20-Frankstücke, deren
Gewicht den für die Ausprägung festgesetzten Höchstbetrag von 6,4645 g überschreitet,
als schwer, diejenigen, deren
Gewicht zwischen 6,4387 g und 6,4645 g
(Fehlergrenzen für die Ausprägung) beträgt, als gut,
die übrigen, soweit ihr
Gewicht nicht unter die tolérance de fabrication (0,993 des Normalgewichts) gesunken ist, als noch
gut, und die dann noch verbleibenden
Stücke, deren
Gewicht kleiner als 6,4045 g ist, als leicht bezeichnet,
so waren von den 1884,1888 und 1889 untersuchten
Münzen:
[* 2]
Von den 5 und 10-Frankstücken wurde demnach ein erheblicher Bruchteil als zu leicht befunden. Nach
den Bestimmungen der deutschen Münzgesetze würden gut zwei Drittel der französischen 10-Frankstücke und ein noch größerer
Bruchteil der 5-Frankstücke einzuziehen und umzuschmelzen sein.
Nun ist freilich die Hauptmünze des
Verkehrs das 20-Frankstück.
Von sämtlichen bis Ende 1887 in
Frankreich ausgeprägten Goldmünzen machten aus die
100 Frankstücke 0.7 Proz.
20 Frankstücke 82.9 Proz.
50 Frankstücke 0.5 Proz.
10 Frankstücke 11.1 Proz.
40 Frankstücke 2.4 Proz.
5 Frankstücke 2.4 Proz.
Von den untersuchten 20-Frankstücken waren 7,3 Proz. nach französischer
Auffassung zu leicht, 47,8 Proz. noch gut. Nach den Bestimmungen der
deutschen Münzgesetzgebung würden etwa 30 Proz. als zu leicht befunden werden.
Ein sehr wertvolles
Material bieten nun noch die französischen Untersuchungen zur Bestimmung der jährlichen
Abnutzung der
Münzen und damit der Zeitdauer, binnen welcher das
Gewicht unter das
Passiergewicht zu sinken pflegt. Nach
Feer-Herzog ist die
Abnutzung der 20-Frankstücke jährlich 0,2pro Mille. Hiernach würde die Umlaufszeit der deutschen 20-Markstücke
auf etwa 12,5-37,5, im
Mittel für normal ausgeprägte
Münzen auf 25 Jahre anzunehmen sein. Nach den uns von der französischen
Regierung gebotenen
Zahlen würde sich jedoch die
Abnutzung nicht so hoch stellen.
Untersucht wurden
Münzen aller Prägungsjahre von 1803 ab bis zur Gegenwart.Nun war aber die
Abnutzung
der
Münzen, welche aus der Zeit 1803-47 stammten, eine verhältnismäßig geringere als die der
Münzen der Zeit von 1847 bis 1889. Dies
rührt wohl daher, daß die Goldmünzen in den ersten 4-5 Jahrzehnten dieses
Jahrhunderts sorgfältiger behütet wurden und
weniger oft von
Hand
[* 3] zu
Hand gingen als in der spätern Zeit. Erst mit den 40er
Jahren wird die Gewichtsverminderung
von Jahr zu Jahr eine derartige, daß von hier ab das Vorhandensein gleichbleibender
Bedingungen für die
Abnutzung unterstellt
werden darf. Unter dieser Voraussetzung berechnet sich eine durchschnittlich jährliche
Abnutzung von 0,13pro Mille, d. h.
von 1 kgGold
[* 4] würden jährlich 0,13 g verloren gehen, oder bei einer im
Umlauf befindlichen Münzmenge
von 2
MilliardenFrank stellt sich der jährliche Verlust auf 260,000
Frank.
Ist, was nicht unwahrscheinlich, die
Abnutzung der deutschen 20-Markstücke die gleiche wie die der französischen 20-Frankstücke,
so würde sich die Umlaufszeit derselben auf 18-54 Jahre, im
Mittel (für die normal ausgeprägten
Münzen)
auf 36 Jahre stellen. Bei den bis jetzt eingezogenen
Münzen wäre die
Abnutzung eine überdurchschnittliche gewesen. Zur Bestimmung
der wirklichen
Abnutzung deutscher
Münzen werden die jährlich stattfindenden
Einziehungen in Zukunft ein wertvolles
Material
liefern.
Litteratur.NachstehendeÜbersicht der Musiklitteratur der letzten Jahre beschränkt sich im
wesentlichen auf die wichtigsten
Erscheinungen auf dem Gebiete der Musikgeschichte und
Biographie,
Ästhetik der
Musik und musikalischen
Belletristik, von denen freilich die letztere schwer gegenüber den beiden andern abzuscheiden ist, so daß wir nur eine
Zweiteilung in historische und ästhetische Litteratur durchzuführen vermögen. Die theoretisch-musikalische Litteratur
wird Gegenstand eines besondern
Artikels im nächsten »Jahres-Supplementband« sein.
