërophyten;
7) Hydrophyten (Süßwasser- und Meerespflanzen);
8) Flechten;
9) Saprophyten;
10) Parasiten (grüne und nichtgrüne). Kerner von Marilaun verwendete als Einteilungsgrund teils das allgemeine
Substrat und die Art der Nahrungsaufnahme, teils aber auch die verschiedenartigsten morphologischen Merkmale, so daß
die von ihm unterschiedenen Pflanzengruppen: Wasserpflanzen, Steinpflanzen, Erdpflanzen, Überpflanzen, Verwesungspflanzen,
Tierfänger, Schmarotzer, Ernährungsgenossenschaften (Flechten), Flachblatt- und Rollblattpflanzen, Filzpflanzen, Dickblattpflanzen,
mehr
Nopalgewächse (Stammsukkulenten), Rutengewächse, Flachsproßgewächse, Lianen, Dornsträucher u. a., zwar eine vorzügliche,
habituelle Charakteristik, aber keine durchgreifende biologische Übersicht gewähren. Wie Drude hervorhebt, ist es bis jetzt
noch nicht gelungen, eine vollkommen einwurfsfreie Klassifikation und Nomenklatur der Vegetationsformen nach rein biologischen
Merkmalen festzustellen. Über die Flora des asiatischen Monsungebiets s. den Bericht: Naturforscherversammlung,
S. 639.
Vgl. Drude, Die Florenreiche der Erde (in »Petermanns Geographischen Mitteilungen«, Ergänzungsheft 1884);
Derselbe, Die systematische
und geographische Anordnung der Phanerogamen (in Schenks »Handbuch der Botanik«, Bd. 3, Bresl.
1887);
Derselbe, Handbuch der Pflanzengeographie (Stuttg. 1890),
und dessen fortlaufende Berichte über Pflanzengeographie in Wagners »Geographischem Jahrbuch«
(Gotha).
Vegetationsformationen.
In der Anwendung dieses von Grisebach (1838) eingeführten Begriffs sind die Pflanzengeographen bisher ziemlich willkürlich
verfahren, indem sie unter demselben teils gewisse natürliche biologische Pflanzengemeinden (wie Wälder, Gebüsche, Wiesen,
Savannen u. a.), teils die Vegetation bestimmter Abschnitte des Terrains (wie Sumpf, Ufer, Strand, Thal, Hügel, Berg u. a.), teils
einzelne, nur aus wenigen Arten gebildete Pflanzenbestände, z. B. von Empetrum, Betula nana u. a., verstanden
haben.
Drude geht daher bei der Abgrenzung der Vegetationsformation von ganz bestimmt charakterisierten, aus Vegetationsformen gebildeten
Hauptbeständen eines Florengebiets oder Florenbezirks aus, deren dauernder Zusammenhalt durch eine Reihe gemeinsamer, äußerer
Lebensbedingungen (Insolationslage, Bewässerung, Bodenunterlage u. a.) bewirkt wird. Die Formationen erscheinen
hierbei als Untergliederungen eines bestimmten Florengebiets und haben zunächst nur innerhalb des letztern Geltung und Bedeutung;
sie setzen sich aus geselligen Hauptarten und einzeln auftretenden Nebenarten zusammen, welche im Bereich jener eine Wohnstätte
finden.
Um an einem Beispiel zu zeigen, wie sich Drude die Formationsgliederung eines kleinern Ländergebiets praktisch
durchgeführt denkt, wendet er seine Grundsätze auf die Pflanzenwelt des Hercynischen Berglandes an, d. h. auf die Landschaften
vom Harz über Thüringen und Sachsen bis an das Ostende des Sudetenzugs und an den Südrand des Böhmerwaldes, welche im nordischen
Florenreich ihrem allgemeinen Charakter nach der Zone der immergrünen Zapfen- und sommergrünen Laubbäume
mit Mooren, Wiesen und Heiden angehören.
