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»Inwijding«, daneben die kunsthistorischen Novellen von W. P. Wolters: »Transalpina« (1883),
»Lucretia d'Este« (1888),
»Uit de hollandsche school« (1889). Auch Johann Grams Roman: »Maurits van Morelen«, der ein Malerleben schildert, wäre hier zu erwähnen. Die gelesenste Romanschriftstellerin ist gegenwärtig wohl Melati van Java (Pseudonym für Marie Sloot),
die ihren zahlreichen ältern Werken unter andern eine Reihe von Erzählungen folgen ließ, so: »Hermelyn« (1885),
»Nazomer« (1888),
»Verdwenen« (1889) und den der indischen Geschichte entnommenen Roman »Van slaaf tot vorst«, der von der Kritik sehr beifällig aufgenommen wurde. Ihre auf einer Reise durch Schottland gesammelten Eindrücke und Erinnerungen verarbeitete sie in dem reich illustrierten Werke »Het land van Walter Scott« (1887). Den musikgeschichtlichen Roman pflegte Katharina van Rees in mehreren Werken. Zumeist den höhern Gesellschaftskreisen entnahm die thätige Cornelie Huygens die Stoffe ihrer Romane (»Uit den strijd des levens«, »Regina«, »Ella«, »Helene van Bentinck«).
Eine ältere Lebensanschauung vertreten Frau van Westhreenens »Adele«, de Veers »Oudejaarsavond-schetsen« (Novellen) und Alberdingk Thijms posthumes Werk: »Notre Dame de Forest«, eine Geschichte aus dem 17. Jahrh. Dieselbe Richtung, aber in durchaus modernem Gewand, verfolgt van Sorg ens Roman »Klaartje«, der großen Erfolg hatte. Höher steht desselben Autors »Porcelein« (1889). Gerngelesene Romanschriftsteller sind ferner: Terburch (»Ontrouw«, »Vanitas«, »Willem Norel«),
C. van Nievelt (»Herman Wolsinck«) und Kuno (Pseudonym für Frau van Capelle: »In de Provincie«, »Alienor«). Weniger Erfolg als mit seinen Gedichten hatte der oben erwähnte Fiore della Neve (van Loghem) mit zwei Bändchen Novellen und dem Roman »Victor«. Seeromane schrieben: der Schiffskapitän J. van Oort, und der Marineoffizier Werumeus Buning, dessen »Marine schetsen« als Meisterwerke gelten, der Hauptmann Chappuis, der Premierleutnant F. A. Fabius, ferner Frau Josephine Bouberg-Wilson und Frau La Chapelle-Roobol.
Großes Aufsehen erregte Fräulein Lovelings zweibändiger Roman »Sophie«, der Kirche und Staat im schroffsten Gegensatz zeigt. Einen stetig wachsenden Leserkreis erwarb sich Johanna van Woude (Frau van Wermeskerken-Junius) mit ihren Romanen: »Hare Roeping getrouw«, »Tom en ik«, »Oudhollandsch Binnenhuisje« und »Zijn Ideaal«. Der beliebteste aller Novellisten ist Justus van Maurik, der seine Stoffe meist dem Amsterdamer Leben der untern Klassen entnimmt, so in den Novellensammlungen: »Burgerluidjes«, »Met zen achten«, »Uit een pen«, »Uit het volk«, »Papieren Kinderen«;
»Krates« ist ein Roman aus dem Leben einer vagabondierenden Künstlerfamilie.
Dorfnovellen und Skizzen schrieben Beunke, Heering, Nagtglas, Ising (Haager Skizzen),
Banning, Seipgens und das schon genannte Fräulein Loveling. Satiren der heutigen Gesellschaft schrieb Jan Holland (Pseudonym für A. J. ^[Annes Johan] Vitringa). Cosinus (Pseudonym?) macht in »Kippeveer« (auch zu einer Posse verarbeitet) die Hauptpersonen der klerikalen Partei lächerlich. Als Tendenzschriften sind eine Reihe von Romanen zu bezeichnen, welche indische oder allgemeine politische Verhältnisse behandeln, so Perelaer, der in »Baboe Dalima« die Greuel des Opiumhandels enthüllt, van Rees, Groneman, Maurits (Colonel de Rochemont), van Bloemen-Waanders, de Rochemont.
