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Napoleon Eugène Louis Jean Joseph (Napoleon IV.) beschrieb Graf d'Hérisson (»Le [* 2] prince impérial«, Par. 1890).
Seite 18.650 Jahres-Supplement 1890-1891
Napoleon Eugène Louis Jean Joseph (Napoleon IV.) beschrieb Graf d'Hérisson (»Le [* 2] prince impérial«, Par. 1890).
Alfred, franz. Politiker, wurde im März 1890 als Kandidat der Partei der Verfassungsrevision (Boulangisten) zum Deputierten gewählt und legte sein Mandat als Senator nieder;
doch stellten ihn die Enthüllungen über die Geschichte des Boulangismus im September so sehr bloß, daß er auch seine Entlassung als Deputierter nahm.
(Loco-weeds) nennen die Nordamerikaner, im besondern Texaner und Mexikaner, nach dem spanischen Worte loco (»Narr«) gewisse Unkräuter, nach deren Genuß Rinder, [* 3] Schafe [* 4] und Pferde [* 5] zeitweise dumm, närrisch und stumpfsinnig werden. Der Name erscheint sehr passend, da solche Tiere sich beim Anblick ungewohnter Gegenstände wie närrisch benehmen, auch wohl tollwütig werden, schließlich, wenn der Genuß fortgesetzt wird, abmagern und nach einigen Monaten sterben.
Nach Heyer in Halle [* 6] soll es sich dabei vorzugsweise um Astragalus [* 7] mollissimus handeln, allein Hoffmann in New York hält noch andre verwandte Hülsengewächse, wie Astragalus lentiginosus, A. Hornii, Oxytropis Lambarti, O. deflexa und O. multiflora, für an der Erscheinung beteiligt und ebenso giftig. Nach Baron v. Müller in Melbourne [* 8] sollen auf den südwestlichen australischen Steppen andre Hülsenpflanzen (namentlich Lotus australis, Swainsonia Greyana und Gastrolobium-Arten) ganz ähnliche Erscheinungen hervorrufen.
Königin-Mutter von Serbien, [* 10] s. Milan. ^[= # I. (Obrenowitsch), König von Serbien, geb. 18. Sept. 1854, Sohn des Fürsten Milosch Obrenowitsch ...]
4) Heinrich von, Landrat und landwirtschaftlicher Schriftsteller, starb auf Sylt.
Heinrich, Bildhauer, geb. zu Graun in Tirol, [* 11] war zuerst 5 Jahre Lehrling eines Bildhauers in Meran, [* 12] ging dann nach Augsburg, [* 13] wo er ein halbes Jahr lang bei Geyer zeichnen lernte, und von da nach München, [* 14] wo er auf der Akademie, besonders unter Widnmann, seine Studien fortsetzte. Nach einem Jahre zwang ihn seine schwächliche Gesundheit, nach Riva und von da nach Venedig [* 15] zu gehen, bis der Krieg von 1866 ihn zur Ableistung seiner Militärpflicht nötigte.
Dann nahm er wieder seinen Wohnsitz in München, wo er sich durch Porträtbüsten, Grabdenkmäler, eine Kolossalstatue des Gottes Wotan (1873), den Kopf eines schlafenden Satyrs u. a. m. bekannt machte. Eine reichere Thätigkeit eröffnete sich ihm, als er nach Wien [* 16] übersiedelte, wo er außer zahlreichen Porträtbüsten bekannter Persönlichkeiten und Grabdenkmälern das Zwingli-Denkmal für Zürich, [* 17] das Haydn-Denkmal für Wien, die Porträtstatuen Laubes und Dingelstedts für das Hofburgtheater daselbst und das Denkmal Walthers von der Vogelweide (1889) für Bozen [* 18] schuf. Eine zarte poetische Empfindung und ein fein ausgebildeter Sinn für das Malerische sind die charakteristischen Vorzüge seiner Werke.