Von Formationsklassen treten in diesem Gebiet Wälder, Gebüsche, Gesträuche, Grasfluren (Wiesen), Felsen, Moore, Sümpfe und
Teiche sowie von Regionen die Niederung (bis 150 m), die Hügelregion (bis 500 m), die Bergregion (bis 1300 m) mit einer untern
(bis 800 m) und obern Waldregion (bis 1100 m) sowie einer Strauchregion (bis 1300 m), endlich die alpine
Region (von 1300-1600 m) auf; in dem Alpenbezirk bildet die Nadelholzbergregion mit Bergwiesen, Voralpenwiesen und hochwüchsigen,
geselligen Stauden (Karflur) den untern und die Hochgebirgsregion mit alpinen Heiden, Alpenmatten, Fels- und Geröllhalden,
Krummholzbeständen und Hochmooren den obern Abschnitt. Schließlich ergibt sich folgende, hier nur auszugsweise
wiederzugebende Gliederung des Hercynischen Berglandes nach Vegetationsformationen:
Ein * bei einem Pflanzennamen bedeutet eine Pflanze mit besonders charakteristischer Verbreitung.
Erste Gruppe: Wälder und denselben sich anschließende Gehölz- und Strauchformationen.
l. In der Niederung und der Hügelregion.
1) Geschlossene Laubwälder (mit trocknem Untergrund, ohne Grasnarbe und ohne Bergstauden), teils aus Buchen,
teils aus gemischten Laubhölzern (Fagus, Quercus, Fraxinus, Ulmus), teils aus Laubholz mit untermischten Nadelhölzern bestehend.
- Als Nebenarten sind Anemone, Hepatica, Pulmonaria, Orobus vernus, Neottia, Monotropa
u. a. charakteristisch.
2) Auenwälder (mit periodisch nassem oder sumpfigem Untergrund und stellenweise mit Sumpfgräsern, wie Molinia, oft im
Überschwemmungsgebiet der Flüsse liegend), teils aus Eichen, teils aus gemischten Beständen gebildet. - Nebenarten: Poa nemoralis,
Listera, Smilacina bifolia, Ficaria, Milium effusum, Circaea, Angelica, Heracleum.
3) Bruchwälder und Waldmoore (mit dauernd sumpfigem Untergrund und Sumpfgräsern), aus Erlen oder gemischtem Bruchwald mit
Betula pubescens, Alnus, Pinus silvestris, Salix-Arten bestehend. - Nebenarten: Athyrium Filix femina, A.
Filix mas, *Calla palustris.
4) Lichte Haine (mit trocknem Untergrund, licht stehenden Bäumen, geschlossener Grasnarbe und gesellig eingestreuten Sträuchern),
aus Birken, Eichen, gemischtem Laubholz und Laub- mit Nadelholz (Pinus silvestris, am Boden Aira und Erikaceen) bestehend. - Nebenarten:
Calluna, Jasione, Sarothamnus, Pteris, Trifolium rubens und montanum, *Cytisus nigricans.
5) Buschwälder und Vorhölzer (mit trocknem Untergrund, entweder die lichten Ränder der Formation 1 oder selbständig auf
trocknen Hügeln oder an Steilgehängen ohne Hochwald), mit Corylus und Cornus sanguinea. - Nebenarten: Crataegus, Prunus spinosa,
Rosa canina, Tilia, Acer campestre, Melampyrum nemorosum, Betonica, Clinopodium, Cephalanthera, *Bupleurum falcatum, *Sorbus torminalis,
Aria u. a.
6) Dürre, geschlossene Nadelwälder (auf trocknem oder wenig feuchtem Boden, ohne Bergsträucher und Bergstauden), aus Kiefern
mit Heidegesträuch (Calluna), Vaccinium Myrtillus und Vitis idaea bestehend. - Nebenarten: Corynephorus, Jasione, Sarothamnus,
Agrostis.
