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»Adolf van Gelre«, einem historischen Schauspiel in Versen, und mit den im ganzen noch besser gelungenen Lustspielen »Jonge Harten« und »Haar [* 2] Zuster«. Seit zwei Jahren ist nach französischem Muster die Farce und die »Revue« im Entstehen begriffen. Die zweite Jahr-Revue wurde wochenlang allabendlich vor ausverkauftem Hause gespielt. Die Pariser Kassenstücke, gleichviel welchen Ranges, wurden eifrig übersetzt. In wenig genügender Weise wurde einiges von Wildenbruch, mehr von Ibsen und dessen Geistesverwandten übertragen. Größere Bühnenerfolge erzielte nur Ibsens »Nora«. Eine Geschichte des Schauspiels in Utrecht [* 3] (»De tooneelspeelkunst te Utrecht«) lieferte van Sorgen, Schriftführer der Königlichen Theatergesellschaft.
Wissenschaftliche Litteratur.
Das Studium der Litteraturgeschichte hat im letzten Jahrzehnt einen neuen Aufschwung genommen. Es wurde namentlich gefördert durch das Erscheinen von Potgieters »Complete Werken« und von Huets »Literarische fantasien en kritieken« (25 Bde.); der Schlußband der letztern wurde nach dem Tode des verdienten Gelehrten nebst dessen »Brieven« (2 Bde.) von seinem Sohne herausgegeben. 1887 begann C. Honigh eine neue Bearbeitung von Jonckbloets »Geschiedenis der Nederlandsche letterkunde«, von der bis jetzt 4 Bände vorliegen. Im nämlichen Jahre erschien der 1. Band [* 4] von Jan te Winkels »Geschiedenis der Nederlandsche letterkunde«, das 13. und 14. Jahrh. umfassend; die Arbeit ist auf 3 Bände geplant.
Eine tüchtige Arbeit ist auch Kalffs »Geschiedenis der Nederlandsche letteren der 16. eeuw« (1890,2 Bde.). Derselbe veröffentlichte schon 1883 »Het lied in de middeleeuwen«, eine umfassende und gediegene Arbeit. Von wohlangewendetem Fleiße zeugt J. ^[Jan] de Hartogs Monographie »De spectatoriale geschriften 1741-1800«. Eine eigne Stelle nimmt die vierbändige Arbeit des Haarlemer Verlegers A. C. Kruseman ein: »Bouwstoffen tot de Geschiedenis van den Nederlandschen boekhandel, 1830-80«, eine Fundgrube für den Litteraturhistoriker, worin vom Standpunkt eines gelehrten Verlegers gewissenhaft alles zusammengetragen ist, was persönliche Erinnerungen, Gedrucktes und Briefschaften Interessantes bringen können.
Hier wäre auch zu erwähnen die »Geschichte der niederländischen Litteratur, mit Benutzung der hinterlassenen Arbeit von Ferd. v. Hellwald« von Lina Schneider (Leipz. 1887),
sowie die »Histoire de la littérature néerlandais en Belgique« (Brüssel [* 5] 1887) von dem Lütticher Professor J. ^[Jan] Stecher, die erste umfassende Separatgeschichte der Litteratur in Belgien. [* 6] Einen tiefen Einblick in das geistige Leben im ersten Viertel dieses Jahrhunderts gewährt uns »Willem de Clercq naar zijn dagboek«, herausgegeben von Allard Pierson. Ein wohlgelungener Beitrag zur Litteraturgeschichte ist die Arbeit C. G. Kaakebeens: »De invloed der Duitsche letteren op de Nederlandsche«, die mit einem Preise der Zeitschrift »Noord en Zuid« gekrönt wurde.
Unermüdlich thätig ist noch immer Jan ten Brink, der nach Antritt seiner Professur an der Leidener [* 7] Universität sich ausschließlich der Litteraturgeschichte widmete. Seine bis dahin zerstreut erschienenen »Letterkundige schetsen« liegen jetzt gesammelt in 20 Bänden vor, und daneben erschienen Monographien über »Nieuwe Romans« (1883),
über »De Roman in brieven« (1888) und über »Jan Jansz. Starter« (1889). Auch hat er 1887 eine neue Bearbeitung seiner berühmten und seit Jahren vergriffen gewesenen Studie über Gerbr. Adr. Brederoo erscheinen lassen, worin die Geschichte des niederländischen Lustspiels mit großer Anschaulichkeit dargestellt wird. Eine in jeder Hinsicht mustergültige Arbeit war die 1885 erschienene Monographie »Nicolaas Heinsius jun.«, zugleich Geschichte des niederländischen Schelmenromans.
Endlich vollendete ten Brink die großartig angelegte, 1882 begonnene Sammlung »Onze hedendaagschen letterkundigen«, welche die mit Porträten und Faksimiles versehenen ausführlichen Biographien der hervorragendsten lebenden Schriftsteller enthält. Eine verkürzte Bearbeitung ohne Porträte [* 8] etc. erschien in 3 Bänden unter dem Titel: »Geschiedenis der Nederlandsche letteren in de XIX. eeuw«. Das »Biographisch Woordenboek« von Frederiks und van den Branden erscheint in neuer, leider nach Form und Inhalt wenig befriedigender Ausgabe. J. I. ^[Jan Izaak] van Doorninck vollendete kurz vor seinem Tode das Wörterbuch der Pseudonymen (»Vermomde en naamlooze schrijvers«).