Erfreulich ist der
Zuwachs, den die
historische Litteratur in den letzten
Jahren erfahren hat. Zunächst
müssen wir der Weiterführung von
Ambros' »Geschichte der
Musik« gedenken. Das leider von dem Verfasser unvollendet (nur bis
zu
Palestrina reichend) hinterlassene Werk erhielt zunächst (1878) einen vierten
Band,
[* 6] den G.
Nottebohm aus
Skizzen des Verfassers
zusammenstellte, ohne ihn vollständig durchzuarbeiten (»Geschichte derMusik im
Zeitalter der
Renaissance
von
Palestrina an«, nur die Zeit der nuove musiche, d. h. die Entstehung des begleiteten.
Stils und der
Instrumentalmusik 1600-1650 behandelnd).
Einen äußerst wertvollen fünften
Band: »Ausgewählte Tonwerke der berühmtesten
Meister des 15. und 16.
Jahrhunderts« (eine
Beispielsammlung zum 3.
Bande, aus
Ambros' hinterlassenen Sammlungen ausgewählt, mit vielen weitern Zuthaten
und einleitenden Betrachtungen, nebst einem fleißig gearbeiteten
Namen- u. Sachregister zum 1.-4.
Band), gab 1882
OttoKade
heraus. Der
Band enthält,
übertragen in moderne Partiturnotierung, aber in den alten
Schlüsseln u.
Werten, Tonsätze von
Ockenheim,
Hobrecht,
Josquin,
de la Rue,
Brumel,
Al.
Agricola, Gaspar (van Verbeke),Compère, Ghiselin, de Orto, Layolle,
A. Fevin,
Carpentras, Gombert,
Ducis, Heinr.
Finck,
Th. Stoltzer, P. Hoffheymer, H.
Isaak, Musikalische Greiter, D.
Köler, A. deBruck, L.Senfl, J.
^[Johann]
Walther, Musikalische Le
[* 7]
Maistre, A. Scandellus, R.Michael, L.Schröter, Jac.
Gallus,
Bart. Escobedo,
Chr.
Morales, stellt
also die deutschen Kontrapunktisten mehr, als vordem üblich, in den
Vordergrund. Der
Band ist nicht
nur für
Studienzwecke, sondern auch behufs Wiederbelebung alter Tonwerke durch
¶
mehr
Gesangsaufführungen aufs wärmste zu empfehlen. Eine Fortsetzung andrer Art erfuhr Ambros' Werk durch W. Langhans, »Die Geschichte
der Musik des 17., 18. und 19. Jahrhunderts« (1882-87,2 Bde.).
Langhans' Werk schießt laut Titel chronologisch an Ambros' vierten Band an, doch lehnt der Verfasser den Anspruch, als Fortsetzer
der ArbeitAmbros' gelten zu wollen, bestimmt ab und gibt daher auch in einer längern Einleitung einen
Überblick über die mittelalterliche Musikgeschichte.
Langhans' Darstellung ist anziehend, die Originalstudienarbeiten sind fleißig benutzt, und mancher selbständige Beitrag ist
sehr dankenswert. Besonders eingehend berücksichtigt Langhans die Entwickelung der Oper in Frankreich; leider ist Langhans' Stellung
zur neuesten Phase der Musikgeschichte eine etwas parteiische, so daß seine Würdigung Schumanns, Brahms'
und andrer neuer Meister als nicht genügend bezeichnet werden muß, während Berlioz und Liszt wohl als Komponisten überschätzt
sind.
Nur mit einem energischen Protest zu erwähnen ist die Umarbeitung des ersten Bandes von Ambros' »Musikgeschichte« durch B.
v. Sokolovski (1887),
eine Schülerin RudolfWestphals, welche Ambros' Darstellung der griechischen Musik vollständig »westphalisiert«
zu haben selbst gesteht. Ambros ist auch heute noch der beste Musikhistoriker im großen Stile, d. h. Bearbeiter des ganzen
weiten Gebiets der Musikgeschichte auf Grund selbständiger Forschungen. Von Arbeiten aus zweiter Hand sind noch zunennen:L.Nohls »Allgemeine Musikgeschichte«, populär dargestellt (1882, ReclamsBibliothek),
W. S. Rockstros »General history of music« (1886) und H. Riemanns »Katechismus der Musikgeschichte« (1889, engl. 1891).
Viel reicher ist die Ausbeute von Spezialwerken über einzelne Epochen der Musikgeschichte und von Biographien
einzelner Tonkünstler. Unter den Studien über die antike Musik steht zur Zeit obenan F. Aug. Gevaerts »Histoire et théorie
de la musique de l'antiquité« (1875-81,2 Bde.),
ein gelehrtes gründliches Buch, das auch für die mittelalterliche Musikgeschichte wichtige Beiträge
enthält und sich trotz Übereinstimmung in gewissen Kardinalpunkten (Annahme der Mehrstimmigkeit für die antike Musik) vorteilhaft
gegenRud. Westphals kühne Konjektural-Geschichtsmacherei (»Die Musik des griechischen Altertums«, 1883) abhebt.
