Einen schwungvollen poetischen
Ausdruck des Dankes verlieh schließlich der
Inder Dhruv in einer
Sanskrit-Ode, die er in
der Schlußsitzung dem
Kongreß vorsang, wie auch der Parsenpriester Modi einen feierlichen Segensspruch in der
Sprache
[* 17] des
Zendavesta recitierte.
derTiere. Die merkwürdige
Thatsache, daß sich
Tiere, die ihre
Nahrung im weiten Umkreis suchen oder
lange
Jahreszeiten-Wanderungen anstellen, immer wieder zu ihrem
Neste oder Futterplatz zurückfinden, bildet eins
der dunkelsten
Probleme der
Tierseelenkunde. Sie ist zuerst an gewissen im
Winter südwärts ziehenden und im Frühjahr zu ihrem
alten
Neste heimkehrenden Hausvögeln, wie
Störchen und
Schwalben, erhärtet worden, hat dann in dem Botendienst der
Brieftauben
ihre praktische Anwendung gefunden und ist bei den Amerikanern selbst für die
Insekten
[* 18] sprichwörtlich
geworden, sofern
sie den geraden Weg zu einem entfernten
Punkte, den wir als Luftlinie bezeichnen, nach
Romanes
»Bienenlinie«
(bee-line)
nennen, weil dort in manchen Gegenden der
Gebrauch herrscht, eine Anzahl herumschweifender honigtragender
Bienen
zu fangen
und sie dann von verschiedenen
Punkten aus fliegen zu lassen, um durch dieselben geradeswegs zu
ihrem
Stocke geführt zu werden.
Man hat diesen Orientierungssinn, der bei
Vögeln,
Pferden und
Hunden durch vielseitige
Erfahrungen allbekannt war, für manche
niedere
Tiere, namentlich für
Insekten, durch
Versuche festgestellt. So hat z. B.
Fabre, einem
VorschlagDarwins folgend, einige
gezeichnete Mauerbienen in eine Papierschachtel gesetzt und dieselbe verschlossen in eine gewisse
Entfernung
geführt. Es fanden, obwohl die Schachtel unterwegs verschiedene
Male an einer
Schnur im
Kreise
[* 19] herumgewirbelt worden war,
ca. 22 Proz.
der
Tiere den Rückweg zum
Neste, wenn die
Entfernung nicht über 3 km betrug, gleichviel, ob der
Weg in gerader
Linie oder auf
Umwegen zurückgelegt worden war, oder ob sie im
Walde oder im
Freien fliegen gelassen wurden.
Ähnliche
Versuche hat
Lubbock an
Ameisen angestellt, indem er sie über drehbare Schachtelböden nach bestimmten Futterplätzen
kriechen ließ, wobei sie in manchen
Fällen durch die
Umdrehungen, die einen
Menschen, dem man die
Augen verbunden hat, über
die
Richtung völlig unsicher machen, gar nicht gehindert wurden, alsbald wieder den richtigen Weg einzuschlagen.
McCook maß die Wege, welche die Honigameisen
Nord- und
Mittelamerikas nach den Eichenstämmen, von denen
sie denHonig holen,
einschlagen, und fand sie trotz oft bedeutender
Entfernungen schnurgerade vom
Neste zur Futterquelle laufend, wenn nicht Weghindernisse
eineAbweichung von der geraden Verbindungslinie erforderten.
Zur
Erklärung hat man sehr verschiedene Meinungen aufgestellt, und viele Ornithologen sind dem
Beispiel Middendorffs gefolgt,
zur
Erklärung einen sechsten, magnetischen
Sinn im
Vogel anzunehmen, der ihm, wie eine innere
Magnetnadel, immer zeige, wohin
er sich zu wenden habe.Baird stellte 1866 die später oft wiederholte Behauptung auf, daß die
Vögel
[* 20] übers
Mittelmeer die
Richtung der in geologischen
Zeiten verschwundenen
Landzungen verfolgten, denen sie ehemals gefolgt wären,
und deren
Erinnerung instinktiv geworden sei.
