mehr
»Robert Elsmere« der Mrs. Ward;
mit theologischen Streitfragen beschäftigt sich auch H. Woods Novelle »Edward Barton«;
F. B. van Vorsts nicht sehr erbauliche, aber einen ethischen Grundgedanken durchführende Erzählung »Without a compass« (1885) macht uns mit den galanten Abenteuern reicher Spekulanten bekannt;
eine Erzählung des vielschreibenden Geistlichen Edwin P. Roe: »He fell in love with his wife«, wurde durch die Übersetzung von Knortz auch in Deutschland [* 2] bekannt;
kleinere Erzählungen Roes sind unter dem Titel: »Taken alive, and other stories« (1890) erschienen.
Die fleißige Schriftstellerin Amelia E. Barr hat in den letzten Jahren wieder eine Anzahl Novellen veröffentlicht, die eine gesunde, anmutige Lektüre für den häuslichen Herd bilden. Von den zahlreichen übrigen Novellen und Romanen sind nur wenige des Erwähnens wert, wie z. B. »Ben Hur« von Lewis Wallace, eine der gediegensten historischen Novellen aus der Zeit Christi (auch mehrfach ins Deutsche [* 3] übersetzt). Wir müssen uns hier auf Nennung einiger Autornamen beschränken: S. Weir Mitchell, Christina C. Brush, Kirk Munroe, Margaret Lee, Lafcadio Hearn, Henry James, Arlo Bates, Craddock (Murfee), William H. Rideing, H. Seely, W. Astor, W. A. Stammond, Elizabeth Stuart Phelps, W. W. Story, George Picard, John E. Cooke, Arthur Maclay u. a. Zu den verdienstvollen amerikanischen Jugendschriftstellern, deren sittliche Richtung durchweg in dem »Hilf dir selbst« gipfelt, gehören John T. Trowbridge, K. Goulding, Willis J. ^[John] Abbot, J. R. ^[John Richard] Alden, James Otis, Margaret Sidney, Christina Goodwin, William B. Allen u. a.
Werke über amerikanische Geschichte.
Von den neuern Werken über die Geschichte der Vereinigten Staaten [* 4] ist bis jetzt noch kein einziges zum Abschluß gelangt. James Schoulers »History of the United States« (neue Aufl. 1890,4 Bde.) reicht nur bis zum Jahr 1849. Der Verfasser schreibt einen klaren, kräftigen Stil und behandelt sein reichhaltiges Material mit kritischer Umsicht. Größer angelegt und wohl das bedeutendste Werk der neuern Geschichtschreibung Nordamerikas ist Mac Masters »History of the people of the United States from the revolution to the civil war«, von dem bis jetzt nur 2 Bände erschienen sind.
Mac Master gefällt sich besonders in Detailmalereien, wozu ihm seltene Zeitungen und sonstige Dokumente den Stoff lieferten; er behandelt scheinbar unbedeutende und von den andern Historikern nur beiläufig erwähnte Thatsachen mit manchmal ermüdender Ausführlichkeit, doch erscheinen uns dadurch häufig die leitenden Personen in einem andern als dem bisher gewohnten Lichte. Von Henry Adams' »History of the United States« (1890) liegen bis jetzt 4 Bände vor, welche die beiden Amtsperioden des Präsidenten Thomas Jefferson behandeln.
