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Gesangsaufführungen aufs wärmste zu empfehlen. Eine Fortsetzung andrer Art erfuhr Ambros' Werk durch W. Langhans, »Die Geschichte der Musik des 17., 18. und 19. Jahrhunderts« (1882-87,2 Bde.). Langhans' Werk schießt laut Titel chronologisch an Ambros' vierten Band [* 2] an, doch lehnt der Verfasser den Anspruch, als Fortsetzer der Arbeit Ambros' gelten zu wollen, bestimmt ab und gibt daher auch in einer längern Einleitung einen Überblick über die mittelalterliche Musikgeschichte.
Langhans' Darstellung ist anziehend, die Originalstudienarbeiten sind fleißig benutzt, und mancher selbständige Beitrag ist sehr dankenswert. Besonders eingehend berücksichtigt Langhans die Entwickelung der Oper in Frankreich; leider ist Langhans' Stellung zur neuesten Phase der Musikgeschichte eine etwas parteiische, so daß seine Würdigung Schumanns, Brahms' und andrer neuer Meister als nicht genügend bezeichnet werden muß, während Berlioz und Liszt wohl als Komponisten überschätzt sind.
Nur mit einem energischen Protest zu erwähnen ist die Umarbeitung des ersten Bandes von Ambros' »Musikgeschichte« durch B. v. Sokolovski (1887),
eine Schülerin Rudolf Westphals, welche Ambros' Darstellung der griechischen Musik vollständig »westphalisiert« zu haben selbst gesteht. Ambros ist auch heute noch der beste Musikhistoriker im großen Stile, d. h. Bearbeiter des ganzen weiten Gebiets der Musikgeschichte auf Grund selbständiger Forschungen. Von Arbeiten aus zweiter Hand [* 3] sind noch zu nennen: L. Nohls »Allgemeine Musikgeschichte«, populär dargestellt (1882, Reclams Bibliothek),
Em. Naumanns »Illustrierte Musikgeschichte« (1880-85,2 Bde.),
F. Cléments ebenfalls illustrierte »Histoire de la musique« (1882),
A. Macfarrens »Musical history« (1885),
W. S. Rockstros »General history of music« (1886) und H. Riemanns »Katechismus der Musikgeschichte« (1889, engl. 1891).
Viel reicher ist die Ausbeute von Spezialwerken über einzelne Epochen der Musikgeschichte und von Biographien einzelner Tonkünstler. Unter den Studien über die antike Musik steht zur Zeit obenan F. Aug. Gevaerts »Histoire et théorie de la musique de l'antiquité« (1875-81,2 Bde.), ein gelehrtes gründliches Buch, das auch für die mittelalterliche Musikgeschichte wichtige Beiträge enthält und sich trotz Übereinstimmung in gewissen Kardinalpunkten (Annahme der Mehrstimmigkeit für die antike Musik) vorteilhaft gegen Rud. Westphals kühne Konjektural-Geschichtsmacherei (»Die Musik des griechischen Altertums«, 1883) abhebt.
Kleinere Spezialarbeiten über antike
Musik gab K. v. Jan, über byzantinische
Musik W.
Christ, Papastomatopulos, Paranikas,
H.
Reimann und H.
Riemann.
Speziell mit der Geschichte der Notenschrift beschäftigten sich H.
Riemann
(»Studien
zur Geschichte der Notenschrift«, 1878) und seine Plagianten Musikalische
Lussy und
Ern.
David
(»Histoire de la notation musicale«, 1882).
Das
Studium der mittelalterlichen Musikgeschichte, zuerst angeregt durch Fürstabt
Martin
Gerbert, wurde in größerm
Maßstab
[* 4] wieder
aufgenommen durch
Ed. de
Coussemaker, dessen Fortsetzung der Gerbertschen Sammlung mittelalterlicher
Musikschriftsteller in neuer
Ausgabe (»Scriptorum de musica medii
aevi nova series«, 1866-76,4
Bde.) jed
ermann die
Quellen leicht zugänglich machte, während eine Anzahl Spezialarbeiten direkt zur
Nachfolge anregte (über
Hucbald, »Geschichte der mehrstimmigen
Musik im
Mittelalter«, über
Adam de la Halle, über die
Musikinstrumente
des
Mittelalters etc.). Die Geschichte des Gregorianischen
Gesangs, die Enträtselung der alten Neumenschrift wurde
durch P.
Lambillotte (»L'antiphonaire de St.
