Justus van, niederländ. Humorist und Lustspieldichter, geb. zu
Amsterdam,
[* 2] wo er als Fabrikbesitzer lebt. Zu seinen gelungensten
Lustspielen gehören: »Een bittere Pil«
(»Emanzipation«),
(das heutige Mâdeba), alte Stadt der moabitischen
Hochebene, schon im 4.
Buche Mosis als
Eroberung des Amoriterkönigs Sihon genannt und später im
Besitz des
StammesRuben. Im 5. nachchristlichen
Jahrhundert war es
Bischofsitz, was seine
Ruinen bestätigen. Diese byzantinische Stadt, von welcher namentlich eine
Kathedrale, ein großes
Reservoir,
ein
Thor, eine Säulenstraße etc. sich teilweise erhalten haben, scheint aus
dem
Material einer älteren römischen gebaut zu sein. Seit 1881 haben sich dort Katholiken angesiedelt, welche die
Ruinen
zerstören und das
Material verbauen.
Kongreß,internationaler. Die zweite
PariserWeltausstellung von 1867 bot die Gelegenheit, daß eine größere
Anzahl fremder
Ärzte sich zusammenfand, die in einer Vereinigung, welche an die
Stelle der regelmäßigen
Jahresversammlungen der französischen
Ärzte trat, unter dem Vorsitz von Bouillaud tagte. Ein italienischer
Arzt, Pantaleoni,
regte dabei den
Gedanken an, dieser Vereinigung von
Gelehrten aller
Nationen einen periodischen
Charakter zu geben, und man beschloß,
die nächste Versammlung 1869 inRom
[* 7] abzuhalten, ging aber, weil die vatikanische
Regierung einen
Kongreß
von
Ärzten nicht dulden wollte, nach
Florenz.
[* 8]
Der zehnte
Kongreß tagte vom 4. bis in
Berlin und wurde von
Virchow eröffnet. Nach dem
Bericht
des Generalsekretärs und nach
Begrüßungen seitens des deutschen
Kaisers, der Reichsregierung, der preußischen
Regierung
und der Stadt
BerlinsprachLister -
London über antiseptische
Chirurgie. Er trat lebhaft für die Phagocytentheorie
Metschnikows
ein und suchte aus dieser die
Thatsache zu erklären, daß seidene
Fäden, die keinerlei antiseptische
Behandlung erfahren haben, ohne
Schaden in
Wunden liegen bleiben können.
Die
Leukocyten dringen mit großer
Schnelligkeit in die Zwischenräume aller
Fremdkörper ein und zerstören die
Mikroben, die
sich dort eingenistet haben.
IndeshältLister es für weiser, die Seidenfäden vor dem
Gebrauch zu sterilisieren.
Er sprach dann über die der Sublimatlösung, welche er andern antiseptischen
Mitteln vorzieht, zu gebende
Konzentration und
betonte, daß man bei empfindlichern
Geweben, wie
Synovialhäuten, verdünntere
Lösungen anwenden müsse.
Bekanntlich suchteLister die in der
Luft schwebenden
Mikroben durch Zerstäuben einer antiseptischen
Flüssigkeit über der
Wunde unschädlich zu machen. Es stellte sich aber heraus, daß die Anwendung des
Sprays auf falschen Voraussetzungen
beruht, und seit 3
JahrenhatLister dieselbe aufgegeben. Er ersetzte den
Spray durch antiseptisches
Waschen und
Spülen und dadurch,
daß er die Operationsstelle mit ausgebreiteten, in antiseptische
Lösungen getauchten Handtüchern umgab, und er glaubt,
daß es an der Zeit sei, zu versuchen, ob nicht das antiseptische
Spülen der
Wunde zu entbehren sei, unter
der Voraussetzung natürlich, daß mit peinlichster Sorgfalt darauf geachtet wird, alle septischen
Bestandteile aus andern
Quellen als der
Luft von der
Wunde fern zu halten. Gelingt der
Versuch, so würde ein alterTraum in Erfüllung
gehen, den er einst geträumt. Ausgehend von der
Analogie subkutaner
Verletzungen, hatte er einst gehofft, daß die
Wunde unter
dem antiseptischen
Verband
[* 18] sofort vollständig geschlossen werden konnte und die Wundränder sich ohne weiteres vereinigen
würden.