Das häusliche Leben in Indien beschreiben Kusky, Frank, Maleia (Freiin van Nahuis) und die kürzlich verstorbene Annie Foore (Frau Yzerman-Junius). Eine feine antireligiöse Satire ist »De kleine Johannes« von dem Arzte F. W. van Eeden. Van Looy veröffentlichte die stilistisch mustergültige »Proza«. Von Genialität zeugen Frans Netschers »Studies naar het naakt model«, »Menschen in en om ons«, »Uit ons Parlement« und »In en om de Tweede Kamer«. Im allgemeinen fehlt es der niederländischen schönen Litteratur gegenwärtig nicht an vielversprechenden Kräften, doch sehen wir auch hier viele derselben mit talentlosen Vertretern der »neuesten Schule« um die Wette sich in pornographischem Schmutze wälzen.
Drama.
Im Drama haben sich einige erfreuliche Lebenszeichen wahrnehmen lassen. Von A. S. Koks sehr getreuer Shakespeare-Übersetzung in Prosa erschien 1884 die 2. Auflage, zu gleicher Zeit der Schlußband von L. A. J. ^[Leonardus Alexander Johannes] Burgersdyks Übersetzung des großen Briten, welche schon mehrfach ihre Bühnenfähigkeit praktisch erwiesen hat. Auch von Molière gingen einige Lustspiele in neuer Übersetzung in Szene; hervorzuheben ist die treffliche Übersetzung der »Précieuses« von S. J. Botsberg-Wilson, dem verdienten Direktor der Amsterdamer Theaterschule. B. M. Mendes da Costa lieferte 1887 einen sehr beifällig aufgenommenen Einakter: »Thuis gebleven«, dem er eine freie Bearbeitung eines französischen Stoffes, »Zijn model«, folgen ließ, doch blieben die daran geknüpften Erwartungen bis jetzt unerfüllt.
Von ältern der jetzt lebenden Dichter gab der Rotterdamer Schauspieler Rosier Faassen seine »Dramatische Werken« vollständig heraus. Die dramatische Produktion des zur Zeit populärsten Schriftstellers Justus van Maurik beschränkte sich seit 8 Jahren auf drei kleinere, beifällig aufgenommene Stücke: »Fijne Beschuiten«, eine scharfe Satire gegen die Frömmelei, »Men zegt«, eine Satire gegen die Klatschsucht, und »Françoise's opstel«, von denen namentlich das letzte stark durch die Franzosen beeinflußt erscheint.
Brooshooft gab 1883 in »Zijn meisje komt uit!« ein gelungenes Gemälde des Lebens in Niederländisch-Indien, desto geringern Erfolg hatte er mit »Dirk Govert Klaaszon«, einer gegen gewisse Professorenverhältnisse gerichteten Satire. Ebenso hatten zwei satirische Stücke des Lustspieldichters van der Aa (Pseudonym: Henry van Meerbeke): »Ministerieele crisis« und »Casus belli«, später in »Gevaar voor oorlog« umgetauft, keinen Erfolg. D. M. Maaldrinks Trauerspiel »Herodes« verriet wohl dichterisches Talent, war aber zur Aufführung und geeignet, während sein historisches Schauspiel aus der Revolutionszeit: »Jean Masseur«, mit verdientem Beifall aufgeführt wurde.
Dagegen befriedigte desselben Autors »De terugkomst van den Koloniaal« die gehegten Erwartungen in keiner Weise. Ein erfreuliches Dichtertalent bekundete der Arzt F. W. van Eeden in vier kleinen Lustspielen: »Frans Hals«, worin er eine alte Anekdote dramatisiert, »Het Poortje«, welches die Altertümelei, »Het Sonnet«, das die Zeitungsschreiber, und »De student thuis«, das den philiströsen Studenten in köstlicher Weise verspottet. Der Schauspieler Jan C. de Vos ließ in »Ik heb een stuk geschreven« das Publikum einen ergötzlichen Blick hinter die Kulissen werfen. Mit ziemlich gutem Erfolg ging 1888 Seipgens »Rooie Hannes« über die Bühne, ein gelungenes Bild aus dem Volksleben in der Provinz Limburg. [* 2] Die neuesten Erfolge errang der strebsame Marcellus Emants mit ¶
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»Adolf van Gelre«, einem historischen Schauspiel in Versen, und mit den im ganzen noch besser gelungenen Lustspielen »Jonge Harten« und »Haar [* 4] Zuster«. Seit zwei Jahren ist nach französischem Muster die Farce und die »Revue« im Entstehen begriffen. Die zweite Jahr-Revue wurde wochenlang allabendlich vor ausverkauftem Hause gespielt. Die Pariser Kassenstücke, gleichviel welchen Ranges, wurden eifrig übersetzt. In wenig genügender Weise wurde einiges von Wildenbruch, mehr von Ibsen und dessen Geistesverwandten übertragen. Größere Bühnenerfolge erzielte nur Ibsens »Nora«. Eine Geschichte des Schauspiels in Utrecht [* 5] (»De tooneelspeelkunst te Utrecht«) lieferte van Sorgen, Schriftführer der Königlichen Theatergesellschaft.