Adams dokumentiert sich in diesen Bänden als geistreicher Enthusiast und edler Patriot; sein Stil ist glänzend und fesselnd. Professor John Fiske, bisher hauptsächlich als Verteidiger der Darwinschen Evolutionstheorie bekannt, hat sich in der Neuzeit die Aufgabe gestellt, die Geschichte Amerikas vom freisinnig-philosophischen Standpunkt aus zu beleuchten. Wenn er nun auch in seinen Werken: »The critical period of American history« und »The beginnings of New England« (1889),
dem Geschichtsforscher gerade nichts Neues bietet, so sind denselben doch anziehende Sprache [* 5] und edle Gesinnung nachzurühmen. Daniel R. Goodloes Buch »The birth of the Republic« (1889), eine erschöpfende Darstellung des Widerstandes der amerikanischen Kolonien gegen das tyrannische Auftreten Englands, berichtet auch besonders ausführlich über die dem Unabhängigkeitskrieg vorhergehenden Agitationen der amerikanischen Patrioten. Die Behandlung der Geschichte der Neuenglandstaaten bildet von jeher ein Lieblingsthema der amerikanischen Historiker, und selten vergeht ein Jahr, ohne daß nicht ein verdienstvolles Werk darüber erscheint. Da sich nun allmählich in den genannten Staaten besonders in religiöser Hinsicht eine duldsamere u. humanere Gesinnung Bahn gebrochen hat, so betrachtet man jetzt auch die alten puritanischen Pioniere mit ihrer starren Strenggläubigkeit und Unduldsamkeit in einem andern Lichte als früher.
Ein bitteres Verdammungsurteil über die Puritaner hat Brooks Adams in dem Werk »The emancipation of Massachusetts« (1887) ausgesprochen, ohne indessen ihrer wirklichen Verdienste, wie um die Hebung [* 6] des Schulwesens, zu gedenken. Richard T. Hallowells »Pioneer Quakers« (1887),
eine Fortsetzung seines frühern, bis 1677 reichenden Werkes »Quaker invasion of Massachusetts«, führt die Geschichte der Quäker in Massachusetts bis 1724 fort, also bis zu dem Jahr, in welchem ihnen größere Rechte eingeräumt und sie unter anderm auch von den Steuern befreit wurden, die zur Erhaltung der offiziellen Geistlichen dienten. Hallowell ist ein eifriger Lobredner der Quäker und tritt den puritanischen Angriffen auf dieselben energisch gegenüber.
George Ellis nimmt nun in seinem Buche »Puritan age and rule in the Massachusetts Bay« (1888) die Puritaner gegen Adams und Hallowell in Schutz, aber nicht mit besonderm Glück. Dasselbe thut auch John A. Goodwin in »The pilgrim republic« (1888),
einem Werke, das unstreitig als die unparteiischte religiös-politische Darstellung der betreffenden Periode bezeichnet werden kann. Das Buch »Extracts from the journal of Elizabeth Drinker from 1759-1801« (1889) wirft interessante Streiflichter auf die amerikanischen Kolonialzustände und zeigt besonders, welchen Verfolgungen die Quäker wegen ihres Glaubens, hauptsächlich aber infolge ihrer Abneigung gegen den Krieg, ausgesetzt waren. Einen Einblick in das soziale Leben in den Kolonien Neuenglands gewähren einige kleine Schriften, die Henry M. Brooks unter dem Titel: »The olden time series« (1888) neu herausgegeben hat.
Aus dem Nachlaß von John G. Palfreys erschien der fünfte Band [* 7] der »History of New England« (1890). John Bernards »Retrospections of America 1797-1811« (hrsg. von Hutton u. Matthews, 1887) behandeln die frühern sozialen Verhältnisse Amerikas vom Standpunkte des Schauspielers. Ein geborner Engländer, der in jenen Jahren Amerika [* 8] als Schauspieler und Theaterdirektor durchzog, zeigt sich Bernard in diesen Aufzeichnungen als geistreicher Beobachter von Land und Leuten wie als vortrefflicher Satiriker, so daß sein Buch nicht nur eine belehrende, sondern auch erheiternde Lektüre bildet.
Das Theater [* 9] der Kolonial- und Revolutionsperiode ist, beiläufig gesagt, von G. Seilhamer in 2 Bänden (1888) fachwissenschaftlich behandelt worden. Dem ziemlich vergessenen Diplomaten und Dichter der Revolutionsperiode Joel Barlow, den Verfasser des Epos »The Columbiade«, hat C. B. Todd ein umfangreiches Buch (»Life and letters of Joel Barlow«, 1886) gewidmet, in dem dessen verdienstvolles Wirken im Ausland zu gunsten Amerikas der Mitwelt ins Gedächtnis zurückgerufen werden. Der um die Unabhängigkeit Amerikas hochverdiente französische General Lafayette fand endlich in Bayard ¶
mehr
Tuckerman einen ausgezeichneten Biographen (1889), der bei allem Lobe doch auch die Schattenseiten seines Charakters hervorhebt. R. S. Guernsey hat sich in seinem groß angelegten Werke »New York and vicinity during the war 1812-13« (1. Bd. 1890) die Aufgabe gestellt, den Anteil, welchen New York an dem zweiten Kriege gegen England nahm, vom militärischen Standpunkt aus zu beschreiben.