7) Sumpfige Nadelwälder (auf stets nassem Boden mit Anschluß an Moore und Sümpfe), aus geselligen Pinus silvestris,
Picea, *Betula, Alnus, Salix-Arten, Frangula, Juncus-Arten, Polytrichum commune, Sphagnum.
8) Nadelmengwälder (an höhere Luftfeuchtigkeit gebunden, der Boden durch eine Moosschicht vor dem Austrocknen geschützt,
den obersten Teil der Hügel- und den untern der Bergregion einnehmend), entweder aus gemischten Beständen von Picea, Abies,
Fagus mit eingestreutem Acer, Ulmus, Fraxinus, Gesträuch von Sambucus racemosa, Lonicera Xylosteum, Daphne,
oder aus geschlossenem Fichtenbestand (Picea) ohne Tannen, aber mit Pinus silvestris und einer aus Moosen und Lebermoosen gebildeten
Bodenschicht. - Nebenarten in dem gemischten Bestand: Smilacina, Paris, Polygonatum, Farne, Lysimachia nemorum, Trientalis,
Actaea, *Prenanthus purpurea, *Aruncus, *Digitalis purpurea, oder in dem Fichtenbestand: Hypnum-Arten, Blechnum, Pirola-Arten,
Monotropa.
II. In der Bergregion.
9) Berg-Laubwälder (auf trocknen Berghängen bis zu 800 m), mit geselligen Beständen von Fagus, Acer Pseudoplatanus, Ulmus,
Fraxinus und zerstreuten Abies, Picea, Sträuchern von Lonicera, Ribes alpinum, Daphne und Waldstauden (Paris, Orobus, Mercurialis
u. a). - Nebenarten: Luzula albida, Melica nutans, Milium, Lilium Martagon, Asarum europaeum u. a.
10) Gemischte Voralpenwälder (auf sonnigen, breiten Bergrücken, die am höchsten aufsteigende Form der Laubwälder in Verbindung
mit Nadelholz), aus geselligen Abies, Picea und den unter 9) genannten Laubhölzern. - Nebenarten: Knautia silvatica, Homogyne
alpina.
11) Obere Fichtenwälder (oberste Waldregion bis zur Baumgrenze), aus Picea mit Gebüsch oder Gesträuch
von Sorbus, Rubus idaeus, Vaccinium Myrtillus und Stauden (Luzula maxima, Calamagrostis, Halleri etc.). - Nebenarten: Homogyne alpina,
Prenanthes, *Digitalis purpurea, *Streptopus amplexifolius.
12) Waldbach- und Quellflurformation (im Anschluß an 7), mit Beständen von Chaerophyllum hirsutum, Chrysosplenium, Crepis
palustris und Petasites albus, oberhalb 800 m Mulgedium, Aconitum, Ranunculus aconitifolius. - Nebenarten
mehr
der untern Region: *Astrantia major, der obern: Senecio nemorensis und Fuchsii, *Doronicum austriacum, *Adenostyles albifrons,
Veratrum Lobelianum.
13) Alpengesträuch (baumlose Zone), mit Beständen sommergrüner Gebüsche (Salix-Arten, Betula carpatica) oder Krummholz (Pinus
montana) und hochwüchsigen Stauden (Mulgedium). - Nebenarten: *Salix Lapponum und silesiaca, *Ribes petraeum, Vaccinium uliginosum,
Myrtillus, Vitis idaea, Empetrum.
Zweite Gruppe: Wiesen und denselben sich anschließende Gras- und Staudenformationen.
14) Trockne Hügel- und Triftformation (der Boden zusammenhängend mit Stauden, eingestreuten Sträuchern und Gräsern bedeckt),
mit Hagedornbeständen (Crataegus, Prunus spinosa, Rosa- und Rubus-Arten), Stauden (Centaurea, Scabiosa, Poterium, Potentilla verna
und argentea), Halbsträuchern von Thymus Serpyllum, Genista tinctoria, Helianthemum, oder auf Sand mit Armeria.
