mehr
Vergangenheit« (Hamb. 1885). Für die kölnischen Zustände im Anfang
der Neuzeit ist von höchstem
Interesse das von Kulturgeschichtliche Höhlbaum herausgegebene
»Buch
Weinsberg« (Leipz. 1886-87,2 Bde.),
Denkwürdigkeiten eines einflußreichen, vielgewandten städtischen Beamten aus dem 16. Jahrh.,
die der
Herausgeber durch zahlreiche Anmerkungen erläutert hat. In die
Wiener Zustände der Josephinischen
Zeit führt uns der von
R. M.
Werner (Berl. 1888) herausgegebene und erläuterte Briefwechsel zwischen
Gebler, einem einflußreichen
österreichischen Staatsmann jener
Epoche, und
Nicolai; Schilderungen über die neueste
Entwickelung einer ostpreußischen Mittelstadt
finden sich in dem anonymen
Buche »Aus
Tilsits Vergangenheit« (2. Aufl.
,
Tilsit
[* 2] 1880-90,3 Bde.); nach
Mitteldeutschland bringt uns O.
Bähr, »Eine deutsche Stadt vor 80
Jahren« (2. Aufl.
, Leipz. 1886), der
lebendige
Bilder aus den
Kasseler Zuständen im dritten Jahrzehnt dieses
Jahrhunderts entwirft.
Naturgemäß aber treten bei den
Arbeiten über städtisches
Leben
Handel und
Industrie in den
Vordergrund.
Ehe wir aber auf
diese
eingehen, ist zunächst die bedeutendste
Schrift Kulturgeschichtliche
Lamprechts,
»Deutsches Wirtschaftsleben im
Mittelalter«
(Leipz. 1886,4 Bde.),
zu nennen, ein Werk von ungemeiner
Gelehrsamkeit und bedeutendem
Scharfsinn, das freilich in erster
Reihe die wirtschaftlichen
Verhältnisse des platten
Landes und zwar zunächst der Gegenden an Mittelrhein und
Mosel berücksichtigt, das aber auch für
eine
Fülle von
Fragen, welche
Handel,
Industrie und
Verkehr angehen, von grundlegender Bedeutung ist, überhaupt
allen denen, welche, von irgend einem
Gesichtspunkt ausgehend, deutsche Wirtschaftsgeschichte studieren, reichste Belehrung
bietet. Zu den bedeutendsten hierher gehörigen
Monographien sind T. Geerings Werk
»Handel und
Industrie der Stadt
Basel«
[* 3]
(Bas.
1886),
welches bis zum Ende des 17. Jahrh. reicht, und F. Kapps »Geschichte des deutschen Buchhandels« (Leipz. 1886, Bd. 1),
das gleichfalls bis in dies
Jahrhundert geht, zu zählen; auf
hanseatische Verhältnisse beziehen sich
O. Blümcke,
»Stettins hansische
Stellung und Heringshandel in
Schonen«
(Stett. 1887),
und A. Winckler, »Die deutsche Hansa in Rußland« (Berl. 1886); von den Verhältnissen eines einzelnen Industriezweiges in einer Hansestadt gibt F. Crull, »Das Amt der Goldschmiede in Wismar« [* 4] (Wism. 1887),
eine eingehende, bis in die Neuzeit reichende Darstellung. Wichtige Quellen für die norddeutsche Handelsgeschichte sind: C. Sattler, »Handelsrechnungen des Deutschen Ordens« (Leipz. 1887),
D.
Schäfer, »Das
Buch des lübeckischen
Vogts auf
Schonen«
(Halle
[* 5] 1887),
u. W. Stieda, »Revaler Zollbücher u. Zollquittungen des 15. Jahrhunderts« (das. 1887). Die Anfänge des Hamburger Freihafens hat R. Ehrenberg, »Wie wurde Hamburg [* 6] groß?« (Hamb. 1888),
dargestellt; auch W. Naudé, »Deutsche [* 7] städtische Getreidehandelspolitik vom 15.-17. Jahrhundert« (Leipz. 1889),
beschäftigt sich hauptsächlich mit Stettin [* 8] und Hamburg. Nach Mitteldeutschland führen uns die »Geschichte der Leipziger Messen« von E. Hasse (Leipz. 1885),
die freilich mehr eine Materialiensammlung als eine Darstellung gibt, P. Hirschfelds Arbeit über »Leipzigs Großindustrie u. Großhandel in ihrer Kulturbedeutung« (das. 1887) und A. Zimmermanns interessantes Buch über »Blüte [* 9] und Verfall des Leinengewerbes in Schlesien« [* 10] (Bresl. 1885). Für Süddeutschland ist von großem Interesse W. Heyd, »Die große Ravensburger Gesellschaft« (Stuttg. 1890), die Geschichte einer jener mächtigen Handelskompanien, welche um die Wende des Mittelalters und der Neuzeit sich eine so gewaltige Stellung erwarben. Beiträge zur Geschichte des österreichischen Handels gibt A. Fournier, »Eine amtliche Handlungsreise nach Italien [* 11] im Jahre 1754« (Wien [* 12] 1888) und »Handel und Verkehr in Ungarn [* 13] und Polen um die Mitte des 18. Jahrhunderts« (das. 1887),
während H.