Andre, wie F. v.
Homeyer, wollten die
Sache völlig mechanisch erklären, indem sie meinten, daß die
Vögel im
Herbst in nordost-südwestlicher
Richtung mit den herrschenden
Winden
[* 21] und im Frühjahr mit den in entgegengesetzter
Richtung wehenden zogen.
Dagegen behaupteten andre Beobachter wieder, daß sie vorwiegend gegen den
Wind zögen, der ihnen den
Geruch der Gegend, welcher
sie zustrebten, zutrüge, und diese
Erklärung wurde namentlich auf die Wege der
Brieftauben angewandt.
Die
Erscheinung ist aber jedenfalls nicht so einfach, und es wirken höchst wahrscheinlich instinktiv
gewordene Antriebe mit unmittelbaren Sinnesempfindungen und
Schlüssen daraus zusammen. Als zweifellos kann betrachtet werden,
daß für die
Vögel der
Gesichtssinn die leitende
Rolle spielt, der sie, worauf schon
Weismann aufmerksam machte, in der weitsichtigen
Luft des
Herbstes, bei ihrer bedeutenden
Erhebung über den Erdboden, Wasserläufe,
Inseln, jenseitige
Ufer
und vor ihnen ziehende
Schwärme in weiten
Entfernungen (von 30-40 engl.
Meilen nach Pringle) erkennen läßt. Sie werden in der
betreffenden
Jahreszeit eine förmliche
Kettenbrücke über den
Ozean bilden. Astronomen haben wandernde
Vögel im Lichtfeld
ihrer
¶
mehr
Teleskope manchmal in Höhen von mehr als 6000 m über der Erde hinziehen sehen; bei nebeliger Luft ziehen sie aber stets bedeutend
tiefer, zum Beweis, daß eben das Auge
[* 23] ihr hauptsächlichstes Ortssinnesorgan bleibt. Es ist aber durchaus nicht unwahrscheinlich,
daß die Sicherheit der einzuschlagenden Richtung durch anderweite Wahrnehmungen, wie Beobachtung des Sonnenstandes,
Empfindung des Feuchtigkeitsgehaltes der Luftströmungen, vielleicht auch Geruchswahrnehmungen u.
dgl., wesentlich erhöht wird.
Lubbock überführte sich bei den angedeuteten Ameisenuntersuchungen, daß diese Tiere stets ihren Weg fanden, indem sie die
Richtung beobachteten, aus welcher das herrschende Licht
[* 24] kam. Solange die Lichtquelle an derselben Stelle blieb, wußten sie,
wenn auch oftmals auf der rotierenden Platte umgedreht, nach dem Aufhören der Drehung ihren Weg von und
nach dem Neste wieder sicher zu finden. Sobald aber das Licht versetzt wurde, erschienen sie über die einzuschlagende Richtung
unsicher gemacht, selbst ohne alle Rotation.
Wenn aber schon Ameisen im stande sind, sich nach der Richtung der Lichtstrahlen, bez. nach dem jeweiligen
Sonnenstand zu richten, so ist nicht abzusehen, weshalb nicht Vögel dieselben Mittel benutzen sollten. Bei Brieftauben, Hunden
und dergleichen Tieren, die über Nacht in verschlossenen Wagen oder Käfigen weite Strecken zurücklegten und nachher den Weg
zurückfinden, ist es wahrscheinlicher, daß sie sich durch versuchsweise eingeschlagene Richtungen zurechtfinden,
als daß sie, wie einige geglaubt haben, ein bestimmtes Gefühl für die Richtung, in der man sie von der Heimat entfernt hat,
zu Rate ziehen können. Brieftauben steigen zunächst senkrecht auf, um einen Überblick für den ersten Versuch zu gewinnen.