Koch -
Berlin sprach über bakteriologische Forschung. Es gilt als vollständig erwiesen, daß die
Bakterien
ebenso wie die höhern pflanzlichen Organismen feste, mitunter allerdings schwierig abzugrenzende
Arten bilden. Die ältesten
medizinischen Schriftsteller beschreiben
Aussatz und
Lungenschwindsucht in ihren unverkennbaren
Eigenschaften, und man kann
daher annehmen, daß die pathogenen
Bakterien eher die
Neigung haben, ihre
Eigenschaften innerhalb langer Zeiträume festzuhalten,
als sie, wie mit Rücksicht auf den wandelbaren
Charakter mancher epidemischer
Krankheiten meist angenommen
wird, schnell zu ändern.
Bei der Eigenart der
Bakterien hat man aber zur Unterscheidung der
Spezies möglichst viele
Eigenschaften, auch wenn sie augenblicklich
noch so unwesentlich erscheinen, und zwar morphologische wie biologische, sorgfältig zu sammeln und sich nicht auf ein
einzelnes Kennzeichen zu verlassen, welches sich vielleicht als wandelbar erweist. Typhusbacillen in
Mesenterialdrüsen, in
Milz und
Leber einer Typhusleiche lassen keine
Zweifel aufkommen, sollen aber Bacillen im
Boden,
Wasser, Luftstaub mit Sicherheit
als Typhusbacillen angesprochen werden, so vermag selbst der geübte Bakteriolog keine absolute Sicherheit
¶
mehr
zu geben, weil es an unverkennbaren konstanten Merkmalen fehlt. Ähnlich verhält es sich mit Diphtheritisbakterien, während
Tuberkelbacillen und Cholerabakterien unverkennbare Merkmale darbieten. Und doch gelangteKoch zu dem Ergebnis, daß die Bacillen
der Hühnertuberkulose eine besondere, wenn auch den echten Tuberkelbacillen sehr nahe stehende Art repräsentieren. Die
Frage, ob diese Bacillen auch für den Menschen pathogen sind, wird sich nur durch lange Beobachtungen unter
Anwendung des Kulturverfahrens entscheiden lassen.
Der Gedanke, daß Mikroorganismen die Ursache der Infektionskrankheiten sein müßten, ist schon sehr frühzeitig ausgesprochen,
aber doch erst in neuester Zeit bewiesen worden und zwar 1) durch den Nachweis, daß der Parasit stets
bei der betreffenden Krankheit anzutreffen ist und zwar unter Verhältnissen, welche den pathologischen Veränderungen und
dem klinischen Verlauf der Krankheit entsprechen, 2) durch den Nachweis, daß der Mikroorganismus bei keiner andern Krankheit
als zufälliger Parasit vorkommt, und 3) durch die Möglichkeit, die betreffende Krankheit mittels Reinkulturen des Pilzes
zu erzeugen.
Die Erfahrungen, die man in dieser Weise sammelte, gaben nun auch die Sicherheit, daß gewisse Bakterien, bei welchen der dritte
Nachweis versagt, doch als pathogen betrachtet werden können, wenn sie bei einer bestimmten Krankheit stets und ausschließlich
vorkommen und sich durchaus wie die bereits sicher als pathogen erkannten Bakterien verhalten. Man hat
ferner richtige Vorstellungen darüber gewonnen, ob die pathogenen Bakterien als ausschließliche oder nur gelegentliche Parasiten
leben und wie sie sich in Wasser, Boden, Luft verhalten.
Dies gibt Anhaltepunkte für die Prophylaxe, zumal auch für einige pathogene Bakterien ermittelt werden konnte, wie sie in
den Körper eindringen. Durch genauere Erforschung des Verhaltens der pathogenen Bakterien im Körper werden
manche pathologische Vorgänge verständlicher, so namentlich das häufige Vorkommen von Kombination mehrerer Infektionskrankheiten,
von denen dann die eine als die primäre, die andre als die sekundäre zu betrachten ist. Letztere gibt der eigentlichen Krankheit
einen abweichenden, besonders schweren Charakter oder schließt sich als Nachkrankheit an dieselbe an.
Der Redner gedachte ferner der Stoffwechselprodukte der pathogenen Bakterien, welche auf die Symptome der Infektionskrankheit
von Einfluß sind, vielleicht sogar die wichtigsten derselben bedingen.