Fechner »Die
handelspolitischen Beziehungen
Preußens
[* 14] zu
Österreich«
[* 15] (Berl. 1886) vornehmlich des 18. Jahrh.
darstellt. Über die wirtschaftlichen Verhältnisse
Preußens in der Neuzeit unterrichten namentlich die vortrefflichen
Arbeiten
G.
Schmollers, die hier nicht unerwähnt bleiben dürfen, obwohl sie nicht als selbständige
Bücher erschienen
sind; die wichtigsten sind zusammengestellt in der
»Historischen
Zeitschrift« (Bd. 60, S. 487). Die »Geschichte
der preußischen Handwerkerpolitik« von 1640-1740 hat M.
Meyer aus den
Akten dargestellt
(Minden
[* 16] 1884-88,2 Bde.). Für
die Handelsbeziehungen von ganz
Deutschland
[* 17] im
Mittelalter ist von größter Bedeutung das deutsche Kaufhaus
in
Venedig,
[* 18] dessen Geschichte H. Simonsfeld, »Der
Fondaco dei Tedeschi in
Venedig und die deutsch-venezianischen Handelsbeziehungen«
(Stuttg. 1887,2 Bde.),
in ausgezeichneter
Weise geschrieben hat.
Endlich mag in diesem Zusammenhang noch G.
Adlers »Geschichte der ersten sozialpolitischen
Arbeit
erbewegung in
Deutschland« (Bresl. 1885) erwähnt werden.
Gehen wir zur Geschichte der ländlichen Verhältnisse über, so haben wir für die ältere Zeit die inhaltreiche Abhandlung von F. v. Krones, »Die deutsche Besiedelung der östlichen Alpenländer, insbesondere Steiermarks, Kärntens, Krains« (Stuttg. 1889),
zu nennen, welche die Art der Germanisierung dieser Gebiete zutreffend und eingehend nach den Quellen darstellt; für ein andres ursprünglich slawisches Gebiet verfolgt denselben Prozeß Kulturgeschichtliche Weinhold, »Die Verbreitung und die Herkunft der Deutschen in Schlesien« (Stuttg. 1887). Eine umfassende Geschichte der »Landwirtschaft im Königreich Sachsen« [* 19] bis in die neueste Zeit hat Kulturgeschichtliche v. Langsdorff veröffentlicht (Dresd. 1889),
während M. Endres die »Geschichte der Waldbenutzung vom 13.-18.
Jahrhundert« bearbeitet
hat
(Tübing. 1888). Das hervorragendste Werk in diesem Bereich ist G. F.
Knapps Geschichte der »Bauernbefreiung
und des Ursprungs der Landarbeiter
in den ältern Teilen
Preußens« (Leipz. 1887,2 Bde.);
der Verfasser setzt auf
Grund sorgfältigster Quellenstudien mit den
Versuchen
Friedrich
Wilhelms I. ein, welche
auf
die Durchsetzung der
Erblichkeit der bäuerlichen
Besitzer gerichtet waren, und verfolgt die
Entwickelung der landarbeit
enden
Bevölkerung
[* 20] in
Preußen
[* 21] bis in die Zeit des
Ministeriums
Manteuffel. An dies Werk schließen sich in
Methode und
Gedanken Spezialuntersuchungen
an, welche Kulturgeschichtliche J.
^[Karl
Johannes]
Fuchs
[* 22] für Neuvorpommern und
Rügen (Straßb. 1889), Transehe-Roseneck
für
Livland
[* 23] (das, 1890) angestellt haben; auch
Großmanns
Arbeit »Über die gutsherrlich-bäuerlichen Recht
sverhältnisse in der
Mark
Brandenburg«
[* 24] (Leipz. 1890) ist hier anzureihen. Nach einer andern Seite hin hat B.
Stadelmann über
»Preußens
Könige in ihrer Thätigkeit für die Landeskultur« gehandelt;
Band
[* 25] 3 und 4 des wesentlich auf
bis
dahin unbekannten Archivalien beruhenden Werkes (Leipz. 1885 u.
