In dem Anodenraum wird das Eisenoxydulsulfat zu Eisenoxydsulfat oxydiert. Die
Flüssigkeit fließt schließlich durch das
Rohr
R wieder ab. Das in
Lösung befindliche, bei der
Elektrolyse gebildete Eisenoxydsulfat hat die
Eigenschaft,
Halbschwefelkupfer (Cu2S),
Schwefelkupfer (CuS) und
Kupferoxyd in
Kupfervitriol überzuführen und zwar unter Rückbildung
von Eisenoxydulsulfat. Der Kupfergewinnungsprozeß besteht nun darin, daß man pulverförmigen
Kupferkies bis zur vollständigen
Oxydation des
Eisens abröstet, wobei das Kupfer größtenteils als Halbschwefelkupfer im Röstgut vorhanden ist. Das
Röstgut wird mit der aus den
Zersetzungszellen abfließenden
Flüssigkeit in geeigneten
Apparaten ausgelaugt und die
Eisen-
und
Kupfervitriol enthaltende
Flüssigkeit der
Elektrolyse unterworfen; nach der Entkupferung und
Oxydation des Eisenoxydulsulfats
in den
Zersetzungszellen kann die
Flüssigkeit aufs neue zur Auslaugung des Röstgutes verwandt werden. Die erforderlichen
Apparate sind neuerdings wesentlich vervollkommt worden.
[* 5] Gebrüder Mannesmann in
Remscheid
[* 6] haben eine neue Art von Kuppelung erfunden, welche sowohl eine axiale
Verschiebung
der zu kuppelnden Wellenstücke als auch eine Verstellung des
Winkels, unter dem die Wellenstücke aneinander stoßen, gestatten.
Die ursprüngliche Bestimmung dieser Kuppelung war, bei den zur Ausführung des
Mannesmannschen Schrägwalzverfahrens
dienenden
Walzwerken (s. Bd. 17, S. 708 f.) die
Walzen und ihre Zuleitungswellen in angemessener
Weise mit den festgelagerten
Triebwellen zu kuppeln. Es bedurfte bei dem einfachsten dieser
Walzwerke vier
Kuppelungen,
[* 7] zwei für jede
Walze, welche eine
weitgehende Verstellung sowohl im
Winkel
[* 8] als auch der
Länge nach gestatten mußten. Zugleich aber mußte
die
Übertragung ganz gleichförmig vor sich gehen, derart, daß das mittels der Kuppelung angetriebene Wellenstück
ebenso gleichmäßig rotierte wie das antreibende. Eine gute Kuppelung für diese Anforderungen
gab es nicht; das bekannte
Universalgelenk
[* 9] (s. Bd. 10, S. 336) überträgt die
Bewegung zu ungleichmäßig und nimmt auch zu viel
Raum ein.
Die von Mannesmann erfundene Kuppelung arbeitet ohne Bewegungsfehler und nimmt nicht mehr
Raum ein als eine gewöhnliche Klauenkuppelung.
Die
[* 1]
Figur zeigt eine schematische
Darstellung der Kuppelung nach
Reuleaux. Denkt man sich die
Wellen
[* 10] a und b von zwei
Punkten aus, die
gleichweit vom Achsenschnittpunkt S abliegen, mit sehr dünnen, in der
[* 1]
Figur sich
als
Linien darstellenden
Armen versehen, welche
mit den
Achsen b
S und a S gleiche
Winkel einschließen, so bleiben die berührenden
Paare dieser
Arme bei gleichförmiger Drehung beider
Achsen stets in Berührung.
Aus der
Lage s1 gelangt z. B. der Berührungspunkt nach einer Achsendrehung
von 180° in die
Lage s2. Der Berührungspunkt wird dabei den
Umriß eines schrägen
Schnittes durch zwei gerade Kreiskegel,
welche von den
Armen von a und b beschrieben werden, umfahren, hier also eine
Ellipse.
[* 11] Um die Berührung der
Linien zu verwirklichen,
könnte man sie als scharfe
Kante von
Stahl ausführen, würde indessen damit ein der Zerstörung rasch
anheimfallendes
Getriebe
[* 12] erzielen.
Mannesmann wandte statt der scharfen
Kanten halbe
Cylinder an, welche sich mit den ebenen Halbierungsflächen berühren und
zwar so, daß die
Achsen der
Cylinder mit den
Linien s2 a, s2, b, s1 a und s1 b zusammenfallen.
Mit den gekrümmten Rückenflächen sind diese
Cylinder in entsprechenden Höhlungen massiver
Arme, die von a und b ausgehen,
gelagert. Zwei solche zusammenwirkende
Cylinder bilden ein
Gelenk, welches nach
Reuleaux'
Vorschlag den
NamenSchnittgelenk erhalten
hat, so daß danach die als
Schnittgelenkkuppelung zu bezeichnen ist.