Die 61. Versammlung deutscher Naturforscher und Ärzte, welche 1888 in Köln [* 19] tagte, beschloß an die Stelle der bisherigen Naturforscherversammlung, welche nur während der wenigen Tage ihres alljährlichen Zusammentreffens als Wanderversammlung existierte, eine mit fester Organisation sowie mit den Eigenschaften einer juristischen Persönlichkeit etc. ausgestattete Naturforschergesellschaft treten zu lassen. Eine zu diesem Zwecke gewählte Kommission legte der 62. Versammlung in Heidelberg [* 20] einen Statutenentwurf vor, und es wurde beschlossen: Der Zweck der »Gesellschaft deutscher Naturforscher und Ärzte« besteht in der Förderung der Naturwissenschaften und der Medizin und in der Pflege der persönlichen Beziehungen unter den deutschen Naturforschern und Ärzten.
Der Sitz der Gesellschaft ist Leipzig. [* 21] Die Mitgliedschaft wird erworben durch schriftliche Anmeldung und Genehmigung dieser Anmeldung seitens des Vorstandes. Als Mitglieder sind alle diejenigen aufzunehmen, welche sich wissenschaftlich mit Naturwissenschaft oder Heilkunde beschäftigen und die bürgerlichen Ehrenrechte besitzen. Jahresbeitrag 5 Mk. Besondere Ernennungen zu Mitgliedern und Ausfertigungen von Diplomen finden nicht statt. Die Versammlungen beginnen jährlich am dritten Montag des Septembers.
Der Ort der Jahresversammlung wechselt und wird in der jedesmaligen Jahresversammlung für das nächste Mal bestimmt. Nur die in der Versammlung anwesenden Mitglieder sind zur Teilnahme an den Beratungen und Beschlußfassungen berechtigt. An den jährlichen Versammlungen, soweit sie nicht die Geschäfte der Gesellschaft, sondern die Förderung des Zweckes derselben betreffen, können alle, welche sich wissenschaftlich mit Naturkunde und Medizin beschäftigen und den von der jedesmaligen Geschäftsführung festgesetzten Beitrag entrichtet haben, teilnehmen.
Die Jahresversammlung tritt in allgemeinen Versammlungen und in Sektionen zusammen. Der Vorstand besteht aus dem Vorsitzenden, Stellvertreter, 7 Mitgliedern, Schatzmeister, Generalsekretär und 2 Geschäftsführern am Orte der nächstjährigen Versammlung. Die Mitglieder des Vorstandes werden von der Jahresversammlung auf ein Jahr, Schatzmeister und Generalsekretär auf je drei Jahre gewählt. Es soll stets einer der Vorsitzenden der naturwissenschaften und der andre der ärztlichen Richtung angehören.
Der Vorstand hat ein Mitgliederverzeichnis und ein Archiv der Gesellschaft zu führen und die Jahresversammlungen vorzubereiten. Auch die Abteilungen wählen am Schlusse ihrer Sitzungen je einen Vorstand, welcher das Programm der Abteilung für die nächste Versammlung vorbereitet. Das Vermögen besteht aus dem angesammelten Bestand (28,000 Mk.), aus den Beiträgen der Mitglieder und Teilnehmer und aus Zuwendungen. Zur Verausgabung von Kapitalbeträgen ist stets die Zustimmung der Versammlung notwendig.
Die 63. Versammlung der Gesellschaft tagte 15.-17. Sept. 1890 in Bremen. [* 22] A. W. v. Hofmann (Berlin), [* 23] derzeitiger Vorsitzender der Gesellschaft, bewillkommte die Versammlung und sprach dann nach den üblichen Begrüßungsreden seitens der Lokalgeschäftsführung und der Stadt Bremen über einige Ergebnisse der Naturforschung seit Begründung der Gesellschaft. Konnte die Rede nichts Neues, bisher Unbekanntes bringen, so gab sie dafür in überaus reizvoller Darstellung einen Überblick über die gewaltigen Leistungen der neuern Naturwissenschaft und schloß mit einer launigen Rückschau auf die Erlebnisse eines Bremer Naturforschers, der 1822 die große Reise zur Versammlung nach Leipzig unternahm, und mit einem Ausblick auf die Beurteilung, die Redner u. die Versammlung von einem Nachfolger im J. 1950 finden werde. Frantzius (Bremen) sprach dann über die Erscheinungen der Flutwelle zwischen Helgoland [* 24] und Bremen. Die verschiedenen, für diesen Teil der Nordsee in Betracht kommenden Einwirkungen auf das Phänomen der Ebbe und Flut schaffen äußerst verwickelte Verhältnisse, deren Studium erst jetzt methodisch in die Hand [* 25] genommen ¶
ist. Die doppelte Welle, welche die Nordsee durchläuft, die Neigung des Wassers von NO. nach SW. infolge der lokalen Anziehung der skandinavischen Gebirgsmassen, die Art, wie die Flut gegen die flache Küste anläuft, und die Einwirkung der fast auf einen Punkt gerichteten Strommündungen bieten jedes für sich ein besonders schwieriges Problem. Hierin inbegriffen ist die Schwierigkeit einer Bestimmung der Höhe des Meeresspiegels an den verschiedenen Örtlichkeiten, und weil es bisher nicht möglich war, den Meeresspiegel durch Nivellement zu bearbeiten, so ist auch nicht möglich, zu sagen, wie sich z. B. die Höhe der Insel Helgoland gegenüber der des benachbarten Festlandes verhält.