1887) umfaßt die Zeit
Friedrich
Wilhelms II. und
Friedrich
Wilhelms III.
Von den
Arbeiten zur Territorialverfassung und
-Verwaltung nennen wir zunächst zwei
Schriften, die sich mit den viel erörterten
Problemen der Entstehung der
Landstände und der
Landeshoheit beschäftigen. Sie beziehen sich beide auf
die
Rheinlande;
¶
mehr
G. v. Below, den die Gesellschaft für rheinische Geschichtskunde mit der Publikation der Ständeakten von Jülich und Berg beauf
tragte,
hat als Vorarbeit
dafür drei Abhandlungen über »Die landständische Verfassung in Jülich und Berg bis zum Jahre 1511« (Düsseld.
1885-90) veröffentlicht, während G. Müller »Die Entwickelung der Landeshoheit in Geldern bis zur Mitte
des 14. Jahrhunderts« (Marb. 1889) behandelt. Für Preußen hat Konr. Bornhak eine »Geschichte des
preußischen Verwaltungsrechts« (Berl. 1884-86,3 Bde.)
geschrieben, die, obgleich keineswegs überall gesicherte oder abschließende Resultate bietend, doch mit Recht als zur Zeit
unentbehrlich bezeichnet worden ist; sie führt die Darstellung von den Anfängen der brandenburgischen
Geschichte unter den Askaniern bis auf die Gegenwart.
Unter den Einzelarbeiten
für preußische Verwaltung stehen, abgesehen von den schon in anderm Zusammenhang erwähnten mustergültigen
Arbeiten Schmollers, an Bedeutung obenan A. Stölzels ausgezeichnetes Werk »Brandenburg-Preußens Recht
sverwaltung und
Recht
sverfassung, dargestellt im Wirken seiner Landesfürsten und obersten Justizbeamten« (Berl.
1888,2 Bde.).
Von andern Monographien nennen wir: H. Bielfeld, »Geschichte des magdeburgischen Steuerwesens von der Reformationszeit
bis ins 18. Jahrhundert« (also die vorpreußische Zeit dieses Gebiets ins Auge
[* 27] fassend; Leipz. 1888);
C. A. Zakrzewski, »Die wichtigern preußischen Reformen der direkten ländlichen Steuern« (das. 1887);
W. Schultze, »Geschichte der preußischen Regieverwaltung« (das. 1888);
O. Warschauer, »Geschichte der preußischen Staatslotterien« (das. 1885);
F. Schwartz, »Organisation und Verpflegung der preußischen Landmilizen im Siebenjährigen Kriege« (das. 1888);
die Mehrzahl dieser Arbeiten ist auf Schmollers Anregung entstanden.
Für Österreich hat G. Adler [* 28] »Die Organisation der Zentralverwaltung unter Kaiser Maximilian I.« dargestellt (Leipz. 1886),
während E. Rosenthal »Die Behördenorganisation Kaiser Ferdinands I.« (Wien 1887), in welcher er das Vorbild der Behördenorganisation in den deutschen Einzelstaaten erblickt, zum Gegenstand einer gründlichen und umfangreichen Arbeit gemacht hat. Beiträge zur Geschichte der Behördenorganisation und der Steuern in Bayern [* 29] lieferten Neudegger und Baasch. Das wichtigste Werk für dies Gebiet ist aber E. Rosenthals »Geschichte des Gerichtswesens und der Behördenorganisation Bayerns«, deren erster Band (Münch. 1889) die Zeit von 1180 bis zum Ende des 16. Jahrh. umfaßt.
Die wichtigsten Werke zur Geschichte des Unterrichtswesens finden an andrer Stelle Erwähnung (s. Pädagogische Litteratur).