Die Erforschung der biologischen Verhältnisse der Bakterien hat viele Thatsachen geliefert, welche sich prophylaktisch verwerten
lassen. Es war bekannt, daß direktes Sonnenlicht Bakterien ziemlich schnell tötet, es hat sich aber
gezeigt, daß auch zerstreutes Tageslicht, wenngleich langsamer, Tuberkelbacillen tötete. Dicht am Fenster aufgestellte Kulturen
starben in 5-7 Tagen ab. AlleBakterien können nur im feuchten Zustand, niemals in der Luft sich vermehren, sie können nie
von feuchten Flächen aus eignem Antrieb in die Luft übergehen, und nur diejenigen Bakterien können durch
Luftströmungen verschleppt werden, welche im getrockneten Zustand längere Zeit lebensfähig bleiben.
Neueste Färbungsmethoden geben weitern Aufschluß über den Bau derBakterien, indem sie gestatten, einen Kern, die äußere
Plasmahülle und die Geißeln besser zu unterscheiden. Ist es bisher nicht gelungen, die Erreger einer
großen Anzahl der ausgesprochensten Infektionskrankheiten zu ermitteln, so beruht dies vielleicht darauf, daß es sich hier
gar nicht um Bakterien, sondern vielleicht
um Protozoen handelt, wie ja derartige Gebilde bei Malaria nachgewiesen worden sind.
An praktischen Erfolgen der Bakteriologie ist die gewonnene Sicherheit der Desinfektion
[* 20] und die Kontrolle
der Wasserfiltration zu nennen, ferner die Erkenntnis der Beschaffenheit des Grundwassers, der Kanalgase, der Nachweis pathogener
Bakterien im Boden, im Staube, in Nahrungsmitteln, die Sicherheit der Diagnose in vereinzelten Fällen von Cholera und bei beginnender
Tuberkulose.
Direkt wirkende therapeutische Mittel hat die Bakteriologie bisher nur für Schutzimpfungen gegen einzelne
Krankheiten geliefert. Für Infektionskrankheiten mit kurzer Inkubation und schnellem Verlauf dürfte auch wenig zu erwarten
sein, wohl aber darf man für chronische Krankheiten noch viel von der Bakteriologie erwarten. Seit der Entdeckung der Tuberkelbacillen
hatKoch nach Mitteln gegen die Tuberkulose gesucht, und zwar in der Art, daß er zunächst auf die Bacillen
in Kulturen einzuwirken versuchte und dann zu Tierexperimenten überging.
Sehr viele Substanzen halten das Wachstum, die Vermehrung derBakterien in Kulturen auf, Cyangoldverbindungen schon in einer
Verdünnung von 1:2,000,000, aber bei tuberkulösen Tieren blieben alle diese Substanzen wirkungslos. Erst bei weitern Experimenten
gelang es, Substanzen zu finden, welche auch im Tierkörper das Wachstum der Bakterien aufhalten. Bei tuberkulösen
Meerschweinchen konnte der Prozeß zum Stillstand gebracht werden, und mit der Substanz geimpfte Meerschweinchen reagierten nicht
mehr auf eine Impfung
[* 21] mit Tuberkelbacillen. Der Redner bezeichnete seine Untersuchungen als noch nicht abgeschlossen, wollte
aber schon jetzt eine Anregung zu weitern Forschungen in dieser Richtung geben (vgl. Tuberkulose).
Ein zweites Verteidigungsmittel ist der antibakterielle Zustand der Säfte, welcher erst eintritt, wenn die Bakterien ins
Blut eingedrungen sind. Sie selbst erzeugen dann eigentümliche Substanzen, und das Blut und die Gewebssäfte wirken nun antibakteriell,
halten die Vermehrung derBakterien auf oder töten sie. Ist ein pathogenes Bakterium dank einer nervösen
Störung ins Blut gelangt, dann trifft es entweder auf baktericide Säfte und geht zu Grunde, oder es findet günstige Bedingungen
und vermehrt sich.
Solange sich die Thätigkeit der Bakterien auf eine bestimmte Stelle beschränkt, ist von den PhagocytenHilfe zu erwarten. Sind
aber erst die giftigen Stoffwechselprodukte der Bakterien in hinreichender Menge ins Blut gelangt, dann
sind die Phagocyten machtlos, und der Organismus ist auf das Eintreten des baktericiden Zustandes angewiesen. Tritt dieser ein,
so hebt er auch die Lähmung des vasomotorischen Zentrums auf, der Phagocytismus greift wieder ein, und es erfolgt Heilung.
Dabei bleibt aber der baktericide Zustand der Säfte bestehen, der Organismus¶