Grégoire«, 1851),
besonders aber durch
Don
Joseph
Pothier in
Angriff genommen (»Les mélodies
grégoriennes«, 1880), welch letzterer auch ein vollständiges
Graduale mit Wied
erherstellung des Urtextes der
Melodien herausgab
und zur Zeit die Veröffentlichung einer großartigen Sammlung heliographischer
Vervielfältigung alter liturgischer
Manuskripte
(»Paléographie musicale«) leitet (mit umfassenden
Erläuterungen). In ein ganz neues
Stadium tritt aber die »Gregorianische
Frage« durch
Fr. Aug.
Gevaerts »Origines du chant liturgique de l'Église latine« (1889;
deutsch von H.
Riemann, 1891).
Gevaërt stellt die
Verdienste
Papst
Gregors I. um den
Kirchengesang durchaus
in Abrede
und belegt seine
Ansicht mit gewichtigen
Gründen, welche vielmehr
Sergius I. in den
Vordergrund rücken.
Speziell mit der Geschichte der mittelalterlichen Musiktheorie und den Anfängen der Mensuralmusik befassen sich die Schriften von W. Brambach (über Berner von Reichenau, Hermannus Contractus u. a.), Hans Müller (»Hucbalds echte und unechte Schriften«, »Wilhelm von Hirschau« u. a.),
Robert Hirschfeld (über Johannes de Muris),
Guido Adler [* 5] (über den Fauxbourdon),
Musikalische Falchi
(»Studi su
Guidone monaco«
[Guido von Arezzo]). Eine
Fülle wichtiger Beiträge zur mittelalterlichen Musikgeschichte
enthalten die von
Robert
Eitner red
igierten »Monatshefte für Musikgeschichte« (seit 1869) sowie
die von G.
Adler,
Spitta und
Chrysander herausgegebene »Vierteljahrsschrift für Musikwissenschaft«
(seit 1884) und
Fr. X.
Haberls »Kirchenmusikalische
Jahrbücher«. Für die
Epoche der
Blüte
[* 6] des
Kontrapunktes ist besonders Edm.
van der Straetens
»Histoire de la musique aux
Pays-Bas« (seit 1867,7 Bde.)
eine wahre Fundgrube historischer Einzelnotizen, nicht aber eine wirkliche zusammenhängende »Geschichte«.
Ähnlich angelegt, aber noch aphoristischer sind die historischen
Schriften
Ed.
Grégoirs (»Documents historiques«, 1872-76,4
Bde.; »Bibliothèque
musicale populaire«, 1877-79,3 Bde.;
»Panthéon musical«, 6 Bde., etc.).
Fr. X.
Haberls
»Bausteine für Musikgeschichte« brachten
Monographien über G.
Dufay, über die römische Sängerschule und einen
Katalog der päpstlichen Kapellbibliothek; auch
Ed.
Schelles
Schrift über die
Sixtinische Kapelle (1872)
sei nicht vergessen, die sich an
Anselm Schubigers verdienstliche
Arbeiten würdig anreiht (»Die Sängerschule von St.
Gallen«,
»Musikalische Spicilegien« etc.).
Große
Verdienste um die Durchforschung der
Schätze des 15.-17. Jahrh. hat
Emil
Bohn, dessen
historische
Konzerte in
Breslau
[* 7] auch der praktischen Wied
erbelebung derselben gelten
(Kataloge der Musikdruckwerke
[1883] und der Musikhandschriften [1889] der
Breslauer
Bibliotheken; in Vorbereitung: eine große Sammlung weltlicher mehrstimmiger
Gesänge jener Zeit).