Diese Kuppelung, aus Stahlguß in den Hauptkörpern, aus harter
Bronze
[* 13] in den
Schnittgelenken, die übrigens auch
als Kugelstücke gebildet sein können, hat sich in jeder Beziehung vortrefflich bewährt und leistet bei den praktischen
Betrieben der Mannesmann-Walzwerke die vorzüglichsten
Dienste.
[* 14] Natürlich wird sie in der Maschinentechnik auch sonst zweckmäßig
Verwendung finden, wo ähnliche
Bedingungen bezüglich der Beweglichkeit der zu kuppelnden Wellenstücke
gestellt sind.
Gesundheitsverhältnisse, s. den
Bericht:
Balneologische Gesellschaft. ^[= Die zwölfte Versammlung der Balneologischen Gesellschaft fand 7.-10. März 1890 in Berlin statt. ...]
Weitaus in der überwiegenden
Mehrzahl der
Fälle von Kurzsichtigkeit ist Augenanstrengung während der Wachstumsperiode
als die
Ursache derselben anzusehen. Die reiche
Statistik, welche diesen
Beweis lieferte, wurde vonCohn
mit einer Untersuchung von 10,060
Kindern eingeleitet und bezieht sich heute auf 200,000 Individuen in allen
Ländern. Sie
ergab folgende
Thatsachen: Die Häufigkeit der
¶
mehr
Kurzsichtigkeit wächst mit der Arbeitsleistung der Unterrichtsanstalten und in den einzelnen Schulen vonKlasse zu Klasse. Für Gymnasien
ergaben sich nachCohn folgende Zahlen: Sexta 22, Quinta 27, Quarta 36, Tertia 46, Sekunda 55, Prima 58 Proz. Schmidt-Rimpler berechnete
für das 1.-5. Schuljahr 15,5, für das 6.-10. 31,9, für das 11. Schuljahr
und später 51,3 Proz. Auch der Grad der Kurzsichtigkeit wächst mit der Dauer des Schulbesuchs. So fand Schmidt-Rimpler im
Bei Prüfung der wehrpflichtigen MannschaftKopenhagens fand Tscherning, daß die Kurzsichtigkeit mit den Ansprüchen wächst, welche Vorbildung
und Beruf an die Augen gestellt haben. Seggel fand unter 1810 bayrischen Soldaten bei Einjährigen, Kaufleuten, Schreibern, Schriftsetzern
56,7, bei Handwerkern etc. 8,7, bei
städtischen Arbeitern 4,0, bei Dorfarbeitern 2,4 Proz.
Diese Zahlen zeigen zugleich, daß die von Arbeit unabhängigen Formen der Kurzsichtigkeit selten sind; offenbar hat
man sie in den 2-3 Proz. der bei Ackerbauern gefundenen Kurzsichtigkeit zu suchen.
Sie erweisen zugleich die Irrigkeit der Annahme, daß in den untern und mittlern Klassen vorwiegend die Normalsehenden die
Schule verlassen, während die Kurzsichtigen beim Studium bleiben. Man hat auch behauptet, die Kurzsichtigkeit sei eine
zweckmäßige Anpassung des Auges an die Nahearbeit, welche den Vorteil biete, in vorgerückten Jahren ohne Konvexgläser arbeiten
zu können; gefährliche Folgekrankheiten seien nur den höchsten Graden der Kurzsichtigkeit eigen, und eben diese stärkste Kurzsichtigkeit entstehe
nie durch Augenarbeit, sondern sei von Anfang an entzündlicher Natur und gleich häufig bei Bauern und
Gelehrten.
Nun stören aber schon verhältnismäßig niedere Grade von Kurzsichtigkeit durch die Abhängigkeit vom Augenglas, und die mittlern Grade
bilden nicht selten ein Hindernis in der freien Berufswahl; dann aber hat die Statistik gezeigt, daß die Häufigkeit
schwerer Folgekrankheiten zwar ohne Zweifel mit dem Grade der Kurzsichtigkeit wächst, daß dieselben aber schon im Bereich der mittlern
Grade (von 6,0 Dioptrie an) zahlreicher werden, und ferner, daß diese Folgekrankheiten zwar schon in früher Jugend ausnahmsweise
eintreten können, eine größere Häufigkeit aber erst jenseit des 20. Jahres erreichen. Mit diesen Folgekrankheiten
sind die Nachteile der Kurzsichtigkeit nicht erschöpft. Es ist nachgewiesen, daß die durchschnittliche Sehschärfe trotz Brillenkorrektion
sich mit dem Grade der Kurzsichtigkeit stetig mindert, und daß diese Schwachsichtigkeit zwar erst bei den hohen Graden unter die Hälfte
der Norm sinkt, aber schon bei ganz schwacher Kurzsichtigkeit nachweisbar ist.
Der Umstand, daß von den Schülern derselben Klasse bei annähernd gleicher Arbeitsleistung nur ein Teil kurzsichtig wird,
deutet darauf hin, daß außer der Nahearbeit noch eine entferntere Ursache der Kurzsichtigkeit vorhanden ist. Allgemeine Körperschwäche,
insbesondere Rekonvaleszenz nach schweren Krankheiten sind in erster Linie zu nennen. Augenentzündungen, besonders wenn dabei
gelesen und geschrieben wird, Hornhautflecke, welche die Sehschärfe herabsetzen, Astigmatismus, manche
Formen von partiellem Katarakt können die Entstehung der Kurzsichtigkeit begünstigen.