Das Meer bildet regelmäßige, bez. regelmäßig nach Ebbe, Flut etc. sich verändernde Erhebungen und Einsenkungen, die durch genaue Messung erst festgestellt werden müssen, ehe man aus der Erhebung der Insel über den Wasserspiegel, wie er an ihrem Strande sich zeigt, das Höhenverhältnis Helgolands zum Festland berechnen kann. Jedenfalls bleibt es interessant, daß in Helgoland nur ein mittlerer Flutwechsel von 1,84 m stattfindet, wogegen derselbe in Kuxhaven 3,1, bei Bremerhaven 3,3 und bei Wilhelmshaven [* 27] 3,8 m beträgt. Die Verschiedenheit dieser Maße ist aus der Lage der Beobachtungspunkte an den sehr verschieden gestalteten Mündungstrichtern der betreffenden Flüsse [* 28] zu erklären. Die jetzt in Ausführung begriffene Korrektion der Unterweser wird die Bremer Verhältnisse in mancher Beziehung beeinflussen.
Chun (Königsberg) [* 29] schilderte hierauf die pelagische Tierwelt in großen Tiefen. An die Tiefseeforschungen knüpft sich ein hervorragendes Interesse, weil sie nicht nur über manche Rätsel der Meeresfauna, sondern auch über geologische, geographische und physikalische Fragen Auskunft zu geben versprechen. Es ist nur zu wünschen, daß für diese Forschungen künftig, namentlich auch in Deutschland, [* 30] reichere Mittel zur Verfügung gestellt werden mögen als bisher.
Von größtem Belang ist die Frage nach der Ernährung der Tiefseeorganismen. Die Nahrung muß offenbar in den oberflächlichen Schichten des Meeres durch pflanzliche Organismen erzeugt werden. Das Licht [* 31] dringt aber nur bis zu Tiefen von 500 m in das Meer ein, und die Möglichkeit des Gedeihens von assimilierenden, chlorophyllführenden Pflanzen scheint schon viel früher aufzuhören. Die Produktion von organischer Substanz in den oberflächlichen Meeresschichten ist weit beträchtlicher, als man glauben sollte; für die Ostsee ist sie auf 0,75 der Produktion einer gleich großen Wiesenfläche berechnet.
Die Pflanzen dienen zahllosen kleinen Tieren zur Nahrung, von denen dann wieder größere Tiere leben. Die Nahrung der Tiefseetiere besteht unzweifelhaft aus organischer Substanz, welche an der Oberfläche gebildet ist. Nach den überall bestätigten morphologischen und biologischen Gesetzen mußten bei den Tieren der finstern Tiefsee die Augen verkümmern oder ganz fortfallen. Als Ersatz bildete sich ein ungemein entwickelter Spürapparat aus Fühlern und Tastwerkzeugen, die gelegentlich die zehnfache Länge des Rumpfes erreichen und zum Auffinden und Auffangen der Nahrung, vielleicht auch als Riechapparate dienen.