Von Monographien über einzelne Komponisten dieser Epoche sind zu nennen Clément Lyons »Jean Guyot de Chatelet« (1881),
Otto Kades »Heinrich Isaak« (1882) sowie eine ganze Reihe in den »Monatsheften für Musikgeschichte« enthaltene. Die ältere Geschichte der Instrumente machten sich zum Gegenstand ihres Studiums: J. ^[Julius] Rühlmann, »Geschichte der Bogeninstrumente« (1882, mit Bilderatlas),
L. A. Vidal, »Les instruments à archet« (1876-78,3 große Quartbände mit Abbildungen),
J. ^[Josef] v. Wasielewski (»Geschichte der Instrumentalmusik im 16. Jahrhundert«, 1878; »Die Violine und ihre Meister«, 2. Aufl. 1883; »Das Violoncell und seine Geschichte«, 1888; »Die Violine im 17. Jahrhundert«, 1874),
J. ^[richtig: H. L. für Hermann Ludwig] Eichborn (»Die ¶
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Trompete alter und neuer Zeit«, 1881; »Zur Geschichte der Instrumentalmusik«, 1885),
K. Stiehl (»Zur Geschichte der Instrumentalmusik in Lübeck«, [* 9] 1885, und »Die Abendmusiken zu Lübeck«, 1886),
Karl Engel (»A descriptive catalogue of the musical instruments in the South Kensington Museum«, 1874, und »Catalogue of the special exhibition of ancient musical instruments«, 2. Aufl. 1873) und A. J. ^[Alfred James] Hipkins (»Musical instruments, historie, rare and unique«, 1883). Über Lautentabulaturen schrieb W. Tappert, von dem aber ein erwartetes umfassendes Werk noch aussteht. Hier können wir gleich anschließen J. P. N. ^[Jan Pieter Nicolaas] Lands »De gamelan te Jogjåkartå« (über javanische Musik, 1890),
Th. Bakers »Über die Musik der nordamerikarischen Wilden« (1882) und S. Musikalische Tagores »Hindo music« (1875-82).
Wenden wir uns nun der neuern Zeit zu, so stehen wir vor einer überwältigenden Fülle von Publikationen über einzelne Tonkünstler und ganze Zweige der Musik. Gedenken wir zuerst der letztern, so haben wir einige zu nennen, die noch bis ins Mittelalter zurückreichen, nämlich Fr. Magnus Böhmes »Altdeutsches Liederbuch« (1877, Sammlung von Gedichten mit den Melodien) und »Geschichte des Tanzes in Deutschland« [* 10] (1886) sowie Aug. Hartmanns »Volkslieder« aus Bayern, [* 11] Tirol [* 12] und Salzburg [* 13] (1. Bd.: »Volkstümliche Weihnachtslieder«, 1884),
sodann wieder weit zurückgehend O. Wangemanns »Geschichte des Oratoriums« (1880),
H. Riemanns »Opernhandbuch« (1887),
L. Nohls »Geschichtliche Entwickelung der Kammermusik« (1885),
A. Reißmanns »Illustrierte Geschichte der deutschen Musik« (1881) und Hermann Kretzschmars »Führer durch den Konzertsaal« (1. Bd.: »Symphonie und Suite«, 1887; 2. Bd.: »Kirchliche Werke«, 1888; 3. Band: »Oratorien und weltliche Chorwerke«, 1890). Letzteres Werk ist eine der bedeutsamsten Erscheinungen der letzten Jahre, sozusagen eine Geschichte von Fall zu Fall, eine Analyse und Charakteristik der einzelnen Werke des heutigen Konzertprogramms mit historischen Notizen und allgemeinen Orientierungen, ein Buch, das für weiteste Kreise [* 14] bildend und belehrend wirken muß.
Ein Gegenstück dazu soll Otto Neitzels »Führer durch die Oper des Theaters der Gegenwart« (1. Bd., 1890) sein, scheint aber vorläufig weit hinter seinem Vorbild zurückzubleiben. Dagegen steht aus Kretzschmars Feder eine umfassende »Geschichte der Oper« in Aussicht, der mit Spannung entgegengesehen werden darf. Hierzu dürfen wir gleich Ed. Hanslicks im Titel ähnliche, aber nur aus gelegentlichen Feuilletons zusammengesetzte Bücher nennen: »Aus dem Konzertsaal« (1870),
»Die moderne Oper« (8. Aufl. 1885),
»Musikalische Stationen« (1880),
»Aus dem Opernleben der Gegenwart« (3. Aufl. 1885) und »Suite« (Aufsätze über Musik und Musiker, 1885). Bedeutsamer ist desselben »Geschichte des Konzertwesens in Wien« [* 15] (1869),
die J. ^[Josef] Sittard mit seiner nur leider nicht unparteiischen »Geschichte des Konzertwesens in Hamburg« [* 16] (1889) nachahmte; letzterer stellte ältere kleine Aufsätze zusammen in seinen »Studien und Charakteristiken« (1889,3 Bde.); seine »Geschichte der Musik am Hofe zu Stuttgart« [* 17] (1. Bd., 1890) beruht dagegen auf selbständigen archivalischen musikalischen Forschungen.