- Nebenarten: *Prunella grandiflora, *Anemone silvestris, *Peucedanum Oreoselinum, *Eryngium campestre, Ononis spinosa, Anthyllis,
Agrimonia, Koeleria cristata, Cirsium acaule.
15) Thalwiesen (aus langhalmigen, süßen Gräsern auf Boden mit Grundwasser bestehend), mit gesellig wachsendem Alopecurus pratensis,
Festuca elatior, Dactylis, Avena flavescens u. a. und Stauden (Heracleum, Campanula patula, Geranium pratense
u. a.). - Nebenarten: *Salvia pratensis, *Iris sibirica, *Colchicum autumnale, Lychnis Flos Cuculi, Anthriscus silvestris, Carum
Carvi, Ranunculus acer, Rhinanthus u. a.
16) Bergwiesen (aus kurzhalmigen, süßen Gräsern und reichlichen Stauden bestehend, nur auf geneigtem Boden), mit Beständen
von Saxifraga granulata (daneben: *Thlaspi alpestre, *Ornithogalum umbellatum) oder von Meum athamanticum (Nebenarten: Phyteuma
orbiculare, Polygonum Bistorta, *Crepis succisaefolia) oder von Bergorchideen (Gymnadenia, Coeloglossum, Listera, Platanthera)
nebst Botrychium, Convallaria u. a. oder auf torfigem Untergrund mit Beständen von Nardus stricta (Nebenarten: Scorzonera humilis,
Pedicularis silvestris).
17) Bergmatten mit alpinen Gräsern (Poa alpina) und überwiegenden Beständen von Alchemilla vulgaris (Nebenarten: *Homogyne
alpina, *Anemone narcissiflora, *Hieracium alpinum, *Carex atrata) und quelligen Matten (*Bartsia alpina,
*Swertia perennis).
Dritte Gruppe: Sumpfwiesen, Grün- und Hochmoore, Heiden.
18) Berg-Grasmoore (von süßen Gräsern, Riedgräsern und Binsen bewachsene Sumpfflächen, die in Berührung mit stehendem Wasser
sind), mit Sumpfwiesen (Molinia, Carex- und Eriophorum-Arten, Parnassia palustris, Valeriana dioica, *Pinguicula vulgaris), Binsenmooren
(Juncus-Arten, Drosera rotundifolia, *Hydrocotyle vulgaris), Wollgras- und Riedmooren (Eriophorum vaginatum,
*E. alpinum) und Torfsümpfen (Carex ampullacea und andre Arten, *Scheuchzeria palustris).
19) Gesträuchführende Moosmoore (mit Erikaceensträuchern in Sumpfmoospolstern, daneben die Moorpflanzen der vorigen
Gruppe), mit *Ledum palustre, Vaccinium uliginosum und Oxycoccus, Empetrum, in der Bergregion mit Salix repens, in der Alpenregion
mit Betula nana.
21) Niedre Heiden (gesellige Erikaceensträucher auf trocknem Niederungsboden), mit vorwiegender Calluna vulgaris, Heidelbeergesträuch,
Sarothamnus-Gestrüpp, Wacholder und Büschen von Pinus silvestris und betula verrucca. - Nebenarten: Hieracium Pilosella.
Antennaria dioica, Arnica montana u. a.
22) Bergheiden (gesellige Erikaceensträucher auf Gebirgsboden mit beigemengten Berg- und Alpenpflanzen), aus Calluna-Beständen
(nebst Vaccinium Myrtillus, *Pulsatilla alpina, Hieracium alpinum und Bergorchideen) und aus Myrtillus-Beständen mit Bergmattenstauden
(Calamagrostis Halleriana, Aira flexuosa, Luzula nigricans). - Nebenarten: Empetrum, Trientalis, Homogyne alpina.