Der New Yorker Politiker und Schriftsteller Theodore Roosevelt hat in seinem Werk »The winning of the West« (1889,2 Bde.) die Entwickelung der Weststaaten ausführlich und anschaulich geschildert und uns darin ein interessantes und farbenreiches Bild von dem Vordringen der weißen Bevölkerung [* 11] bis zum Stillen Ozean geliefert. Dasselbe Thema behandelt S. A. Drake in dem Werke »The making of the great West« (1887). Theodore H. Hittells gediegene »History of California« (1886) schildert in klarer, fesselnder Sprache das Leben und Wirken der Spanier, Jesuiten und Indianer in dem Goldstaat. Hubert Bancrofts monumentales Sammelwerk »History of the Pacific States of North America« ist bis auf wenige Bände vollendet.
Bemerkenswerte Darstellungen des Bürgerkriegs hat die amerikanische Litteratur der letzten Jahre, abgesehen von dem Werke des Generals Samuel W. Crawford (»The genesis of the civil war«, 1888), nicht zu verzeichnen. Dagegen aber sind einige interessante Monographien erschienen, welche uns mit einigen bedeutenden Einzelheiten jenes Krieges vertrauter machen, als es bisher geschehen ist. So hat J. G. ^[Joseph George] Rosengarten in dem Werke »The German soldier in the wars of the United States« (1886) auf Grund sorgfältiger statistischer Angaben den Anteil der Deutschen Amerikas an dem Befreiungs- und dem Bürgerkrieg dargestellt.
Dem Wirken der Negertruppen während des Bürgerkriegs ist das Werk »Negro troops in the Rebellion« (New York 1887) von George W. Williams gewidmet. In »War reminiscences« (New York 1888) beschreibt John L. Mosby, ein Oberst der Rebellenarmee, seine ans Wunderbare grenzenden Fahrten, seine Einfälle in feindliches Gebiet und sein glückliches Entrinnen aus der Gefangenschaft. Die in mehreren Auflagen erschienenen Memoiren der Generale Grant (deutsch, Leipz. 1886) und Sheridan (New York 1888) geben uns ein anschauliches Bild jenes blutigen Krieges und beweisen, daß jene Helden die Feder und den Säbel mit gleicher Meisterschaft zu handhaben verstanden.
Der Geschichte der Mormonen sind die Werke »Early days of Mormonism« von J. H. ^[James Harrison] Kennedy (1888) und »The Mormon delusion« (1890) von M. W. Montgomery gewidmet. Beide sind unparteiische Kritiken der Entstehungsgeschichte der Heiligen am Salzsee. Das Werk »History of woman suffrage« (1887,3 Bde.) von Elizabeth Cady Stanton und Susan B. Anthony gibt eine quellenmäßige Darstellung der Agitation zur Verleihung des Stimmrechts an die Frauen in Amerika.
Mit den innern Verhältnissen der nordamerikanischen Freistaaten beschäftigt sich A. Carnegies optimistisches Werk »Triumphant democracy« (1886). Ganz im Gegensatz hierzu weist Strong (»Our country«, 1886) auf die mannigfachen Gefahren hin, welchen die freien Institutionen der Union durch die ziemlich unbeschränkte Einwanderung von unlautern Elementen, durch den bereits tief in amerikanische Kreise [* 12] gedrungenen Sozialismus, durch die wachsende Unmäßigkeit, durch das herausfordernde Auftreten der Monopolisten und durch den wachsenden Romanismus und dessen feindliche Haltung gegenüber dem Schulwesen ausgesetzt sind, Thatsachen, die allerdings dem amerikanischen Patrioten zu denken geben. Mit dem Problem der Einwanderung beschäftigt sich in ziemlich vager Weise Professor R. M. Smith (»Immigration problems«, 1890), der nur solchen Einwanderern den Eintritt in die Vereinigten Staaten gestatten will, deren Vergangenheit die Gewißheit bietet, daß sie sich amerikanischen Anschauungen anbequemen werden.