Wissenschaftliche Litteratur.
Das Studium der Litteraturgeschichte hat im letzten Jahrzehnt einen neuen Aufschwung genommen. Es wurde namentlich gefördert durch das Erscheinen von Potgieters »Complete Werken« und von Huets »Literarische fantasien en kritieken« (25 Bde.); der Schlußband der letztern wurde nach dem Tode des verdienten Gelehrten nebst dessen »Brieven« (2 Bde.) von seinem Sohne herausgegeben. 1887 begann C. Honigh eine neue Bearbeitung von Jonckbloets »Geschiedenis der Nederlandsche letterkunde«, von der bis jetzt 4 Bände vorliegen. Im nämlichen Jahre erschien der 1. Band [* 6] von Jan te Winkels »Geschiedenis der Nederlandsche letterkunde«, das 13. und 14. Jahrh. umfassend; die Arbeit ist auf 3 Bände geplant.
Eine tüchtige Arbeit ist auch Kalffs »Geschiedenis der Nederlandsche letteren der 16. eeuw« (1890,2 Bde.). Derselbe veröffentlichte schon 1883 »Het lied in de middeleeuwen«, eine umfassende und gediegene Arbeit. Von wohlangewendetem Fleiße zeugt J. ^[Jan] de Hartogs Monographie »De spectatoriale geschriften 1741-1800«. Eine eigne Stelle nimmt die vierbändige Arbeit des Haarlemer Verlegers A. C. Kruseman ein: »Bouwstoffen tot de Geschiedenis van den Nederlandschen boekhandel, 1830-80«, eine Fundgrube für den Litteraturhistoriker, worin vom Standpunkt eines gelehrten Verlegers gewissenhaft alles zusammengetragen ist, was persönliche Erinnerungen, Gedrucktes und Briefschaften Interessantes bringen können.
Hier wäre auch zu erwähnen die »Geschichte der niederländischen Litteratur, mit Benutzung der hinterlassenen Arbeit von Ferd. v. Hellwald« von Lina Schneider (Leipz. 1887),
sowie die »Histoire de la littérature néerlandais en Belgique« (Brüssel [* 7] 1887) von dem Lütticher Professor J. ^[Jan] Stecher, die erste umfassende Separatgeschichte der Litteratur in Belgien. [* 8] Einen tiefen Einblick in das geistige Leben im ersten Viertel dieses Jahrhunderts gewährt uns »Willem de Clercq naar zijn dagboek«, herausgegeben von Allard Pierson. Ein wohlgelungener Beitrag zur Litteraturgeschichte ist die Arbeit C. G. Kaakebeens: »De invloed der Duitsche letteren op de Nederlandsche«, die mit einem Preise der Zeitschrift »Noord en Zuid« gekrönt wurde.
Unermüdlich thätig ist noch immer Jan ten Brink, der nach Antritt seiner Professur an der Leidener [* 9] Universität sich ausschließlich der Litteraturgeschichte widmete. Seine bis dahin zerstreut erschienenen »Letterkundige schetsen« liegen jetzt gesammelt in 20 Bänden vor, und daneben erschienen Monographien über »Nieuwe Romans« (1883),
über »De Roman in brieven« (1888) und über »Jan Jansz. Starter« (1889). Auch hat er 1887 eine neue Bearbeitung seiner berühmten und seit Jahren vergriffen gewesenen Studie über Gerbr. Adr. Brederoo erscheinen lassen, worin die Geschichte des niederländischen Lustspiels mit großer Anschaulichkeit dargestellt wird. Eine in jeder Hinsicht mustergültige Arbeit war die 1885 erschienene Monographie »Nicolaas Heinsius jun.«, zugleich Geschichte des niederländischen Schelmenromans.
