häufig auf
Atavismus
(Rückschlag auf frühere Zustände des Menschengeschlechts, bez. dessen
Ahnen) zu beruhen.
Bardeleben hat sowohl für die fötalen Entwickelungsstadien des
Menschen, wie auch beim erwachsenen
Menschen
deutliche
Spuren eines früher an der innern Seite des
Daumens, bez. der Großzehe vorhandenen 6.
Fingers, bez. einer 6.
Zehe
nachgewiesen. Derselbe hat auch gezeigt, daß das
Erbsenbein der menschlichen Handwurzel nichts ist als
ein nicht zur
Entwickelung gekommener, bez. in der
Entwickelung verkümmerter
Finger.
Die
Ansicht, daß der Fünffingertypus, bez. Fünfzehentypus den Ausgangspunkt
der
Hand- und Fußbildung im
Tierreich darstelle, ist aufgegeben, seitdem man weiß, daß es
Tiere gibt, die außer
dem gewöhnlichen
Daumen noch einen »Vordaumen« und auch auf der Kleinfinger-, bez.
Kleinzehenseite noch einen 7.
Finger, bez. eine 7.
Zehe aufweisen. Nach Pfitzner ist die 5. (kleine)
Zehe des
Menschen gegenwärtig
im
Schwinden begriffen.
Vgl.
Guyot-Daubès, Les anomalies des doigts, de la main et du pied
(»Revue d'Anthropologie«, 1889);
Trotz ihrer ungesunden
Lage und ihrer 7 km betragenden
Entfernung vom
Meere ist Missolunghi im Aufschwung begriffen und zahlt jetzt 9500 Einw.
Eine gute Fahrstraße führt über
Agrinion nach
Arta, eine andre durch die
Lagunen nach dem
Lido, wo die
Schiffe
[* 5] ankern.
Bartolomeo, ehemaliger
Präsident von Argentinien, kehrte 1891 ausEuropa
[* 7] nach
Buenos Ayres
[* 8] zurück und wurde sofort als Präsidentschaftskandidat aufgestellt,
da man von ihm die Beseitigung der finanziellen Schwierigkeiten
der
Republik erwartete.
das Verweilen der
Sonne
[* 9] oberhalb des
Horizonts auch bei ihrer tiefsten
Stellung,
zwölf
Stunden nach ihrem höchsten, mittägigen
Stande. Die
Sonne scheint eine kurze Zeit zu ruhen, ehe sie sich wieder erhebt,
und erzeugt eigentümliche Beleuchtungseffekte, namentlich sehr warme
Schatten
[* 10] und ein besonderes Zwielicht, von dem es in der
Frithjofssage heißt: »Die Mitternachtssonn' auf den
Bergen
[* 11] lag, blutrot anzuschauen; es war nicht
Nacht,
es war nicht
Tag, es war ein eignes
Grauen.« Um dieses
Phänomen zu schauen, werden zahlreiche
Reisen nach dem
Nordkap angetreten
und regelmäßige Dampferfahrten dafür eingerichtet, die aber freilich häufig unter der Ungunst des
Wetters leiden, wenn
man sich nicht für einen verlängerten Aufenthalt in den betreffenden
Regionen einrichtet.
Die Mitternachtssonne steht
natürlich für
Orte verschiedener
Breite
[* 12] ungleich hoch am
Horizont,
[* 13] und die Dauer ihrer Sichtbarkeit nimmt mit der
Annäherung
nach dem
Pole zu; sie beträgt für
Hammerfest,
Europas nördlichste Stadt, und für das
Nordkap fast drei
Monate (von Mitte Mai
bis Ende Juli). Doch ist die
Beobachtung in den spätern Sommertagen, an denen die
Sonne für einige
Minuten
untergeht, um alsbald wieder etwas östlicher aufzugehen, nicht weniger lohnend. Die
Erscheinung würde auf die
Regionen innerhalb
der
Polarkreise beschränkt sein, wenn die
Erde nicht von einer
Atmosphäre umgeben wäre;
infolge der atmosphärischen
Strahlenbrechung
[* 14] kann sie aber auch noch ein
Stück außerhalb der
Polarkreise beobachtet werden.
Sie tritt ein, wenn der
Abstand der
Sonne vom Himmelspol (90° weniger der
Deklination) kleiner ist als die geographische
Breite
des Beobachtungsortes. Solange diese
Bedingung erfüllt ist, herrscht immerwährend
Tag, dessen Dauer um so größer ist, je
höher die geographischeBreite des
Ortes ist (vgl.
Tag, Bd. 15, S. 490). Mit zunehmender
Breite nimmt aber
auch der Unterschied zwischen dem höchsten und niedrigsten Sonnenstand im
Laufe von 24
Stunden ab; der
Kreis,
[* 15] den die
Sonne
(wenn man von der Änderung der
Deklination absieht) in dieser Zeit beschreibt, nimmt mehr und mehr eine
horizontale
Lage an, je mehr man sich dem
Pole nähert.
Seine
Neigung ist nämlich gleich der
Äquatorhöhe (90° weniger der geographischen
Breite) des Beobachtungsortes, und doppelt
so
groß ist der Unterschied zwischen der größten und kleinsten Sonnenhöhe in 24
Stunden; während zur Zeit des höchsten
Sonnenstandes in 66½°Breite die
Sonne mittags in 47°
Höhe, 12
Stunden später aber am
Horizont steht,
betragen zu derselben Zeit die größte und kleinste Sonnenhöhe in 70°
Breite 43½ und 3½°, in 75°
Br. 38½ und 8½°,
in 80°
Br. 33½ und 13½°, in 85°
Br. 28½ und 18½°, endlich am
Pole sind beide 23½°. Selbst zur
Zeit des höchsten Sonnenstandes fallen also die
Strahlen der
Sonne nur unter einem kleinen
Winkel
[* 16] auf die horizontale Bodenfläche,
und ihre
Wirkung ist hier nur gering.
Anders auf geneigtem
Boden, wo die
Strahlen mehr senkrecht auftreffen und daher wirksamer sind. Dazu kommt, daß hier das Schmelzwasser
des Wintereises abfließt, welches in den
Ebenen stehen bleibt. Deshalb entwickelt sich an den Abhängen, unterm Einfluß
des beständigen
Sonnenscheins, eine ungleich reichere
Vegetation als in der
Ebene, undBaer hat mit
Recht von
Nowaja Semlja gesagt,
daß die ebene Polarfläche einer
Wüste, der geneigte
Boden am
Fuß derBerge aber, wo er nicht von
Geröll
oder Schneelagern eingenommen wird, einem
Garten
[* 17] gleichen könne.
In den höhern
Breiten bleiben die
Strahlen der Mitternachtssonne so kräftig,
daß man mit einem
BrennglasFeuer anzünden kann; sie lassen die
Sterne nicht hervortreten und beeinträchtigen den
Glanz des
Mondes beträchtlich.