Vierte Gruppe: Fels-, Wasser- und Salzbodenflora (mit
gemischten Vegetationsformen).
23) Niedere Fels- und Geröllflora (aus zerstreut wachsenden, xerophilen Gebüschen, Gesträuchern und Stauden bestehend),
mit Beständen von Hagedorn (Rosa. Prunus spinosa nebst Cotoneaster), Liliaceen (Anthericum, Allium-Arten), Sedum, Gesträuchen
der Heideformation, Stauden (Artemisia campestris, Euphorbia Cyparissias, *Peucedanum Cervaria) und xerophilen Gräsern (Festuca
ovina) und Farnrasen (Asplenium Ruta muraria u. a.).
24) Obere Fels- und Geröllflora (felsbewohnende montane und alpine Genossenschaften nebst Flechten und Moosen), mit Halbsträuchern
(Erikaceen, Salix) und Rasen von Gräsern und Farnen in Felsspalten, immergrünen Kräutern (Lycopodium Selago), Moosüberzügen
(Andreaea, Racomitrium) und Flechten. - Nebenarten: Pinus montana, Agrostis rupestris, *Woodsia, *Saxifraga decipiens, *Sedum
alpestre, *Linnaea, *Cetraria nivalis.
25) Flußuferflora (Bestände von Sträuchern und Stauden ohne Waldschutz an Ufern fließender Gewässer), mit sommergrünen
Gebüschen (Alnus, Salix. - Nebenart: Solanum Dulcamara), Gräsern (Baldingera arundinacea) und Stauden (Symphytum officinale, Nasturtium-Arten).
26) Sumpf- und Teichflora (Bestände von unter Wasser wurzelnden, aufrecht im Wasser emporwachsenden oder schwimmenden Pflanzen,
ohne Sphagnum), mit Schilf- und Binsenbeständen (Phragmites, Scirpus lacustris, Sparganium, Typha, Butomus,
Sagittaria, Alisma, *Acorus Calamus) und Schwimmpflanzen (Nymphaea, Nuphar, Polygonum amphibium, *Hydrocharis, *Trapa, Arten von Potamogeton).
Diesen Formationen ist noch die Mischlingsflora der Ruderal- und Kulturflächengewächse anzuschließen, welche Drude nicht
berücksichtigt hat. In der norddeutschen Tiefebene, welche pflanzengeographisch einen Teil des baltisch-mitteleuropäischen
Gebiets bildet, sind von oben genannten Formationen die Auenwälder, Bruchwaldungen, Waldmoore, Birkenhaine,
Kiefern- und Fichtenwälder ohne Bergstauden, die Thalwiesen, die Gras- und Moosmoore, die niedern Heiden sowie die Flora der
Ufersümpfe, Teiche und des Salzbodens ebenso entwickelt wie in dem mitteldeutschen (Hercynischen) Bergland; letzteres hat
anderseits wieder gewisse gemeinsame Züge mit dem Alpenbezirk.
Auf diese Weise ist wenigstens den Hauptzügen nach eine vollkommen durchsichtige pflanzengeographische
Gliederung Deutschlands erreicht, deren Abschnitte sich dem orographischen Aufbau desselben anschließen und zugleich den Verlauf
zahlreicher Vegetationsgrenzen regeln. Durch die von Drude vorgenommene genauere Abgrenzung der mitteldeutschen Vegetationsformationen
wird ferner eine Vergleichung derselben mit denen andrer Florengebiete ermöglicht und eine sichere Unterlage sowohl für
die Ermittelung gewisser biologischer Organisationsfragen im Kreise der einzelnen Formation als auch zur
Entscheidung zahlreicher, bisher sehr unsicherer Besiedelungs- und Wanderungsfragen gewonnen.
Vgl. Drude, Über die Prinzipien
in der Unterscheidung von Vegetationsformationen (in Englers »Botanischen Jahrbüchern«, Bd. 11,1889).