Manche Tiefseebewohner besitzen nun aber sehr große und äußerst fein organisierte Augen. Es ist bisher nicht erwiesen, daß ultraviolette Strahlen, die unser Auge [* 32] nicht wahrnimmt, in die Tiefe dringen, und so erscheinen diese Augen nur verständlich im Hinblick auf die Leuchtorgane, mit welchen die überwiegende Mehrzahl der Tiefseetiere ausgestattet ist. Ein bei nächtlichem Fange der Oberfläche des Wassers sich näherndes, einem glühenden Ballon [* 33] gleichendes Tiefseenetz bietet einen magischen Anblick. Um nun aber bei solchem Phosphoreszenzlicht sehen zu können, bedürfen die Tiere besonders vollkommener Augen.
Sehr bemerkenswert ist die Thatsache, daß in der Tiefe nicht nur die eigentlichen ständig dort hausenden Tiere angetroffen werden, sondern auch Wandertiere, die aus höhern Schichten des Meeres herabsteigen. Nur wenige Arten der pelagischen Fauna bevölkern das ganze Jahr hindurch die Oberfläche. Die meisten Formen finden sich regelmäßig nur während gewisser Monate und verschwinden dann. Während des Hochsommers ist die Oberfläche sehr arm an Arten, reicher im Herbst und Winter, am reichsten zu Beginn des Frühjahrs.
Früher nahm man an, daß die zahlreichen, zu dieser Jahreszeit die Buchten der Küsten, die Strömungen bevölkernden Arten ins freie Meer hinausgetrieben werden oder nach einer Periode reger Vermehrung absterben. Jetzt weiß man, daß sie in die Tiefe versinken, um nach bestimmter Zeit wieder emporzutauchen. Viele Oberflächenformen sterben aber auch jährlich ab, während ihre Larven gleichzeitig in die Tiefe sinken, dort den größten Teil des Jahres verharren, um dann weiter entwickelt für wenige Monate aufzusteigen und im Vollgenuß des Sonnenlichts, der erhöhten Oberflächentemperatur und der überreich gebotenen Nahrung die Geschlechtsreife zu erlangen.
Diesem Versinken der Oberflächentiere steht gegenüber, daß eigentliche Tiefseetiere gelegentlich nach oben gelangen, z. B. durch die wirbelnden Strömungen, die während des Vollmondes in manchen Teilen des Golfstroms, an den Kanarischen Inseln und andern Orten aus der Tiefe nach der Oberfläche steigen und alles mit sich reißen, was in ihren Bereich gelangt. Das Vorkommen derselben Tierart in verschiedenen Meeresschichten verschiedener geographischer Gebiete, das Auf- und Niedersteigen an derselben Stelle des Meeres erklärt sich aus der Empfindlichkeit des Tieres gegen Licht und Wärme. [* 34] Sicher treibt das Nahrungsbedürfnis die Tiere nicht in die Tiefe. Dort unten herrscht zweifellos eher Nahrungsmangel und überdies Gefahr von seiten der echten Tiefseebewohner, die in ihrem eigensten Gebiet den Ankömmlingen überlegen sind und sie als willkommene Beute begrüßen.
In der zweiten Sitzung berichtete Lassar (Berlin) über die bevorstehende Umgestaltung des Gesellschaftsorgans, welches, wie die Veröffentlichungen andrer gelehrter Gesellschaften, auf Buchhändlerweg vertrieben werden soll. His (Leipzig) sprach über die inzwischen erreichte Erlangung der Rechte einer juristischen Person für die Gesellschaft und knüpfte daran Betrachtungen über die Neuorganisation der Gesellschaft. Das Mißtrauen, welches derselben anfangs von mancher Seite entgegengebracht wurde, scheint noch nicht allenthalben geschwunden zu sein.
Als eigentliche Mitglieder seien bisher nur etwa 600 eingetragen. Er könne nur versichern, daß trotz der jetzigen festern äußern Gestaltung der Gesellschaft die freie, unbeeinflußte, geistige Bewegung fortbestehe und niemand Anlaß habe, in Befürchtung des Gegenteils der Gesellschaft fern zu bleiben. Das zeitige Vermögen der Gesellschaft beträgt 36,066 Mark. Als nächster Versammlungsort wird Halle, zum ersten Vorsitzenden Professor His in Leipzig gewählt.
Hierauf sprach Ostwald (Leipzig) über Altes und Neues in der Chemie. Ein dauerndes Verdienst um die Entwickelung der physikalischen Chemie habe sich Berzelius dadurch erworben, daß er den ¶