Biographien amerikanischer Staatsmänner etc.
Zahlreich sind die Biographien, welche in den letzten Jahren amerikanischen Staatsmännern und andern hervorragenden Persönlichkeiten gewidmet wurden. In F. B. Sanborns »Life and letters of John Brown« (Boston [* 13] 1885) ist jenem unglücklichen Abolitionisten, der den Versuch, die Sklaven zu befreien, mit seinem Leben bezahlte, ein dauerndes Denkmal gesetzt worden. Auch William Lloyd Garrison, ebenfalls einer der einflußreichsten Abolitionisten, der sein ganzes Leben der Agitation zur Befreiung der Sklaven widmete, hat in einem von seinen Söhnen kompilierten vierbändigen Werke (1889) eine liebevolle und eingehende Würdigung erfahren. Es ist dies auch deshalb noch ein wertvoller Beitrag zur amerikanischen Kulturgeschichte, weil Garrison zugleich ein Vorkämpfer der religiösen Freiheit war.
Einen hervorragenden Gründer der republikanischen Partei lernen wir in »James G. Birney and his times« (1890) kennen, der leider die Erfüllung seines Hauptwunsches: das Ende des Bürgerkriegs und die Aufhebung der Sklaverei, nicht mehr erlebte. Gegenüber einer herkömmlichen Ansicht, daß den Märtyrer-Präsidenten Lincoln lediglich die Verhältnisse zu einer bedeutenden historischen Persönlichkeit gestempelt haben, sucht William O. Stoddard (»The life of Lincoln«, 1885) den Beweis zu führen, daß Lincoln in hohem Maße die Fähigkeiten besaß, um die Geschicke einer Nation erfolgreich zu lenken. Zu diesem Zwecke beschäftigt sich Stoddards gediegenes Werk hauptsächlich mit dem Privatleben Lincolns, welches seiner Präsidentschaft vorausging.
Das ausführlichste Werk über Lincoln stammt jedoch aus der Feder William H. Herndsons und J. W. ^[Jesse William] Weiks (1889,3 Bde.); besonders war der erstgenannte, der 20 Jahre lang Lincolns Partner in einem Advokatenbüreau war, im stande, eine wahrheitsgetreue Schilderung des Charakters seines Helden zu liefern. Außerdem haben Isaac Nordamerikanische Arnold (1885), Francis Browne (1887), John C. Nicolay und John Hay (1890) gründlich gearbeitete Biographien Lincolns verfaßt.
Sonst sind von biographischen Werken noch zu erwähnen: James R. Gilmores »John Sevier« (Pionier von Tennessee),
H. Ingrams »Life of St. Girard« (Philanthrop),
John T. Morses »Benjamin Franklin«, J. K. ^[James Kendall] Hosmers »Life of Henry Vane« (Gouverneur von Massachusetts Bay),
Henry C. Lodges »Life of Washington«, [* 14] T. W. Knox' »Life of Robert Fulton«, William Newtons [* 15] »Life of Dr. Mühlenberg« (pennsylvanisch-deutscher Theolog und General im Unabhängigkeitskrieg),
Karl Schurz' »Life of Henry Clay«, Mac Masters »Benjamin Franklin«, Th. Roosevelts »Life of governor Morris«, William E. Griffis' »Life of commodore Perry«, George Bancrofts »Martin van Buren«, S. Pellews »John Jay«, G. L. Austins »Life of Wendell Phillips«, G. S. Merriams »Samuel Bowles« (einflußreicher Journalist und republikanischer Politiker) etc. Von John C. Fremonts interessanter Autobiographie ist bis jetzt nur der erste Band erschienen. ¶