Kleinere Spezialarbeiten über antike Musik gab K. v. Jan, über byzantinische Musik W. Christ, Papastomatopulos, Paranikas,
H. Reimann und H. Riemann. Speziell mit der Geschichte der Notenschrift beschäftigten sich H. Riemann (»Studien
zur Geschichte der Notenschrift«, 1878) und seine Plagianten Musikalische Lussy und Ern. David (»Histoire de la notation musicale«, 1882).
Das Studium der mittelalterlichen Musikgeschichte, zuerst angeregt durch Fürstabt MartinGerbert, wurde in größerm Maßstab
[* 9] wieder aufgenommen durch Ed. de Coussemaker, dessen Fortsetzung der Gerbertschen Sammlung mittelalterlicher
Musikschriftsteller in neuer Ausgabe (»Scriptorum de musica medii aevi nova series«, 1866-76,4
Bde.) jedermann die Quellen leicht zugänglich machte, während eine Anzahl Spezialarbeiten direkt zur Nachfolge anregte (über
Hucbald, »Geschichte der mehrstimmigen Musik im Mittelalter«, über Adam de la Halle, über die Musikinstrumente
des Mittelalters etc.). Die Geschichte des Gregorianischen Gesangs, die Enträtselung der alten Neumenschrift wurde
durch P.
Lambillotte (»L'antiphonaire de St. Grégoire«, 1851),
besonders aber durch DonJosephPothier in Angriff genommen (»Les mélodies
grégoriennes«, 1880), welch letzterer auch ein vollständiges Graduale mit Wiederherstellung des Urtextes der Melodien herausgab
und zur Zeit die Veröffentlichung einer großartigen Sammlung heliographischer Vervielfältigung alter liturgischer Manuskripte
(»Paléographie musicale«) leitet (mit umfassenden Erläuterungen). In ein ganz neues Stadium tritt aber die »Gregorianische
Frage« durch Fr. Aug. Gevaerts »Origines du chant liturgique de l'Église latine« (1889;
deutsch von H. Riemann, 1891). Gevaërt stellt die VerdienstePapstGregors I. um den Kirchengesang durchaus
in Abrede und belegt seine Ansicht mit gewichtigen Gründen, welche vielmehr Sergius I. in den Vordergrund rücken.
Musikalische Falchi (»Studi su Guidone monaco« [Guido von Arezzo]). Eine Fülle wichtiger Beiträge zur mittelalterlichen Musikgeschichte
enthalten die von RobertEitner redigierten »Monatshefte für Musikgeschichte« (seit 1869) sowie
die von G. Adler, Spitta und Chrysander herausgegebene »Vierteljahrsschrift für Musikwissenschaft«
(seit 1884) und Fr. X. Haberls »Kirchenmusikalische Jahrbücher«. Für die Epoche der Blüte
[* 11] des Kontrapunktes ist besonders Edm.
van der Straetens »Histoire de la musique aux Pays-Bas« (seit 1867,7 Bde.)
eine wahre Fundgrube historischer Einzelnotizen, nicht aber eine wirkliche zusammenhängende »Geschichte«.
Ähnlich angelegt, aber noch aphoristischer sind die historischen SchriftenEd. Grégoirs (»Documents historiques«, 1872-76,4
Bde.; »Bibliothèque
musicale populaire«, 1877-79,3 Bde.;
»Panthéon musical«, 6 Bde., etc.).
Fr. X. Haberls »Bausteine für Musikgeschichte« brachten Monographien über G. Dufay, über die römische Sängerschule und einen
Katalog der päpstlichen Kapellbibliothek; auch Ed. SchellesSchrift über die Sixtinische Kapelle (1872)
sei nicht vergessen, die sich an Anselm Schubigers verdienstliche Arbeiten würdig anreiht (»Die Sängerschule von St. Gallen«,
»Musikalische Spicilegien« etc.). GroßeVerdienste um die Durchforschung der Schätze des 15.-17. Jahrh. hat EmilBohn, dessen
historische Konzerte in Breslau
[* 12] auch der praktischen Wiederbelebung derselben gelten (Kataloge der Musikdruckwerke
[1883] und der Musikhandschriften [1889] der BreslauerBibliotheken; in Vorbereitung: eine große Sammlung weltlicher mehrstimmiger
Gesänge jener Zeit).
OttoKades
»HeinrichIsaak« (1882) sowie eine ganze Reihe in den »Monatsheften für Musikgeschichte« enthaltene. Die
ältere Geschichte der Instrumente machten sich zum Gegenstand ihres Studiums: J. ^[Julius] Rühlmann, »Geschichte der Bogeninstrumente«
(1882, mit Bilderatlas),
L. A. Vidal, »Les instruments à archet« (1876-78,3
große Quartbände mit Abbildungen),