Von den neu ins Leben gerufenen »Jaarboekjes« brachte namentlich das von dem Amsterdamer Archivar Niederländische [* 9] de Roever redigierte manchen wertvollen Beitrag zu Biographien älterer Schriftsteller. Seit 1883 geben de Roever und A. Bredius die gediegene Zeitschrift »Oud Holland« für Litteratur- und Kunstgeschichte heraus. Ter Gouws schon in 7 Bänden erschienene »Geschiedenis van Amsterdam« [* 10] bringt wichtige Beiträge zur Geschichte des Amsterdamer Schriftstellertums. Endlich erwähnen wir eine kürzlich erschienene größere Monographie R. A. Kollewyns: »Bilderdijk, zijn leven en zijne werken« (Amsterd. 1891,2 Bde.).
Auch auf dem Gebiete der Philologie bekundete sich ein rüstiges Weiterstreben. Zur raschern Fortführung des von dem nunmehr 70jährigen M. de Vries begonnenen monumentalen »Woordenboek der Nederlandsche taal« wurden drei junge Gelehrte als Hilfsarbeiter gewonnen: A. Beets, A. Kluyver und J. W. ^[Jacob Wijbrand] Muller. Das begangene 40jährige Professorjubiläum des greisen de Vries wurde durch eine Festschrift (»Feestbundel«) ausgezeichnet, zu der 14 seiner frühern Schüler, jetzt Gelehrte mit zum Teil berühmten Namen, hervorragende philologische Beiträge lieferten.
Auch an der Vervollständigung der »Bibliotheek voor Middelnederlandsche letterkunde«, die schließlich den ganzen Schatz der mittelniederländischen Litteratur in zuverlässigem Texte zum Abdruck bringen soll, wurde rüstig weiter gearbeitet. Zum richtigen Verständnis dieser reichen Litteratur trägt J. ^[Jacob] Verdams »Middelnederlandsch Woordenboek« viel bei. Ein Mitarbeiter des letztern, der Amsterdamer Gymnasiallehrer F. A. Stoett, machte sich durch seine in zwei Bändchen erschienene »Middelnederlandsche Spraakkunst« verdient.
Verdam besorgte auch die 1883 erschienene Textausgabe des »Aiol«. Seit der Stiftung der vlämischen Akademie hat man auch in Belgien mit der Herausgabe mittelniederländischer Texte und Glossare angefangen und zwar »Zevenste Bliscap van Maria« mit Glossar und »Van den VII vroeden van binnen Rome«, beides von K. Stallaert. Mehr und besseres Material als letzterer benutzte Roersch für sein Glossar zu Maerlants »Alexanders geesten«. Nap. de Pauw besorgte »Madelghys' Kindsheit« und »Dit is di Istory van Trojen«, letzteres zusammen mit Edw. Gaillard. Der schon erwähnte Verdam, einer der besten Kenner des Mittelniederländischen, fand auch noch die Zeit, eine treffliche »Geschiedenis der Nederlandsche taal« herauszugeben. Eine neue, sorgfältig durchgesehene Ausgabe von Verwys' ¶
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Musterlese aus der mittelniederländischen Litteratur mit Glossar, von Georg Penon nur zur Hälfte vollendet, wurde nach dessen für die Wissenschaft zu früh erfolgtem Tode von Stoett weitergeführt. Stallaert lieferte ein »Glossarium van verouderde rechtstermen, kunstwoorden etc.«, das nicht ganz auf der Höhe moderner Forschung steht. Als weitere Beiträge zum Studium der ältern Sprache [* 12] seien noch genannt: P. H. van Moerkerkens »Verhandeling over de verbinding der vokalen in het Gotisch« und Hippoliet Meerts »Het voornaamwoord Du«, welches Anredewort in den Niederlanden vollständig verschwand und in Belgien im Verschwinden begriffen ist. In deutscher Sprache erschienen: von van Helten »Altostfriesische Grammatik«, von Gallée »Altsächsische Grammatik«, von L. O. Uhlenbeck »Die lexikalische Urverwandtschaft des Baltoslawischen und Germanischen«.
Francks »Etymologisch Woordenboek«, das 1884 zu erscheinen begann, ist noch nicht über das Wort »modde« hinaus (700 Seiten) gediehen. Dagegen liegt Verconillies in knapper Form, aber mit großer Genauigkeit bearbeitetes »Etymologisch Woordenboek« bereits vollständig vor. Johann Winkler gab eine sehr gründliche Arbeit über »De Nederlandsche geslachtsnamen« heraus. Die Sprache des 16. und 17. Jahrh. wird fleißig gepflegt: Kalff gab heraus »Trou moet blijcken«, Fragmente aus Lustspielen des 16. Jahrh.;
Eymael veröffentlichte gediegene Studien über Huygens;
R. A. Kollewyn gab Costers Lustspiele heraus und mit Kalff, ten Brink, Unger, Moltzer und te Winkel [* 13] den ganzen Brederoo mit Noten;
Verdam Stücke von Hooft und Huygens.
Eine Reihe guter Ausgaben aus der Blütezeit erscheinen von Terwey, van den Bosch, Cramer und de Haan Hettema. Die von den Professoren der Leidener Universität herausgegebene »Tijdschrift voor Nederlandsche taal en letterkunde« lebte neu auf und bringt immer treffliche Studien. Die 1877 begründete Zeitschrift »Noord en Zuid«, in deren Redaktion vor kurzem C. H. ten Herzog neben Taco H. de Beer eintrat, ist neuerdings mehr als je bestrebt, das Verständnis der besten Schriftsteller der Neuzeit den Lesern nahe zu bringen und räumte auch der Litteraturgeschichte mehr Platz ein. Die Dialektzeitschrift »Onze Volkstaal« hat kürzlich zu erscheinen aufgehört.