Neue große Biographien erschienen zwar in den letzten Jahren nicht; doch gibt H. Deiters O. Jähns große Mozart-Biographie in neuer Überarbeitung heraus (1. Bd. 1889), und desselben Übersetzung der englisch noch nicht gedruckten Beethoven-Biographie A. W. Thayers ist bis zum 3. Bande fortgeschritten. K. F. Pohls Haydn-Biographie ist unvollendet hinterlassen (bis 1790 reichend) und soll von Pohls Nachfolger E. Mandyczewski zu Ende geführt werden. Wichtige Bausteine zur Beethoven-Biographie sind die beiden Schriften Th. Frimmels: »Neue Beethoveniana« (1887) und »Goethe und Beethoven« (1887),
sowie Nottebohms »Beethoveniana II« (1887). Zur Biographie Webers erschienen neue Beiträge von seinem Sohne
Musikalische v. Weber: »Reisebriefe Webers an seine Frau« (1886). Dem Lehrer Webers, Abt Vogler, setzte K. v. Schafhäutl ein biographisches Denkmal (1888); von demselben insbesondere auf dem Gebiete der Akustik eifrig thätigen Gelehrten ist noch anzuführen »Ein Spaziergang durch die liturgische Musikgeschichte« (1887, Erweiterung seiner 1869 erschienenen Schrift: »Der echte Gregorianische Choral«). Die Mendelssohn-Litteratur bereicherte Lampadius: »Felix Mendelssohn-Bartholdy, ein Gesamtbild seines Lebens und Schaffens« (1886),
F. Moscheles: »Briefe Mendelssohns an Moscheles und Frau« (1888),
und J. ^[Julius] Eckhardt: »Ferdinand David und die Familie Mendelssohn« (1888). Auch Schumanns Leben wurde mehrfach neu beschrieben: Heinr. Reimann, »Robert Schumanns Werke« (1887),
H. Erler, »R. Schumanns Leben, aus seinen Briefen« (1887),
B. Vogel, »R. Schumanns Klaviertonpoesie« (1887),
Gustav Jansen, »Die Davidsbündler« (1883),
J. ^[Josef] v. Wasielewski, »Schumanniana« (1883, polemisch gegen die vorgenannte Schrift); Briefe Schumanns gaben heraus G. Jansen (1886) und Klara Schumann (Jugendbriefe Schumanns, 1885). Der 100jährige Geburtstag Kuhlaus brachte ein Lebensbild dieses Romantikers der Dänen (von C. Thrane, 1886). Eine weitschichtige, prachtvoll ausgestattete Biographie erhielt der nicht entsprechend berühmte Joh. Georg Kastner (gest. 1867) durch Hermann Ludwig [von Jan] (1886,3 Bde.). Bedeutsamere Erscheinungen sind dagegen die von Ad. Jullien verfaßten, in stattlichster Gewandung erschienenen beiden Lebensbilder: »R. Wagner, sa vie et ses œuvres« (1886) und »Hector Berlioz, sa vie et ses œuvres« (1888),
die eine Fülle neuer Details enthalten und mit zahlreichen Porträten und Zeichnungen geschmückt sind. Von Wagners Werken selbst erschien der 10. Band (1883),
hauptsächlich Aufsätze Wagners für die »Bayreuther Blätter« enthaltend, und aus nachgelassenen Papieren ein Band »Entwürfe, Gedanken, Fragmente« (1885); ferner wurde veröffentlicht der »Briefwechsel zwischen Wagner und Liszt« (1887) und »Wagners Briefe an Uhlig, Fischer und Heine« (1888). Berlioz erhielt ein weiteres litterarisches Denkmal durch R. Pohl (1886), Liszt wurde speziell als Psalmensänger gefeiert von seiner Biographin, der Übersetzerin seiner französischen Schriften, Lina Ramann (1886). Schließen wir den drei Freunden Liszt, Berlioz, Wagner gleich den vierten an: Chopin, so müssen wir der Biographie desselben von Friedrich Niecks gedenken, von welcher W. Langhans eine treffliche deutsche Übersetzung herausgab (1889). Damit wäre auch das Gebiet der Biographie begangen, und wir haben nur noch einige Reißmannsche Lebensbilder (Gluck, Weber, 1882), eines von Meinardus (»Mozart, ein Künstlerleben«, 1882) und eines von J. ^[Josef] v. Wasielewski (»Beethoven«, 1887) nachzutragen, die auf Forschungswert keinen Anspruch machen; auch die Biographien von Arthur Pougin, der immer einige neue auf den Markt bringt (1886: Verdi, 1888: Viotti),
und Ernest David (Joh. Seb. Bach, 1882; Händel, 1884) gehören in diese Kategorie. Eine Nachlese auf dem allgemeinen ¶