Endlich vollendete ten Brink die großartig angelegte, 1882 begonnene Sammlung »Onze hedendaagschen letterkundigen«, welche die mit Porträten und Faksimiles versehenen ausführlichen Biographien der hervorragendsten lebenden Schriftsteller enthält. Eine verkürzte Bearbeitung ohne Porträte [* 10] etc. erschien in 3 Bänden unter dem Titel: »Geschiedenis der Nederlandsche letteren in de XIX. eeuw«. Das »Biographisch Woordenboek« von Frederiks und van den Branden erscheint in neuer, leider nach Form und Inhalt wenig befriedigender Ausgabe. J. I. ^[Jan Izaak] van Doorninck vollendete kurz vor seinem Tode das Wörterbuch der Pseudonymen (»Vermomde en naamlooze schrijvers«).
Von den neu ins Leben gerufenen »Jaarboekjes« brachte namentlich das von dem Amsterdamer Archivar Niederländische [* 11] de Roever redigierte manchen wertvollen Beitrag zu Biographien älterer Schriftsteller. Seit 1883 geben de Roever und A. Bredius die gediegene Zeitschrift »Oud Holland« für Litteratur- und Kunstgeschichte heraus. Ter Gouws schon in 7 Bänden erschienene »Geschiedenis van Amsterdam« [* 12] bringt wichtige Beiträge zur Geschichte des Amsterdamer Schriftstellertums. Endlich erwähnen wir eine kürzlich erschienene größere Monographie R. A. Kollewyns: »Bilderdijk, zijn leven en zijne werken« (Amsterd. 1891,2 Bde.).
Auch auf dem Gebiete der Philologie bekundete sich ein rüstiges Weiterstreben. Zur raschern Fortführung des von dem nunmehr 70jährigen M. de Vries begonnenen monumentalen »Woordenboek der Nederlandsche taal« wurden drei junge Gelehrte als Hilfsarbeiter gewonnen: A. Beets, A. Kluyver und J. W. ^[Jacob Wijbrand] Muller. Das begangene 40jährige Professorjubiläum des greisen de Vries wurde durch eine Festschrift (»Feestbundel«) ausgezeichnet, zu der 14 seiner frühern Schüler, jetzt Gelehrte mit zum Teil berühmten Namen, hervorragende philologische Beiträge lieferten.
Auch an der Vervollständigung der »Bibliotheek voor Middelnederlandsche letterkunde«, die schließlich den ganzen Schatz der mittelniederländischen Litteratur in zuverlässigem Texte zum Abdruck bringen soll, wurde rüstig weiter gearbeitet. Zum richtigen Verständnis dieser reichen Litteratur trägt J. ^[Jacob] Verdams »Middelnederlandsch Woordenboek« viel bei. Ein Mitarbeiter des letztern, der Amsterdamer Gymnasiallehrer F. A. Stoett, machte sich durch seine in zwei Bändchen erschienene »Middelnederlandsche Spraakkunst« verdient.
Verdam besorgte auch die 1883 erschienene Textausgabe des »Aiol«. Seit der Stiftung der vlämischen Akademie hat man auch in Belgien mit der Herausgabe mittelniederländischer Texte und Glossare angefangen und zwar »Zevenste Bliscap van Maria« mit Glossar und »Van den VII vroeden van binnen Rome«, beides von K. Stallaert. Mehr und besseres Material als letzterer benutzte Roersch für sein Glossar zu Maerlants »Alexanders geesten«. Nap. de Pauw besorgte »Madelghys' Kindsheit« und »Dit is di Istory van Trojen«, letzteres zusammen mit Edw. Gaillard. Der schon erwähnte Verdam, einer der besten Kenner des Mittelniederländischen, fand auch noch die Zeit, eine treffliche »Geschiedenis der Nederlandsche taal« herauszugeben. Eine neue, sorgfältig durchgesehene Ausgabe von Verwys' ¶