Für Deutschlands [* 30] kulturhistorische Beziehungen zum Ausland nennen wir einige Arbeiten sehr verschiedenen Inhalts: Th. Süpfles »Geschichte des deutschen Kultureinflusses auf Frankreich mit besonderer Berücksichtigung der litterarischen Entwicklung«, deren zweiter Teil (Gotha [* 31] 1888-90) von Lessing bis zur Gegenwart reicht; H. Simonsfeld, »Die Deutschen als Kolonisatoren in der Geschichte« (Hamb. 1885),
eine populäre, aber gründliche Übersicht über die deutschen Kolonisationen bis ins 18. Jahrh., und R. Röhricht, »Deutsche Pilgerreisen nach dem heiligen Lande« (Gotha 1889). Weiter stellen wir eine Reihe von Werken zusammen, die inhaltlich keiner der bisher aufgestellten Kategorien einzureihen sind. Längst bekannt und allgemein anerkannt ist A. Schultz, »Das höfische Leben zur Zeit der Minnesänger« (2. Aufl., Leipz. 1889,2 Bde.),
das freilich mehr auf einen gelehrten Leserkreis als auf ein größeres Publikum berechnet ist. Frisch und anregend geschrieben ist F. Specht, »Gastmähler und Trinkgelage bei den Deutschen bis ins 9. Jahrhundert« (Stuttg. 1887). Alberdingk Thijm gibt eine auf gründlicher Forschung beruhende, preisgekrönte »Geschichte der Wohlthätigkeitsanstalten in Belgien [* 32] von Karl d. Gr. bis zum 16. Jahrhundert« (Freiburg [* 33] 1887). Mit der Geschichte des Hexenwesens beschäftigen sich: U. Jahn, »Hexenwesen und Zauberei in Pommern« [* 34] (Bresl. 1887),
und Längin, »Religion und Hexenprozeß« (Leipz. 1888),
während Kulturgeschichtliche Binz in »Dr. Johann Weyer« (Bonn [* 35] 1885) und »Augustin Lerchheimer« (Straßb. 1888) zwei der bedeutendsten Gegner des Hexenwahns schildert. Eine »Geschichte des deutschen Briefs« hat G. Steinhausen geschrieben (Berl. 1889-91,2 Tle.); A. Edelmann behandelt »Schützenwesen und Schützenfeste der deutschen Städte vom 13. bis zum 18. Jahrhundert« (Münch. 1890); O. Beneke gibt in seinem zuerst 1863 erschienenen Buch »Von unehrlichen Leuten« (2. Aufl., Berl. 1889) sehr interessante Skizzen aus einer Zeit, in der manche Gewerbe und Dinge als unehrlich galten und ängstlich gemieden werden mußten. Endlich mögen hier die bildungs- und wirtschaftsgeschichtlichen Aufsätze, die G. v. Buchwald in seinem Werke »Deutsches Gesellschaftsleben im endenden Mittelalter« (Kiel [* 36] 1885-87,2 Bde.) vereinigt hat, und die populären Schriften von A. Sach, »Deutsches Leben in der Vergangenheit« (Halle 1889-90,2 Bde.),
und J. ^[Julius] Lippert, »Deutsche Sittengeschichte« (Leipz. 1889,3 Bde.), erwähnt werden.
Zum Schluß nennen wir einige der wichtigern derjenigen Schriften, welche kulturhistorische Bilder verschiedenartigen Inhalts
aus einzelnen Landschaften oder Orten geben. Dahin gehören für Süddeutschland: A. Birlinger, »Recht
srheinisches Alamannien«
(Stuttg. 1890);
W. Lang, »Von und aus Schwaben« (das. 1885-89,7 Hefte; eine Reihe feiner und formgewandter Essays überwiegend biographischen Inhalts);
für die Rheinlande: Kulturgeschichtliche Lamprecht, »Skizzen zur rheinischen Geschichte« (Leipz. 1887);
für Mitteldeutschland: W. Kawerau, »Kulturbilder aus dem Zeitalter der Aufklärung« (Bd. 1: »Aus Magdeburgs Vergangenheit«; Bd. 2: »Aus Halles Litteraturleben«, Halle 1886-88),
und Th. Meyer, »Die kulturhistorische Entwickelung Deutschlands in der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts mit besonderer Bezugnahme auf die sächsischen Lande« (Kottb. 1889);
für Nord- und Ostdeutschland: F. Günther, »Der Ambergau« (Hannov. 1887) und »Der Harz in Geschichts-, Kultur- und Landschaftsbildern« (das. 1888);
O. Mejer, »Kulturgeschichtliche Bilder aus Göttingen« [* 37] (das. 1889);
G. Sello, »Potsdam [* 38] und Sanssouci« (Bresl. 1888);
A. Bezzenberger, »Die Kurische Nehrung und ihre Bewohner« (Stuttg. 1889).
Außerdeutsche Länder Europas.
Haben wir schon bei Deutschland nur eine Auswahl aus der kulturgeschichtlichen Litteratur treffen, aber doch auch minder umfangreiche Arbeiten berücksichtigen können, so wird es unmöglich, für die übrigen Länder Europas mehr als die hauptsächlichsten Werke anzuführen. Dahin gehört für Frankreich, wenn wir mit Rechts- und Verfassungsgeschichte beginnen, das ausgezeichnete Werk von J. ^[Jacques] Flach, »Les origines de l'ancienne France«, dessen 1. Band (Par. 1886) das »régime seigneurial« des 10. und 11. Jahrh. schildert. Eine umfangreiche und gründliche Geschichte der französischen Ständeversammlungen (»Histoire des États-généraux«, 2. Aufl. 1888,5 Bde.) hat Picot ¶