Auch geringe Dicke und Widerstandsfähigkeit der Umhüllungshaut des Auges und Kürze des Sehnervs sind als disponierend bezeichnet
worden. In Bezug auf die Erblichkeit kann man unterscheiden die Vererbung einer gewissen körperlichen
Eigenart, auf Grund deren sich bei Hinzutritt von Augenarbeit Kurzsichtigkeit entwickeln kann, auch wenn keiner der Vorfahren
kurzsichtig war, und ferner die Vererbung einer durch Nahearbeit erworbenen Kurzsichtigkeit. Das erstere Verhältnis erweist sich nur als
eine Umschreibung dafür, daß wir das Wesen der Disposition nicht kennen, und die Annahme, sie möge erblich
sein, sinkt daher zur bloßen Vermutung herab.
Das zweite Verhältnis betrifft die vielumstrittene Frage der Vererbung erworbener Eigenschaften. Pflüger stellte 155 Familien
mit Elternkurzsichtigkeit 185 Familien ohne solche gegenüber. Bei den 623 Kindern der erstern fand er unter den Kindern der
obern Volksschulklassen 19 Proz., unter den Gymnasiasten und Realschülern 26 Proz.
Kurzsichtige. Bei den 729 Kindern ohne Elternkurzsichtigkeit fand er entsprechend nur 8,4 und 17 Proz.
Kurzsichtige. Kirchner ermittelte, daß Kurzsichtigkeit von Vater oder Mutter bei 49,9 Proz. der kurzsichtigen Schüler vorkam, aber nur bei
34,4 Proz. der normal sehenden und nur bei 24,2
Proz. der übersichtigen Schüler.
Ferner ermittelte Kirchner, daß in 356 Kurzsichtigkeitsehen mit 1156 Kindern die Kurzsichtigkeit der letztern bei 31,6 Proz.
vorkam; in 630 Familien ohne Kurzsichtigkeit von Vater und Mutter waren von 2069 Kindern nur 14,6 Proz. kurzsichtig. Demnach wären etwa 16 Proz.
der Kurzsichtigkeit durch erbliche Anlage verschuldet. Man hat auch die Disposition zur in Rasseneigenschaften gesucht,
doch ist auch für diese Frage die vorliegende Statistik noch viel zu klein. Stilling glaubte eine Beziehung des Breiten-Höhen-Index
(100 Höhe/Breite) der Augenhöhlenöffnung zur Kurzsichtigkeit gefunden zu haben.
Bei Normal- und Übersichtigen war derselbe durchschnittlich 89,1, bei Kurzsichtigen nur 77,8,
so daß in einer niedern und breiten Augenhöhle die Disposition zu Kurzsichtigkeit gegeben wäre. Schmidt-Rimpler und
Kirchner konnten indes diese Angaben nicht bestätigen. Letzterer untersuchte das Verhältnis der Farbe der Augen zur Kurzsichtigkeit und fand
bei Helläugigen 33,7, bei Dunkeläugigen 33,8 Proz.
Kurzsichtige, ebenso ist die Haarfarbe ohne Einfluß, und von jüdischen Schülern waren 36,5, von christlichen 34 Proz.
kurzsichtig. Es läßt sich gegenwärtig nur feststellen, daß Nahearbeit in der Zeit des Körperwachstums zur Kurzsichtigkeit führt,
daß die Häufigkeit und Höhe der Kurzsichtigkeit im geraden Verhältnis steht zur Anstrengung des Auges, daß aber eine Anzahl von Individuen
trotz Nahearbeit normal bleibt. Manches spricht dafür, daß die Immunität gegen Kurzsichtigkeit nur eine graduelle
und keine absolute sei. Gegenwärtig werden 50-60 Proz. der Gymnasiasten kurzsichtig, bei weiterer
Steigerung der Ansprüche an das Auge
[* 23] würde dieser Prozentsatz wahrscheinlich noch überschritten werden.
Bei dem Zustandekommen der Kurzsichtigkeit scheinen folgende Faktoren mitzuwirken:
4) Zugwirkung des bei Konvergenz gespannten Sehnervs. Die Verhütung der Kurzsichtigkeit hat die Dauer der Arbeit und den Grad der Annäherung
des Auges an die Arbeit zu berücksichtigen, und da Augenarbeit in der Kindheit meist in der Schule oder
für dieselbe geleistet wird, so liegt die Prophylaxe der Kurzsichtigkeit wesentlich der Schulhygiene ob. Die Abkürzung der Arbeitszeit,
ohne das Maß der Geistesbildung herabzudrücken, ist eine pädagogische Aufgabe. Dabei kommen außer den Lehrplänen in
Betracht: das Hinausschieben des Schulbeginns bis nach vollendetem 7. Lebensjahr;